Martow, L. (Zederbaum, J. O.) (1873–1923) – Einer der Führer des Menschewismus. Trat im Jahre 1891 einem revolutionären Studentenzirkel bei. Wurde 1892 zum ersten Male verhaftet. Arbeitete in den darauffolgenden Jahren in der Wilnaer Organisation des „Bund". Redigierte im Jahre 1894 die Broschüre Kremers „Über Agitation". Im Oktober-November 1895 nahm er, zusammen mit Lenin, Krschischanowski u. a., an der Organisierung des Petersburger „Kampfbundes zur Befreiung der Arbeiterklasse" teil. Im Januar 1896 wurde er verhaftet und nach längerer Zeit für drei Jahre nach Turuchansk verbannt. Im Gefängnis schrieb er die Broschüre „Das heutige Russland", in der Verbannung – „Das Rote Banner" und „Die Sache der Arbeiter in Russland". War Mitglied des „Dreibundes" (Lenin, Martow, Potressow), der auf Initiative von Lenin zum Zwecke des Wiederaufbaus der Partei und der Herausgabe der „Iskra" gegründet wurde. Kehrte 1900 aus der Verbannung zurück und nahm, zusammen mit Lenin und Potressow, an der Beratung in Pskow teil. Arbeitete dann etwa ein Jahr im Süden Russlands, besuchte die örtlichen Organisationen und organisierte die Unterstützung für die „Iskra". Kam 1901 nach München und nahm aktiv teil an der Arbeit der „Iskra" und der „Sarja". Auf dem Zweiten Parteitag der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands stand er an der Spitze der Minderheit und war seitdem der hervorragendste Ideologe und Publizist des Menschewismus, ständiges Mitglied aller zentralen Institutionen der menschewistischen Partei und Redakteur der menschewistischen Blätter. Im Jahre 1905, nach dem Manifest vom 17. Oktober, kehrte er nach Russland zurück und arbeitete im November und Dezember im Sowjet der Arbeiterdelegierten und in der Redaktion der menschewistischen Zeitung „Natschalo". Im Jahre 1906 wurde er verhaftet und nach dem Auslande ausgewiesen. In den Jahren der Reaktion redigierte er „Die Stimme des Sozialdemokraten", die die Liquidatoren unterstützte. Im Jahre 1913 kehrte M. nach Russland zurück und leitete den Kampf des rechten Flügels der Sozialdemokratie gegen die Bolschewisten, und zwar als Redakteur der „Rabotschaja Gazeta". Zur Zeit des Krieges stand er in den Reihen der Menschewiki-Internationalisten, nahm teil an der Zimmerwalder Konferenz. Zur Zeit der Februarrevolution war er in mehreren Fragen mit der Mehrheit der menschewistischen Partei nicht einverstanden. Nach der Oktoberrevolution war er Gegner der Sowjetmacht, emigrierte im Jahre 1921 ins Ausland, nahm an der Gründung der sogenannten Wiener Internationale teil und leitete das menschewistische Blatt „Sozialistitscheski Wjestnik" („Der sozialistische Bote"). [Band 6] Einer
der bedeutendsten Führer und Publizisten des Menschewismus. Seine
revolutionäre Tätigkeit begann er 1895, war Mitglied des
Petersburger „Kampfbundes
zur Befreiung der Arbeiterklasse"
und Redaktionsmitglied der „Iskra"
und der „Sarja".
Auf dem 2. Parteitag der SDAPR stand er an der Spitze der Minderheit
und war seit dieser Zeit einer der prominentesten Ideologen des
Menschewismus. Verhaftet und 1906 nach dem Ausland ausgewiesen,
leitete er die menschewistische Fraktion während der Wahlen zur II.
Duma und verfocht den Block mit den Kadetten.
In der Reaktionsepoche einer der Führer des Liquidatorentums;
redigierte das liquidatorische Organ „Golos
Sozialdemokrata"
(„Stimme des Sozialdemokraten"). Ende 1913 nach Russland
zurückgekehrt, leitete er als Redakteur der „Rabotschaja
Gaseta"
(„Arbeiterzeitung") den Kampf des rechten Flügels der
Sozialdemokratie gegen die Bolschewiki. In den ersten Kriegstagen,
als er sich wieder im Ausland befand, vertrat er einen
internationalistischen Standpunkt, glitt dann aber zum Zentrismus
herab und bemäntelte seinen Sozialchauvinismus mit revolutionären
Redensarten. Er war Mitglied des Auslandssekretariats der
Organisations-Kommission, Mitarbeiter ihrer „Iswestija"
(„Mitteilungsblatt") sowie des Sammelbuchs „Internationale
und Krieg". Ferner war er Teilnehmer der Zimmerwalder Konferenz
(Zentrum), der erweiterten Beratung des Internationalen
Sozialistischen Komitees im Februar sowie der Kienthaler Konferenz.
Nach der Februarrevolution stand er, über Deutschland nach Russland
zurückgekehrt, in Opposition zum offiziellen Menschewismus,
unterstützte die Gruppe „Nowaja
Schisn",
brach aber nicht mit dem Menschewismus. Auf dem II. Sowjetkongress
betonte er die Notwendigkeit, eine Regierung aus den Vertretern aller
sozialistischen Parteien zu bilden. Nach dem Abzug der Menschewiki
und der rechten Sozialrevolutionäre
blieb er weiter auf dem Kongress. Bald jedoch stellte er sich der
Sowjetmacht gegenüber auf einen feindseligen Standpunkt. 1920
emigrierte er nach Berlin, wo er das Zentralorgan der Menschewiki
„Sozialistischeskij Westnik" („Sozialistischer Bote")
begründete und redigierte. [Band 12]
Einer der bekanntesten Führer
des Menschewismus; begann 1891 seine revolutionäre Tätigkeit. Im
Jahre 1895 (Oktober-November) beteiligte er sich gemeinsam mit Lenin,
Krschischanowski
und anderen an der Organisierung des Petersburger „Sojus borby sa
oswoboschdenije rabotschego klassa" („Kampfverband für die
Befreiung der Arbeiterklasse"). 1897-1900 in der Verbannung in
Turuchansk. Gehörte dem Dreier-Komitee (Lenin-Martow-Potressow)
an, das auf Lenins Initiative für den Wiederaufbau der Partei und
für die Herausgabe der „Iskra" („Iskra")
eingesetzt wurde. Redaktionsmitglied der „Iskra". Auf dem 2.
Parteitag der SDAPR. stand Martow an der Spitze der Minderheit und
blieb seit jener Zeit bis zu seinem Tode der bekannteste Ideologe und
Publizist des Menschewismus, ständiges Mitglied aller
Zentralinstanzen der menschewistischen Partei und Redakteur der
menschewistischen Veröffentlichungen. Kehrte 1905 nach dem Manifest
vom 17. Oktober nach Russland zurück, arbeitete im November-Dezember
im Sowjet der Arbeiter-Deputierten und in der Redaktion der
menschewistischen Zeitung „Natschalo" („Anfang"). In
den Jahren der Reaktion redigierte M. den „Golos Sozialdemokrata"
(„Stimme des Sozialdemokraten") und unterstützte die
Liquidatoren. Ende 1913 kehrte er wieder nach Russland zurück und
leitete den Kampf des rechten Flügels der Sozialdemokratie gegen die
Bolschewiki als Redakteur der „Rabotschaja Gazeta"
(„Arbeiter-Zeitung"). In der Periode des Kriegs war M. in den
Reihen der internationalistischen Menschewiki, gehörte der
internationalistischen Zeitung „Golos" (später „Nasche
Slowo") an, war Mitglied des Auslandssekretariats des
Organisations-Komitees, Mitarbeiter der von diesem
Auslandssekretariat herausgegebenen „Iswestija"
(„Nachrichten") und des Sammelbuches „Internationale und
Krieg"; wurde zum Delegierten des OK für die Londoner Konferenz
der Sozialisten der Entente-Länder gewählt, an der er indessen
nicht teilnehmen konnte, da ihm die Einreiseerlaubnis verweigert
wurde. „Platonischer" Internationalist, trat M. zugleich
hartnäckig für den Block mit den Sozialchauvinisten ein. In der
ersten Periode der Februarrevolution nahm M. eine
internationalistische Haltung ein und geriet häufig in einer Reihe
von Fragen in Meinungsverschiedenheiten mit der Mehrheit seiner
Partei, die eine sozialchauvinistische Linie vertrat. Auf dem 2.
Sowjetkongress setzte er sich für die Bildung einer Regierung aus
Vertretern aller sozialistischen Parteien ein, blieb aber auf dem
Kongress, als die Menschewiki und die rechten Sozialrevolutionäre
sie verließen. M. geriet indessen bald ganz unter den
menschewistischen Einfluss, durch den er nach der Oktoberrevolution
in das Lager der offenen Feinde der Sowjetmacht getrieben wurde. Im
Jahre 1920 emigrierte M. nach Berlin, wo er die Redaktion des
„Sozialistitscheski Wjestnik" („Sozialistischer Bote")
übernahm. [Band 18] Alter
russischer Sozialdemokrat. Mitte der neunziger Jahre gehörte er
zusammen mit Lenin
dem Petersburger „Bund des Kampfes für die Befreiung der
Arbeiterklasse" an, später gehörten sie beide (mit Plechanow,
Potressow
u. a.) zur Redaktion der „Iskra". Auf dem II. Parteitag der
russischen Sozialdemokratie 1903 trennten sich ihre Wege. M. führte
auf dem Parteitag die Minderheit und bbeb seitdem der Führer des
Menschewismus. (Auf jenem Parteitag entstanden auch die Bezeichnungen
„Bolschewiki" = Mehrheitler und „Menschewiki" =
Minderheitler.) Während des Krieges nahm M. einen
internationalistischen Standpunkt ein; redigierte in Paris zusammen
mit Trotzki die Zeitung „Nasche Slowo"; in Zimmerwald schloss
er sich dem „Zentrum" an. Nach der Februarrevolution kehrte er
über Deutschland nach Russland zurück. In der ersten Periode der
Revolution vertrat M. einen internationalistischen Standpunkt und
hatte öfters Differenzen mit der rechten Mehrheit seiner Partei. Auf
dem II. Rätekongress (November 1917) plädierte er für die Bildung
einer Regierung aus allen sozialistischen Parteien; M. blieb auf dem
Kongress auch nachdem die Menschewiki und die rechten
Sozialrevolutionäre den Kongress verlassen hatten. Nach kurzer Zeit
jedoch schwenkte er wieder nach rechts und blieb im Lager der Feinde
der Sowjetmacht. 1920 emigrierte er nach Deutschland, wo er den
„Sozialistischeskij Wjestnik" („Sozialistischer Bote"),
das Zentralorgan der Menschewiki, herausgab. [Band 20] |
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