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Nr. 3

Der einzige Weg

Zeitschrift für die Vierte Internationale

Herausgegeben von der MAS, RKÖ, IKC unter Mitarbeit des IS

Redaktionssekretariat: Postfach 466. Zürich-Fraumünster

Administration: Dynamo Verlag, L. De Lee, Postbus 296, Antwerpen

Nr. 3 März 1938

Aus dem Inhalt:

Sie haben Trotzkis Sohn getötet …

Leo Trotzki: Spanien – letzte Warnung an die Niederlagenstrategen

Leo Sedow

Aus Stalins Kerkern entbieten ihm die Bolschewiki-Leninisten, die revolutionären Arbeiter, deren bolschewistische Ehre und deren Leben Sedow verteidigte, brüderlich Ehre und Gruß.

Die amerikanische Sektion der 4. Internationale

Preis der Einzelnummer:

Schweiz: -.30 Fr.;

Österreich: -.30 Sch.;

CSR: 2- Kc.;

Frankreich: 2.- Fr.;

Belgien: 2.- Fr.;

Holland: -.15 Fl.;

Skandinavien: -.35 Kr.;

England: 4 d.;

USA: -.10 Doll.;

Palästina: 2- Piast.

Abonnementspreis für 6 Nummern:

Schweiz: 1.50 Fr.;

Österreich: 1.50 Sch.;

CSR: 10- Kc.;

Frankreich: 10- Fr ;

Belgien: 10- Fr ,

Holland: -.80 FI.;

Skandinavien: 2- Kr.;

England: 1/10 Sh.;

USA: -.50 Doll.;

Palästina: 10- Piast.

Mitteilungen der Administration

Dynamo-Verlag (Zürich-Antwerpen-Prag).

Die Editions De Lee, Antwerpen und der Dynamo-Verlag Zürich haben sich zum Dynamo-Verlag Zürich-Antwerpen-vereinigt. Dieser ist organisiert als Genossenschaft und rechtlich eingetragen im Schweizerischen Handelsregister (Zürich). Der Dynamo-Verlag stellt sich die Aufgabe, nicht nur die Literatur der 4. Internationale und insbesondere Werke Leo Trotzkis, sondern auch literarische Arbeiten von diesen nahestehenden Personen und Gruppierungen in deutscher Sprache zu veröffentlichen. Der Dynamo-Verlag besorgt gleichzeitig die Administration der vorliegenden Zeitung. Er ist unabhängig und überparteilich.

Wir fordern alle Personen, die diesen dringend notwendigen Zweck unterstützen wollen, auf, durch Zeichnen von Anteilscheinen die Mitgliedschaft zu erwerben. Die Anteilscheine betragen 15.- Schweiz. Fr.

Weiter fordern wir alle auf, durch Spenden die Verlagstätigkeit zu fördern. Auf Anraten mehrerer Freunde sind wir dazu übergegangen: Bausteine zum Aufbau unseres Verlags herauszugeben. Der Preis für einen Baustein ist festgesetzt auf Schw. Fr. 2.-.

Jeder der mindestens ein Heft, d. i. 10 Bausteine, verkaufen wird, wird als Prämie ein Exemplar von Trotzkis «Verratene Revolution» in deutscher Sprache erhalten.

Werdet Mitglieder des Dynamo-Verlags!

Zeichnet Anteilscheine! Kauft «Bausteine»! Gebt Pressefonds!

Verlags- und Administrationsadressen:

Hauptsitz (Anmeldung der Mitgliedschaft, Ausgabe von Anteilscheinen usw.):

Zürich-Fraumünster, Postfach 466.

Zentrale Administration des Verlags und der Zeitschrift:

Antwerpen, L. de Lee, Postbus 296.

Zahlungen: Postscheckkonto Brüssel 92 535, Bankkonto: Banque de Commerce, Antwerpen.

Administration für CSR und Osteuropa:

Prag-Branik, Georg Kopp, Jezerka 572.

Vertreter für Frankreich:

Paris 10e, c/o Librairie du Travail, 17, rue de Sambre&Meuse.

Vertreter für die Schweiz:

Basel 12, Postfach 42.

Vertreter für Norwegen:

Oslo, Tidskriftforlag «Oktober», fit Olavsgate 31 v. 811.

Bei Bestellungen wende man sich an den nächsten Ländervertreter oder direkt an Antwerpen.

Demnächst erscheint Leo Trotzki:

Stalins Verbrechen

Durch freundliches Entgegenkommen des Jean Christophe-Verlags Zürich sind wir in der Lage, unsern Kunden und Freunden eine Anzahl dieses neusten, die Moskauer Prozesse und ihre Auswirkungen behandelnden Werkes Leo Trotzkis zu einem Spezialpreis von ungefähr 5- Schweiz. Fr. (statt 8.-) abzugeben.

Desgleichen sind wir in der Lage, die beiden Bücher von

Andre Gide: Rückkehr aus Sowjetrussland und Retuschen zu meinen Russlandbuch

zum Spezialpreis von 2.60 Schw. Fr. (statt 3.50) anzubieten.

Bestellungen für diese drei Werke sind zu richten an Dynamo-Verlag, Zürich-Fraumünster, Postfach 466, Schweiz.


Zu kaufen gesucht:

Leo Trotzki: Geschichte der russischen Revolution (S. Fischer) in deutscher Sprache.

Angebote an den Verlag Editions de Lee, Antwerpen.


Soeben erschienen

zum ersten Mal in deutscher Sprache, das neuste Standard-Werk von

Leo Trotzki:

Verratene Revolution

(Was ist die U.S.S.R. und wohin treibt sie?)

Preise: fr. Fr. 26,-; belg. Fr. 25,-; Kc. 25,-; Schw. Fr. 4,-; schwed. u. norweg. Kr. 4,-; engl. Sh. 4,-; pal. Piast. 20,-; holl. Fl. 1,60; dän. K. 4,50; Pengö 3,50; öster. Schil. 5,-; pol. ZI. 5,-; Dinar 40,-; Doll. USA 1,- alle anderen Länder.

Bestellungen beim Verlag:

Editions De Lee, Antwerpen

(Dynamo Verlag Zürich-Antwerpen-Prag). Antwerpen, Postbus 296

Bankkonto: Banque de Commerce. Antwerpen. Postscheckkonto Brüssel 92535

Sie haben Trotzkis Sohn getötet…

Leo Trotzki: Die spanische Lehre - Eine letzte Warnung

Leo Trotzki: Über die „Ultralinken" im Allgemeinen und die unheilbaren im Besonderen

Leo Trotzki: Zum Urteilsspruch der Internationalen Kommission über die Moskauer Prozesse

Zur Lage in Österreich

Neubildung der amerikanischen Sektion der 4. Internationale

Lest die Presse der Vierten Internationale

Unser Wort, Organ der IKD, L. de Lee. Postbus, 296, Antwerpen.

La Lutte Ouvrière, Organ der franz. POI, 15, pass. Dubail, Paris 10.

Revolution, Organ der franz. Jugend (J.S.R.), 15, pass. Dubail, Paris 10.

Quatrième Internationale, theor. Zeitschrift der POI, 15, pass. Dubail, Paris 10.

La Lutte (Indochina), 95 E, rue Lagrandière, Saigon.

La Lutte Ouvrière, Organ der belg. PSR, 24, rue Jaurès, Cuesmes, Belgique.

Revolution, Organ der belg. Jugend (JSR), Maison du Peuple Gilly (Charleroi).

Socialist Appeal, Organ der Soc. Workers Party (USA), 116, University Place, New York City.

The Challenge of Youth, offizielles Organ der Young People’s Soc. League., 116, University Place, New York City.

The New International, Monatsorgan für rev. Marxismus, 116, University Place, New York City.

Bulletin der Opposition (russisch), c/o Librairie du Travail, 17, rue de Sambre-et-Meuse, Paris 10.

IV. International, Organ der mexikan. Sekt, der IV. Internationale, Apartado Postal 8052, Mexico DF.

Oktober (norwegisch), St. Olavsgate 31, v. 811, Oslo.

4. Internasjonale (dänisch), Römersgade 23, Kopenhagen.

De Enige Weg (holländisch), Adrianastraat 150b Rotterdam

Alianza Obrera, Orga., der chilenischen Sekt, der 4. Internationale, Pedro Isla, Casilla 13219, Santiago.

Service d’Information et de Presse, herausg. vom Internationalen Sekretariat für die 4. Internationale. c/o Librairie du Travail, 17, rue de Sambre-et-Meuse, Paris 10.

Wurde Erwin Wolf in Moskau erschossen?

Noch immer ist das Schicksal Erwin Wolfs ungewiss. Seine Schwester hatte am 10. Oktober von der spanischen Gesandtschaft in Prag offizielle Nachricht erhalten, er sei am 13. September aus dem Gefängnis entlassen worden. Etwas später veröffentlichte die stalinistische Prager «Rote Fahne» die Meldung, Wolf habe Spanien verlassen und sich über Marseille nach Marokko begeben. Dies ist natürlich Lüge. Nun vernimmt man anfangs Februar zwei sich widersprechende neue Versionen. Ein sozialistischer französischer Advokat sendet aus Spanien folgende Mitteilung der Behörden: «Erwin Wolf ist noch immer lebend. Er ist nicht mehr in Haft. Er steht unter Aufsicht der Regierungspolizei. Es ist ihm verboten, zu korrespondieren oder Spanien zu verlassen. Man wird nichts gegen ihn unternehmen, ohne vorherigen, alle legalen Möglichkeiten garantierenden Prozess. Vielleicht wird er sogar ohne weiteres nach dem spanischen Kriege frei.» Damit widerspricht die spanische Regierung ihren eigenen früheren Aussagen. Aber schon wenige Tage später meldeten der «Matin» vom 10. Februar, «Politiken» und andere bekannte Zeitungen aus Moskau, dort zirkuliert hartnäckig das Gerücht, Antonow-Owsejenko und Erwin Wolf. ehern. Sekretär Trotzkis, seien nach einem Geheimprozess erschossen worden, Antonow wegen trotzkistischer Umtriebe. Auf Grund aller Tatsachen ist es nicht nur möglich, sondern sehr wahrscheinlich, dass diese Meldung stimmt. In diesem Fall ist die spanische Regierung mitschuldig, durch ihre ablenkenden Nachrichten aktiv mitschuldig an der Entführung und Ermordung Erwin Wolfs. Sollte sie indessen auf ihrem letzten Bericht verharren, dann ist nichts leichter als dessen Bestätigung. Ermögliche sie dem tschechischen Konsul in Barcelona und der juristischen Kommission der CNT, Wolf zu sehen und zu sprechen! Wir verlangen sofortige Freiheit für Erwin Wolf, ferner für Hans Freund (Moulin), den deutschen Emigranten, um den sich keine Regierung bekümmert, für die 25 Anarchisten des Verteidigungskomitees, die mit den Waffen den Stalinisten widerstanden, sich nur auf Drängen ihrer Führer ergaben und vom Tode bedroht sind! Freiheit für alle antifaschistischen und revolutionären Gefangenen in den stalinistischen und Regierungsgefängnissen!

Notizen

6238 Todesurteile!

Moskau, 9. Februar 1938: Im Verlaufe der letzten neuneinhalb Monate wurden nach Angaben der Obersten Staatsanwaltschaft allein vom Obersten Gericht der Sowjetunion und von den obersten Gerichten der einzelnen sowjetrussischen Republiken 6238 Todesurteile gefällt. Die Zahl der Todesurteile, die in der gleichen Zeit von Kriegsgerichten ausgesprochen wurden, ist amtlich nicht bekannt (!), doch dürfte sie gleichfalls mehrere Tausend betragen. 72 Prozent der von den obersten Gerichten Verurteilten waren Mitglieder der Kommunistischen Partei. («Neue Zürcher Zeitung».)

Die Untersuchung in Sachen der Ermordung Ignatz Reiss'.

Diese Untersuchung ist jetzt bis an die Quelle des Verbrechens vorgedrungen. Nach fast fünfmonatiger Nachforschung gaben die Schweizer Behörden eine sehr wichtige offizielle Erklärung ab: das Verbrechen wurde, im Auftrag des Kreml, von GPU-Agenten begangen. Die Bedeutung dieser Erklärung liegt darin, dass die Schweizer Untersuchungsbehörden nicht auf Grund allgemeiner und politischer Erwägungen, wie es die Presse tat, sondern auf dem Wege der kriminalistischen Analyse des Verbrechens zur selben Schlussfolgerung gelangten.

Die Untersuchungsbehörden waren zur Gewissheit gekommen, dass am Mord Pseudoangestellte der Pariser Handelsvertretung, in Wirklichkeit GPU-Leute beteiligt waren, und zwar Beletzki, Sokolow, Grosowski und Frau Grosowskaja, Gehilfen und Verbindungsleute des Pariser GPU-Residenten, der von der diplomatischen Immunität gedeckt in der Gesandtschaft sitzt.

Sokolow, Beletzki und Grosowski konnten sich rechtzeitig verbergen Niemand hat sie verhaftet. «Freundschaftliche Einflüsse» spielten ihre Rolle. In Paris blieb nur die Grosowskaja. Eben dieser hatte Ignaz Reiss am 18. Juli '37 in einem Pariser Café den Brief übergeben, in dem er Moskau seine Trennung mitteilte: und diese war es auch, die Reiss’ Brief dem sich damals in Paris aufhaltenden Vorgesetzten, dem stellvertretenden Vorsitzenden der auswärtigen Abteilung der GPU, Spiegelglass, weiterleitete. Spiegelglass gab nach telegraphischer Verständigung mit Moskau den Befehl zur Ermordung des Gen. Reiss und übernahm selbst die Organisierung des Mords.

Nach einem Verhör in Paris am 15. Dezember wurde die Grosowskaja am 17. Dezember auf Ansuchen des Schweizer Untersuchungsrichters, der ihre Auslieferung an die Schweiz verlangte, verhaftet. Aber die stalinistische Gesandtschaft blieb nicht untätig. Alle Mittel und Beziehungen wurden in Bewegung gesetzt. Am 20. Dezember traf die Pariser Kammer für Anklageerhebung im Schnellverfahren und ganz im Geheimen (nicht einmal der die Sache bearbeitende Untersuchungsrichter wusste etwas von der Sitzung) die Entscheidung, die Grosowskaja gegen eine Kaution von 50.000 Franken und schriftliche Verpflichtung, Frankreich nicht zu verlassen, in Freiheit zu setzen. Die Spezialisten sagen, dass es für eine derartige Entscheidung keine Präzedenzfälle gibt. Die französischen Zeitungen bezeichneten sie als «verblüffend», und die Schweizer Behörden verhehlten ihre Gereiztheit nicht. Gewöhnlich liefert die Kammer für Anklageerhebung den Verbrecher an die Gerichtsbehörden des anderen Landes aus oder lehnt die Auslieferung ab. Im vorliegenden Falle wurde eine «geschmeidigere» Entscheidung gefunden.

Nach der Freilassung wohnte Grosowskaja bei einem der stalinistischen «Diplomaten» und entzog sich im Gesandtschaftsauto der polizeilichen Überwachung. Am 24. Januar ist sie, wie zu erwarten war. verschwunden. (Über eine Woche nach ihrem Verschwinden teilten die Behörden dann allen Grenzstellen… das Signalement der Grosowskaja mit).

Grosowskaja ist nicht aus eigener Initiative geflohen. Diejenigen. die für sie 50.000 Franken hinterlegten und ihr das Gesandtschaftsauto zur Verfügung stellten, haben sie entführt. Sie wussten sehr gut, welche «Unannehmlichkeiten» ihnen diese Handlungsweise eintragen würde: wenn sie sich trotzdem dazu entschlossen, so weil sie keinen anderen Ausweg hatten. Von zwei Übeln galt es das kleinere zu wählen; Hauptsache war, um jeden Preis dem Schweizer Gericht zu entgehen. Einen besseren Schuldbeweis kann es kaum geben! Mit der Organisierung von Grosowskajas Flucht hat Stalin, über seine Pariser Gesandtschaft, offen bescheinigt, dass er der Anstifter von Ignaz Reiss’ Ermordung ist. Man kann die Litwinow und Suritz nur bedauern, die – zu so unpassender Zeit! – vom Obersten Sowjet den Auftrag erhielten, sich mit Protesten gegen die Asylrechtsgewährung für «Terroristen» an den Quai d’Orsay zu wenden. Oh, selbstredend nicht gegen das Asylrecht für die, die Reiss ermordeten, Wolf, Rein u.a.m. verschleppten. Nicht die Beletzki, Grosowski & Co hatten Schdanow und Molotow im Auge. Terroristen heißen in der stalinistischen Terminologie nicht die, die schießen, sondern die, auf die geschossen wird.

Sollte Suritz Beweise für die terroristische Tätigkeit gewisser Ausländer «russischer Herkunft» in Frankreich (Schdanow dixit) brauchen, so würden wir ihm darüber mit Vergnügen interessante Dinge mitteilen, wenn sie auch Beletzki betreffen. Dieser instruierte die Mörderin Schildbach und stellte sie, da er ihr nicht ganz traute, unter Beobachtung. Er war es, der die Schildbach in demselben Hotel wie den physischen Mörder des Gen. Reiss, Rossi, unterbrachte und sie dort noch einige Tage vor der Ermordung besuchte. Er ließ Rossi und Schildbach durch einen Verbindungsmann die mit Strychnin gefüllten Bonbons und Schokolade überbringen, die für Ignaz Reiss, seine Frau und sein Kind bestimmt waren. Als Zeugen für «Beletzkis» Tätigkeit könnten eine Reihe von Personen zitiert werden, z.B. die deutsche Emigrantin F., die nach Reiss’ Ermordung mit Beletzki & Co brach. Sie könnte erzählen, wie Beletzki zu ihr ins Hotel kam und ihr drohte, dass, wenn sie nicht sofort nach Moskau führe, sie dasselbe Schicksal ereilen würde wie Reiss. Kaum dürften diese Mitteilungen Suritz interessieren. Es ist aber anzunehmen, dass sie das Schweizer Gericht interessieren.

Rossi war auch zur Ermordung Trotzkis ausersehen.

Wir besitzen Angaben, die zu sagen erlauben, dass der physische Mörder des Gen. Reiss, Rossi (alias Roux) von Stalin auch für die Rolle des Mörders des Gen. Trotzki ausersehen war. Wir begnügen uns heute mit der Mitteilung, dass unter Rossis Sachen gefunden wurden: ein Plan der Stadt Mexiko und Umgebung, ein Straßenverzeichnis Mexikos, eine geographische Karte Mexikos, eine Reihe amerikanischer Adressen und vor allem die Abschrift eines Gesuchs Rossis an das mexikanische Konsulat mit der Bitte um ein Einreisevisum für Mexiko. Wir werden auf diese Frage demnächst zurückkommen.

E-j

(Aus dem russischen Bulletin der Opposition, Nr. 62-63, Februar 1938).

Eine neue GPU-Provokation gegen L. D Trotzki.

Nach einer Reihe kleinerer Provokationen gegen L. D. Trotzki ist die GPU zu einer Aktion «großen Stils» übergegangen, die übrigens so plump und stümperhaft zubereitet wurde, dass sie in Mexiko nichts als Abscheu hervorrief.

Durch ihre Presse, mit Versammlungen und in der ganzen Stadt angeklebten Plakaten verbreiteten die ortsansässigen Stalinisten das Gerücht. Gen. Trotzki bereite zusammen mit General Villareal und mit Reaktionären, dem General Cedillo und Professor Vasconcelos, in Mexiko… einen faschistischen Umsturz vor.

Diese Provokation erlitt dank Diego Rivera. dem bekannten Maler und Freund Trotzkis, den verdienten Schiffbruch. Bei einem speziellen Empfang der Journalisten erklärte Diego Rivera, dass die Stalinisten mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen möchten: vor allem Trotzki des Asylrechts in Mexiko berauben dem einzigen Lande auf der Welt, das ihm Gastfreiheit gewährt; ferner den Präsidenten Cárdenas davon überzeugen, dass im Kampfe gegen den Faschismus Moskaus Unterstützung für ihn die einzige Rettung sei. Diego Rivera erklärte, dass die Stalinisten sich nicht scheuen würden, einige Millionen zur Inszenierung eines pseudofaschistischen Aufstands auszugeben, um damit die Öffentlichkeit einzuschüchtern und in Moskaus Arme zu treiben. Stalin braucht Mexiko aber, um daraus eine Basis der Erpressung und des Drucks auf die Washingtoner Regierung zu machen, an deren Unterstützung Stalin so viel liegt.

An dem Empfang der Journalisten nahm, auch General Villareal teil, der sagte, er verstünde nicht, wieso die Stalinisten, «wenn sie bei gesundem Verstande sind, die lächerliche und unglaubliche Beschuldigung aufstellen können, dass ich (Villareal) «politische Kombinationen» mit Trotzki anzettle und dass ich ein Faschist sei». Diego Rivera sprach die Vermutung aus, die Stalinisten versuchten ihre Verleumdung wohl damit zu begründen, dass die Kommission zur Untersuchung der Moskauer Prozesse den General Villareal – einen der Geistesväter der mexikanischen Revolution – aufgefordert hatte, an ihren Arbeiten teilzunehmen. Die Mexikaner, schloss Diego Rivera, haben sich jetzt an eigener Erfahrung überzeugt, welch gemeiner Verleumdungen sich die Stalinisten bedienen, um ihre Ziele zu erreichen.

Kommunisten wollen gegen Unterstützung der französischen Regierung Chautemps' Beistand gegen Trotzkisten erschachern

Schdanow, Vorsitzender der Kommission für Äußeres der Sowjetregierung, und der Herr Ministerpräsident Molotow erinnerten sich plötzlich ihrer Beziehungen zu Frankreich. Sie beklagen sich über die «Ermunterung aller Art Verbrecher bürgerlicher russischer und nichtrussischer Herkunft, die auf französischem Boden sich mit Antisowjettätigkeit abgeben und offen ihre Missetaten gegen Sowjetpersönlichkeiten und Sowjetorganismen vorbereiten». «Ist das dem sowjetisch-französischen Freundschaftspakt konform?», fragen sie, und drohen: «Unser Außenamt wird sich gewiss damit zu beschäftigen haben».

Die Beschwerde ist absichtlich unklar gehalten. Unter den sowjetfeindlichen «Abenteurern», «Schlangennestern», «verbrecherischen Terroristenorganisationen» und «Diversionsagenten» auf Frankreichs Boden sollen sowohl die Weißgardisten wie auch die Trotzkisten verstanden werden. Doch Stalins Skobline tun schon das ihre, um die weißgardistischen Organisationen zu zersetzen oder unter die Haube der GPU zu bringen – ohne dass diese dabei von ihrem konterrevolutionären Wesen das Geringste preiszugeben hätten, – als dass dies Gegenstand diplomatischer Noten werden müsste.

Man kann mit Sicherheit annehmen, dass der französischen Regierung gleichzeitig mit den offiziellen Erklärungen ganz konkrete Pläne betr. Ausweisung Sedows, Victor Serges, Ciligas usw., Verbot des russischen Bulletins der BL, Repressalien gegen die französische trotzkistische Bewegung unterbreitet wurden.

Nicht von ungefähr erinnerte sich Stalin dieser «Freundespflichten» Frankreichs der Sowjetbürokratie gegenüber just während der französischen Regierungskrise. Zu seinem großen Leidwesen ist der alte GPU-Agent J. Duclos doch nicht Innenminister geworden. Die neue Chautemps-Regierung aber braucht noch die Unterstützung oder mindestens Enthaltung der stalinistischen Kammerfraktion. Eine Hand wäscht die andere. Auf Stalins Geheiß sind Thorez-Cachin-Duclos zu neuem Arbeiterverrat bereit gegen eine kleine persönliche Gefälligkeit für Stalin und seine Clique.

Was einen überrascht, ist die Frechheit, mit der der antitrotzkistische Kampf zum Gegenstand der offiziellen Staatsdiplomatie gemacht wird, nicht einem willfährigen Norwegen, sondern dem mächtigen Frankreich gegenüber. Stalin soll froh sein, wenn ihm die neue Regierung verspricht, über die Verbrechen der GPU in Frankreich nach wie vor ein Auge zuzudrücken, sich auf warnende Winke beschränkend. Die französische Polizei ist viel besser unterrichtet, als sie sich den Anschein gibt. Es ist gar nicht ausgeschlossen, dass die Kommunisten die vorige Chautemps-Blum-Regierung mit zu Fall brachten, weil Innenminister Dormoy (SFIO) damit zu drohen begann, nach den Enthüllungen über das faschistische Komplott den Scheinwerfer auch auf die GPU zu richten. Es stehen uns gewiss noch manche Enthüllungen bevor. Wie die bisherigen Affären (Reiss, Attentatsversuch gegen Sedow, Diebstahl der Trotzkiarchive usw.) zeigten, stützt sich die GPU mit Vorliebe auf Weiße.

w. st.

Resolution des Internationalen Sekretariats für die 4. Internationale

Nach Kenntnisnahme der Zeitschrift «Das Freie Wort», Nr. 1, die sich als «Monatsschrift der IKD» bezeichnet, legt das IS Wert darauf zu erklären, dass einzig die IKD, die «Unser Wort» zum Organ hat, Sektion der 4. Internationale ist.

Die Gruppe «Das freie Wort» hat nicht im Geringsten das Recht, sich auf die IKD und die Organisation der 4. Internationale zu berufen, mit welchen sie gebrochen hat.

Der Inhalt der Zeitschrift «Das freie Wort» zeigt, dass diese Gruppe im Grundlegenden unserem Programm vollkommen fremde Positionen vertritt.

Diese kleine Gruppe glaubte, diese Meinungsverschiedenheiten hinter dem Schein formeller und persönlicher Zwistigkeiten verstecken zu müssen, was genügt, um ihr einen recht eigentümlichen Charakter zu verleihen.

Das IS fordert alle Genossen und Freunde der Vierten Internationale auf, die IKD und ihr Organ «Unser Wort» tatkräftigst zu unterstützen.

23. 1. 1938

Dynamo Verlag

Zürich - Antwerpen - Prag

In unserem Verlag sind bisher erschienen:

L. Sedow:

Rotbuch über den Moskauer Prozess.

L. Sedow, der Sohn Trotzkis, der einzige Angeklagte, der sich frei äußern konnte, gibt die beste juristische, politische und psychologische Analyse des Prozesses, die als Grundlage der Gegenprozesse und der internationalen Untersuchungskommission dient.

Mit einem Anhang: Der Prozess von Nowosibirsk als vorbereitende Etappe zum nächsten großen Prozess.

Leo Trotzki:

Wohin geht Frankreich?

Eine 100 Seiten starke Broschüre, die Trotzkis Aufsätze über die französische politische und soziale Krise aus der Periode von Februar 1934 bis zu den Junistreiks 1936 enthält. Die beste Analyse der gegenwärtigen politischen Lage Frankreichs!

Arbeiterstaat, Thermidor und Bonapartismus

Die Vierte Internationale und die USSR

Die «Terroristen»-Prozesse in der USSR.

Die Vierte Internationale und der Krieg

Franz Heller:

Arbeiterrevolution in Spanien.

An unsere Leser!

Die Herausgabe eines Werks wie Trotzkis «Verratene Revolution» kostet eine Menge Geld! Unser junger Verlag hat mit großen finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Helft uns! Werdet Mitglied unserer Genossenschaft! Zeichnet Anteilscheine!

Dynamo Verlag.

Mitteilung der Redaktion: Genossen, helft unserer Zeitschrift durch Sammeln von Pressefonds und Werben von Abonnenten! Sendet uns Literatur, Informationen und Artikel aller Art. Redaktionsschluss der nächsten Nummer am 20. März 1938.

Verantwortlich für die Schriftleitung: Walter Nelz, Postfach 466, Zürich-Fraumünster.

Herausgeber • L. de Lee, Antwerpen.

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