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Rykows Standpunkt zum Wirtschaftsaufbau

Die Frage der Zusammenfassung der Wirtschaftskommissariate wurde von Rykow lange vor dem 9. Parteitag der KPR aufgeworfen. Rykow wies in einem Koreferat zur Frage des wirtschaftlichen Aufbaues darauf hin, dass „alle Kongresse der Volkswirtschaftsräte und überhaupt alle Kongresse, die irgendeinen Zusammenhang mit der Industrie haben, mit allem Nachdruck die Beseitigung des Kampfes zwischen den einzelnen Institutionen gefordert haben“. Lenin polemisierte gegen folgende Stelle aus Rykows Rede: „Das erste, was wir tun müssen, besteht darin, die Politik der Kommissare nicht nur auf dem Papier, sondern in der Praxis in Übereinstimmung zu bringen und sie in dem einen oder anderen Kommissariat zu vereinigen, wobei es nicht wichtig ist, ob das im Obersten Volkswirtschaftsrat, dem Kommissariat für Ernährungswesen, dem Kommissariat für Verkehrswesen, dem Kommissariat für Landwirtschaft usw. geschieht … Sonst kommen wir nicht über den toten Punkt hinaus.“ Lenin war der Auffassung, dass die allgemeine Leitung der Tätigkeit der Wirtschaftskommissariate nicht einem einzelnen dieser Kommissariate übertragen werden muss, sondern dem „Rat für Arbeit und Verteidigung“, Das wurde auch bei der Umbildung des Rates der Verteidigung in den Rat der Arbeit und Verteidigung berücksichtigt. Der Rat der Arbeit und Verteidigung ist seit 1921 die höchste Zentralstelle für alle wirtschaftlichen Institutionen des Landes. [Lenin, Sämtliche Werke, Band 25, Anm. 84]

Rykow, der auf dem IX. Parteitag der KPR(B) zur Frage des Wirtschaftsaufbaus als Korreferent sprach, stellte folgende These auf: „Das erste, was wir tun müssen, ist, die Politik der Kommissare nicht nur auf dem Papier, sondern in der Tat in Einklang zu bringen und die Kommissare in dem einen oder anderen Kommissariat zusammenzufassen, wobei es nicht wichtig ist, ob das im Obersten Volkswirtschaftsrat, im Volkskommissariat für Ernährungswesen, im Volkskommissariat für Verkehrswesen, im Volkskommissariat für Landwirtschaft usw. geschieht“.

Im Schlusswort begründete Rykow seinen Standpunkt folgendermaßen: „Der Haupteinwand, der hier gemacht wurde, war der Einwand Lenins, der darauf hinwies, dass der Rat für Arbeit und Landesverteidigung und der Rat der Volkskommissare für die Zusammenfassung der Tätigkeit da seien. Ich habe darauf hingewiesen, dass das zu wenig ist, dass sich dort ein Kampf unter den Ressorts abspielt, der diese Sache vereitelt … Dieses Organ (d. h. ein Organ, das die Wirtschaftskommissariate außerhalb des Rates für Arbeit und Landesverteidigung vereinigen sollte. D. Red.) muss administrative Gewalt, Staatsgewalt, Staatsautorität haben“.

Der politische Fehler Rykows bestand darin, dass er die Schaffung einer dem Rat der Volkskommissare und dem Rat für Arbeit und Landesverteidigung entgegengestellten politischen und ökonomischen Zentrale beantragte. Das war insofern gefährlich, als die Zersplitterung der einheitlichen zentralisierten staatlichen Verwaltung sämtlicher materiellen Hilfsmittel des Landes in Kriegszeiten unweigerlich zu einer Gefährdung der Versorgung der Roten Armee geführt hätte. Außerdem hätte die ökonomische Politik jene Elastizität verloren, die angesichts der rasch wechselnden Bedingungen des Bürgerkrieges unerlässlich war.

Deshalb wurde der „Versuch des Obersten Volkswirtschaftsrates, sich in irgendeinem besonderen Block der Wirtschaftskommissariate festzusetzen, außerhalb des Rates für Arbeit und Landesverteidigung und des Rates der Volkskommissare“, von Lenin scharf verurteilt, und der Antrag Rykows wurde vom IX. Parteitag verworfen. [Ausgewählte Werke, Band 8, Anm. 80]

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