Der
Kongress der Funktionäre der Volksuniversitäten fand im Januar 1908
in Petersburg statt, nach ihm der 1. Reichskongress der Vertreter der
genossenschaftlichen Organisationen im Frühling 1908 in Moskau; er
wurde von der Polizei ausgelöst Der erste Reichskongress der Frauen
Russlands tagte vom 10./23. bis 16./29. Dezember 1908 in Petersburg.
Auch der 1. Reichskongress der Fabrikärzte im April 1909 in Moskau
wurde von der Polizei aufgelöst. Der erste Reichskongress zum Kampfe
gegen die Trunksucht fand vom 28. Dezember 1909/10. Januar 1910 bis
zum 6./19. Januar 1910 in Petersburg statt. An allen diesen
Kongressen nahmen auch Vertreter der Arbeiter teil, die besondere
Arbeitergruppen bildeten, Über die Frage dieser Beteiligung gab es
innerhalb der Sozialdemokratischen Partei einen ziemlich langen und
scharfen Kampf: auf der einen Seite waren die Otsowisten,
welche die Bedeutung der legalen Möglichkeiten nicht verstanden, der
Ansicht, dass die Sozialdemokratie an diesen Kongressen nicht
teilnehmen soll, da sie nur den Zweck verfolgten, die Arbeiter auf
den Weg der reformistischen Politik zu führen: z. B. die Moskauer
Otsowisten und Ultimatisten
bezeichneten
die Teilnahme am Kongress der Betriebsärzte als einen Verrat an der
Sache des Proletariats. Auf der anderen Seile waren die Menschewiki
bestrebt,
diese Kongresse in rein opportunistischem Geiste auszunützen, wobei
sie den Ton der Reden der Arbeiter in jeder Weise zu mäßigen
suchten, um die Kongresse nicht durch „extreme“ Losungen zu
„erschrecken“, da es notwendig sei, die Liberalen von der
Zweckmäßigkeit der vorgeschlagenen Reformen zu überzeugen. Die
Bolschewiki
erklärten,
dass unter den gegebenen Verhältnissen die Ausnützung derartiger
Kongresse nicht nur ein Recht, sondern eine Pflicht sei. „Man muss
sich dabei nur dessen bewusst sein, dass die Sozialdemokraten auf
solche Kongresse nur zu dem Zwecke gehen, um diese wenn auch
bescheidene Möglichkeit zur sozialdemokratischen Agitation unter den
Arbeitern auszunützen". So schrieben die Bolschewiki im
Zentralorgan der Partei, dem „Sozialdemokrat“. [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 4, Anm. 15] |
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