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Wladimir I. Lenin 19140600 Die Methoden des Kampfes der bürgerlichen Intellektuellen gegen die Arbeiter

Wladimir I. Lenin: Die Methoden des Kampfes der

bürgerlichen Intellektuellen gegen die Arbeiter

[Prosweschtschenije", Nr. 6, Juni 1914 Gez.: W. Iljin. Nach Sämtliche Werke Band 17, Moskau-Leningrad 1935, S. 617-652]

In allen kapitalistischen Ländern der Welt bringt die Bourgeoisie im Kampfe gegen die Arbeiterbewegung und die Arbeiterparteien zwei Methoden zur Anwendung. Die erste Methode besteht in Gewalt, Verfolgungen, Verboten, Unterdrückung. Das. ist im Grunde genommen die Methode aus der Zeit der Fronherrschaft, des Mittelalters. Überall – in den vorgeschrittenen Ländern weniger, in den zurück gebliebenen mehr – gibt es bürgerliche Schichten und Gruppen, die dieser Methode den Vorzug geben, und in gewissen, besonders kritischen Momenten des Kampfes der Arbeiter gegen die Lohnsklaverei vereint diese Methode die gesamte Bourgeoisie, alle ihre Schichten, Beispiele solcher geschichtlicher Momente liefern uns der Chartismus in England und die Jahre 1849 und 1871 in Frankreich.

Die andere Methode der Bourgeoisie im Kampfe gegen die Bewegung besteht in der Trennung der Arbeiter, in der Desorganisierung ihrer Reihen, in der Bestechung einzelner Vertreter oder einzelner Gruppen des Proletariats, um sie auf die Seite der Bourgeoisie hinüber zu ziehen. Die Methoden dieser Art sind keine fronherrlichen, sondern rein bürgerliche, moderne, sie entsprechen den entwickelten und zivilisierten Zuständen des Kapitalismus, entsprechen dem demokratischen System.

Denn das demokratische System ist eine Art der bürgerlichen Ordnung, es ist die reinste und vollkommenste bürgerliche Ordnung, wo sich neben maximaler Freiheit, Ausdehnung und Klarheit des Klassenkampfes ein Maximum an Schlauheit, Kniffen, Listen und „ideeller" Einwirkung der Bourgeoisie auf die Lohnsklaven zum Zwecke ihrer Ablenkung vom Kampfe gegen die Lohnsklaverei beobachten lässt.

In Russland überwiegen, entsprechend seiner grenzenlosen Zurückgebliebenheit, in gewaltigem Maße die fronherrlichen Methoden des Kampfes gegen die Arbeiterbewegung. Seit dem Jahre 1905 zeigt sich jedoch bereits ein sehr großer „Fortschritt" in den liberalen und demokratischen Methoden des Hintergehens und der Demoralisierung der Arbeiter. Zu den liberalen Methoden gehören beispielsweise das Wachstum des Nationalismus, die verstärkten Bemühungen um Auffrischung und Belebung der Religion „für das Volk" (sowohl direkt als auch indirekt in der Form der Entwicklung der idealistischen, kanonischen und machistischen Philosophie), die „Erfolge" der bürgerlichen Theorien in der politischen Ökonomie (Vereinigung mit der Arbeitstheorie oder Ersetzung jener durch diese) usw. usf.

Zu den demokratischen Methoden der Verdummung der Arbeiter und ihrer Unterordnung unter die bürgerliche Ideologie gehören die Methoden der Liquidatoren, der Narodniki und der Kadetten. Gerade auf sie wollen wir im vorliegenden Artikel die Aufmerksamkeit des Lesers lenken, wozu uns einige aktuelle Ereignisse an der Peripherie der Arbeiterbewegung Anlass geben.

I. Das Bündnis der Liquidatoren und der Narodniki gegen die Arbeiter

Man sagt, die Geschichte liebe die Ironie, liebe es, mit den Menschen zu scherzen. Man will in ein Zimmer – und gerät in ein anderes1. Dies pflegt in der Geschichte stets und ständig mit Leuten, Gruppen und Richtungen vorzukommen, die ihr wahres Wesen nicht verstanden, nicht erkannt haben, d. h. sich nicht bewusst geworden sind, zu welchen Klassen sie in Wirklichkeit (und nicht in ihrer Einbildung) gravitieren. Ob dieses Nichtverstehen aufrichtig oder geheuchelt ist, das ist eine Frage, die den Biographen dieser oder jener Persönlichkeit interessieren mag: für den Politiker aber ist das jedenfalls eine zweitrangige Frage.

Wesentlich ist, wie Geschichte und Politik die Grüppchen und Richtungen entlarven und ihr unter der „auch-sozialistischen" oder „auch-marxistischen" Phrase verborgenes bürgerliches Wesen bloßlegen. In der Epoche der bürgerlich-demokratischen Revolutionen hielten sich überall, in der ganzen Wert Dutzende von Grüppchen und Richtungen für „sozialistisch" und gaben sich als solche aus (siehe beispielsweise die Aufzählung einiger von ihnen im dritten Kapitel des „Kommunistischen Manifest" von Marx und Engels). Die Geschichte hat sie schnell, in nicht mehr als zehn bis zwanzig Jahren und auch in kürzerer Zeit entlarvt.

Russland macht gerade eine solche Epoche durch.

Mehr als zehn Jahre sind vergangen seit jener Zeit, als sich bei uns die „Ökonomisten", dann ihre Nachfolger, die Menschewiki, und dann wieder die Nachfolger der Menschewiki, die „Liquidatoren", von der Arbeiterbewegung loszusagen begannen.

Die Menschewiki lärmten und tobten besonders laut über die „Annäherung" der Bolschewiki an die Narodniki…

Und nun stehen wir heute vor einem bereits durchaus klar gewordenen Bündnis der Liquidatoren und Narodniki gegen die Arbeiterklasse und die dieser Klasse treu gebliebenen Bolschewiki.

Das Bündnis der kleinbürgerlichen Intellektuellen – der liquidatorischen und der narodnikischen – gegen die Arbeiter entwickelte sich und entwickelt sich elementar. Zuerst trieb sie die „Praxis" dazu; man sagt nicht umsonst, die Praxis gehe der Theorie voraus (besonders bei jenen, die sich von einer falschen Theorie leiten lassen). Als in Petersburg die Arbeiter die Liquidatoren „von ihren Posten entfernten" und diese Vertreter des bürgerlichen Einflusses aus den Leitungen der Gewerkschaften und von den verantwortlichen Posten in den Versicherungsräten wegjagten, erwiesen sich die Liquidatoren von selbst im Bündnis mit den Narodniki.

Sobald wir“ – schrieb ein aufrichtiger und naiver Narodnik in Nr. 5 der ,Stoikaja Mysl' in den Raum traten" (bei den Wahlen in den Versicherungsrat), „wurde uns sofort die engfraktionelle Haltung der ,Prawda'-Anhänger klar, aber wir verlieren die Hoffnung nicht. Zusammen mit den Liquidatoren stellen wir eine gemeinsame, nicht fraktionelle Kandidatenliste auf, wo uns ein Platz unter den Mitgliedern des Rates und zwei unter ihren Stellvertretern zugewiesen werden." (Siehe „Putj Prawdy", Nr. 38 vom 16. März 1914.)

Arme Liquidatoren! Was für einen boshaften Streich hat Ihnen die Geschichte gespielt! Wie schonungslos hat ihr neuer „Freund und Verbündeter", der linke Narodnik, sie entlarvt!

Die Liquidatoren sind nicht einmal dazu gekommen, sich von ihren eigenen, ganz offiziellen Erklärungen und Resolutionen vom Jahre 1903 und anderen Jahren loszusagen, in denen die linken Narodniki als bürgerliche Demokratie bezeichnet wurden.

Die Geschichte hat die Phrasen hinweggefegt, die Illusionen zerstreut und das klassenmäßige Wesen der Grüppchen an den Tag gebracht. Sowohl die Narodniki als auch die Liquidatoren sind Grüppchen kleinbürgerlicher Intellektueller, Grüppchen, die von der marxistischen Arbeiterbewegung beiseite geschoben worden sind und sich durch Betrug in sie hineindrängen wollen.

Zum Betrug dient das Wörtlein „fraktionelle Haltung" – dasselbe Wörtlein, mit dem der berüchtigte Akimow, der Führer der „Ökonomisten", auf dem 2. Parteitag im Jahre 1903 gegen die ,Iskra"-Leute kämpfte. Das Wörtlein Akimows, das Wörtlein eines extremen Opportunisten, ist den Liquidatoren und den Narodniki als einzige Waffe verblieben. Das Zeitschriftchen „Sowremennik" hat wie eigens zu dem Zwecke das Licht der Welt erblickt, um allen Leuten, die das ABC kennen, anschaulicher zu zeigen, wie faul, untauglich und verrostet diese Waffe ist.

Dieser „Sowremennik" stellt eine in unserer demokratischen Zeitschriftenwelt noch nie dagewesene Erscheinung dar. Neben zufälligen Namen von Mitarbeitern (wen doch alles bei uns die Not dazu treibt, in fremden Zeitschriften Verdienst zu suchen!) sehen wir eine offensichtlich demonstrative Vereinigung von Namen, die eine Vereinigung von Richtungen bedeuten soll.

Der Liberale Bogutscharski, die Narodniki Suchanow, Rakitnikow, B. Woronow, W. Tschernow und andere, die Liquidatoren Dan, Martow, Trotzki, Scher (Potressow stand in Nr. 66 der „Sewernaja Rabotschaja Gaseta" neben Plechanow, verschwand aber … aus irgendeinem Grunde), die Machisten Basarow, Lunatscharski, schließlich der Hauptheld der „Einheit" (sowohl der mit kleinem als auch der mit großem Anfangsbuchstaben2), G. W. Plechanow – das sind jene demonstrativen Namen, mit denen das Mitarbeiterverzeichnis des „Sowremennik" Staat macht. Und in völliger Übereinstimmung damit ist der Kernpunkt der Richtung der Zeitschrift die Propaganda (der Narodniki) für das Bündnis der Narodniki und der „Marxisten" (Spaß beiseite!).

Wie diese Propaganda aussieht, darüber möge der Leser an Hand der Artikel des Hauptes der Zeitschrift, des Herrn Suchanow, urteilen. Hier einige der wesentlichen „Gedanken" dieses Herrn:

„…Die alten Gruppierungen sind jedenfalls liquidiert. Es lässt sich nicht mehr feststellen, wo der Marxismus aufhört und wo das Narodnikitum beginnt. Sowohl auf der einen als auch auf der anderen Seite gibt es sowohl Narodnikitum als auch Marxismus. Und beide Seiten sind nicht marxistisch und nicht ,narodnikisch'. Konnte und kann es denn auch überhaupt anders sein? Kann im 20. Jahrhundert der Kollektivist nicht marxistisch denken? Und muss in Russland nicht jeder Sozialist Narodnik sein?"

„ … Vom modernen marxistischen Agrarprogramm ist genau dasselbe zu sagen, was letzthin von dem der Narodniki gesagt wurde: es ist ein marxistisches Programm nach den Methoden seiner Begründung und ein Narodniki-Programm nach seinen praktischen Aufgaben. Es appelliert an den ,historischen Gang der Dinge' und erstrebt die Verkörperung der Losung: Land und Freiheit." (Nr. 7, Seite 76.)

Das genügt doch wohl?

Dieser Herr Suchanow prahlt öffentlich damit, dass Plechanow mit ihm einverstanden ist3. Plechanow aber schweigt!

Man besehe sich jedoch die Betrachtungen des Herrn. Suchanow.

Der neue Verbündete Plechanows und der Liquidatoren hat den Unterschied zwischen Marxismus und Narodnikitum „liquidiert" mit der Begründung, dass beide Strömungen in ihren praktischen Aufgaben angeblich die Losung „Land und Freiheit" verkörpern.

Das ist vollkommen und buchstäblich eine Argumentation, die die „Einheit" der Arbeiter mit der Bourgeoisie verficht. Zum Beispiel: „ … nach ihren praktischen" Aufgaben „erstreben", so kann man sagen, die Arbeiterklasse und die liberale Bourgeoisie die „Verkörperung" der Losung: Konstitution. Der kluge Herr Suchanow muss daraus folgern, dass die Gruppierung in Proletariat und Bourgeoisie „liquidiert" sei, dass sich „nicht feststellen lässt", wo die proletarische Demokratie „aufhört" und wo die bürgerliche beginnt.

Man nehme den Text des marxistischen Agrarprogramms zur Hand. Suchanow verfährt wie alle liberalen Bourgeois, die die „praktische" Losung („Konstitution"!) herausgreifen und den Unterschied zwischen sozialistischer und bürgerlicher Weltanschauung als einen „abstrakt-theoretischen" bezeichnen!! Wir erlauben uns jedoch zu glauben, dass für den klassenbewussten Arbeiter wie auch für jeden bewussten Politiker Bedeutung und Sinn der praktischen Losungen nicht ohne Interesse sind, dass es für sie nicht ohne Interesse ist, welcher Klasse diese Losungen dienen und namentlich, auf welche Weise sie ihr dienen.

Blicken wir in das marxistische Agrarprogramm (an das sich Herr Suchanow erinnert, um es heillos zu entstellen); sofort finden wir, neben den unter den Marxisten umstrittenen praktischen Punkten (z. B. der Munizipalisierung), unbestrittene Punkte:

Zwecks Beseitigung der Überreste der Leibeigenschaft, die als schwerer Druck unmittelbar auf den Bauern lasten, und im Interesse einer freien Entwicklung des Klassenkampfes auf dem Lande…"

So beginnt das marxistische Agrarprogramm. Für Herrn Suchanow ist dies eine unwichtige „abstrakte Theorie"! Ob wir die Konstitution im Interesse der freien Entwicklung des Klassenkampfes zwischen dem Proletariat und der Bourgeoisie oder im Interesse der „sozialen Versöhnung" der Arbeiter und der Kapitalisten wollen, das ist ja nicht wichtig, das ist „abstrakte Theorie". So versichern alle Bourgeois.

Die Bourgeois bringen ihre Klasseninteressen richtig zum Ausdruck, wenn sie das den Arbeitern versichern. Herr Suchanow benimmt sich ganz wie ein Bourgeois, wenn er die Frage beiseite schiebt, wofür wir Umgestaltungen in den Agrarverhältnissen brauchen: für die freie Entwicklung des Klassenkampfes des Lohnarbeiters gegen Groß- und Kleinunternehmer oder für ihre „soziale Versöhnung" mittels des bürgerlichen Geredes über die „Arbeits"-Wirtschaft.

Lesen wir im marxistischen Agrarprogramm etwas weiter: Die Marxisten … „werden jeglichem Versuch, den Gang der ökonomischen Entwicklung aufzuhalten, immer und beständig entgegenwirken". Es ist bekannt, dass die Marxisten eben deshalb jedwelche, selbst die allergeringste Einschränkung der Freiheit der Mobilität (Kauf und Verkauf, Verpfändung u. a.) des bäuerlichen Grund und Bodens als eine reaktionäre, für die Arbeiter und für die ganze gesellschaftliche Entwicklung äußerst schädliche Maßnahme bezeichnen.

Die Narodniki, vom „Sozial-Kadetten" Peschechonow bis zu den linken Narodniki von der „.Smjelaja Mysl", sind für die eine oder andere Einschränkung der Freiheit der Mobilität. Die Narodniki sind in dieser Frage die schädlichsten Reaktionäre, sagen die Marxisten.

Herr Suchanow umgeht das! Er will sich nicht daran erinnern, wie Plechanow die Narodniki deswegen „Sozialreaktionäre" genannt hat. Gegen die „abstrakte Theorie" wehrt sich Herr Suchanow in der Weise, dass er sich auf die „Praxis" beruft, und gegen die „Praxis" (die Freiheit der Mobilität des bäuerlichen Grund, und Bodens) wehrt er sich unter allgemeiner Berufung auf die Losung „Land und Freiheit".

Die Schlussfolgerung ist klar: Herr Suchanow ist nichts anderes als ein Bourgeois, der den Klassenunterschied zwischen Arbeitern und Unternehmern verdunkelt.

Und gerade solche Bourgeois hat das marxistische Agrarprogramm im Auge, wenn es sagt:

„… In allen Fällen und bei jedem Zustand der demokratischen Agrarumgestaltungen" … (man beachte: in allen Fällen und bei jedem Zustand, d. h. sowohl bei der Munizipalisierung als auch bei der Aufteilung und im Falle einer beliebigen anderen Möglichkeit) „machen" die Marxisten „es, sich zur Aufgabe, unverwandt eine selbständige Klassenorganisation des Landproletariats anzustreben, ihm den unversöhnlichen Gegensatz seiner Interessen zu den Interessen der bäuerlichen Bourgeoisie zu erläutern, es davor zu warnen, sich vom System der Kleinwirtschaft verteilen zu lassen, die beim Bestehen der Warenproduktion niemals imstande ist, das Elend der Massen zu beseitigen" usw.

So lautet das marxistische Agrarprogramm. So lautet gerade jener seiner Punkte, den die Menschewiki auf dem Stockholmer Parteitag aus dem Entwurf der Bolschewiki angenommen haben, das heißt der unter den Marxisten am wenigsten bestrittene und am allgemeinsten anerkannte Punkt.

So lautet der in der Frage des Narodnikitums wesentlichste Punkt, der gerade das „System der Kleinwirtschaft" behandelt.

Und Herr Suchanow umgeht diesen Punkt mit völligem Schweigen!

Herr Suchanow hat die „alte Gruppierung" der Richtungen, ihre Trennung in Marxismus und Narodnikitum in der Weise liquidiert, dass er die klaren und genauen Worte des „marxistischen Agrarprogramms" gegen das Narodnikitum verschwieg!!

Zweifel sind unmöglich: Herr Suchanow ist ein ganz hohler Schwätzer, wie es ihrer so viele gibt in den Salons unserer liberalen „Gesellschaft", die vom Marxismus keinen Begriff hat und gern bereit ist, irgendwelche sozialistische Gruppierungen in Marxismus und Narodnikitum zu „liquidieren".

In Wirklichkeit aber sind Marxismus und Narodnikitum sowohl theoretisch als auch praktisch durch eine Kluft voneinander geschieden. Die Theorie Marxens ist die Theorie von der Entwicklung des Kapitalismus und des Klassenkampfes der Lohnarbeiter gegen die Unternehmer. Die Theorie des Narodnikitums ist die bürgerliche Beschönigung des Kapitalismus mit Hilfe des Geredes von der „Arbeitswirtschaft", die Theorie des Verwischens, der Verdunkelung und des Bremsens des Klassenkampfes mit Hilfe desselben Geredes, mit Hilfe der Verteidigung der Beschränkung der Mobilität des Grund und Bodens usw.

Die geschichtliche Tiefe der Kluft zwischen Marxismus und Narodnikitum in Russland wurde durch die Praxis bloßgelegt … natürlich nicht der Losungen, denn nur ganz einfältige Leute können die „Losungen" als „Praxis" betrachten… sondern durch die Praxis des offenen Massenkampfes von Millionen in den Jahren 1905 bis 1907. Diese Praxis zeigte die Verschmelzung des Marxismus mit der Bewegung der Arbeiterklasse und die Verschmelzung (oder den Beginn der Verschmelzung) des Narodnikitums mit der Bewegung der kleinbürgerlichen Bauernschaft (Bauernverband, Wahlen in die I. und II. Reichsduma, Bauernbewegung u. a. m.).

Das ist durch die Evolution dieser Richtung im Laufe eines halben Jahrhunderts und durch das offene Hervortreten von Millionen in den Jahren 1905–1907 bewiesen worden. Das ist von den höchsten Instanzen der marxistischen „Gesamtheit" in den Jahren 1903 bis 1907 und bis zur Sommerberatung von 1913 vielfach in entschiedenster und offiziellster Weise festgestellt worden.

Wenn wir jetzt das Literatenbündnis der Führer des Narodnikitums (Tschernow, Rakitnikow, Suchanow) und verschiedener sozialdemokratischer Fraktionen von Intellektuellen sehen, ob nun der direkt gegen die Illegalität, d. h. gegen die Arbeiterpartei Auftretenden (die LiquidatorenA Dan, Martow, Tscherewanin), oder der denselben Liquidatoren helfenden Grüppchen ohne Arbeiter (Trotzki und Scher, Basarow, Lunatscharski, Plechanow), so haben wir in Wirklichkeit nichts anderes vor uns als ein Bündnis bürgerlicher Intellektueller gegen die Arbeiter.

Die Einheit der Arbeiter auf dem Boden einer tatsächlichen Anerkennung der Illegalität und genauer, die Taktik im alten Geiste vereinigenden und leitenden Beschlüsse (die Beschlüsse vom Januar 1912 und vom Februar und Sommer 1913) sehen wir in der „Prawda"-Richtung. Es ist Tatsache, dass die „Prawda "-Richtung vom 1. Januar 1912 bis zum 13. Mai 1914 5674 Arbeitergruppen wirklich vereinigt hat, gegen 1421 der Liquidatoren und Null oder fast Null der Grüppchen der „Wperjod"-Leute, Plechanows, Trotzkis mit Scher usw. (siehe die Zeitung „Rabotschij" Nr. 1, „Aus der Geschichte der Arbeiterpresse Russlands" Seite 19 und die Trudowaja Prawda", Nr. 2 vom 30. Mai 1914).

Es ist Tatsache, dass diese Einheit der Arbeiter auf der unerschütterlichen Grundlage von prinzipienfesten, konsequenten und vollständigen Beschlüssen über alle Lebensfragen der marxistischen Arbeiter beruht. Hier ist die Gesamtheit, denn vier Fünftel besitzen ganz unbedingt das Recht, im Namen der „Gesamtheit" aufzutreten, zu handeln und zu sprechen.

Aber das im „Sowremennik" zum Ausdruck kommende Bündnis der Führer des Narodnikitums und aller möglichen sozialdemokratischen Grüppchen ohne Arbeiter (ohne genaue Taktik ohne genaue Beschlüsse, nur mit Schwankungen zwischen der Strömung und der Gesamtheit der „Prawda"-Richtung einerseits und den Liquidatoren anderseits) – dieses Bündnis ist elementar entstanden. Nicht eine der „sozialdemokratischen Grüppchen ohne Arbeiter" hat es gewagt, direkt, klar und offen; – so wie die Sommerberatung von 1913 sich gegen das Bündnis, mit den Narodniki wandte – für ein solches Bündnis einzutreten! Nicht ein Grüppchen – weder die Liquidatoren noch die „Wperjod"-Leute noch Plechanow und Komp. noch Trotzki und Komp.! Sie alle schwammen einfach mit dem Strom, mitgerissen von der Opposition gegen die „Prawda"-Richtung und von dem Wunsche erfüllt, diese zu zerschlagen oder zu schwächen, wobei sie instinktiv beieinander Hilfe suchten, (gegen die vier Fünftel der Arbeiter – die Liquidatoren bei Suchanow und Tschernow, Suchanow und Tschernow bei Plechanow, Plechanow bei den vorigen, Trotzki ebenfalls bei ihnen usw. Weder eine einheitliche Politik, noch eine einigermaßen bestimmte Taktik, noch ein offenes Auftreten vor den Arbeitern mit der Verteidigung des Bündnisses mit den Narodniki – nichts derartiges sehen wir bei allen diesen Grüppchen.

Es ist ein ganz prinzipienloses Bündnis bürgerlicher Intellektueller gegen die Arbeiter. Wir bedauern Plechanow, dass er in eine so traurige Gesellschaft geraten ist, wir wollen aber der Wahrheit offen ins Auge blicken. Möge, wer will, das Bündnis dieser Grüppchen als „Einheit" bezeichnen – wir nennen es einen Abfall von der proletarischen Gesamtheit, und die Tatsachen beweisen die Richtigkeit unserer Ansicht.

II.

Wie die Liberalen die „Einheit" der Arbeiter mit den Liquidatoren verfechten

Die Ankunft des Vorsitzenden des Internationalen Sozialistischen Büros, Émile Vandervelde, in Russland hat die Diskussion über die Frage der Einheit naturgemäß belebt.

Es war die direkte Aufgabe E. Vanderveldes, Material über diese Frage zu sammeln, den Boden zu sondieren und alle möglichen Schritte zugunsten der Einheit zu unternehmen. Aus den Zeitungen ist bekannt, dass er die Redaktionen beider Zeitungen, der marxistischen und der liquidatorischen, besuchte und auf einem „Bankett" seine Ansichten mit den Vertretern der einen sowie der anderen austauschte.

Sobald E. Vandervelde aus Russland nach Hause, d. h. nach Brüssel zurückkehrte, erschienen in den zwei wichtigsten täglich erscheinenden Organen des Sozialismus in französischer Sprache, in der Pariser „Humanité" und im Brüsseler „Peuple" von Sonntag, dem 21. Juni (neuen Stils), Interviews mit dem Vorsitzenden des Internationalen Sozialistischen Büros. Vandervelde hat dabei die Meinungsverschiedenheiten unter den russischen Sozialdemokraten ungenau formuliert. Die einen, sagte er, „wollen sich legal organisieren und fordern das Koalitionsrecht, die anderen wollen unmittelbar die Verkündigung der ,Hauptforderung'4 und die Expropriation des Grund und Bodens erreichen". Diese Meinungsverschiedenheit bezeichnete Vandervelde als „ziemlich kindisch".

Wir werden kaum fehlgehen mit der Annahme, dass die klassenbewussten Arbeiter Russlands beim Lesen dieser Äußerungen Vanderveldes „ziemlich gutmütig" lächeln werden. Wenn „die einen" „sich legal organisieren wollen", d. h. für eine offene, legale Partei eintreten, so widersprechen offenbar die anderen in diesem Punkte nicht mit dem Hinweis auf die „Hauptforderung" oder die „Hauptforderungen", sondern mit der Verteidigung der Illegalität und mit der kategorischen Weigerung, am Kampfe für die „offene Partei" teilzunehmen. Eine solche Meinungsverschiedenheit bedeutet ein Auseinandergehen in der Frage des Daseins der Partei, und hier ist, der verehrte Genosse E. Vandervelde möge das nicht übelnehmen, keinerlei „Versöhnung" möglich. Man kann nicht die Illegalität ein wenig begraben und sie ein wenig durch eine legale Partei ersetzen …

Vandervelde fragte jedoch nicht nur nach den Meinungsverschiedenheiten: in der Aktenmappe des Vorsitzenden und Sekretärs des Internationalen Sozialistischen Büros liegt eine Unmenge Papiere, Berichte und Briefe von Vertretern aller und jeglicher, tatsächlicher und fiktiver „leitender Instanzen" über diese Frage. Vandervelde suchte, wie es scheint, seinen Aufenthalt in Petersburg zu benutzen, um einige tatsächliche Angaben zu sammeln über den Grad des Einflusses, den die verschiedenen Strömungen und Gruppen des Sozialismus (und des „Auch-Sozialismus") in Russland in den Massen besitzen. Vandervelde ist ein Mann mit nicht geringer politischer Erfahrung, und er weiß natürlich ausgezeichnet, dass man in der Politik im Allgemeinen und in der Arbeiterbewegung im Besonderen nur solche Richtungen ernst nehmen kann, die in den Massen verbreitet sind.

Über diese Frage finden wir in den beiden obengenannten französischen sozialistischen Zeitungen die folgende Mitteilung Vanderveldes:

Die Sozialisten in Russland besitzen drei Tageszeitungen. Die Revolutionäre" (gemeint sind offenbar die linken Narodniki) „geben Zeitungen in einer Auflage von 10-12.000 Exemplaren heraus; die Leninisten von 35.40.000; die Gemäßigten" (modérés, gemeint sind offenbar die Liquidatoren) „von etwa 16.000."

E. Vandervelde hat hier einen kleinen Fehler begangen: die Zeitung der linken Narodniki erscheint bekanntlich nicht täglich, sondern dreimal in der Woche. Außerdem ist das Maximum der Auflage der Zeitung der „Prawda"-Richtung nach unseren Informationen zu gering eingesetzt: es erreichte die Höhe von 48.000. Es wäre wünschenswert, über diese wichtige Frage (wichtig für die Selbsterkenntnis der Arbeiterbewegung) genaue Angaben für beispielsweise einen ganzen Monat zu sammeln, falls sie nicht für ein ganzes Jahr zusammengestellt werden können.

Wie groß ist aber der Unterschied zwischen dem wirklichen Europäer Vandervelde, der dem asiatischen „Aufs-Wort-glauben" oder „Augenschätzen" keine Bedeutung beimisst, sondern Tatsachen sammelt, und den russischen, sich als „Europäer" gebärdenden liquidatorischen und liberal-bürgerlichen Schwätzern! In der Zeitung „Rjetsch" schrieben z. B. die offiziellen Vertreter der Kadetten, im Artikel „E. Vandervelde und die russischen Sozialisten" (Nr. 152 vom 7. (20.) Juni, genau einen Tag vor dem Interview mit Vandervelde in Paris und Brüssel):

Als beim Mittagessen einer der Bolschewiki Vandervelde versicherte, dass niemand da sei, mit dem sie sich vereinigen könnten, da ,in den Werkstätten, in der Arbeiterklasse bereits alles unter dem Banner der Prawda-Richtung vereinigt ist, außerhalb welcher nur eine Handvoll Intellektueller steht', beging er natürlich eine übermäßige polemische Übertreibung."

Da haben wir ein Musterbeispiel der liquidatorischen und liberalen Lüge, gekleidet in glatte und geleckte Phrasen.

Eine „übermäßige polemische Übertreibung"! Als ob es andere als übermäßige Übertreibungen gäbe … Doch die offiziellen Kadetten schreiben nicht nur wie Halbanalphabeten, sondern betrügen die Leser direkt. Wenn bei den Bolschewiki eine „polemische Übertreibung'' vorliegt, warum, ihr Herren Kadetten, bringt ihr denn, wenn ihr schon einmal darangeht, in der Presse über die von euch aufgeworfene Frage zu sprechen, keine Angaben, solche, die nicht übertrieben sind, in denen keine Polemik steckt?

Vandervelde, der nicht russisch kann, vermochte in drei bis vier Tagen seines Aufenthalts in Russland objektive Angaben zu sammeln. Dagegen haben die Herren Petersburger Kadetten, genau so wie die Petersburger LiquidatorenB, in den Zeitungen kein einziges Mal irgendwelche objektiven Angaben angeführt. Und dabei bezichtigen sie die „ Prawda "-Leute grundlos und heuchlerisch der „Übertreibung"!

Nehmen wir die Angaben Vanderveldes. Gemäß diesen Angaben kommt die Wochenauflage der marxistischen, der liquidatorischen und der Zeitung der Narodniki in den folgenden Zahlen zum Ausdruck:



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Marxistische Zeitung

240.000

64,5

71,4


100%

Liquidatorische Zeitung

96.000

25,8

28,6

Narodniki-Zeitung

36.000

9,7


Insgesamt

372.000

100



Das sind die objektiven Angaben, gesammelt von dem Vorsitzenden des Internationalen Sozialistischen Büros. Selbst bei Einberechnung der Narodniki, mit denen sich nur die Liquidatoren, die Machisten und Plechanow „vereinigen" wollen, obzwar sie sich fürchten, dies direkt zu sagen, ergabt sich eine Mehrheit von fast zwei Dritteln zugunsten der „Prawda"-Anhänger. Und wenn man die Narodniki nicht mitrechnet, beträgt die Mehrheit der „Prawda"-Anhänger gegenüber den Liquidatoren 71,4 Prozent, d. h. mehr als sieben Zehntel!

Doch die Zeitungen werden nicht nur von den Arbeitern gelesen und finanziert. Die sowohl in der Zeitung der Marxisten als auch in der der Liquidatoren veröffentlichten objektiven Angaben über Geldsammlungen zeigen (für die Zeit vom 1. Januar bis zum 13. Mai 1914) bei der „Prawda"-Richtung 80 Prozent Arbeitergruppen, wobei sich für Petersburg dieser Prozentsatz auf 86 Prozent erhöht. Von 21.000 Rubeln, die von den Anhängern der „Prawda" gesammelt wurden, wurden über acht Zehntel von Arbeitern aufgebracht, während bei den Liquidatoren mehr als die Hälfte von der Bourgeoisie stammte. Es ist also völlig und unbedingt erwiesen, dass die Angaben über die Auflageziffern der Zeitung das Überwiegen der Anhänger der „Prawda" zu gering erscheinen lassen, denn die Zeitung der Liquidatoren wird von der Bourgeoisie unterhalten. Und die nicht weniger objektiven Angaben über die Wahlen in die Versicherungsanstalten zeigen, dass die „Prawda"-Anhänger bei den Wahlen in die Reichsversicherungsanstalt 47 von 57 Bevollmächtigten, d. h. 82,4 Prozent, hatten.

Wenn die Kadetten durch die ganze Presse unter den Massen die Anhänger der „Prawda" der „Übertreibung" (und sogar der „übermäßigen Übertreibung") beschuldigen und dabei weder über die Auflage der Zeitungen noch über die Arbeitergruppen noch über die Wahlen in die Versicherungsanstalten die geringsten objektiven Angaben bringen, so lügen sie gewissenlos, um die Liquidatoren herauszustreichen.

Die Klasseninteressen der russischen liberalen Bourgeoisie zwingen diese natürlich, die Liquidatoren in Schutz zu nehmen, die von den Marxisten (Beschluss vom Jahre 1910) einstimmig als „Vermittler des bürgerlichen Einflusses auf das Proletariat' bezeichnet wurden. Wenn sich aber die Liberalen dabei als „Neutrale" gebärden, so wird ihre Lüge besonders heuchlerisch und widerwärtig.

Die politische Bedeutung des Geredes der Kadetten ist die, und nur die: bestrebt zu sein, durch die Liquidatoren den bürgerlichen Einfluss auf die Arbeiter auszuüben.

Es unterliegt keinem Zweifel“ – fährt die ,Rjetsch' fort –, „dass die wahre (!!) Arbeiter-Intelligenz, jene Arbeiter, auf deren Schultern in den schwersten Jahren die sozialdemokratische Arbeit lastete" (!! nach der Beurteilung der Kadetten, dieser Kenner der sozialdemokratischen Bewegung), „nicht mit den Bolschewiki sondern mit ihren Gegnern (den Liquidatoren, den Menschewiki) sympathisiert. Die Ausstoßung dieser Elemente aus der russischen Arbeiterpartei würde für diese eine so gewaltige intellektuelle Einbuße bedeuten, dass die Bolschewiki selbst in Schrecken geraten würden über die Folgen, die das Werk ihrer eigenen Hände hätte."

So schreiben die Kadetten in einem redaktionellen Artikel der „Rjetsch".

Und hier nun zum Vergleich, was der ideologische Führer der Liquidatoren, Herr L. M., in Nr. 3 der „Nascha Sarja" (Jahrgang 1914, S. 68) schreibt:

Das ist eine Rebellion" (der im Lager der „Prawda" stehenden Arbeiter) „gegen die Dementjew, Gwosdjew, Tschirkin, Romanow, Bulkin, Kabzan usw., als die Vertreter einer ganzen, in den Hauptstädten ziemlich dichten Schicht marxistischer Arbeiter, die das säuglingshaft-romantische Stadium der russischen Arbeiterbewegung zu ,liquidieren' suchten und suchen."

Eine, wie man sieht, restlose Übereinstimmung. Die Kadetten singen in den redaktionellen Artikeln der „Rjetsch" im eigenen Namen alles nach, was L. M. in der „Nascha Sarja" vorsingt. Die geringe Auflage der „Nascha Sarja" und der „Nascha Likwidatorskaja Gaseta"5 wird wettgemacht durch die Zeitungen der Kadetten, die sich dem Publikum für die sozialdemokratische Gesinnung der Bulkin, Tschirkin und Komp. verbürgen.

Herr L. M. zählt die Namen eines Häufleins liquidatorisch gesinnter Arbeiter auf. Gern wollen wir diese Namen wiederholen. Alle klassenbewussten Arbeiter Russlands werden sofort die liberalen Arbeiter erkennen, die seit langem durch ihren Kampf gegen die Illegalität, d. h. gegen die Partei, bekannt sind. Man lese in derselben „Nascha Sarja". was, neben L. M., Bulkin schreibt, und man wird sehen, wie sich beide von der Illegalität lossagen und sie zum Vergnügen der Liberalen beschimpfen.

So werden wir uns denn notieren, so werden wir denn wissen, dass die von Herrn L. M. genannten „Dementjew, Gwosdjew, Tschirkin, Romanow, Bulkin, Kabzan" laut Versicherung der Kadetten die „wahre Arbeiter-Intelligenz" sind. In der Tat, es sind wahre liberale Arbeiter! Der Artikel Bulkins hat dies vollständig bewiesen. Wir empfehlen ihn nachdrücklich der Aufmerksamkeit der klassenbewussten Arbeiter, die die Reden der genannten liberalen Proletarier noch nie persönlich gehört haben.

Die liberale „Rjetsch" will uns durch die Aussicht auf eine „Ausstoßung" dieser (laut Versicherung der „Rjetsch") Sozialdemokraten, dieser von der „Rjetsch" über den grünen Klee gelobten Sozialdemokraten, „aus der Arbeiterpartei" schrecken.

Doch wir lächeln nur als Antwort, denn jedermann weiß, dass die genannten paar Leute sich selbst dadurch ausgestoßen haben, dass sie zu den liberalen Liquidatoren gegangen sind, und dass diese „Ausstoßung" die Bürgschaft und das Fundament war für die Bildung einer tatsächlichen Arbeiter- (und nicht liberal-proletarischen) Partei.

Die „Rjetsch" lobt in demselben redaktionellen Artikel die „Zivilcourage der ruhigen, manchmal abkühlenden Worte" der Liquidatoren und der liberalen Arbeiter. Wie sollten denn auch die „Rjetsch" und die Liberalen sie nicht loben! Die Arbeiter direkt beeinflussen, können die Liberalen, besonders nach dem Jahr 1905, nicht. Wie sollten sie da nicht die Liquidatoren schätzen, die unter der Maske sozialdemokratischer Gesinnung dieselbe liberale „Abkühlungs"-arbeit leisten, denselben „bürgerlichen Einfluss auf das Proletariat" ausüben (siehe den Beschluss vom Jahre 1910).

Die Meinungsverschiedenheiten zwischen ihnen" (den sozialdemokratischen Fraktionen) „werden nicht bald beseitigt sein“ – schreibt die ,Rjetsch' –, „doch auch wenn sie ihr eigenes Gesicht bewahren, sollen sie sich vereinigen und ihren Zank nicht in die Arbeitermasse tragen, die eben erst zum bewussten politischen Leben erwacht. Die Spaltung in der Arbeiterschaft bereitet der Reaktion große Freude. Schon das allein sollte genügen, um die ehrlichen Leute beider Fraktionen zu veranlassen, aufrichtig und ernsthaft nach einer Vereinigung zu streben."

So schreibt die „Rjetsch".

Wir sind froh, dass wir nicht zu der liberalen Gesellschaft der „ehrlichen" Leute und auch nicht zu jenen gehören, die von dieser Gesellschaft zu den „Ehrlichen" gezählt werden. Wir würden es für uns als Ehrlosigkeit betrachten, zu diesen Leuten zu gehören. An die „Unparteilichkeit" der liberalen Bourgeois können nach unserer Überzeugung nur ganz naive oder nicht sehr kluge Leute glauben, besonders wenn es sich um die Befreiungsbewegung der Arbeiterklasse, d. h. um ihre gegen die Bourgeoisie gerichtete Bewegung handelt.

Vergeblich glauben die Kadetten, die russischen Arbeiter seien so naiv wie Kinder, seien imstande, an die „unparteiische" Bewertung der „Ehrlichkeit" durch die liberale Bourgeoisie zu glauben. Die liberalen Bourgeois halten die Liquidatoren und ihre Vertreter deshalb und nur deshalb für „ehrlich", weil das Liquidatorentum der Bourgeoisie einen politischen Dienst erweist, indem es den bürgerlichen Einfluss auf das Proletariat vermittelt.

Die vereinigten Marxisten Russlands haben direkt, offen, vor den Arbeitern Russlands, volle Verantwortung für ihre Taten übernehmend festgestellt, dass eine bestimmte Gruppe der Liquidatoren, die Gruppe „Nascha Sarja" und „Lutsch" usw., außerhalb der Partei steht. Dies wurde im Januar 1912 erklärt. Seit dieser Zeit haben sich während der zweieinhalb Jahre 5674 Arbeitergruppen, gegenüber den 1421 der Liquidatoren und aller ihrer Verteidiger, d.h. vier Fünftel der klassenbewussten Arbeiter Russlands der „,Prawda"-Richtung angeschlossen, d. h. den Januarbeschluss gutgeheißen. Die Liquidatoren haben sich in der Praxis so aufgeführt, dass die Arbeiter sie verlassen. Das Leben und die Erfahrung der gewaltigen Mehrheit der Arbeiter haben unseren Beschluss bekräftigt.

Die Liberalen verteidigen die „Einheit" (der Arbeiter mit den Liquidatoren) in ihrem eigennützigen Klasseninteresse. Einzig und allein die Absonderung der Liquidatoren von der Arbeiterpartei hat es dieser ermöglicht, die Periode der schweren Jahre mit Ehre – wir verstehen dieses Wort anders, meine Herren von der „Rjetsch"! – zu überwinden. Die Absonderung der Liquidatoren von der Arbeiterpartei hat der Reaktion keine „Freude", sondern Kummer bereitet, denn die Liquidatoren widerstrebten der Anerkennung der alten Formen, der alten „Hierarchie", der alten Beschlüsse usw., wobei sie selbst zweieinhalb Jahre lang ihre absolute Unfähigkeit zeigten, auch nur irgendeine Organisation zu schaffen. Der „August"-Block (1912) der Liquidatoren und ihrer Freunde ist zerfallen.

Nur trotz der Liquidatoren, nur ohne sie und gegen sie, führten und konnten die Arbeiter jene glänzende Kampagne der Streikbewegung, der Versicherungsbewegung und der Gründung von Zeitungen durchführen, alles zusammen eine Kampagne, die jetzt überall eine Mehrheit von vier Fünfteln für die Gegner der Liquidatoren ergeben hat.

Unter „Spaltung" verstehen die Liberalen die Entfernung der Gegner der Illegalität, einer Handvoll liquidatorischer Intellektueller aus den Reihen der Arbeiter. Unter „Einheit" verstehen die Liberalen die Erhaltung des Einflusses der Liquidatoren auf die Arbeiter.

Wir betrachten die Sache anders:„Einheit" nennen wir den Zusammenschluss von vier Fünfteln der Arbeiter unter dem alten Banner; Abspaltung nennen wir die Weigerung des Grüppchens der Liquidatoren, den Willen der Mehrheit der Arbeiter anzuerkennen und sich ihm unterzuordnen, nennen wir die Durchkreuzung dieses Willens durch sie. Nachdem wir uns an Hand der Erfahrung davon überzeugt haben, dass die „Prawda"-Richtung in zweieinhalb Jahren, vier Fünftel der Arbeiter zusammengeschlossen hat, glauben wir auf demselben Wege weitergehen zu müssen zu einer noch vollständigeren Einheit der Arbeiter, von vier Fünfteln zu neun Zehnteln und dann zu zehn Zehnteln.

Die zwei entgegengesetzten Anschauungen über die Liquidatoren, unsere Anschauung und die liberale Anschauung, entspringen dem Unterschied der Lage und des Standpunktes von Proletariat und Bourgeoisie.

Wodurch erklärt sich die Stellung Plechanows? Er hat im Jahre 1908 mit den Liquidatoren so entschieden gebrochen und eine Zeitlang in der Presse die gegen die Liquidatoren gerichteten Beschlüsse der Partei so energisch verfochten, dass manche auf das Ende der Schwankungen Plechanows hofften. Jetzt, wo sich vier Fünftel der Arbeiter auf dem Boden der „Prawda"-Richtung zusammengeschlossen haben, beginnt Plechanow wiederum zu schwanken. Durch nichts anderes als durch seine persönlichen Schwankungen – eine Krankheit, die bei ihm im Jahre 1903 anfing – lässt sich seine „Position" erklären, die im Wesen der Sache heute vollständig mit der Position der liberalen „Rjetsch" zusammenfällt.

Analog der „Rjetsch" bezeichnet jetzt Plechanow als „Einheit" die Sicherung des Einflusses der Liquidatoren auf die Arbeiter, entgegen dem Willen der Arbeiter, entgegen den Parteibeschlüssen, trotz der Verletzung dieser Beschlüsse durch die Liquidatoren. Nachdem er gestern Herrn Potressow mit Judas6 verglichen und mit Recht gemeint hat, ohne Judas seien die Apostel stärker gewesen als mit Judas, wendet sich Plechanow heute, wo die Tatsachen endgültig bewiesen haben, dass die Liquidatoren mit Potressow völlig solidarisch sind und auf die Parteibeschlüsse pfeifen – heute wendet sich Plechanow wieder den Liquidatoren zu und rät den „Prawda"-Anhängern, mit ihnen nicht „in der Sprache der Sieger" zu reden!!!7 Das heißt, offener und einfacher gesagt, die Mehrheit der Arbeiter soll von der Minderheit, die den direkten Übertretern der Parteibeschlüsse folgt, nicht die Anerkennung ihres Willens und die Achtung vor ihren Beschlüssen fordern!!

Die klassenbewussten Arbeiter werden mit Bedauern feststellen müssen, dass Plechanows politische Krankheit des Wankens und Schwankens, die bei ihm vor zehn Jahren begonnen hat, von neuem ausgebrochen ist – und werden daran vorbeigehen.

Es gibt übrigens noch eine andere Erklärung für die Schwankungen Plechanows, die wir an die zweite Stelle setzen, da sie für Plechanow weit schlimmer ist. Zwischen den kämpfenden Strömungen: den Liquidatoren (die ihre soziale Kraft aus der Sympathie der liberalen Bourgeoisie schöpfen) und den Anhängern der „Prawda" (die ihre Kraft aus dem Bewusstsein und der Geschlossenheit der Mehrheit der aus der Finsternis zum Licht erwachenden Arbeiter Russlands schöpfen), entstehen unvermeidlich schwankende Grüppchen von Intellektuellen. Eine soziale Kraft steht nicht hinter ihnen, einen Einfluss auf die Massen der Arbeiter können sie nicht haben, politisch sind sie Nullen. Als Ersatz für eine feste und klare, die Arbeiter anziehende und durch die Lebenserfahrung bestätigte Linie herrscht in diesen Grüppchen die Zirkeldiplomatie. Das Fehlen von Verbindungen mit den Massen, das Fehlen geschichtlicher Wurzeln in den Massenströmungen der Sozialdemokratie in Russland (die Sozialdemokratie ist in Russland seit den Streiks von 1895 eine Massenbewegung geworden), das Fehlen einer festen, einheitlichen, klaren, bis zu Ende bestimmten und in vieljähriger Erfahrung geprüften Linie, das heißt das Fehlen von Antworten auf die Fragen der Taktik, der Organisation und des Programms – das ist der Boden, auf dem die Zirkeldiplomatie gedeiht, das sind ihre Merkmale.

Auf die Plechanowsche Zeitung „Jedinstwo" als politisches Kollektiv treffen diese Merkmale durchaus zu (analog der Trotzkischen „Borjba": à propos, mögen die Leser über die Ursachen der Trennung dieser angeblichen „Vereiniger", der „Borjba" und des „Jedinstwo", nachdenken …). Der Abgeordnete Burjanow, der wie jeder Abgeordnete unter den gar nicht langlebigen Politikern Russlands relativ „langlebig" ist, war lange Zeit Liquidator, ist nun aber zu Plechanow „hin geschwankt". Ob auf lange und wohin er eigentlich geschwankt ist, das weiß er selber nicht. Aber für die Zirkeldiplomatie gibt es natürlich kein größeres Glück als einen solchen „schwankenden" Abgeordneten, der von der „Einheit" der Sechs – die davon träumen, den Liquidatoren der Partei zu helfen, den Willen der Mehrheit der Arbeiter zu durchkreuzen – mit den anderen sechs Abgeordneten, die diesem Willen gemäß handeln wollen, träumt.

Man stelle sich die „Einheit" der beiden Sechs unabhängig vom Willen der Mehrheit der Arbeiter vor. Das ist, wird man einwenden, eine ungeheuerliche Vorstellung, denn die Abgeordneten müssen den Willen der Mehrheit ausführen! Doch gerade das, was für das Proletariat ungeheuerlich ist, bezeichnen ja die Liberalen als Tugend, Wohltat, Nutzen, Ehrlichkeit, wahrscheinlich sogar als etwas Heiliges (Struve wird gewiss morgen in der „Russkaja Mysl" mit Hilfe Berdjajews, Isgojews, Mereschkowskis und Komp. beweisen, dass die „Leninisten" sündhafte „Spalter", die Liquidatoren und der sie heute vor den „Siegern", den Arbeitern, schützende Plechanow dagegen heilige Vollstrecker des göttlichen Willens sind).

Man stelle sich für einen Augenblick auf diesen (faktisch liberalen) Standpunkt der „Einheit" der beiden Sechs in der Duma, unabhängig von der Mehrheit der Arbeiter. Man wird, wenn man diesen Standpunkt einnimmt, sogleich das Zirkelinteresse begreifen, das Burjanow und das Literaten-Grüpplein „Jedinstwo" daran haben, die Differenzen zwischen den beiden Sechs auszuschlachten, ihre Meinungsverschiedenheiten auszunutzen, um ewig die Rolle des … „.Friedensstifters" zu spielen!

Einerseits, kann ein solcher Friedensstifter, ein Burjanow, Trotzki, Plechanow, Scher, Tschernow, Suchanow oder ganz gleich wer, erklären – einerseits sind die sechs Liquidatoren im Unrecht, denn sie liquidieren die Parteibeschlüsse. Anderseits sind die sechs „Prawda"-Anhänger im Unrecht, denn sie reden mit ihren Kollegen in dem unpassenden, unanständigen und sündhaften „Tone der Sieger", angeblich im Namen irgendwelcher Mehrheit. Vielleicht wird gar ein solcher „Friedensstifter" seine eklektische und intrigenhafte Haltung als „dialektisch" bezeichnen und auf den Namen eines „Vereinigers" Anspruch erheben… Ist dies doch in unserer Partei schon dagewesen: man erinnere sich nur an die Rolle der Bundisten und Tyszkas auf dem Stockholmer und auf dem Londoner Parteitag und überhaupt an die Zeitspanne von 1906 bis 1911!

So glückliche Zeiten für die Zirkeldiplomaten, so traurige Zeiten für die Arbeiterpartei hat es gegeben, als der Zusammenschluss der klassenbewussten Arbeiter gegenüber den Vermittlern des bürgerlichen Einflusses, den „Ökonomisten" und dem „Menschewiki", noch nicht genügend erstarkt war.

Diese Zeiten gehen jetzt vorüber. Die „Rjetsch" der Herren Kadetten beweint das „Hineintragen von Zwistigkeiten in die Arbeitermasse". Das ist der Standpunkt eines liberalen gnädigen Herrn. Wir begrüßen das „Hineintragen von Zwistigkeiten in die Arbeitermasse", denn gerade diese Masse und nur sie wird die Zwistigkeiten von den das Wesen der Sache betreffenden Meinungsverschiedenheiten trennen, wird sich in den Meinungsverschiedenheiten selbst zurechtfinden, wird sich eine eigene Meinung bilden, wird die Frage entscheiden, „wohin gehen und nicht mit wem geben"C, das heißt die Frage nach einer eigenen, bestimmten, klaren, von ihr selbst durchdachten und geprüften Linie.

Diese Zeit ist bereits angebrochen, und sie kommt. Die Masse der proletarischen „Prawda"-Anhänger unterscheidet schon die „Zwistigkeiten", sie hat sich in den Meinungsverschiedenheiten schon zurechtgefunden, sie hat schon ihre Linie selbst bestimmt. Die Angaben über die Arbeitergruppen nach zwei Jahren offenen Kampfes (1912 und 1913) sind ein faktischer Beweis dafür.

Die Zirkeldiplomatie geht ihrem Ende entgegen.D

III.

Warum haben die Arbeiterorganisationen die Liquidatoren öffentlich als Verleumder gebrandmarkt?

In Nr. 92 des „Putj Prawdy" vom 21. Mai 1914 ist die Resolution der Vertreter von 10 Gewerkschaftsvereinen der Stadt Moskau abgedruckt. In dieser Resolution wird der desorganisatorische Abgang Malinowskis in der entschiedensten und schärfsten Weise als „Verbrechen" verurteilt, ferner der Sozialdemokratischen Arbeiterfraktion Russlands in der Reichsduma das volle Vertrauen ausgesprochen („Geht entschlossen euren Weg – die Arbeiterklasse ist mit euch!") und werden schließlich die Liquidatoren der „Nascha Rabotschaja Gaseta" öffentlich als Leute gebrandmarkt, „die dem ausgeschiedenen Abgeordneten schmutzige Verleumdungen nach werfen"; die Handlungsweise dieser Leute wird gleichgestellt mit der „von der rechtsstehenden Presse betriebenen Verbreitung verleumderischer Gerüchte zu dem Zwecke, in die Reihen der Arbeiter Verwirrung hinein zu tragen".

Es ist die heilige Pflicht aller, denen die Arbeitersache teuer ist“ – schreiben die Vertreter der zehn Gewerkschaftsvereine der Stadt Moskau in ihrer Resolution –, „sich zusammenzuschließen und die Verleumder einmütig zurückzuweisen." „Die Arbeiterklasse wird als Antwort darauf ihre Reihen um ihre Vertreter" (d. h. die Sozialdemokratische Arbeiterfraktion Russlands „noch enger schließen und die Verleumder mit Verachtung strafen."

Wir haben keinen Anlass, die zahlreichen anderen, in ihrem Inhalt gleichartigen Resolutionen der Arbeiter zu zitieren, die Äußerung der lettischen ArbeiterzeitungE usw. Das hieße sich wiederholen.

Betrachten, wir, was geschehen ist.

Weshalb haben die klassenbewussten Arbeiter Russlands, in der Gestalt der Vertreter der zehn Gewerkschaftsvereine Moskaus und vieler anderer, die Liquidatoren von der „Nascha Rabotschaja Gaseta" öffentlich als schmutzige Verleumder verurteilt und die Arbeiterklasse aufgefordert, sie mit Verachtung zu strafen?

Was hat die „Nascha Rabotschaja Gaseta" getan?

Sie hat anonyme Gerüchte und dunkle Anspielungen über eine angebliche Lockspitzelei Malinowskis verbreitet.

Kein einziger Name eines Anklägers wurde genannt. Keine einzige genaue Tatsache wurde beigebracht. Kein einziges bestimmt formuliertes, mit Angabe wenigstens der Pseudonyme, polizeilicher Aushebungen, der Orte, der Daten bekräftigtes Beweisstück – kein einziges solches Beweisstück ist beigebracht worden.

Einzig dunkle Gerüchte, einzig das Aufbauschen der „Unerklärlichkeit" des Austrittes aus der Duma. Doch gerade wegen der Unerklärlichkeit seines Austritts, wegen seiner geheimen Flucht haben ja die organisierten Arbeiter, die Mitglieder der Arbeiterpartei Malinowski hart verurteilt.

Die organisierten marxistischen Arbeiter haben sogleich alle und sämtliche ihrer leitenden Instanzen, die lokalen, die gewerkschaftlichen, die gesamtrussische sowie auch die Dumafraktion zusammenberufen und dem Proletariat und der ganzen Welt direkt, offen, so dass es alle hören kannten, erklärt: Malinowski hat uns seinen Austritt nicht motiviert und uns davon vorher nicht verständigt. Dieses Ungeklärte, diese unerhörte Eigenmächtigkeit macht seinen Schritt zum Schritt eines Deserteurs in einer Zeit, wo wir einen ernsten, schweren und verantwortungsvollen Klassenkrieg führen. Wir haben über den Deserteur zu Gericht gesessen, wir verurteilen ihn und haben ihn rücksichtslos verurteilt. Und damit Schluss. Die Sache ist erledigt.

Der Einzelne ist nichts. Die Klasse ist alles. Verteidigt standhaft die von euch eroberten Positionen. Wir sind mit euch." (Telegramm von 40 kaufmännischen Angestellten aus Moskau an die Sozialdemokratische Arbeiterfraktion Russlands. Siehe Nr. 86 des „Putj Prawdy" vom 14. Mai 1914.)

Die Sache ist erledigt. Die organisierten Arbeiter haben die Sache in organisierter Form zu Ende geführt und ihre Reihen zu weiterer Arbeit zusammengeschlossen. Vorwärts an die Arbeit!

Die Intellektuellen-Zirkel dagegen verhalten sich anders. Die „Ungeklärtheit" ruft bei ihnen kein organisiertes Verhalten zur Sache hervor (keine einzige leitende Instanz der Liquidatoren oder ihrer Freunde hat ein offenes, direktes, vollständiges und sachliches Urteil über das Wesen der Sache abgegeben!!!) – sondern das Interesse für den Klatsch. Aha, „Ungeklärtes"? – die Gevatterinnen der Intellektuellen-Gesellschaft sind gespannt.

Tatsachen stehen den Klatschbasen gar keine zur Verfügung. Die Gevatterinnen des Zirkels Martows sind außerstande, organisiert zu handeln: dieses oder jenes Kollegium einzuberufen, Material zu sammeln, das von politischem Interesse und von Bedeutung wäre, gemeinsam zu prüfen, zu analysieren, zu überdenken und zu einer formellen, verantwortlichen Entscheidung zu kommen, die dem Proletariat als Richtschnur dienen kann. Dazu sind die Gevatterinnen unfähig.

Dagegen schwätzen und klatschen, bei Martow (oder anderen, ihm ähnlichen schmutzigen Verleumdern) ein- und ausgehen und die dunkeln Gerüchte aufwärmen, Anspielungen erhaschen und weitergeben – oh, darin sind die Intellektuellen-Gevatterinnen große Meister! Wer auch nur einmal in seinem Leben dieses Milieu der klatschenden Intellektuellen-Gevatterinnen kennengelernt hat, der wird gewiss (wenn er nicht selbst solche Gevatterin ist) für sein ganzes Lehen einen Ekel vor diesen abscheulichen Geschöpfen davontragen

Jedem das Seine. Jede Gesellschaftsschicht hat ihre „Lebensmanieren", ihre Gewohnheiten, ihre Neigungen. Jedes Insekt hat die ihm eigene Kampfeswaffe: es gibt Insekten, die sich durch Ausscheidung übelriechender Flüssigkeit wehren.

Die organisierten marxistischen Arbeiter haben organisiert gehandelt. Auf organisierte Weise haben sie die Angelegenheit des eigenmächtigen Abgangs des ehemaligen Kollegen erledigt und auf organisierte Weise sind sie an die weitere Arbeit in den weiteren Kampf gegangen, Die Intellektuellen-Gevatterinnen der Liquidatoren konnten über schmutzige Klatschereien und Verleumdungen nicht hinauskommen, und sie sind auch nicht darüber hinausgekommen.

Die organisierten marxistischen Arbeiter haben schon gleich nach den ersten Artikeln der „Nascha Rabotschaja Gaseta" diese Gevatterinnen erkannt und sie sogleich absolut richtig eingeschätzt: „schmutzige Verleumdung", „mit Verachtung strafen". Keine Spur von Vertrauen zu den „Gerüchten" Martows und Dans, der feste Entschluss, ihnen keine Aufmerksamkeit zu schenken, ihnen keine Bedeutung beizumessen.

Übrigens: in den Resolutionen der über die Liquidatoren empörten Arbeiter wurde von den Liquidatoren im Allgemeinen gesprochen. Nach meinem Dafürhalten wäre es weit richtiger nur von den Herren Martow und Dan zu sprechen, wie dies im Telegramm Lenins und in einigen Artikeln und Resolutionen getan wurde. Wir haben keinen Grund, überhaupt alle Liquidatoren zu beschuldigen und öffentlich wegen schmutziger Verleumdung zu brandmarken; dagegen haben gerade Martow und Dan im Laufe von zehn Jahren, angefangen von ihren Versuchen, den Willen des II. Parteitages (1903) zu durchkreuzen, wiederholt ihre „Manier" offenbart, mit Insinuationen und schmutzigen. Verleumdungen zu kämpfen. Vergeblich versteckten sich diese zwei Subjekte hinter der Behauptung, dass angeblich jemand die tatsächlichen Redakteure der „Nowaja Rabotschaja Gaseta" verraten habe. Kein Wort, kein Ton ist irgendwo darüber verlautet, weder über die Redaktionsleitung noch über die Namen der tatsächlichen Redakteure.

Doch die Verleumder, die der Arbeiterpartei aus ihrer zehnjährigen. Geschichte bekannt sind, mussten beim Namen genannt werden, und sie wurden genannt.

Die Verleumder versuchten, ganz unerfahrene oder ganz denkunfähige Leute durch die „gut aussehende" Forderung eines „nicht offiziellen" Gerichtes zu verwirren: wir wissen ja nichts ganz Bestimmtes, wir beschuldigen ja niemanden, die Gerüchte sind für eine Anklage „ungenügend", sie genügen nur für eine „Untersuchung"!

Doch gerade darin besteht eben der ganze, juristisch gesprochen, „Tatbestand" der schmutzigen Verleumdung, dass Leute dunkle, anonyme Gerüchte in die Presse bringen, ohne imstande zu sein, auch nur eine einzige Garantie auch nur eines einzigen ehrlichen Bürgers, auch nur einer einzigen soliden, verantwortlichen demokratischem Institution für die Ernsthaftigkeit dieser Gerüchte beizubringen!

.Darin besteht ja eben der ganze Kern der Sache.

Martow und Dan sind längst bekannte, wiederholt entlarvte Verleumder. Davon ist in den im Auslande erscheinenden Presseorganen Dutzende von Malen gesprochen worden. Als Martow unter Mitwirkung und Mitverantwortung Dans eine besonders verleumderische Broschüre: „Retter oder Zerstörer" schrieb, da wurde diese sogar von dem milden und vorsichtigen, in der letzten Zeit zu „Zugeständnissen" an die Liquidatoren besonders geneigten Kautsky als „widerwärtig"8 bezeichnet.

Das ist Tatsache. Darüber ist in der ausländischen Presse schon vor langer Zeit geschrieben worden.

Und nach all dem wollen Martow und Dan, dass wir uns auf ihre Initiative, auf ihre verleumderische Aktion hin bereit erklären, eine Untersuchung durchzuführen., unter Teilnahme jener Grüppchen, die Martow und Dan decken!!!

Dias ist der Gipfel der Frechheit der Verleumder und der Gipfel der Abgeschmacktheit.

Wir glauben nicht einem einzigen Wort von Dan und Martow. Wir werden niemals auf irgendwelche „Untersuchung" dunkler Gerüchte unter Teilnahme der Liquidatoren und der sie unterstützenden Grüppchen eingehen. Denn das würde bedeuten, das Verbrechen Martows und Dans zu decken, während wir es vor der Arbeiterklasse restlos aufdecken wollen.

Wenn Martow und Dan, plus ihre Hehler, die Bundisten, Tschcheïdse und Komp., die „Augustleute" usf., uns direkt oder indirekt zu einer gemeinsamen „Untersuchung" auffordern, antworten wir ihnen: Martow und Dan glauben wir nicht. Wir halten sie nicht für ehrliche Bürger. Mit ihnen werden wir rechnen wie mit gemeinen Verbrechern – nur so, nicht anders.

Mögen die Hehler Dans und Martows oder die nervenschwachen Intellektuellen, die den „Gerüchten" dieser Herren glauben, bei dem Gedanken an ein bürgerliches Gericht ächzen und stöhnen. Damit schreckt man uns nicht. Gegenüber Erpressern sind wir immer und unbedingt für die bürgerliche Legalität des bürgerlichen Gerichts.

Wenn ein Mensch sagt: geben Sie mir 100 Rubel, sonst enthülle ich, dass Sie Ihre Frau betrügen und mit der N. N. leben, so ist das eine kriminelle Erpressung. Wir sind in diesem Fall für das bürgerliche Gericht.

Wenn ein Mensch sagt: macht mir politische Zugeständnisse, anerkennt mich als gleichberechtigten Genossen der marxistischen Gesamtheit, sonst werde ich Lärm schlagen über die Gerüchte von der provokatorischen Tätigkeit Malinowskis, so ist das politische Erpressung.

Wir sind in diesem Fall für das bürgerliche Gericht.

Die Arbeiter selbst haben sich gerade auf diesen Standpunkt gestellt, als sie auf Grund gleich der ersten Artikel Dans und Martows diesen kein Vertrauen bezeugten, sich nicht fragten: In der Tat, diese „Gerüchte" werden wohl richtig sein, da doch Martow und Dan davon schreiben? – Nein, die Arbeiter haben sofort den Kern erfasst und ausgerufen: „Die Arbeiterklasse straft die schmutzige Verleumdung mit Verachtung."

Entweder erhebt eine mit eurer Unterschrift versehene offene Anklage, damit das bürgerliche Gericht euch entlarven und bestrafen kann (andere Mittel zur Bekämpfung von Erpressungen gibt es nicht), oder bleibt als Leute gebrandmarkt, die von den Vertretern von zehn Gewerkschaftsvereinen der Arbeiter öffentlich als Verleumder bezeichnet worden sind. Das ist die Wahl, die euch, ihr Herren Martow und Dan, bleibt!

Die leitende Instanz hat die Gerüchte untersucht und sie für Unsinn erklärt. Die Arbeiter Russlands glauben dieser Instanz, und diese wird die Verbreiter der Verleumdung restlos entlarven. Möge Martow nicht glauben, dass er unentlarvt bleiben werde.

Aber die politischen Grüppchen, die die Liquidatoren verteidigen oder wenigstens teilweise mit ihnen sympathisieren, glauben doch unserer leitenden Instanz nicht? Natürlich nicht: Wir bedürfen ihres Vertrauens nicht, wir gehen auf keinen Schritt ein, der auch nur eine Spur von Vertrauen zu ihnen offenbaren würde.

Wir sagen: Bitte sehr, ihr Herren Mitglieder der Grüppchen, die Martow und Dan vertrauen und sich mit ihnen zu „vereinigen" wünschen, ihr alle, „Augustleute", Trotzkisten, „Wperjod"-Leute, Bundisten usf. usf., tretet hervor, zeigt euch! Eins von beiden, meine Herren.

Wenn ihr selbst euch mit Martow und Dan „vereinigen" wollt und auch die Arbeiter dazu auffordert, so habt ihr also (was uns fehlt) zu ihnen, den erklärten Führern der ideologisch-politischen Richtung der Liquidatoren, das elementare Vertrauen. Da ihr einmal dieses Vertrauen habt, da ihr einmal die Möglichkeit einer „Vereinigung" mit ihnen zulasst, anerkennt und propagiert, so geht doch zur Tat über und begnügt euch nicht mit Worten!

Entweder ihr verlangt von Dan und Martow (ihr vertraut ihnen, sie vertrauen euch) die Angabe der Quellen der „Gerüchte", untersucht diese selbst und erklärt öffentlich vor der Arbeiterklasse: Wir bürgen dafür, dass es sich hier nicht um eine dumme Klatscherei von Gevatterinnen, nicht um eine böswillige Einflüsterung gereizter Liquidatoren sondern um schwerwiegende, ernsthafte Beweisstücke handelt. Wenn ihr dies tätet und wenn bewiesen würde, dass die leitenden Instanzen der Liquidatoren, der Plechanow-Leute usw. gleich beim Auftauchen der Gerüchte sie geprüft und der leitenden Instanz der „Prawda"-Anhänger von ihnen unverzüglich Mitteilung gemacht haben, so würden wir antworten: Wir sind überzeugt davon dass ihr euch irrt, ihr Herren, und werden euch nun euren Fehler nachweisen, erkennen aber an, dass ihr wie ehrliche Demokraten gehandelt habt.

Oder ihr versteckt euch, ihr Herren Führer der „Strömungen" und Grüppchen, die die Arbeiter auffordern, sich mit den Liquidatoren zu vereinigen, versteckt euch hinter dem Rücken Dans und Martows und überlasst es ihnen, zu verleumden, soviel sie was wollen, ohne von ihnen die Angabe der Quellen zu verlangen und ohne die Arbeit (und die politische Verantwortung) auf euch zu nehmen, die Ernsthaftigkeit der Gerüchte zu prüfen.

Dann werden wir den Arbeitern offen erklären: Genossen, seht ihr denn nicht, dass alle diese Führer der Grüppchen Mitwirkende und Helfershelfer der schmutzigen Verleumder sind?

Wir wollen sehen, wie die Arbeiter entscheiden werden.

Zur Erklärung der Sache nehmen wir den konkreten Fall. Als die von vier Fünfteln der klassenbewussten Arbeiter Russlands anerkannte Instanz erklärte, dass sie die Gerüchte untersucht habe und von ihrer völligen Sinnlosigkeit (wenn nicht schlimmerem Charakter) unbedingt überzeugt sei, da traten in der Presse zwei Gruppen auf: 1. die Gruppe Tschcheïdse, Tschchenkeli, Skobelew, Chaustow, Tuljakow, Manjkow und Jagello; 2. die „Augustleute", d. h. die leitende, im August entstandene Instanz der Liquidatoren.

Was haben sie nun erklärt?

Nur, dass sie an der Untersuchung der Gerüchte durch die leitende Instanz der „Prawda"-Anhänger nicht teilgenommen haben!! Nur das!

Prüfen wir diesen Fall.

Stellen wir uns erstens vor, dass wir anstatt der Gruppe Tschcheïdse und Komp. ehrliche Demokraten vor uns hätten. Diese Leute hätten Malinowski zum stellvertretenden Vorsitzenden ihrer Dumafraktion gewählt. Und plötzlich wird in der Presse, in einem Organ, für das sie politisch verantwortlich sind, das Gerücht verbreitet, Malinowski sei ein Lockspitzel!

Kann es denn wirklich zwei Meinungen darüber geben, was in einem solchen Falle die elementarste und unbedingteste Pflicht aller ehrlichen Demokraten ist?

Unverzüglich aus der eigenen Mitte oder aus wem man nur will ein Kollegium zu bilden, unverzüglich zu untersuchen, woher diese Gerüchte stammen, wer sie verbreitet hat und warum, zu prüfen, ob diese Gerüchte gewissenhaft und ernsthaft sind, und der Arbeiterklasse öffentlich, direkt und ehrlich zu erklären: Genossen, wir haben die Sache bearbeitet, wir haben sie untersucht, wir garantieren euch dafür, dass es sich hier um eine ernste Angelegenheit handelt.

So würden ehrliche Demokraten handeln. Zu schweigen, nicht zu untersuchen, fortzufahren, die Verantwortung für ein Presseorgan zu tragen, das dunkle Gerüchte verbreitet, das ist der Gipfel der Gemeinheit und Niedertracht, und ehrlicher Bürger unwürdig.

Stellen wir uns zweitens vor, dass wir an Stelle von Tschcheïdse und Komp. Mithelfer und Hehler der schmutzigen Verleumdungsgeschichte vor uns haben, die entweder die dunklen Gerüchte von Martow oder seinen Freunden selbst gehört, aber niemals auch nur daran gedacht haben, sie ernst zu nehmen (denn wer von denen, die mit der sozialdemokratischen Arbeit in Berührung kommen, hat nicht schon dutzende Male dumme, offenkundig unsinnige „Gerüchte'' vernommen, denen Beachtung zu schenken lächerlich wäre?), oder die nichts gehört haben, aber, da sie die „Manieren" Dans und Martows gut kennen, es vorziehen, sich an einer schwierigen und heiklen Frage vorbei zu drücken aus Furcht, sich durch einen direkten Ausdruck des Vertrauens zur Ernsthaftigkeit der von Martow und Dan in der Presse verbreiteten Gerüchte zu beschmutzen und fürs ganze Leben zu blamieren, und gleichzeitig mit dem Wunsche, Martow und Dan insgeheim zu decken.

Solche Leute, die unserer zweiten Annahme entsprechen, würden ebenso handeln, wie Tschcheïdse und Komp. gehandelt haben.

Das Gesagte bezieht sich ganz und gar auch auf die „Augustleute".

Mögen die Arbeiter selbst eine von den zwei Annahmen auswählen, mögen sie das Verhalten der Tschcheïdse und Komp. selbst prüfen und überdenken!

Betrachten wir nun noch die Haltung Plechanows. In Nr. 2 des „Jedinstwo" bezeichnet er die Artikel der Liquidatoren über Malinowski als „empörend" und „abscheulich", gleichzeitig fügt er aber, mit deutlichem Vorwurf gegen die „,Prawda"-Anhänger, hinzu: Das sind die Früchte eurer Spaltung, „den Haaren des Enthaupteten weint man nicht nach"9!

Was ist der Sinn dieses Verhaltens Plechanows? Wenn er trotz der direkten Erklärung Dans und Martows, dass sie die Gerüchte für ernsthaft und gewissenhaft halten (denn sonst hätten sie keine Untersuchung verlangt) – wenn Plechanow trotzdem die Artikel der Liquidatoren als empörend und abscheulich bezeichnet, so hat er also nicht das geringste Vertrauen zu Dan und Martow!! Also betrachtet er sie ebenfalls als schmutzige Verleumder!!

Denn wieso, aus welchem vernünftigen Grunde könnte man sonst öffentlich als „abscheulich" die Artikel von Leuten erklären, die (nach ihren Worten) der Demokratie und dem Proletariat durch die Aufdeckung eines ernsten und furchtbaren Übels, einer Lockspitzelei, Nutzen bringen wollen??

Aber wie kann denn Plechanow, wenn er keinem einzigen Worte Martows und Dans glaubt, wenn er sie für schmutzige Verleumder hält – wie kann er dann diese Kampfmethoden der aus der Partei ausgeschlossenen Liquidatoren uns, den „Prawda"-Anhängern, zur Last legen? Wie kann er schreiben: „Den Haaren des Enthaupteten weint man nicht nach"10? Das heißt doch, dass er Dan und Martow mit derSpaltung" rechtfertigt ! !

Das ist ungeheuerlich, ist aber Tatsache. Plechanow rechtfertigt die schmutzigem Verleumder, denen er selbst nicht über den Weg traut, damit, dass die Anhänger der „Prawda", weil sie sie aus der Partei ausgeschlossen haben, schuld seien.

Ein derartiges Verhalten Plechanows ist eine „diplomatische'' (wie eine „Gruppe von Marxisten", die Plechanow zu glauben bereits bereit war, sich aber bald enttäuscht sah, ihm öffentlich erklärte) – eine diplomatische, d. h. eine durch die Zirkeldiplomatie hervorgerufene Verteidigung der Erpresser, die objektiv gleichbedeutend ist mit der Anspornung der Erpresser zur Fortsetzung ihrer Heldentaten.

Wenn wir – müssen Martow und Dan sich sagen – mit einem Schlage erreicht haben, dass der „Anti-Liquidator" Plechanow, der uns nicht glaubt, die „Prawda"-Anhänger, wenn auch nur indirekt, wenn auch nur zum Teil dafür anklagt, dass sie uns durch die „Spaltung" zu einem so verzweifelten Kampfe getrieben haben, so heißt das heißt das: Immer feste drauf los! In demselben Geiste fortgefahren! Plechanow macht uns Hoffnung, dass wir als Belohnung für unsere Erpressung Zugeständnisse erhalten werdenF!!

Die Zirkeldiplomatie Plechanows hat sich vor den Arbeitern bereits einmal bloßgestellt. Das beweisen das Urteil der Moskauer über die Nr. 1 des „Jedinstwo" und die Antwort der „Gruppe von Marxisten", die bereit war, Plechanow Vertrauen zu schenken, und die ihn jetzt einen „Diplomaten"11 genannt hat. Die Zirkeldiplomatie Plechanows wird sich sehr bald restlos bloßstellen.

Die Vertreter der Arbeiter haben im Januar 1912 eine bestimmte Gruppe von Liquidatoren, mit Martow und Dan an der Spitze, offen und formell aus der Partei ausgeschlossen. Seit jener Zeit, in diesen zweieinhalb Jahren, haben die Arbeiter Russlands mit Vierfünftelmehrheit diesen Beschluss gutgeheißen und als den ihrigen anerkannt. Der Erpressungsversuch und die Verleumdungen Martows und Dans werden die Arbeiter nicht zu „Zugeständnissen" veranlassen, sondern zu der noch festeren Überzeugung bringen, dass die zu vier Fünfteln bereits errichtete proletarische marxistische „Gesamtheit" nur ohne die Liquidatoren und gegen sie geschaffen werden kann.

Jedermann spricht heute vom Wachstum des politischen Bewusstseins der russischen Arbeiter, vom Übergang der Angelegenheiten der Arbeiterpartei ganz und ausschließlich in ihre Hände, von der gewaltigen Zunahme ihrer Reife und Selbständigkeit nach der Revolution. An die Arbeiter appellieren, gegen die „Intellektuellenzirkel" oder den „Fraktionsgeist der Intellektuellen" sowohl Trotzki wie Plechanow. Aber – ein bemerkenswerter Umstand! – sobald die Rede ist von den objektiven Angaben darüber, welche politische Richtung die heutigen klassenbewussten Arbeiter Russlands wählen, gutheißen, schaffen, dann wechseln sowohl Plechanow als auch Trotzki sowie die Liquidatoren die Front und rufen: diese Arbeiter, diese proletarischen „Prawda"-Anhänger, die die Mehrheit der klassenbewussten Arbeiter Russlands ausmachen, sie folgen nur aus „Kopflosigkeit" („Borjba" Nr. 1 Seite 6) der „Prawda"-Richtung, sie erliegen nur der „Demagogie" oder dem Fraktionsgeist usw. usw.

Es ergibt sich somit, dass die Liquidatoren, Plechanow und Trotzki den Willen der Mehrheit der klassenbewussten Arbeiter nicht in der Gegenwart, sondern in der Zukunft anerkennen, und zwar in der und nur in der Zukunft, wo die Arbeiter mit ihnen, mit den Liquidatoren, mit Plechanow, mit Trotzki einverstanden sein werden!!

Ein ergötzlicher Subjektivismus! Eine ergötzliche Furcht vor den objektiven Tatsachen! Wenn man sich aber nicht einfach damit befassen will, sich gegenseitig eines Intellektuellen-Zirkelgeistes zu beschuldigen, so muss man doch gerade die heutigen und gerade die objektiven Tatsachen nehmen.

Über die politische Aufklärung der Arbeiter, die, wie allgemein anerkannt wird, Fortschritte macht, urteilen unsere Versöhnler, Plechanow, Trotzki und Komp., wiederum mit ergötzlichem Subjektivismus. Plechanow und Trotzki schwanken zwischen den zwei kämpfenden Strömungen in der sozialdemokratischen Klassenbewegung und wollen ihre subjektiven Schwankungen den Arbeitern aufzwingen, indem sie erklären: die Beteiligung der Arbeiter am Richtungskampfe zeugt von einem, Mangel an Erkenntnis bei den Arbeitern, dann aber, wenn ihre Erkenntnis gereifter sein wird, werden sie zu kämpfen aufhören, werden sie nicht „fraktionell" sein (Plechanow wiederholt, ebenso wie Trotzki, „in Erinnerung an die alten Zeiten" das eingelernte Wort „Fraktionsmacherei", obwohl die „Prawda" -Anhänger im Januar 1912 d. h. vor zweieinhalb Jahren, der „Fraktionsmacherei" ein Ende gemacht und die Liquidatoren direkt und offen ausgeschlossen haben).

Der Subjektivismus dieser Beurteilung der Sache durch Plechanow und Trotzki springt in die Augen. Man nehme die Geschichte – es ist doch für einen Marxisten keime Sünde, zur Geschichte der Bewegung zu greifen! –, sie zeigt den fast zwanzigjährigen Kampf gegen die bürgerlichen Strömungen des „Ökonomismus" (1895–1902), des Menschewismus (1903 bis 1908) und des Liquidatorentums (1908–1914). Der unzertrennliche Zusammenhang und die Kontinuität dieser drei Abarten des „bürgerlichen Einflusses auf das Proletariat" unterliegt keinem Zweifel. Dass die vorgeschrittenen Arbeiter Russlands an diesem Kampfe jedes Mal teilnahmen und auf die Seite der „Iskra"-Anhänger gegen die „Ökonomisten", auf die Seile der Bolschewiki gegen die Menschewiki (was Lewizki, gezwungen durch die Unmenge der objektiven Tatsachen, selbst zugegeben hat), und schließlich auf die Seite der „Prawda"-Richtung gegen das Liquidatorentum traten – das ist eine historische Tatsache.

Es fragt sich nun, ob diese historische Tatsache, die sich auf die sozialdemokratische Massenbewegung der Arbeiter bezieht, nicht ernster zu uns spricht als die subjektiven frommen Wünsche Plechanows und Trotzkis, die nun schon seit zehn Jahren ihr Verdienst darin erblicken, dass es ihnen auf keine Weise gelingt, den richtigen Ton der sozialdemokratischen Massenströmung der Arbeiter zu treffen..

Die aus beiden Quellen, von den Liquidatoren und von den „Prawda"-Anhängern, genommenen objektiven Tatsachen der gegenwärtigen Periode und dann auch die zwanzigjährige Geschichte beweisen augenscheinlich, dass sich gerade im Kampfe gegen das Liquidatorentum und im Siege über dasselbe die politische Aufklärung der russischen Arbeiter und die Schaffung einer tatsächlichen Arbeiterpartei vollzieht, die vor den kleinbürgerlichen Einflüssen in einem kleinbürgerlichen Lande nicht die Segel streicht.

Plechanow und Trotzki, die den Arbeitern ihre subjektiven (weder mit der Geschichte noch mit den Massenströmungen in der Sozialdemokratie rechnenden), frommen Wünsche nach Vermeidung des Kampfes servieren, betrachten die Sache der politischen Aufklärung der Arbeiter schablonenmäßig. Bis jetzt gab es eine Geschichte – wie Marx gegen Proudhon spottete –, und von jetzt an gibt es keine mehr12! Bis jetzt ist im Verlaufe von zwanzig Jahren die politische Aufklärung der Arbeiter nicht anders vor sich gegangen als im Kampfe gegen die bürgerliche Strömung des „Ökonomismus'' und gegen die späteren Erscheinungen einer gleichartigen Richtung – jetzt aber, nach ein paar, von Plechanow und Trotzki servierten „ewigen" Wahrheiten über den Schaden des Kampfes, wird die Geschichte ihren Lauf einstellen, werden die dank der Unterstützung durch die Bourgeoisie massenhaft vorhandenen Wurzeln des Liquidatorentums verschwinden, wird die „Prawda"-Richtung als Massenströmung (zu der sie ausschließlich dank der „Kopflosigkeit" der Arbeiter geworden!) verschwinden und wird etwas „Echtes" entstehen … Wie ergötzlich doch Plechanow und Trotzki mitsamt urteilen!

Die tatsächliche politische Aufklärung der Arbeiter kann nicht anders verlaufen als im unbeugsamen, konsequenten, bis zu Ende geführten Kampfe der proletarischen Einflüsse, Bestrebungen und Richtungen gegen die bürgerlichen. Dass aber das Liquidatorentum (analog dem Ökonomismus der Jahre 1895–1902) ein Ausdruck des bürgerlichen Einflusses auf das Proletariat ist, das wagt sogar Trotzki nicht zu bestreiten, und Plechanow hat selbst, vor langer, langer Zeit, vor ganzen anderthalb bis zweieinhalb Jahrein jenen Parteibeschluss verfochten, der diese Wahrheit feststellte.

Doch die bürgerlichen Einflüsse auf die Arbeiter bestanden niemals und nirgends in der Welt nur in ideologischen Einflüssen. Wenn der ideologische Einfluss der Bourgeoisie auf die Arbeiter zurückgeht, untergraben wird, schwächer wird, nimmt die Bourgeoisie überall und immer Zuflucht und wird sie immer und überall Zuflucht nehmen zur verzweifeltsten Lüge und Verleumdung. Martow und Dan haben immer gerade dann, wenn sie den Willen der Mehrheit der organisierten Marxisten durchkreuzten, gerade dann, wenn es ihnen an Waffen des Ideenkampfes fehlte, nach der Waffe der Insinuationen und der Verleumdung gegriffen.

Nur haben sie das bis jetzt unter den Verhältnissen der Emigration gemacht, vor verhältnismäßig engen Kreisen von „Zuhörern", und vieles ist ihnen gelungen. Jetzt sind sie vor Zehntausenden von russischen Arbeitern aufgetreten – und gleich war es mit ihrer Kunst aus. Die „Programmnummer" des Emigranten-Klatsches und der Emigranten-Verleumdung ist durchgefallen. Die Arbeiter haben sich als politisch schon so erkenntnisfähig erwiesen, dass sie die Unaufrichtigkeit, die Gewissenlosigkeit des Auftretens Martows und Dans am Charakter dieses Auftretens sogleich erkannten und sie offen, vor ganz Russland, als Verleumder brandmarkten.

Die vorgeschrittenen Arbeiter Russlands haben auf dem Wege ihrer politischen Aufklärung einen weiteren Schritt getan: indem sie einer bürgerlichen Gruppe (den Liquidatoren) die Waffe der Verleumdung aus den Händen geschlagen haben.

Weder das bürgerliche Bündnis der Liquidatorenführer, Plechanows und Trotzkis mit den Narodniki, noch die Anstrengungen der liberalen Presse, die Vereinigung der Arbeiter mit den Liquidatoren der Arbeiterpartei ,als Aufgabe der „ehrlichen" Leute zu erklären, noch die Verleumdungskampagne Martows und Dans werden das Wachstum und die Zunahme der proletarischen Geschlossenheit auf dem Boden der Ideen, des Programms, der Taktik und der Organisation der „Prawda"-Richtung aufhalten.

1 Geflügeltes Wort aus Gribojedows Lustspiel „Verstand schafft Leiden." Die Red,

2 Das heißt sowohl der Einheit als auch der Zeitschrift „Jedinstwo" (auf deutsch: Einheit), da im Russischen nur Eigennamen mit großen Anfangsbuchstaben geschrieben werden. Die Red.

3 Augenscheinlich hatte Suchanow, als er sich bei der Verteidigung seiner im „Sowremennik" vertretenen Ansichten auf Plechanow berief, dessen Interview mit dem Mitarbeiter der in Nizza in russischer Sprache erscheinenden Zeitung „Jug" („Süden"), Nr. 1 vom Juni 1913, im Auge. Plechanow sagte, dass die Spaltung in den Reihen der russischen Sozialdemokratie, die die höchste Stufe erreicht habe, dazu zwingen werde, neuerlich die Frage der Vereinigung ernstlich auf zuwerfen. Das russische und das westeuropäische Proletariat werde die Sozialdemokraten Russlands zwingen, die gegenseitige Bekämpfung einzustellen und sich zu vereinigen. Aber die russischen Sozialdemokraten müssen, nachdem sie sich unter sich geeinigt haben werden, die Frage aufwerfen, was die Vereinigung mit den Sozialrevolutionären hindert. Entsprechend den Ansichten der Internationale soll in jedem Lande nur eine sozialistische Partei bestehen. In den verflossenen Jahren haben die Sozialdemokraten und die Sozialrevolutionäre viel gelernt und viele Extreme, die sie trennten, abgelegt. Die Sozialrevolutionäre haben ihre Auffassung von der Frage der Entwicklung des Kapitalismus in Russland, die Sozialdemokraten ihre früheren Ansichten über die Bauernschaft geändert. Das alles sollte nach der Meinung Plechanows zu ihrer künftigen Vereinigung beitragen. In derselben Nummer der Zeitung „Jug" wurde auch die Ansicht Tschernows angeführt, der sich prinzipiell für die Vereinigung mit den Sozialdemokraten aussprach.

In der Sitzung des Internationalen Sozialistischen Büros vom Dezember 1913, wo die Frage der Wiederherstellung der Einheit der SDAPR behandelt wurde, schlug der Vertreter der Sozialrevolutionäre, Rubanowitsch, im Namen des ZK seiner Partei vor, die Frage der Vereinigung auch mit den Sozialrevolutionären in breiter Form aufzurollen, und zwar in Verbindung damit, dass „der Gründer der Sozialdemokratie Russlands, Plechanow, erklärt hat, dass die Stunde nicht nur für die Wiederherstellung der Einheit der Sozialdemokratie, sondern auch für die Annäherung der Sozialdemokratie und der Partei der Sozialrevolutionäre gekommen sei".

A Wie sorgfältig verteidigt Herr Woronow im „Sowremennik" die Liquidatoren!!

4 Aus Zensurgründen anstatt: demokratische Republik. Die Red.

B Die liberale „Kijewskaja Mysl", für die eine Unzahl von Liquidatoren schreibt, druckte das Interview Vanderveldes aus dem „Peuple" ab, verschwieg aber gerade die Auflageziffern!! („Kijewskaja Mysl", Nr. 15,9).

5 Likwidatorskaja Gaseta – ironisch statt „Rabotschaja Gaseta" – Arbeiterzeitung. Die Red,

6 Lenin meint hier den ersten Artikel Plechanows aus der Artikelserie „Im Kugelregen. Flüchtige Bemerkungen", veröffentlicht in der „Prawda" vom 16. (3.) April 1913, wo Plechanow gegen Potressow geschrieben hatte: „Wann war die Apostelgemeinde besser vereinigt: damals, als der Verräter Judas noch in ihrer Mitte war, oder nachdem er sich aufgehängt hatte?"

7 Lenin meint den Artikel Plechanows im „Jedinstwo" vom 14. (1.) Juni 1914 unter der Überschrift „Ein ,Offener Brief und eine ,Offene Antwort'." – S, 635.

C Ein ausgezeichneter Ausdruck Moskauer Arbeiter (siehe Nr. 6 des ,.Rabotschij" vom 29. Mai 1914), die mit einem Schlage die ganze Falschheit des Plechanowschen „Jedinstwo'' bloßgestellt haben. [Im „Rabotschij" vom 11. Juni (29. Mai) 1914 war eine Resolution einer Gruppe von Bauarbeitern von Moskau (30 Mann) abgedruckt, die sich zusammengefunden hatte, um die mit dem Abgang Malinowskis und mit der Zeitung „Jedinstwo" zusammenhängenden Fragen zu besprechen. Es hieß darin: „Wir sind einmütig zu dem Schluss gekommen, dass diese Zeitung (,Jedinstwo'. Die Red.) sich ,wohlgefällige' Ziele setzt, aber die Ergebnisse ihrer Propaganda können etwas der Einheit gerade Entgegengesetztes, können ein Auseinandergehen bedeuten." „Uns … fordert man zur Vereinigung mit in Russland nicht existierenden sozialdemokratischen Arbeitergruppen auf, denn die Liquidatoren rechnen wir nicht zur Sozialdemokratie…“ „Das Leben hat uns direkt vor die Frage gestellt: Wohin gehen, und nicht mit wem gehen, wie die ,Vereiniger' die Frage stellen."]

D Die Beteiligung der Führer der verschiedenen Gruppen, der Liquidatoren (Dan und Martow), Plechanows, Trotzkis und Lunatscharskis am Bündnis mit den Narodniki („Sowremennik") ist ebenfalls eines der Musterbeispiele der Zirkeldiplomatie, denn keiner wagte es, vorher den Arbeitern offen und deutlich zu erklären: Ich trete diesem Bündnis aus diesem und diesem Grunde und zu diesem und diesem Zwecke bei. Als Frucht der Zirkeldiplomatie ist der „Sowremennik" ein totgeborenes Unternehmen.

E „Auf die Gerüchte, die in der Presse verbreiten werden, auf die bloßen Verleumdungen gegen Malinowski und gegen die ganze Fraktion und ihre konsequente Richtung einzugehen, halten wir nicht für nötig, weil sie stets zu ehrlosen Zwecken ausgestreut werden und sich stets als ungerechtfertigt herausstellen." („Trudowaja Prawda", Nr. 1 vom 23. Mai 1914.)

8 In einem Briefe an Lunatscharski vom 9. August 1911 hatte Kautsky anlässlich der Broschüre Martow „Retter oder Zerstörer" geschrieben: „Wir sehen nicht, wie Sie, in Lenin und seinen Anhängern die Ursache der Spaltung. In den Handlungen Lenins sahen wir nur die Antwort auf die widerwärtige Broschüre Martows gegen ihn, die direkt unsinnig erschiene, wenn sie nicht den Zweck verfolgte, zur Spaltung zu zwingen." (Aus dem Russischen rückübersetzt).

Auszüge aus diesem Brief veröffentlichte Plechanow in seinem „Tagebuch eines Sozialdemokraten", Nr. 15 vom Oktober 1911.

9 Russisches Sprichwort: Über dem größeren Übel vergisst man das kleinere. Die Red.

10 Gemeint ist hier der Artikel Plechanows „Den Haaren des Enthaupteten weint man nicht nach" im „Jedinstwo" vom 14. (1.) Juni 1914.

F Eine ganz gleichartige Verteidigung der Erpressung wie die Plechanows, nur in einer noch verhüllteren und feigeren Form, kann der Leser bei Trotzki finden. In Nr, 6 der „Borjba" tadelt er, der Mitarbeiter der „Nowaja Rabotschaja Gaseta", die „Kampagne" Dans und Martows mit keinem Ton, dagegen beschuldigt er die Anhänger der „Prawda" der Ausstreuung „giftiger Samen des Hasses und der Spaltung" (S. 44)!! Also nicht im Verleumden, nein, keineswegs, sondern in der Ausführung der Beschlüsse der Partei über die Vermittler des bürgerlichen Einflusses und die Schmäher der Illegalität muss das „Gift" erblickt werden. Wir notieren uns das.

11 In der „Trudowaja Prawda" vom 18. (5.) Juni 1914 erschien unter dem Titel „Zum Abgang Malinowskis" die Erklärung einer „Gruppe von Marxisten", die sich an Plechanow mit der Bitte wandte, sie im Internationalen Sozialistischen Büro im Zusammenhang mit der in Nr. 8 der „Nascha Rabotschaja Gaseta" in einem Feuilleton „Zum Abgang Malinowskis" erhobenen Beschuldigung zu vertreten, dessen Verfasser eine Reihe von Ausfällen gegen die bolschewistische Dumafraktion unternahm. Plechanow stimmte zu, dass der Artikel „empörend" und eine „widerwärtige Erscheinung" sei, aber er lehnte es trotzdem ab, diese Gruppe im ISB zu vertreten. In dieser Erklärung schrieb die „Gruppe von Marxisten" über das Vorgehen Plechanows: „Die einmütige Bezeichnung des Vorgehens der Liquidatoren als ,widerwärtig' und ,empörend', die bereits die organisierten Arbeiter ausgesprochen haben, gestattet uns, über diesen hoch diplomatischen Schritt Plechanows höchst ruhig hinwegzugehen."

12 In seiner Schrift „Das Elend der Philosophie" machte sich Marx darüber lustig, dass Ökonomen vom Schlage Proudhons die bürgerlichen Verhältnisse als ewig bezeichnen, und er schrieb:

Somit sind diese Verhältnisse selbst von dem Einfluss der Zeit unabhängige Naturgesetze. Es sind ewige Gesetze, welche stets die Gesellschaft zu regieren haben. Somit hat es eine Geschichte gegeben, aber es gibt keine mehr."

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