Von Beginn seines Bestehens an stellte der „Augustblock" eine Vereinigung ziemlich verschiedenartiger, „heterogener" (nach einem Ausdruck Martows, eines der hervorragendsten Teilnehmer dieses Blocks) Elemente dar. Noch in der Zeit der Vorbereitung der „Augustkonferenz" setzten die Petersburger Liquidatoren ihrer Einberufung Widerstand entgegen, entschieden sich jedoch später unter dem Einfluss der im Auslande befindlichen Menschewiki für die Beteiligung an der Konferenz und stellten dem Einfluss des Organisationskomitees ein Kollegium von Funktionären der legalen Bewegung entgegen. Die Redaktion des von Plechanow herausgegebenen „Dnjewnik" (Tagebuch eines Sozialdemokraten) und die Redaktion des Organs eines Kreises von parteitreuen Menschewiki und Bolschewiki „Sa Partiju" lehnten die Teilnahme an der Konferenz ab. Der Vertreter der Gruppe „Wperjod" verließ die Konferenz, Die „Augustkonferenz'' selbst wurde von Martow und vom Vertreter der Gruppe „Wperjod", Alexinski, die an ihr teilnahmen, als eine „zusammengebrachte Veranstaltung" bezeichnet. An der Konferenz nahmen nach dem vom Organisationskomitee im September 1912 veröffentlichten Bericht 30 Delegierte teil, die sich folgendermaßen verteilten: 17 „Fraktionslose", 10 liquidatorische Menschewiki, 2 parteitreue Menschewiki und 5 Bolschewiki (zu den Bolschewiki rechnet der Bericht des Organisationskomitees die Anhänger der Gruppe „Wperjod" und solche, die die Reihen der Bolschewiki tatsächlich bereits verlassen hatten). Auf der Konferenz selbst zeigten sich Meinungsverschiedenheiten in einer Reihe prinzipieller Fragen, so z. B. über die Losungen für die Wahlen zur IV. Reichsduma. Die Haltung Trotzkis, der an der Spitze der Konferenz stand, wurde von ihren Teilnehmern als „eine Mischung verschiedener Ansichten, ein Versuch, den Unsrigen und den Eurigen entgegenzukommen", bezeichnet. Von der die Mitte haltenden Trotzkischen Position entwickelte sich der „Augustblock" rasch zum offenen Liquidatorentum. Bei den mehr linken Elementen des Blocks – den Mitgliedern der Redaktion der Wiener „Prawda", Trotzki und Semkowski, bei den Kaukasiern Jordania, Ramischwili u. a. – rief die liquidatorische Linie der Zeitung des Organisationskomitees, des „Lutsch", und besonders der Zeitschrift „Nascha Sarja" Unzufriedenheit hervor. Zwischen den sieben menschewistischen Dumaabgeordneten und der von Dan geleiteten Redaktion des „Lutsch" gab es ebenfalls Meinungsverschiedenheiten, da die „Sieben" bestrebt war, der Redaktion des „Lutsch" näherzukommen und den Einfluss Dans einzuschränken. Der Anreger dieses Planes war Trotzki, der mit Tschcheïdse in sehr engen Beziehungen stand. Im Februar 1913 erklärte Trotzki seinen Austritt aus der Redaktion der „Nascha Sarja". In einem Briefe an die Redaktion schrieb Trotzki, unter Hinweis auf das Bestreben der Redaktion der „Nascha Sarja" (die Trotzki zum Unterschied vom „Lutsch", den er als Organ des „Blocks" betrachtete, als Fraktionsorgan der Liquidatoren ansah), den „Lutsch" mit der „Nascha Sarja" zu identifizieren (auf ihre Verbindung wurde im „Lutsch" direkt verwiesen: „… viele Genossen, darunter auch ich, halten dafür, dass diesen Versuchen der entschiedenste Widerstand entgegengesetzt werden muss … Unter diesen Verhältnissen würde mein weiteres Verbleiben unter den Mitarbeitern der „Nascha Sarja" die bereits angeführte Verwirrung der Begriffe und der Beziehungen nur unterstützen und nähren. Ich will aus meinem Austritt aus dem Kreise der Mitarbeiter auf keinen Fall eine politische Demonstration machen. Darum bitte ich auch nicht, den vorliegenden Brief zu veröffentlichen." Trotzki wollte nicht den Eindruck hervorrufen, dass es in den Reihen der Liquidatoren einen Skandal gibt. Möglicherweise war dieser Brief die vertrauliche „Notiz" Trotzkis gegen die Liquidatoren, die Lenin im vorliegenden Artikel erwähnt. Die Ursachen der Unzufriedenheit verschiedener Gruppen des „Augustblocks" mit dem „Lutsch" waren verschieden, wie das aus dem Briefwechsel Dans und Martows hervorgeht; „die einen fordern eine noch klarere (mehr liquidatorische. Die Red.) Linie, die andern protestieren dagegen, dass eine bestimmte Linie durchgeführt wird". Im April 1913 kamen nach Petersburg Jordania, Ramischwili und Semkowski, die den vergeblichen Versuch machten, die Redaktion des „Lutsch" durch die Herstellung einer engeren Verbindung mit der Duma-„Sieben" und die Bildung einer Redaktion aus 2 Mitgliedern der alten, rein liquidatorischen Redaktion und 2 „parteitreuen Menschewiki", Jordania und Ramischwili, zu reformieren. Sie suchten auf diese Weise in der Redaktion eine „nichtliquidatorische" Mehrheit zu schaffen, was ihnen aber aus verschiedenen Gründen nicht gelang. Im Mai 1913 erklärten Trotzki und Semkowski, dass sie aus dem Kreise der Mitarbeiter des „Lutsch" ausscheiden. Semkowski wurde jedoch bald wieder Mitarbeiter des „Lutsch". Der Austritt der lettischen Sozialdemokraten aus dem „Augustblock" auf Grund des Beschlusses des IV. Parteitages der lettischen Sozialdemokraten und die Herausgabe der Zeitschrift „Borjba" durch Trotzki zeugten vom endgültigen Zerfall des „Augustblocks". In
den Nummern 7 und 8 der „Borjba" charakterisierte die
Redaktion den Kern ihrer Meinungsverschiedenheiten mit dem „Lutsch"
und der „Nascha Sarja" mit den folgenden Worten: „Doktrinärer
Legalismus … opportunistische Überschätzung der Kompromisse mit
der liberalen ,Gesellschaft' … Zirkelräsonierertum …
fraktionelle Raserei… – das sind die Hauptzüge des ,Lutsch' und
seiner Nachfolger. Die Folge davon ist, dass die Zeitung zunächst
die versöhnlerischen Bolschewiki, dann die Fraktionslosen,
schließlich eine Reihe alter Menschewiki abgestoßen hat und dass
sie sich, nachdem sie sich von den Andersdenkenden gereinigt hatte,
mit der,Nascha Sarja' identifizierte, indem sie diese als das einzige
Organ des marxistischen Gedankens in Russlands bezeichnete." [Band 17] |
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