J. Stalin schrieb damals von der Südfront an Lenin: „Ihren ,Entwurf der Thesen zur nationalen und kolonialen Frage' für den 2. Kongress der Kommunistischen Internationale habe ich am 11. Juni erhalten. Ich habe im gegenwärtigen Moment keine Möglichkeit, mich ausführlich und eingehend über die Thesen zu äußern (keine Zeit), aber auf eine Lücke in diesen Thesen möchte ich ganz kurz hinweisen. Ich meine das Fehlen eines Hinweises auf die Konföderation als einer der Übergangsformen zur Annäherung der Werktätigen der verschiedenen Nationen. Für die Nationen, die zum alten Russland gehörten, kann und muss man unseren Sowjettypus der Föderation für zweckmäßig halten als einen Weg zur internationalen Einheit, Die Gründe sind bekannt: diese Nationalitäten hatten entweder in der Vergangenheit keinen eigenen Staat oder haben ihn längst verloren. Deshalb kann ihnen der (zentralisierte) Sowjettypus der Föderation ohne besondere Reibungen angepasst werden. Man kann nicht das gleiche sagen von den Nationalitäten, die nicht zum alten Russland gehörten, die als selbständige Staaten existierten, einen eigenen Staat entwickelten und die, wenn sie zu Sowjetstaaten werden, durch die Macht der Tatsachen gezwungen sein werden, diese oder jene staatlichen Beziehungen zu Sowjetrussland herzustellen, zum Beispiel, ein künftiges Sowjet-Deutschland, -Polen, -Ungarn, -Finnland. Diese Völker, die ihr eigenes Staatswesen, ihre eigene Armee, ihre eigenen Finanzen haben, werden, sobald sie Sowjetstaaten geworden sind, wohl kaum sofort damit einverstanden sein, eine föderative Verbindung mit Sowjetrussland einzugehen wie die baschkirische oder die ukrainische Republik (in Ihren Thesen machen Sie einen Unterschied zwischen dem baschkirischen und dem ukrainischen Typus der föderativen Verbindung, aber in Wirklichkeit gibt es einen solchen Unterschied nicht, oder er ist so gering, dass man ihn gleich Null setzen kann): denn eine Föderation vom Sowjettypus würden sie als eine Form betrachten, die ihre staatliche Selbständigkeit verringert, als ein Attentat auf ihre Selbständigkeit. Ich zweifle nicht daran, dass für diese Nationalitäten die annehmbarste Form der Annäherung eine Konföderation wäre (ein Bund selbständiger Staaten). Ich will schon nicht von den rückständigen Nationalitäten reden, z. B. von Persien oder der Türkei, für die der Sowjettypus der Föderation und überhaupt die Föderation noch viel weniger annehmbar wäre. Ausgehend
von diesen Erwägungen glaube ich, dass man in den betreffenden
Paragraphen Ihrer Thesen, der von den Übergangsformen der Annäherung
der Werktätigen der verschiedenen Nationen handelt (neben der
Föderation), die Konföderation
hineinbringen
muss. Eine solche Korrektur würde den Thesen eine größere
Elastizität geben, sie durch eine weitere Übergangsform der
Annäherung der Werktätigen der verschiedenen Nationen bereichern
und den Nationalitäten, die früher nicht zu Russland gehörten, die
staatliche Annäherung an Sowjetrussland erleichtern.“ [Lenin, Sämtliche Werke, Band 25] |
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