Lunatscharski,
Anatol Wassiljewitsch (geb. 1875) – Prominenter
Sozialdemokrat, seit 1917 Kommunist; beteiligte sich schon als
Gymnasiast an der Tätigkeit der revolutionären Zirkel in Kiew. Seit
1899 arbeitete er im Moskauer Komitee, wurde jedoch bald verhaftet
und zuerst nach Kaluga und dann nach dem Gouvernement Wologda
verschickt. Ende 1904 reiste er nach Genf. Veranstaltete unter den
russischen Gruppen in der Schweiz, in Belgien und Italien eine
Kampagne für den Parteitag; war Redaktionsmitglied der
bolschewistischen Organe „Wperjod"
(„Vorwärts")
und „Proletarij".
Im Frühjahr 1905 beteiligte er sich an dem 3. Parteitag der SDAPR
(Referat über den bewaffneten Aufstand). Ende 1905 kehrte er nach
Petersburg zurück, wo er an der Herausgabe des bolschewistischen
Organs „Nowaja Schisn" („Neues Leben") mitwirkte. Er
beteiligte sich an dem Stockholmer (1906) und dem Londoner (1907)
Parteitag der SDAPR. In den Reaktionsjahren gehörte Lunatscharski im
Ausland mit Bogdanow,
S. T. Wolski, Alexinski
und anderen zusammen dem Kern der Gruppe der „Wperjod-Leute"
(Bogdanow-Anhänger)
an; hatte mit der bolschewistischen Fraktion
Meinungsverschiedenheiten sowohl in politischen Fragen (Stellung zur
Dumafraktion, Wechselverhältnis von legaler und illegaler Arbeit)
als auch auf dem Gebiete der Philosophie (Empiriokritizismus und
„Gottbildnerei"). 1910–1911 nahm L. regen Anteil an der
Tätigkeit der durch die „Wperjod-Leute" auf Capri und in
Bologna für Arbeiter aus Russland organisierten Schulen. 1913 zog er
sich mit einer Gruppe von Genossen von dem Hauptzirkel der
„Wperjod"-Leute zurück und gründete den Zirkel
„Proletarische Kultur". Von Anfang des imperialistischen
Krieges an war Lunatscharski
Mitarbeiter des Organs des Genfer Propagandazirkels „Wperjod",
ferner der Pariser Organe „Golos" („Die Stimme") und
„Nasche Slowo" („Unser Wort") und schloss sich
entschieden den Internationalisten an. Nach der Februarrevolution
trat Lunatscharski der Organisation der „Meschrajonzy" bei,
die sich auf dem 6. Parteitag der SDAPR mit der bolschewistischen
Partei vereinigte. Nach der Oktoberrevolution wurde L. Volkskommissar
für Bildungswesen. Seit 1929 Vorsitzender des Wissenschaftlichen
Komitees des Zentralen Exekutivkomitees der Sowjetunion und Mitglied
des Präsidiums des Zentralen Exekutivkomitees. L. ist auch Literat
und Verfasser mehrerer Schauspiele. [Band 12] Alter
russischer Sozialdemokrat, schloss sich bereits als Gymnasiast der
revolutionären Bewegung an. 1898 verhaftet und verbannt. Ende 1904
ging er ins Ausland, wo er sich bald den Bolschewiki anschloss und an
den bolschewistischen Zentralorganen mitarbeitete. Ende 1905 nach
Petersburg zurückgekehrt, nahm er regsten Anteil an der Herausgabe
der legalen bolschewistischen Zeitung „Nowaja Schisn" („Neues
Leben"). Delegierter auf den Parteitagen der
Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands in Stockholm (1906) und
in London (1907), ebenso Mitglied der russischen Delegation auf dem
Stuttgarter Internationalen Sozialistenkongress. In den Jahren der
Reaktion (1908 und folgende) kam es zwischen L. und der
bolschewistischen Fraktion zu starken Differenzen sowohl in
politischen Fragen wie auf dem Gebiete der Philosophie. L. bildete
zusammen mit Bogdanow u. a. die Gruppe ,,Wperjod" („Vorwärts"),
auch „Otsowisten" oder „Ultimatisten" genannt, weil die
Gruppe die Abberufung der Dumafraktion forderte. Auf philosophischem
Gebiete predigte L. den Machismus und die Gottsucherei. Diese
Differenzen führten zum Ausschluss der Gruppe aus der
bolschewistischen Fraktion. Zu Beginn des imperialistischen Krieges
schloss sich L. den Internationalisten an, derselben Gruppe, der auch
Trotzki angehörte. Als solcher trat er nach der Februarrevolution
1917 der Organisation der sog. „Meschrayonzi" bei, die sich im
Juli 1917 formell mit der bolschewistischen Partei verschmolz. Seit
der Oktoberrevolution ist L. ununterbrochen Volkskommissar für
Bildungswesen. L. betätigt sich auch heute noch sehr rege als
Schriftsteller und Dramatiker. [Band 13] |
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