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Iskra

Die „Iskra" war eine sozialdemokratische Zeitung, das führende Organ der russischen Sozialdemokratie in der Periode von 1900 bis 1903. Sie war auf Initiative Lenins gegründet worden, dem in der Zeitung die Rolle des geistigen Führers und praktischen Organisators gehörte. Sie wurde von W. I. Lenin, G. V. Plechanow, J. O. Martow, P. B. Axelrod, A. N. Potressow und V. I. Sassulitsch redigiert.

Nach Beendigung der „Pskower Beratung" fuhr Potressow im Einverständnis mit Lenin sofort nach Deutschland, um mit den deutschen Sozialdemokraten über den illegalen Druck der „Iskra" in einer der deutschen sozialdemokratischen Druckereien zu verhandeln. Nach der Ankunft Lenins in der Schweiz fand im August 1900 in Corsier (bei Genf) eine Besprechung Lenins und Potressows mit Mitgliedern der Gruppe „Befreiung der Arbeit" statt, die der Frage des Programms des Verlags und der Organisation der Redaktion gewidmet war. Die Beratung wäre beinahe mit einem Abbruch der Verhandlungen und einem Zusammenbruch des gesamten Unternehmens ausgegangen (siehe „Wie der ,Funke' beinahe erloschen wäre"). Eine der Quellen der Unzufriedenheit Plechanows mit Lenin und Potressow war die feste Absicht dieser letzteren, die „Iskra" nicht in der Schweiz – in Genf oder Zürich –, wo die Mitglieder der Gruppe lebten, sondern in Deutschland herauszugeben. Diese Absicht war von dem Wunsch diktiert, die Redaktion der „Iskra" möglichst unabhängig von den „Alten" zu machen, die keine unmittelbare Verbindung mit der revolutionären Bewegung in Russland und kein genügendes Gefühl für deren praktische Nöte hatten. Die „Iskra"-Leute setzten ihren Standpunkt durch, und die „Iskra" begann in Deutschland zu erscheinen, zunächst in Leipzig, dann in München, schließlich in Stuttgart, in der Druckerei des bekannten sozialdemokratischen Verlegers, J. H. W. Dietz (1834 bis 1922). Die Redaktion oder richtiger ihre Hauptgruppe (Lenin, der im Frühjahr 1901 eingetroffene Martow, Potressow und Sassulitsch) befand sich in München, Plechanow lebte in Genf, Axelrod in Zürich. Während der ganzen Dauer des Bestehens der „Iskra" war es der Redaktion fast kein einziges Mal gelungen, sich vollzählig zu versammeln. Die Notwendigkeit der Versendung der Manuskripte an alle Redaktionsmitglieder zur Durchsicht erschwerte sehr die Redaktionsarbeit der „Iskra". Anfang 1902 kam die deutsche Polizei mit Hilfe von Agenten der russischen „Ochranka" der illegalen „Iskra"-Organisation in Deutschland auf die Spur. Um nicht verhaftet zu werden, beschloss die Redaktion der „Iskra" – auf Anraten der deutschen Sozialdemokraten und gegen die Einwände von Plechanow und Axelrod, die den Sitz der Redaktion nach der Schweiz verlegen wollten, Deutschland zu verlassen, und siedelte im April 1902, bestehend aus Lenin, Martow und Sassulitsch, nach London über. Ein Jahr später, im Frühjahr 1903, wurde die „Iskra" nach Genf verlegt.

Die „Iskra" entstand als Ergebnis des Blocks zweier Gruppen: der Gruppe der russischen Sozialdemokraten (Lenin, Marlow, Potressow) und der Auslandsgruppe „Befreiung der Arbeit" (Plechanow, Axelrod, Sassulitsch). Die Teilung in zwei Gruppen, von denen die eine Lenin, die andere Plechanow als Führer hatte, blieb „inoffiziell" auch innerhalb der gemeinsamen Redaktion fortbestehen und kam in einer Reihe programmatischer, taktischer und organisatorischer Meinungsverschiedenheiten zwischen Lenin und Plechanow zum Ausdruck, wobei die Abstimmungen ziemlich oft zur Teilung der Redaktion in zwei gleiche Teile 3:3 führten. Die entstandene Lage hinderte Lenin und seine Gesinnungsgenossen, ihre Linie ohne überflüssige Reibungen und Verzögerungen durchzuführen, was die Arbeit der „Iskra" ungünstig beeinflusste. Lenin war daher (in der zweiten Hälfte des Jahres 1903) gezwungen, die Frage einer Änderung in der Zusammensetzung der Redaktion zu stellen: zunächst die Frage ihrer Erweiterung auf sieben Personen, und zwar durch die Aufnahme L. D. Trotzkis in die Redaktion, den Lenin in dieser Periode – vor dem Parteitag – als seinen Gesinnungsgenossen betrachten konnte (dieser Vorschlag scheiterte am Widerstande Plechanows); später, auf dem zweiten Parteitage, schlug Lenin vor, die Redaktion auf drei Personen (Lenin, Plechanow, Martow) zu beschränken. Von den Meinungsverschiedenheiten innerhalb der „Iskra", die sich von Zeit zu Zeit sehr zuspitzten und manchmal die Gefahr eines Bruches und einer Spaltung heraufbeschworen, können folgende verzeichnet werden: die Formulierung der Aufgaben der „Iskra", die Frage des Sitzes ihrer Redaktion, das Verhalten zum Artikel Lenins: „Die Hetze gegen das Semstwo und die Hannibale des Liberalismus", das Programm der Partei, das Verhalten zum Artikel Lenins: „Das Agrarprogrammder russischen Sozialdemokratie", die Frage des Nebeneinanderbestehens der sozialdemokratischen Zeitung „Juschny Rabotschi" und der „Iskra", die Frage der Demonstrationen. Der Charakter einiger Meinungsverschiedenheiten (z. B. in der Frage der Demonstrationen) ist in der Literatur überhaupt nicht klargestellt.

Sekretär der „Iskra" war zu Beginn I. G. Smidowitsch („Dimka"), dann, von April 1901 bis zur Spaltung und zum Austritt Lenins aus der Redaktion (1. November 1903) N. K. Krupskaja, die außerdem die gesamte Korrespondenz der „Iskra" mit den russischen sozialdemokratischen Organisationen besorgte. Die Nummern der „Iskra" wurden nach dem alten russischen Stil datiert. Nr. 1 erschien am 24. (11.) Dezember 1900.

Bis zum zweiten Parteitag (August 1903) erschienen 45 Nummern der „Iskra". Auf dem zweiten Parteitag, der sich in eine Mehrheit und eine Minderheit spaltete, wurde die Redaktion zusammengesetzt aus Lenin, Plechanow, (von der Mehrheit) und Martow (von der Minderheit). Axelrod, Sassulitsch und Potressow, die sich der Minderheit anschlossen, wurden vom Parteitag nicht in die Redaktion gewählt. Martow weigerte sich ebenfalls, in die Redaktion einzutreten, und so erschienen die Nr. 46 bis 51 der „Iskra" unter der Redaktion von Lenin und Plechanow. Am 1. November trat Lenin infolge von Meinungsverschiedenheiten mit Plechanow, der den Weg der Versöhnung mit der Minderheit und der Annäherung an sie beschritten hatte, aus der „Iskra" aus. Nr. 52 erschien unter der alleinigen Redaktion von Plechanow, der dann Martow und die vom Parteitag abgelehnten Axelrod, Potressow und Sassulitsch in die Redaktion kooptierte. Von Nummer 53 an erschien die „Iskra" zwar formell als Zentralorgan der Partei, in Wirklichkeit jedoch war sie das Fraktionsorgan der Minderheit, und das blieb sie bis zu ihrer letzten Nummer (Nr. 112, Oktober 1905). Nach dem Übergang der „Iskra" in die Hände der Menschewiki verlor die „neue" „Iskra" ihren früheren revolutionären Charakter, sie nahm den Kampf auf gegen die taktischen und organisatorischen Ideen, die in den Spalten der Leninschen „Iskra" propagiert worden waren und die Grundlage der Tätigkeit der revolutionären Sozialdemokratie bildeten. „Zwischen der alten und der neuen ,Iskra' liegt ein Abgrund", – verkündete die Minderheit durch den Mund L. Trotzkis, eines ihrer prominenten Anhänger in jener Zeit.

Im Archiv Lenins ist eine von W. I. Lenin selbst zusammengestellte Liste der „Iskra"-Artikel bis einschließlich Nr. 45 und ihrer Verfasser gefunden worden. Aus dieser Liste ist ersichtlich, dass die Artikel: „Zur Frage des Programms" und „Die Mobilisierung der reaktionären Kräfte und unsere Aufgaben", die in der ersten russischen Ausgabe der Werke W. I. Lenins veröffentlicht sind, nicht der Feder Lenins entstammen (diese Artikel hatte Martow geschrieben). Aus derselben Liste ergibt sich, dass einige Leninsche Artikel: „Ein neues Blutbad", „Der Beginn derDemonstrationen", „Anzeichen des Bankrotts", „DieMoskauer Subatow-Leute", in der ersten Ausgabe seiner Werke fehlen. In die vorliegende Ausgabe wurden außer den erwähnten Artikeln noch einige Notizen aus der „Iskra" aufgenommen, die zwar wegen ihrer verhältnismäßig geringen Bedeutung in der obengenannten Liste nicht genannt sind (die Liste enthält nur Artikel), aber zweifellos von Lenin stammen.

Die Leninsche „Iskra", die für die Geschichte der Partei eine ganze Epoche bedeutete, war nicht nur eine literarische Gruppe und ein literarisches Unternehmen, sie war gleichzeitig der organisatorische Mittelpunkt zum Wiederaufbau und zur Wiederherstellung der Partei. Die „Iskra", die den revolutionären Marxismus verteidigte und einen unerbittlichen Kampf gegen den opportunistischen Flügel der Sozialdemokratie und gegen die Volkstümler führte, leistete gleichzeitig unter der Führung Lenins eine gewaltige praktische Arbeit zur Überwindung des Zirkelwesens und zur Umwandlung der russischen sozialdemokratischen Organisationen in eine einige Partei, aufgebaut auf dem Prinzip des strengsten organisatorischen Zentralismus.

Zum Zwecke der Reorganisation der Partei schuf die „Iskra" einenKader von „Agenten", von „Berufsrevolutionären", denen es im Verlaufe ihrer dreijährigen Arbeit gelungen ist, die Anerkennung der „Iskra"-Prinzipien durch die überwiegende Mehrheit der Organisationen zu erreichen, und die dadurch den Boden vorbereiteten für die Einberufung des zweiten Parteitages und die Wiederherstellung der Partei als eines organisatorischen Ganzen. [Sämtliche Werke, Band 4]

In die Hände der Menschewiki ist die „Iskra" von ihrer Nr. 53 an übergegangen (Nr. 46–51 erschienen unter der Redaktion Lenins und Plechanows, Nr. 52 unter der alleinigen Redaktion Plechanows). Von Nr. 53–100 (15. Mai 1905) erschien die „Iskra" unter der Redaktion Plechanows, Martows, Axelrods, der Sassulitsch und Potressows; nach Erscheinen der Nr. 100 trat Plechanow aus der Redaktion aus. Die letzte Nummer der „Iskra" (Nr. 112) erschien am 8. Oktober 1905. Die nächsten Mitarbeiter der neuen „Iskra" waren Dan, Trotzki, Martynow. [Sämtliche Werke, Band 6]

Der Gedanke der Notwendigkeit, eine politische Zeitung zu gründen, entstand bei Lenin in der Zeit seiner Arbeit im Petersburger „Kampfbund zur Befreiung der Arbeiterklasse“. Von neuem fasste er diesen Plan während seiner Verbannung in Sibirien. Lenin nahm auch an den erfolglosen Versuchen teil, die Kiewer „Rabotschaja Gaseta“, die vom 1. Parteitag als Zentralorgan anerkannt worden war, wieder herauszugeben; er war auch als Redakteur des Blattes bestimmt. Anfang 1900, sobald Lenin und die anderen alten Funktionäre des Petersburger Kampfbundes aus der Verbannung zurückgekehrt waren, fand in Pskow eine Beratung Lenins, Martows, Potressows und Radtschenkos mit den hervorragendsten Vertretern des „legalen Marxismus“, Peter Struve und Tugan-Baranowski, statt. Bei dieser Beratung wurde der Plan der Herausgabe einer Zeitung besprochen. Zur Verwirklichung dieses Planes sollte auch die Genfer Gruppe „Befreiung der Arbeit" herangezogen werden. Im August 1900 führten Lenin und Potressow in der Schweiz Verhandlungen mit dieser Gruppe. Diese Verhandlungen wären beinahe gescheitert, und zwar durch die Schuld Plechanow, der befürchtete, dass die Zeitung, wenn sie in Deutschland erscheint, von der Gruppe und von ihm als deren tatsächlichem Führer unabhängig sein würde. (Siehe den Artikel „Wie der Funke beinahe erloschen wäre“).

Die „Iskra“ (Funke) begann im Dezember 1900 in München zu erscheinen. Der Redaktion gehörten an: Plechanow, Axelrod, Vera Sassulitsch von der Gruppe „Befreiung der Arbeit“, Lenin, Martow und Potressow von den russischen Parteifunktionären. Die redaktionelle Hauptarbeit führte Lenin. Eifrige Mitarbeiter waren Plechanow und Martow, Redaktionssekretär war Krupskaja. Zugleich mit der „Iskra“ begann ein theoretisches Organ, die Sarja“ (Morgenröte), zu erscheinen, das von derselben Redaktion geleitet wurde. Vom April 1902 an erschien die „Iskra“ in London.

Die „Iskra“ lenkte sofort die Aufmerksamkeit der ganzen sozialdemokratischen Bewegung in Russland auf sich. Die illegal nach Russland geschafften Exemplare wurden in den verschiedenen sozialdemokratischen Zirkeln von den Berufsrevolutionären und den Arbeitern eifrigst gelesen. Die „Iskra“ führte einen unerbittlichen Kampf gegen die opportunistische Richtung des „Ökonomismus“, gegen seine Negierung des revolutionären, politischen Kampfes, gegen seine Schlepptaupolitik und organisatorische Handwerklerei. Um die „Iskra“ und um die von ihr vertretenen Ideen gruppierte sich nach und nach die Mehrheit der lokalen Parteiorganisationen, von denen eine nach der anderen den Ökonomisten abspenstig gemacht wurde. Die sogen. „Iskristen“, die aktiven Anhänger der Richtung der „Iskra“, wurden zu den hervorragendsten Figuren in der sozialdemokratischen Bewegung: sie verbreiteten das Blatt, knüpften neue Verbindungen mit den Arbeitern an, stellten sich an die Spitze der lokalen Parteikomitees, waren bestrebt, jede sozialdemokratische Organisation auf die Seite der „Iskra“ zu bringen, und pflegten die tätige Verbindung mit der Redaktion im Auslande. Auf diese Weise wurde die „Iskra“ nicht nur zu einem ideellen Kampfzentrum des proletarischen Sozialismus, sondern auch zu jenem Mittelpunkte der praktischen und organisatorischen sozialdemokratischen Tätigkeit, um den herum sich die örtlichen Parteiorganisationen zusammenschlossen. Die Rolle der „Iskra“ und ihrer Organisation beim Werke des Zusammenschlusses der gesamten sozialdemokratischen Bewegung in Russland war eine ganz außergewöhnliche. Die „Iskra“ kämpfte nicht nur für den Sieg der revolutionären marxistischen Richtung unter den Sozialdemokraten, sondern sie richtete auch alle Anstrengungen der Sozialdemokraten auf die Bildung einer zentralisierten, das ganze russische Reich umspannenden Parteiorganisation auf der Grundlage der von Lenin verfochtenen organisatorischen Grundsätze.

Nachdem die „Iskra“-Richtung sich gefestigt und den größten Teil der örtlichen Organisationen für sich gewonnen hatte, begann die „Iskra“, die Einberufung des 2. Parteitages vorzubereiten. Der Einberufung des Parteitages ging die Ausarbeitung des Entwurfes eines Programms der sozialdemokratischen Partei durch die „Iskra“ voraus, wobei die Redaktion sich außer mit dem allgemeinen Programm auch besonders eingehend mit der Vorbereitung eines Agrarprogramms beschäftigte. Bei der Besprechung der Programmfrage entstanden in der Redaktion der „Iskra“ die ersten ernsten Meinungsverschiedenheiten zwischen Lenin und Plechanow. In dieser Periode der Wirksamkeit der „Iskra“ war der Einfluss Lenins besonders stark zu fühlen. Aus diesem Grunde kann man die „Iskra“ mit vollem Recht die erste im Wesen der Sache bolschewistische Zeitung nennen.

Auf dem 2. Parteitage im Jahre 1903 wurde die „Iskra“ als Zentralorgan bestimmt. Der Streit über die Zusammensetzung der Redaktion des Zentralorgans wurde auf dem Parteitage zu einer der Ursachen der Spaltung in eine Mehrheit und eine Minderheit, in denen die zwei Richtungen in der Sozialdemokratie, die orthodoxe und die opportunistische, zum Vorschein kamen. Hier entstand auch die besondere russische Bezeichnung für die beiden Richtungen. Die orthodoxe, revolutionäre Richtung, die von Lenin geführt wurde, erwies sich in der Mehrheit; Mehrheit heißt auf russisch „bolschinstwo“ und daher die Bezeichnung „Bolschewiki“ = Mehrheitler. Die Opportunisten waren in der Minderheit, russisch „menschinstwo“, daher die Bezeichnung „Menschewiki“ = Minderheitler. Lenin schlug auf dem Parteitag, um eine einheitliche und feste ideelle Führung der Zeitung zu sichern, ein redaktionelles Dreierkollegium, bestehend aus Lenin, Plechanow und Martow, vor. Von Martow und anderen wurde dagegen verlangt, dass die frühere, aus sechs Mitgliedern bestehende Redaktion belassen werde. Der Parteitag nahm den Vorschlag Lenins an, worauf Martow erklärte, dass er die Mitarbeit in der Redaktion ablehne. Nach dem Parteitag nahm Plechanow unter dem Druck der Menschewiki eine schwankende Haltung ein, und nach dem Austritt Lenins aus der Redaktion berief er die früheren Mitglieder wieder in die Redaktion, wodurch die „Iskra“ in die Hände der Menschewiki kam und dann selbstverständlich die menschewistische Richtung vertrat. Damit schließt die Geschichte der alten „Iskra“, dieses hervorragenden Musters einer konsequent marxistischen revolutionären Zeitung. Unter der Redaktion Lenins erschienen 51 Nummern der „Iskra“; Nr. 52 war ausschließlich von Plechanow redigiert, und von Nr. 53 an bis zu ihrer Einstellung (die letzte Nr. 112 erschien im Jahre 1905) war die „Iskra“ formell und auch tatsächlich das Organ der Menschewiki.

Die theoretische Zeitschrift „Sarja“ begann im Frühjahr 1901 zu erscheinen. In diesem Organ erschien eine Reihe der wichtigsten politischen Programmartikel, darunter die in dem vorliegenden Bande abgedruckten Arbeiten Lenins „Die Hetze gegen das Semstwo und die Hannibale des Liberalismus“ und „Das Agrarprogramm der russischen Sozialdemokratie“. Von der „Sarja“ erschienen im ganzen 4 Nummern. [Ausgewählte Werke, Band 2]

Die „Iskra“ wurde auf die Initiative vor allem Lenins 1900 gegründet und bis 1903 von Lenin geleitet. In dieser Zeit war sie für den Sieg der revolutionären marxistischen Richtung unter den russischen Sozialdemokraten und für die Bildung einer zentralisierten, das ganze Russische Reich umspannenden Parteiorganisation auf der Grundlage der von Lenin verfochtenen organisatorischen Grundsätze. Ihr Werk und das Werk ihrer Anhänger, der „Iskristen“, war der II. Parteitag der SDAPR im Jahre 1903. Auf diesem Parteitag wurde die „Iskra“ als Parteiorgan bestimmt. Der Streit über die Zusammensetzung der Redaktion wurde auf dem Parteitage zu einer der Ursachen der Spaltung in eine Mehrheit und eine Minderheit, in denen die beiden Richtungen in der Sozialdemokratie, die orthodoxe und die opportunistische, zum Vorschein kamen. Hier entstand auch die besondere russische Bezeichnung für die beiden Richtungen. Die orthodoxe, revolutionäre Richtung, die von Lenin geführt wurde, erwies sich in der Mehrheit; Mehrheit heißt auf russisch „bolschinstwo“ und daher die Bezeichnung „Bolschewiki“ = Mehrheitler Die Opportunisten waren in der Minderheit, russisch „menschinstwo", daher „Menschewiki“ = Minderheitler. Nach dem Parteitag kam die Redaktion der „Iskra“ infolge des Überlaufens Plechanows, das Lenin zum Austritt aus der Redaktion veranlasste, in die Hände der Menschewiki. Unter der Redaktion Lenins erschienen 51 Nummern der „Iskra"; Nr. 52 war ausschließlich von Plechanow redigiert, und von Nr. 53 an bis zu ihrer Einstellung im Jahre 1905 war die „Iskra“ – die neueIskra“ – das Organ der Menschewiki, die deshalb auch als „Neu-Iskristen“ bezeichnet wurden. Näheres darüber in den Werken Lenins in Band II der vorliegenden Ausgabe. [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 3, Anm. 18]

Die „Iskra“ („Funke“), das von Lenin gegründete erste Organ des revolutionären Marxismus in Russland, begann im Dezember 1900 in München zu erscheinen. Der Redaktion gehörten außer Lenin unter anderen auch Plechanow, Axelrod und Martow an. Die Seele des Blattes war Lenin. Die „Iskra“ führte einen unerbittlichen Kampf gegen den Opportunismus für eine revolutionär-marxistische Richtung in der russischen Sozialdemokratie und für die Bildung einer streng zentralisierten Partei auf der Grundlage der von Lenin verfochtenen Organisationsprinzipien. Um die „Iskra“ und um die von ihr vertretenen Ideen gruppierte sich nach und nach die Mehrheit der lokalen Parteiorganisationen in Russland. Das Zustandekommen des zweiten Parteitages im Jahre 1903 und das von diesem Parteitag angenommene Parteiprogramm ist das Werk der „Iskra“. In der Zeit der Vorbereitung des Parteitages und der Ausarbeitung des Programms war der Einfluss Lenins in der „Iskra“ besonders stark. Nach dem Parteitag geriet die Redaktion der „Iskra“ infolge des Überlaufens Plechanows und der Intrigen der Menschewiki (vor allem Martows) in deren Hände. Damit schloss die Geschichte der alten, konsequent marxistischen, revolutionären „Iskra“. Unter der Redaktion Lenins erschienen 51 Nummern der „Iskra“; Nummer 52 war ausschließlich von Plechanow redigiert und von Nummer 53 an bis zu ihrer Einstellung (die letzte Nummer 112 erschien im Jahre 1905) war die „Iskra“ – die neue „Iskra“ – das Organ der Menschewiki. [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 4, Anm. 43]

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