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Wladimir I. Lenin 19140612 Über die Einheit

Wladimir I. Lenin: Über die Einheit

[„Trudowaja Prawda", Nr. 2, 30. Mai/12. Juni 1914. Nach Sämtliche Werke Band 17, Moskau-Leningrad 1935, S. 514-516]

Die Arbeiter sind der Spaltung müde. Die Arbeiter wollen die Einheit. Die Arbeiter sind empört darüber, dass die Spaltung manchmal sogar zu Schlägereien führt"…

Solche und ähnliche Mitteilungen muss man zuweilen von den einen oder anderen Arbeitern hören.

Die Einheit ist für die Arbeiter tatsächlich notwendig. Und am notwendigsten ist es, zu begreifen, dass außer den Arbeitern selbst ihnen niemand die Einheit „geben" wird, niemand imstande ist, ihnen zu ihrer Einheit zu verhelfen. Man kann die Einheit nicht „versprechen" – das wäre leere Prahlerei, Selbstbetrug; man kann die Einheit nicht aus einer „Verständigung von Intellektuellengrüppchen „schaffen" – das ist der jämmerlichste, naivste und gröbste Irrtum.

Die Einheit muss erkämpft werden, und nur die Arbeiter selbst, die klassenbewussten Arbeiter selbst sind imstande, dies zu erreichen – in beharrlicher, hartnäckiger Arbeit.

Es gibt nichts Leichteres, als das Wort „Einheit" mit ellenlangen Buchstaben zu schreiben, sie zu versprechen, sich für ihren Anhänger zu „erklären". In Wirklichkeit kann man jedoch die Einheit nur durch Arbeit und Organisierung der vorgeschrittenen Arbeiter, aller klassenbewussten Arbeiter, vorwärts bringen.

Die Einheit ist unmöglich ohne Organisation. Die Organisation ist unmöglich ohne Unterordnung der Minderheit unter die Mehrheit.

Diese Wahrheiten sind unbestritten. Niemand wird sie bezweifeln. Es bleibt nur – nur! – übrig, sie in die Tat umzusetzen. Das ist nicht leicht. Das erfordert Arbeit, Beharrlichkeit, Zusammenschluss aller klassenbewussten Arbeiter. Aber ohne eine derartige Arbeit kann man überhaupt nicht von einer Einheit der Arbeiter sprechen.

Die Amsterdamer Resolution der Internationale besteht auf der Einheit der Arbeiterpartei jedes Landes. Diese Resolution ist richtig. Sie verlangt die Einheit der Arbeiter, bei uns aber unterschiebt man an deren Stelle die Einheit von Intellektuellengrüppchen, die den Willen der Mehrheit der Arbeiter nicht anerkennen wollen!!

Das wäre zum Lachen, wenn es nicht so traurig wäre.

Die Mehrheit der klassenbewussten Arbeiter ganz Russlands hat sich in zweieinhalb Jahren (seit 1. Januar 1912) auf dem Boden der im Januar 1912, Februar 1913 und Sommer 1913 gefassten Beschlüsse der „Prawda"-Richtung faktisch vereinigt. Das ist bewiesen durch die genauen Daten über die Arbeitergruppen, die verschiedenen Zeitungen ihre Geldbeiträge zukommen ließen. Wenn verschiedene Intellektuellengrüppchen, die unter den Arbeitermassen keine Anhänger finden können, diese Angaben umgehen, über sie schweigen, so verschwinden die Angaben deswegen nicht: damit wird lediglich bewiesen, wie losgerissen die verschiedenen Intellektuellengrüppchen von den Arbeitermassen sind und wie sie die Wahrheit fürchten.

Die Zahl der Arbeitergruppen, die in St. Petersburg Geldbeiträge an Zeitungen geleistet haben, betrug:


Zeitungen der Prawdisten

Zeitungen der Liquidatoren

Während zweier voller Jahre, 1912 und 1913

2801

750

Während der Hälfte des Jahres 1914 (vom 1. Januar bis 13. Mai)

2873

671

Insgesamt

5674

1421

Aus diesen Angaben, die viele Male abgedruckt und von niemandem richtiggestellt oder bestritten worden sind, geht hervor, dass die Liquidatoren im ganzen ein Fünftel der klassenbewussten Arbeiter hatten (wobei hier zu den Liquidatoren alle ihre Verbündeten gezählt worden sind, die Kaukasier, Trotzkisten, Bundisten, Letten, während jetzt die Verbündeten von ihnen abfallen; die Letten sind schon abgefallen).

Also vier Fünftel der Arbeiter haben die Beschlüsse der „Prawda"-Anhänger als die ihren anerkannt, haben diese Richtung gebilligt, haben sich in der Tat um diese Richtung vereinigt.

Das ist Einheit der Arbeiter, nicht aber von Intellektuellengrüppchen, die Einheit in der Tat, nicht aber die in Worten, die Einheit als Ergebnis von zweieinhalb Jahren Arbeiterbewegung ganz Russlands und nicht die Einheit als Versprechen.

Diese Einheit ist es, für die weiterhin gekämpft werden muss, für die Unterordnung unter diese Vierfünftelmehrheit der Arbeiter. Einen anderen Weg gibt es nicht und kann es nicht geben. Sind denn die Arbeiter Kinder, die glauben werden, dass eine Vierfünftelmehrheit der Arbeiter einer Minderheit von einem Fünftel oder Intellektuellen, die überhaupt keine Arbeiter hinter sich haben, erlauben wird, den Willen der Mehrheit der Arbeiter zu durchbrechen?? Daran auch nur zu denken, ist lächerlich und unsinnig.

Möge, wer will, die Anhänger der „Prawda" als „Usurpatoren" (die sich einer Sache unrechtmäßig bemächtigen, die sich widerrechtlich eine Bezeichnung zuschreiben) beschimpfen! Mögen sich in diesem Geschimpfe die Liquidatoren., Plechanow, Trotzki, die „Wperjod"-Leute, die Bundisten und wer immer vereinigen! All das ist das Geschimpfe ohnmächtiger, wegen ihrer Ohnmacht wütender Grüppchen, Diese ohnmächtigen, von den Arbeitermassen losgelösten Grüppchen heucheln, wenn sie über die „Einheit" lamentieren, denn gerade sie verletzen die Einheit, gerade sie durchbrechen als Spalter den Willen der Mehrheit.

Die Anstrengungen dieser Grüppchen sind ohnmächtig. Es lohnt nicht, ihrem Geschimpfe Beachtung zu schenken. Die Einheit der Arbeiter aber errichten die zur „Prawda"-Richtung stehenden Arbeiter, und sie werden sie errichten, trotz allen Schimpfworten der erbosten, aber ohnmächtigen Intellektuellengrüppchen.

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