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Monopolkapitalismus und Staatskapitalismus

Die Monopole der mächtigen Kapitalistenverbände, nämlich der Trusts und Syndikate, d. h. die ausschließliche oder fast ausschließliche Herrschaft dieser Verbände in der kapitalistischen Wirtschaft. die vom Finanzkapital (d h. dem miteinander verschmolzenen Industrie, und Bankkapital) vermittels der Banken geleitet werden, bilden das wichtigste und wesentlichste Merkmal des Imperialismus. „Wäre eine möglichst kurze Definition des Imperialismus erforderlich – sagt Lenin in seinem Werk „Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“ –, so müsste man sagen, dass der Imperialismus das monopolistische Stadium des Kapitalismus ist“ (Sperrung von uns. D. Red.). Dieser Monopolkapitalismus eben, durch den die Epoche des Imperialismus gekennzeichnet wird, verwandelte sich während des imperialistischen Weltkrieges in den monopolistischen Staatskapitalismus. Es muss zwischen dem Staatskapitalismus in einem proletarischen Staat und dem Staatskapitalismus in einem bürgerlichen Staat unterschieden werden. Im proletarischen Staat ist er der von der proletarischen Staatsmacht im Interesse des Proletariats regulierte privatwirtschaftliche Kapitalismus, z B. Konzessionen oder Betriebe, die Privatpersonen vom Staat pachten (siehe Artikel „Über ,linke' Kinderei und Kleinbürgerlichkeit". Kap. III und IV). Im bürgerlichen Staat versteht man unter Staatskapitalismus entweder kapitalistische Unternehmungen oder ganze Wirtschaftszweige (z. B. Eisenbahnen), die sich in den Händen des bürgerlichen Staates oder, mit anderen Worten, in den Händen der Bourgeoisie als Klasse befinden, oder schließlich auch die privatwirtschaftliche kapitalistische Industrie, Landwirtschaft und Handel, insofern sie vom bürgerlichen Staal im Interesse derselben Bourgeoisie reguliert werden. Während des imperialistischen Krieges wurde eine derartige Regulierung und Normierung der kapitalistischen Produktion und Verteilung in den kriegführenden Ländern erheischt durch die Bedürfnisse der „Vaterlandsverteidigung“ und des „Krieges bis zum siegreichen Ende“, der um die räuberischen, annexionistischen Ziele, die sich die Bourgeoisie jedes kriegführenden Landes gestellt hatte, geführt wurde. Diese staatliche Regulierung von Produktion und Verteilung nennt Lenin hier „Prozess der Umwandlung des monopolistischen Kapitalismus in einen staatsmonopolistischen Kapitalismus“. Auf diesen „Umwandlungsprozess" hat Lenin des öfteren auch schon in anderen, früheren Arbeiten hingewiesen. So schrieb er beispielsweise im Artikel „Eine Wendung in der Weltpolitik", der im Januar 1917 verfasst wurde: „Der Weltkapitalismus, der … am Anfang des 20. Jahrhunderts in den monopolistischen Kapitalismus, d. h. in den Imperialismus hinüber gewachsen ist, hat während des Krieges einen beträchtlichen Schritt vorwärts getan, nicht nur zu einer noch umfangreicheren Konzentration des Finanzkapitals, sondern auch zu seiner Umwandlung in den Staatskapitalismus“. Dabei sah er das Anzeichen eines solchen „beträchtlichen Schritts vorwärts“ gerade im Übergang zur staatlichen Regulierung der Wirtschaft. „Wie reif die moderne Gesellschaft für den Übergang zum Sozialismus geworden ist“ – schrieb er in demselben Artikel –, „hat gerade der Krieg gezeigt, als die Anspannung der Kräfte des Volkes dazu zwang, zur Regulierung des gesamten Wirtschaftslebens von über 50 Millionen Menschen durch ein Zentrum überzugehen“ (es handelt sich um Deutschland: siehe ebenda, S. 489 f). Von den Arbeiten Lenins, die im vorliegenden Band erscheinen, befasst sich der Artikel „Über ,linke' Kinderei und Kleinbürgerlichkeit“ eingehend mit der Frage des Staatskapitalismus in den imperialistischen Ländern während des Krieges und mit der Bedeutung des Staatskapitalismus für die proletarische Revolution. [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 7, Anm. 2]

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