Anglo-Russisches (gewerkschaftliches Einheits-)Komitee: von sowjetischen und britischen Gewerkschaftsvertretern im Mai 1925 zur Bekämpfung der Kriegsgefahr gebildet. Die britischen Gewerkschaftsführer nutzten es als linkes Alibi, um sich gegen Kritik von links abzuschirmen. Die sowjetische Führung unter Stalin und Bucharin sah in ihm eine Unterstützung ihrer Außenpolitik, besonders für eine diplomatische Anerkennung durch Großbritannien. Die Russen unterstützten das Komitee selbst dann noch, als seine britischen Mitglieder den Generalstreik 1926 verrieten. Als das Komitee den englischen Reformisten nicht mehr nützte, ließen sie es im September 1927 platzen. „Der Ausgangspunkt des anglo-russischen Komitees lag (…) in dem ungeduldigen Bestreben, die junge und sich zu langsam entwickelnde Kommunistische Partei zu überspringen. Dieser Umstand gab dem ganzen Experiment schon vor dem Generalstreik einen falschen Charakter. (…) Es war für den Generalrat natürlich nicht leicht, als offener Streikbrecher [des Generalstreiks] mehrere Monate hindurch dieses Ende [des Bergarbeiterstreiks] abzuwarten. Gerade für diese sehr kritische Periode hat der Generalrat das anglo-russische Komitee zu seiner politischen Deckung gegenüber den Massen gebraucht. Auf diese Weise wurden die Fragen des tödlichen Klassenkampfes zwischen dem englischen Kapital und dem Proletariat, zwischen dem Generalrat und den Bergarbeitern gleichsam zu Fragen einer freundschaftlichen Diskussion — zwischen den beiden Verbündeten des Blocks, dem englischen Generalrat und dem Allrussischen Zentralrat der Gewerkschaften über das Thema, welcher der beiden Wege der bessere sei: der Weg der Verständigung oder der Weg eines isolierten Wirtschaftskampfes — verwandelt.“ (Trotzki, Die Internationale Revolution und die Kommunistische Internationale (1928), in: ders., Die Dritte Internationale nach Lenin. Berlin 1993, S. 173, 175) |
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