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Resonanz auf die bolschewistische Friedensnote

Mit dieser Note beginnt der Kampf der Sowjetregierung für den Frieden, der durch das Friedensdekret des Zweiten Sowjetkongresses verkündet wurde. Die Note war eine praktische Maßnahme der Regierung in diesem Kampf. Es folgte sofort ein Appell an die neutralen Länder und die Vorbereitung der Friedensverhandlungen begann.

Die Note machte in den Arbeiterkreisen Deutschlands und Österreichs einen großen Eindruck. Nachfolgende Auszüge aus sozialdemokratischen Zeitungen, die zur Vaterlandsverteidiger-Mehrheit gehörten (die Wiener Arbeiterzeitung war eine sozialdemokratische Zeitung reinsten Wassers), wurden zweifellos unter dem Einfluss der Gefühle der arbeitenden Massen geschrieben, die durch den Kampf der Sowjetregierung für den Frieden verursacht wurden.

Hier zum Beispiel die Darstellung des Artikels der „Leipziger Volkszeitung" in der „Zeitung der Arbeiter- und Bauernregierung“ Nr. 23:

Die „Leipziger Volkszeitung" vom 11. November analysiert in dem Artikel „Dringende Entscheidung" die Bedeutung der Note des Genossen Trotzki, die alle kriegführenden Parteien förmlich dazu einlud, unverzüglich Verhandlungen über den Abschluss eines allgemeinen Waffenstillstands zu beginnen, und legt großen Wert darauf. Jetzt müssen Berlin und Wien ja oder nein sagen. Laut der Zeitung haben die Aktionen der russischen Regierung einen großen Eindruck auf die französischen Arbeitermassen gemacht und unter ihrem direkten Einfluss gab es die bekannte Demonstration in Lyon. Die französischen Sozialdemokraten schickte begeisterte Grußtelegramme an die russische Regierung. Im Kommentar zur Note des Genossen Trotzki kennzeichnet die Zeitung die Festigkeit der russischen Regierung in der Friedensfrage, die den unzuverlässigen General Duchonin sofort entlassen und ihrer Standhaftigkeit bei der Erreichung seines demokratischen Friedensprogramms bewiesen habe. Das vom Klassenbewusstsein durchdrungene Proletariat Deutschlands unterstützt dieses Programm ganz und sucht ebenso wie die wahren Vertreter des russischen Volkes den Frieden im Sinne der Zimmerwalder Prinzipien. Die Zeitung protestiert gegen den Wunsch nach Abschluss eines Waffenstillstands auf der Grundlage von Kriegsrecht und verlangt, dass der Vorschlag der russischen Regierung nur unter dem Gesichtspunkt eines Kompromissfriedens betrachtet werde. Sie schließt ihre Äußerungen mit folgenden Worten ab: „Der Appell der Sowjetregierung ist kein Appell eines mit den Zähnen knirschenden besiegten Feindes, sondern ein Appell an den Friedenswillen der deutschen Regierung: Diese Regierung muss entscheiden.“

Wir geben eine Darstellung des Artikels „Buchanan und Trotzki" der Wiener „Arbeiter-Zeitung" – , der am 2./19. Dezember 1917, in der gleichen Zeitung stand.

Die allgemeine Idee läuft darauf hinaus, dass ein Revolutionär wie Trotzki, dem die europäischen Regierungen vor ein paar Monaten den Aufenthalt verweigert hatten und der im letzten Jahr französische, spanische, englische und russische Gefängnisse kennengelernt hatte, jetzt an der Spitze des großen Russlands steht. Buchanan, der vor wenigen Monaten Trotzki schamlos verleumdete und der ein Werkzeug des anglo-amerikanischen Kapitals ist, das den Friedenswillen des russischen Volkes brechen und das russische Volk wieder seinen Interessen unterordnen will, hat jetzt seinen größten Gegner in Trotzki, der jetzt über das Schicksal der anglo-russischen Übereinkunft entscheidet.

Buchanan ist der Vertreter der Anhänger des „Krieges bis zum Ende", und Trotzki ist der Kommissar des Friedenswillens der russischen Arbeiterklasse, die Kette aus Eisen und Gold zu zerreißen sucht, die sie ans britische Kapital fesseln.

Das Duell dieser beiden Personen ist ein Symbol für den großen Kampf unserer Zeit: des Kampfs des Proletariats mit dem Kapital. Die Zeitung bringt auch eine kurze Biographie Trotzkis über den Zeitraum 1905-1917.“

Die russische „sozialistische Presse" hat auf diese Note ganz anders reagiert. Diese Presse war ideologisch und manchmal materiell mit dem bürgerlichen Russland verbunden, völlig durchtränkt von Ententophilie, unterstützte die ganze Zeit die imperialistische Politik der Regierung von Lwow und Kerenski – und reagierte auf die Note mit unverhohlener Bosheit. Mit einer Stimme erklärte diese Presse, dass die Friedenspolitik des Rates der Volkskommissare Russland zur Zerstückelung führe, es in die Hände der österreichisch-deutschen Imperialisten verrate.

Zum Beispiel glaubte Rabotschaja Gaseta, dass die Bolschewiki den letzten Tropfen der Widerstandskraft Russlands zerstört hätten, aber trotzdem brächten sie keinen Frieden und könnten keinen bringen.

Der Frieden auf Kosten Russlands ist die Politik des Genossen Trotzki. Kein demokratischer Frieden ohne Annexionen und Kontributionen, sondern ein „schmutziger Frieden", ein Frieden mit dem Abtreten Litauens und Kurlands und vielleicht auch einiger anderer Gebiete an Deutschland“. (Djelo Naroda).

Sogar das links-sozialrevolutionäreSnamja Truda" nahm diese Friedenspolitik als ein „Va Banque“-Spiel wahr, eine Krise zu forcieren, seine Macht oder die Front und das Hinterland in einem einzigen Katastrophe der „eigenmächtigen Demobilisierung" zu verspielen. Und für diese Zeitung war der Kampf unserer Partei für Frieden nur ein Parteimanöver. „Wenn dieses vorbei ist, ist werden er (d.h. Lenin. Hg.) und seine Regierung politisch fertige Menschen sein."

Die ganze Presse betrachtete die Friedenspolitik als utopisch. Dies hat „Snamja Truda" aus Anlass dieser Note geschrieben:

In der gegenwärtigen Lage, vor der Lösung der Machtkrise, ist das Dekret über den Waffenstillstand so viel wie die Resolutionen, die zu Tausenden bereits in der Luft der Russischen Republik schweben." [Trotzki, Sotschinenija 3.2]

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