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Trotzki, L. D.

Trotzki, Leo (eigentlich Lew Dawidowitsch Bronstein, 1879-1940) war ein russischer Revolutionär. 1897 war er Mitbegründer des südrussischen Arbeiterbundes, wurde 1898 verhaftet und 1899 nach Sibirien verbannt. 1902 floh er, wurde Mitarbeiter der von Lenin herausgegeben Zeitung Iskra. 1903 schloss er sich innerhalb der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russland vorübergehend der Fraktion der Menschewiki an. In der Revolution 1905 kehrte er nach Russland zurück, wurde führender Kopf und schließlich Vorsitzender des Petersburger Sowjets (Arbeiterrats). Er wurde erneut nach Sibirien verbannt, floh erneut und lebte bis 1914 vor allem in Wien und versuchte erfolglos, die Fraktionen der russischen Sozialdemokratie zu vereinigen. 1914 musste er Österreich verlassen, kam über die Schweiz nach Paris, wurde führendes Mitglied der internationalistischen Zeitung „Nasche Slowo" (Unser Wort). Nach Ausweisungen aus Frankreich und Spanien kehrte er nach Beginn der Revolution 1917 aus den USA nach Russland zurück, arbeitete dort eng mit den Bolschewiki und Lenin zusammen, trat auf dem VI. Parteitag im August 1917 den Bolschewiki bei und wurde ins Zentralkomitee gewählt. Im September 1917 wurde er Vorsitzender des Petrograder Sowjets und war führender Organisator der Oktoberrevolution. Nach der Revolution wurde er Volkskommissar (Minister) für Äußeres, leitete die Friedensverhandlungen in Brest-Litowsk mit Deutschland und Österreich. Danach baute er als Kriegskommissar die Rote Armee auf, die im Bürgerkrieg gegen die russischen Konterrevolutionäre und zahlreiche imperialistische Interventionsarmeen siegte. Er war 1917-26 Mitglied des Politbüros der Bolschewiki und bis 1927 des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale. Ab 1923 stand Trotzki innerhalb der bolschewistischen Führung in Opposition gegen die sich verfestigende Herrschaft der Bürokratie in Partei und Staat. 1927 wurde er aus der Partei ausgeschlossen, 1928 nach Zentralasien verbannt und 1929 aus der Sowjetunion ausgewiesen. In den folgenden Jahren versuchte er, die kommunistische Opposition gegen den Stalinismus international zu sammeln und (ab 1933) eine neue Internationale aufzubauen. Die Verfolgung von Trotzkis AnhängerInnen durch den Stalinismus in der Sowjetunion und international nahm immer schärfere Formen an. 1940 wurde er von einem Agenten Stalins ermordet. Daneben machte Trotzki bahnbrechende Beiträge zur marxistischen Theorie, u.a. zur Revolution in rückständigen kapitalistischen Ländern (Theorie der permanenten Revolution), zur marxistischen Revolutionstheorie allgemein, zur Analyse des Stalinismus und des Faschismus.

Trotzki, L. D. (geb. 1879) – Sozialdemokrat. Begann seine revolutionäre Tätigkeit in Nikolajew, arbeitete im Südrussischen Arbeiterbund, wurde 1898 verhaftet und in das Gouvernement Irkutsk verbannt, floh von dort ins Ausland. Im Jahre 1903 nahm er als Delegierter des Sibirischen Bundes am Zweiten Parteitag teil, nach dem Parteitag arbeitete er mit den Menschewisten zusammen, war Mitarbeiter der „Iskra". Im August 1904 gab er unter der Redaktion der menschewistischen „Iskra" die Broschüre „Unsere politischen Aufgaben" heraus, in der er die Tätigkeit der „Iskra" unter Lenins Führung einer Kritik unterzog. In dieser Broschüre wird Lenin der Wunsch zugeschrieben, eine „Diktatur über das Proletariat" zu errichten. Während der Revolution von 1905 arbeitete T. in Petersburg. Er war Anhänger der Parvusschen Theorie von der permanenten Revolution. Nach Enstehung des Petersburger Arbeiterrates gehörte er seinem Exekutivkomitee an, später wurde er der Vorsitzende des Arbeiterrats. Nach der Verhaftung des Petersburger Arbeiterrats wurde T. nach Sibirien verbannt, floh aber von unterwegs und nahm am Parteitag in London teil. Er lebte dann in Wien und stand dort an der Spitze der Gruppe, die ihren ideologischen Ausdruck in der von ihm herausgegebenen Zeitung „Prawda" fand. Im Jahre 1912 organisierte er den sogenannten Augustblock [...]. Während des imperialistischen Krieges gehörte er der Redaktion des in Paris erscheinenden internationalistischen Blattes „Nasche Slowo" („Unser Wort") an. Auf der Zimmerwalder Konferenz, an der er teilnahm, gehörte er der zentristischen Richtung und nicht der Zimmerwalder Linken an. Im Jahre 1916 wurde T. wegen internationalistischer Propaganda von Frankreich nach Spanien ausgewiesen, dort aber wieder verhaftet und nach Amerika ausgewiesen. Im Jahre 1917, nach seiner Rückkehr nach Petrograd, schloss er sich der internationalistischen Organisation der „Meschrajonzy" an, zusammen mit dieser trat er auf dem Sechsten Parteitag in die bolschewistische Partei ein und wurde in das Zentralkomitee gewählt. Nach Eroberung des Petersburger Arbeiterrates durch die Bolschewiki im September 1917 wurde er zu seinem Vorsitzenden gewählt. Nach dem Oktoberumsturz war er zunächst Volkskommissar für Auswärtige Angelegenheiten. In der Diskussion über den Brester Frieden war er entschiedener Gegner des Friedens, er trat für die Politik ein „weder Krieg noch Frieden". Nach dem Brester Frieden war er Volkskommisar für Kriegswesen und Vorsitzender des Revolutionären Kriegsrates der Republik, und zwar bis 1924. In den Jahren 1920/21 trat er für die Notwendigkeit der „Verstaatlichung" der Gewerkschaften ein, auf dieser Plattform organisierte er seine Fraktion. Im Jahre 1923 stand er an der Spitze der Opposition. [...] Von 1926 an war er der Führer der „vereinigten" Opposition. Nach und nach entfernte er sich immer mehr von der Politik und dem Programm der Partei und der Komintern, gegen die er einen erbitterten Kampf führte. Im November 1927 wurde er aus der Kommunistischen Partei der Sowjetunion ausgeschlossen. Im Jahre 1929 wegen sowjetfeindlicher Tätigkeit aus der Sowjetunion ausgewiesen. [...] [gekürzt aus Band 6]

Ursprünglich Sozialdemokrat der „Iskra"-Richtung, nach dem 2. Parteitag Menschewik. Zur Zeit der Revolution von 1905 in Petersburg tätig. Anhänger der Parvus'schen Theorie der permanenten Revolution. Bei Organisierung des Petersburger Sowjets der Arbeiterdeputierten kam T. in das Exekutivkomitee des Sowjets, später Vorsitzender. Nach Verhaftung des Sowjets wurde T. nach Sibirien verbannt, entfloh aber auf dem Wege dorthin und nahm dann am Londoner Parteitag teil. In Wien, wo er dann lebte, bildete T. eine eigene Gruppe, deren Sprachrohr die von ihm redigierte „Prawda" war. 1912 beteiligte sich T. an dem (…) sogenannten „August-Block". Während des imperialistischen Kriegs gehörte T. zur Redaktion des in Paris herausgegebenen internationalistischen Organs „Golos" – später „Nasche Slowo" – und beteiligte sich an der Zimmerwalder Konferenz, wo er dem Zentrum angehörte. (...) Nach der Februarrevolution trat er – auf dem 6. Parteitag der SDAPR. (Bolschewiki) – in die bolschewistische Partei ein und wurde zum Mitglied des ZK. gewählt. Nach Eroberung des Petrograder Sowjets der Arbeiterdeputierten im September 1917 wird T. dessen Vorsitzender. Nach der Oktoberrevolution Volkskommissar des Auswärtigen, In der Auseinandersetzung über den Brester Frieden war T. entschiedener Gegner dieses Friedensschlusses und erklärte sich für die Taktik „Weder Frieden noch Krieg". Nach dem Brester Frieden Volkskommissar für das Kriegswesen und Vorsitzender des Revolutions-Kriegsrates der Republik bis 1924. In der Diskussion von 1920/21 Führer einer der damals gebildeten Fraktionen, für die „Verstaatlichung der Gewerkschaftsverbände". 1923 geht T. in die Opposition, ist seit 1926 Führer der „Vereinigten Opposition" und entfernt sich in scharfem Fraktionskampf immer mehr von der politischen Linie der Partei und vom Programm der Kommunistischen Internationale. Im November 1927 aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen. 1929 aus der Sowjetunion ausgewiesen. [Band 18]


Begann seine revolutionäre Tätigkeit im „Südrussischen Arbeiterbund" in Nikolajew. Im Januar 1898 wurde er verhaftet und nach längerer Gefängnishaft auf vier Jahre nach Sibirien verbannt; nach etwa zweijährigem Aufenthalt in der Verbannung entfloh er 1902 ins Ausland. Auf dem II. Parteitag 1903 hatte er ein Mandat vom sibirischen sozialdemokratischen Verein; bei der Spaltung schloss er sich den Menschewiki an. 1905 kehrte er (illegal) nach Russland zurück und wirkte hauptsächlich in Petersburg, wo er eine rege literarische und agitatorische Tätigkeit entfaltete. Bei den Auseinandersetzungen über den Charakter und die Triebkräfte der russischen Revolution und die einzuschlagende Taktik vertrat er (gemeinsam mit Parvus, mit dem er in jener Periode eng verbunden war) die sogenannte „Theorie der permanenten Revolution". (Lenin charakterisierte einmal diese Theorie mit folgenden Worten: „Die originelle Theorie Trotzkis entlehnt von den Bolschewiki den Appell an das Proletariat zum entschiedenen revolutionären Kampf und zur Eroberung der politischen Macht und von den Menschewiki – die ,Negierung' der Rolle der Bauernschaft.") Im Petersburger Rat der Arbeiterdeputierten im Jahre 1905 spielte T. eine führende Rolle: er war Mitglied des Vollzugsausschusses und später dessen Vorsitzender. Nach der Verhaftung des ganzen Vollzugsausschusses wurde er mit den übrigen Mitgliedern nach Sibirien verbannt, floh aber unterwegs. Nach dem Londoner Parteitag (1907) übersiedelte er nach Wien, wo er zusammen mit A. Joffe (dem späteren Sowjetbotschafter in Berlin) und anderen eine populäre Zeitung unter dem Titel „Prawda" herauszugeben begann, um welche sich eine Gruppe seiner Anhänger sammelte. 1912 gehörte T. zum sogenannten „Augustblock", der zum Zweck der Bekämpfung der Bolschewiki geschaffen wurde. Bei Kriegsausbruch musste T. Wien verlassen, er ging nach der Schweiz und dann nach Paris, wo er zur Redaktion des internationalistischen Organs „Nasche Slowo" gehörte. Beteiligte sich an den Konferenzen von Zimmerwald und Kienthal, schloss sich aber der „Zimmerwalder Linken" nicht an. Ende September 1916 wurde er aus Frankreich ausgewiesen, kurz darauf auch aus Spanien und begab sich nach den Vereinigten Staaten. Nach Ausbruch der russischen Revolution in die Heimat zurückgekehrt, schloss er sich in Petersburg der internationalistischen Organisation der „Meschrayonzy" (siehe Anm. 180, S. 573 des ersten Halbbandes) an. Auf dem VI. Parteitag im Juli 1917 trat er mit dieser Organisation zur bolschewistischen Partei über und wurde in das Zentralkomitee gewählt. Nach den Juliereignissen von der Kerenski-Regierung wegen Hochverrats verhaftet; saß etwa zwei Monate im Gefängnis. Als die Bolschewiki im Petrograder Sowjet die Mehrheit eroberten, wurde T. zu dessen Vorsitzendem gewählt. In dieser Eigenschaft nahm er aktivsten Anteil an der Vorbereitung und Durchführung des Oktoberumsturzes. Nach dem Siege bekleidete T. eine Reihe sehr wichtiger und verantwortungsvoller Posten: er war Volkskommissar für Auswärtiges und leitete auf bolschewistischer Seite die Friedensverhandlungen von Brest-Litowsk; seit Abschluss des Brester Friedens bis 1924 Volkskommissar für Kriegswesen und Vorsitzender des revolutionären Kriegsrates der Republik; Mitglied des Politbüros des ZK der Partei. In diesen Jahren spielte T. eine bedeutende Rolle auch in der Kommunistischen Internationale, deren Exekutivkomitee er angehörte. Seit 1923 steht er in dauernder Opposition.1 Von nun ab ist er der Führer der sogenannten „trotzkistischen" Opposition. 1926 vereinigte er sich mit der Opposition der Sinowjew-Kamenew-Gruppe zu einem Oppositionsblock, der in immer größeren Gegensatz zur Parteileitung und Parteimehrheit geriet. Im November 1927 wurde T. aus der Partei ausgeschlossen, nachdem er vorher schon aller seiner Funktionen und Ämter enthoben wurde. [Band 20]

bekannter russischer Revolutionär, Sozialdemokrat, später Kommunist. Im November 1927 aus der Kommunistischen Partei der Sowjetunion ausgeschlossen, 1929 aus der Sowjetunion ausgewiesen. Lebt gegenwärtig (September 1929) in Konstantinopel. (Näheres über T. siehe Namenregister in Bd. XVIII und XX.) [Band 7]

1 Hier folgt im Namenregister von Lenins Sämtlichen Werken" Band 20.2 die Passage „Schon in den früheren Jahren gab es zwischen T. und der von Lenin geführten Partei wesentliche Meinungsverschiedenheiten, so 1918 während der Diskussion über den Brester Frieden, als T. die Formel verfocht: „Weder Krieg noch Frieden" und gegen die Unterzeichnung war; 1920/21 während der sogenannten Gewerkschaftsdiskussion, als er für die „Verstaatlichung" der Gewerkschaften eintrat und auf dieser Plattform eine Fraktion bildete. Diese Meinungsverschiedenheiten hingen letzten Endes zusammen mit seiner alten Grundauffassung über die Triebkräfte der Revolution. 1923 begannen die Differenzen sich zu vertiefen und immer schärfere Formen anzunehmen.“ Es ist natürlich absurd, von Meinungsverschiedenheiten zwischen Trotzki und der Partei zu sprechen, wenn Trotzki tatsächlich Sprecher einer starken Strömung in der Partei (im Falle Brest-Litowsks zeitweise der Mehrheit) war.

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