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Rosa Luxemburg 19080124 Resolution gegen die Provokationen der Polizei

Rosa Luxemburg: Resolution gegen die Provokationen der Polizei1

[Vorwärts (Berlin), Nr. 22 vom 26. Januar 1908. Nach Rosa Luxemburg, Gesammelte Werke, Band 2, Berlin 1972, S. 239 f.]

Die heutige Versammlung brandmarkt aufs Schärfste das Verhalten der Berliner Polizei2 gegenüber den arbeitslosen Proletariern sowie den demonstrierenden Arbeitermassen.

Das provokatorische Auftreten des Reichskanzlers im Reichstag3 wie seiner säbelrasselnden Werkzeuge auf der Straße ist nur eine Äußerung mehr der Tatsache, dass die Regierung des heutigen Staates nichts anderes ist als ein Kommis der herrschenden Klasse, der skrupellosesten kapitalistischen Ausbeuter des arbeitenden Volkes.

Die durch diese Ausbeuterwirtschaft zum nackten Hunger verurteilten arbeitslosen Proletarier dürfen von einer solchen Regierung nichts als blaue Bohnen und von den hinter ihr stehenden bürgerlichen Parteien nichts als Hohn oder im besten Falle leere und heuchlerische Vertröstungen erwarten. Der einzige Ausweg aus der Hölle ihrer Qualen liegt für die hungernden arbeitslosen Massen im festen Anschluss an die organisierte sozialdemokratische Kampfarmee des Proletariats.

Die Versammlung spricht ihren festen Entschluss aus, dass sich die Berliner Arbeiterschaft weder in ihrem Kampfe ums Brot für die Arbeitslosen noch in ihrem Kampfe um das allgemeine Wahlrecht durch Prahlereien des schneidigen Polizeisäbels imponieren lässt, im Gegenteil den Provokationen und Brutalitäten der Gegner jederzeit die entsprechende Antwort erteilen wird.

1 Diese Resolution wurde von Rosa Luxemburg auf einer Versammlung in Berlin am 24. Januar 1908 eingebracht und einstimmig angenommen.

2 Im Januar 1908 fanden in Berlin zahlreiche Arbeitslosenversammlungen und Demonstrationen für ein demokratisches Wahlrecht statt, bei denen die Polizei brutal gegen die Demonstranten vorging.

3 Reichskanzler Bernhard von Bülow hatte es am 22. Januar 1908 im Reichstag abgelehnt, auf die Gestaltung des Wahlrechtes in Preußen einzugehen, und die Ausschreitungen der Berliner Polizei gegen die demonstrierenden Arbeiter befürwortet.

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