Der einzige Weg‎ > ‎

IS 19380200 Sie haben Trotzkis Sohn getötet…

IS: Sie haben Trotzkis Sohn getötet…

[Nach Der Einzige Weg. Zeitschrift für die Vierte Internationale. Nr. 3 (März 1938), S. 53]

Eine furchtbare Nachricht, die die gesamte internationale Avantgarde in Trauer versetzt: Leo Sedow, unser Genosse Sedow, Leo Trotzkis Sohn, ist am Morgen des Mittwoch, 16. Februar um halb zwölf verstorben. Vor einigen Tagen in eine Klinik überführt, wegen «Darmverschlingung» operiert, ist unser unglücklicher Genosse einer Infektion erlegen. Soweit die Ärzte.

Um über alle genauen Umstände, die den Tod unseres Genossen verursachten, Klarheit zu verschaffen, haben wir eine gesetzliche Leichenöffnung und eine Untersuchung gefordert. Aber schon jetzt ist es auch ohne Leichenprüfung ganz klar, dass die wahre Ursache für das Ableben unseres Genossen, im jugendlichen Alter von 32 Jahren, in den ungeheuerlichen und systematischen Verfolgungen, Entführungs-, Mord-, Attentats- und Vergiftungsversuchen zu suchen ist, denen er seit vielen Monaten von Seiten der Polizei Stalins ausgesetzt war. Leo Sedows Leib und Seele waren untergraben und zermürbt von fortgesetzter Verleumdung, dauernder Mordandrohung seitens der GPU-Banden, die ihn – bis auf seine sommerliche Erholungsreise nach Antibes verfolgten, neben seiner Wohnung sogar einen Beobachtungsposten einrichteten, ihm – wie Reiss – in Mühlhausen eine Falle stellten, kurz, die aus seinem Leben, in der Erwartung einer günstigen Gelegenheit, ihn physisch zu töten, eine wahre Folter, eine wahre Vorbereitung auf den Tod machten. Der kleinste physische Unfall musste auf diese Weise für unseren Genossen lebensgefährlich werden.

Der geschwächte Organismus eines Menschen, den täglich, weil er sein Leben Lenins und Trotzkis Ideen geopfert hatte, der grässlichste Tod bedrohte, hat nicht standgehalten, angenommen selbst, dass keine direkte Vergiftung vorliegt (was zu entscheiden der Leichenöffnung vorbehalten bleibt).

Darum können wir schon jetzt behaupten: die Henker und Gangster des Stalinismus haben ihn getötet, sie tragen die Verantwortung für den Tod dieses bewährten Kämpfers, dessen allgemeine Verfassung unter anderen Umständen die Operation überstanden hätte.

1919 Funktionär des Komsomol, 1928 mit seinem Vater verbannt, 1929 ausgewiesen, war Leo Sedow der unmittelbarste Mitarbeiter Leo Trotzkis in russischen Fragen geworden. Zweimal in Stalins «gerichtlichen» Provokationen zum Tode verurteilt, hatte Leo Sedow, während sein Vater auf Befehl der GPU von der norwegischen Regierung interniert wurde, in seinem aufsehenerregenden «Rotbuch» die Verteidigung der Moskauer Angeklagten übernommen. Er war, nach Trotzki, Stalins Hauptfeind. Er insbesondere trug zur Entlarvung der Mörder Reiss’ und zur Befreiung Krivitskys und Barmins aus den Klauen der GPU bei. Er war es, der das Redaktionssekretariat des russischen «Bulletin der Opposition» leitete, der einzigen Publikation in der Welt, die mit hoher Autorität den russischen Bolschewismus fortsetzt.

Beide Töchter Trotzkis hetzte Stalin in den Tod, seinen Sohn Sergej mordete er – unter der gemeinen Anklage, Arbeiter vergiftet zu haben – hin, und nunmehr trieb er einen jungen, bewährten und tüchtigen bolschewistischen Kämpfer der russischen Sektion der Vierten Internationale, der seine Frevel mit am besten kannte und am leidenschaftlichsten entlarvte, in den Tod.

Unserem Genossen Leo Trotzki, seiner bewundernswerten und treuen Gefährtin Natalia drücken wir mit den revolutionären Genossen der ganzen Welt unsere Zuneigung und unsere kameradschaftliche Solidarität aus. Die Verbundenheit des revolutionären Proletariats und der wachsende Hass der fortgeschrittenen Arbeiter gegen die Henker des Bolschewismus sind uns ein sicheres Unterpfand dafür, dass das Werk Leo Sedows als Trotzkis Mitarbeiter und als Funktionär unserer russischen Sektion ein lebendiges Symbol proletarischen Muts und proletarischer Hingebung bleiben wird, ein Symbol für die Avantgarde und durch sie für die gesamten Arbeitermassen. Aus Stalins Kerkern entbieten ihm die Bolschewiki-Leninisten, die revolutionären Arbeiter, deren bolschewistische Ehre und deren Leben Sedow verteidigte, brüderlich Ehre und Gruß.

Sei gegrüßt, lieber Genosse Sedow!

Es lebe die Vierte Internationale, die das Andenken der Märtyrer der stalinistischen Reaktion rächen wird!

Es lebe die Weltrevolution! Hoch die Sowjets in der USSR und in der Welt!

Das Internationale Sekretariat für die 4. Internationale.

Das Politische Büro der Internationalistischen Arbeiterpartei (französische Sektion der 4. Internationale).

Die Auslandsdelegation der russischen Bolschewiki-Leninisten (russische Sektion der 4. Internationale).

Die Redaktion «Der Einzige Weg».

Kommentare