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Vereine für das Wohl der arbeitenden Klassen 1844 MEW

Die Vereine für das Wohl der arbeitenden Klassen wurden 1844/1845 in einer Reihe preußischer Städte auf Initiative der deutschen liberalen Bourgeoisie gegründet. Diese, die durch den Aufstand der schlesischen Weber im Sommer 1844 erschreckt worden war, verfolgte damit das Ziel, die deutschen Arbeiter vom Kampf für ihre Klasseninteressen abzulenken.

Entgegen den Bemühungen der Bourgeoisie und der herrschenden Kreise, den Vereinen einen harmlosen, philanthropischen Charakter zu verleihen, wurde ihre Gründung zum Anstoß für das Wachsen der politischen Aktivität der städtischen Volksmassen und lenkte die Aufmerksamkeit breitester gesellschaftlicher Kreise Deutschlands auf die soziale Frage. Einen besonderen Aufschwung nahm die Bewegung zur Gründung der Vereine für das Wohl der arbeitenden Klassen in den Industriestädten der Rheinprovinz, wo die Widersprüche zwischen der Bourgeoisie und dem Proletariat besonders stark entwickelt waren und wo schon eine radikal-demokratische Opposition gegen den preußischen Absolutismus bestand.

Die Vertreter der revolutionär-demokratischen Intelligenz benutzten die Gründungsversammlungen und die Diskussion über die Statuten dieser Vereine zur Verbreitung fortschrittlicher Ideen sowie zum Kampf gegen den Einfluss der Geistlichkeit und der liberalen Bourgeoisie. Die Vereinsversammlungen und die Vereine selbst wurden auf diese Weise zu einer Arena des Kampfes der gegensätzlichen sozialen und Klasseninteressen, die den Aufschwung des politischen Lebens in Deutschland am Vorabend der bürgerlichen Revolution widerspiegelten. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, begann die preußische Regierung im Frühjahr 1845 diese Vereine lahmzulegen, indem sie ihre Statuten nicht bestätigte und weitere Versammlungen verbot. Trotz ihrer kurzfristigen Existenz trugen die Vereine dazu bei, dass sich die sozialen und politischen Kräfte in Deutschland gegeneinander abgrenzten und die politische Aufklärung der Volksmassen gefördert wurde.

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