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Leo Trotzki 19181001 Zum Gedenken an N. G. Markin

Leo Trotzki: Zum Gedenken an N. G. Markin

[Eigene Übersetzung nach dem russischen Text in Trotzki, Sotschinenija, Band 8, S. 255 f.]

Markin ist von uns gegangen, das ist ein großer Verlust. Markin war ein ausgezeichneter Revolutionär und ein unerschrockener Soldat, ein echter Soldat der Revolution. Für die Ostseeflotte war er Mitglied des Zentralexekutivkomitees der 2. Einberufung. Als treuer und fester Bolschewist kämpfte er mit verdrießlicher Entschlossenheit – etwas Verdrießlichkeit lag allgemein in seinem Charakter – gegen das Kerenski-Regime. Als der Petrograder Sowjet bolschewistisch wurde, konzentrierte sich Markin und führte unermüdlich eine Vielzahl von Arbeiten darin aus, und stellte insbesondere die Abendzeitung des Sowjets auf die Füße („Arbeiter und Soldat"). In den Oktobertagen kämpfte er in der ersten Reihe. Mit mir verbunden durch eine enge Arbeitsgemeinschaft, trat er Anfang November in das Kommissariat für auswärtige Angelegenheiten ein. Er, der Matrosen und Artillerist, fand sich dennoch sofort im Mechanismus des Kommissariats zurecht, säuberte die aristokratischen und diebischen Diplomaten gründlich, organisierte das Büro neu, beschlagnahmte die diplomatische Schmuggelware, die weiterhin aus dem Ausland in Koffern kam, wählte die lehrreichsten Geheimdokumente aus und veröffentlichte sie auf eigene Verantwortung in kleinen Broschüren. Deutsche Diplomaten in Brest-Litowsk warfen sich mit großer Gier auf die Broschüren Markins, und nicht nur sie allein. Seit Beginn des tschechoslowakischen Aufstand wechselt Markin ins Militärressort über und konzentriert seine Kräfte vor allem auf die Wolga-Flottille. Man kann ohne Übertreibung sagen, dass unsere starke Flottille an der Wolga das Werk Markins ist. Er zeigte unvergleichliche Energie bei der Bewaffnung von Schiffen, der Auswahl von Kommandos und deren Erziehung; Er verhandelte mit den Gewerkschaften, beschaffte Brot für die Arbeiter, legte Prämien für die schnelle Bewaffnung der Dampfschiffe fest, führte Säuberungen unter den Matrosen durch, wirkte auf sie mit Worten, mit seinem Beispiel, wo nötig – durch Repressalien ein, telegrafierte allen Zögernden, gab nicht für eine Minute Ruhe – er war einer der kostbaren Charaktere, der nicht nur die ihm aufgetragene Arbeit gewissenhaft verrichtete, sondern sich auch seine eigenen Ziele setzte und alle Anstrengungen unternahm, sie umzusetzen, indem er alle Hindernisse auf dem Weg zerbrach.

Wenn es unter den sowjetischen Arbeitern mehr solche wie Markin gäbe, würden wir nicht schmachvoll Städte aufgeben; auf der Eisenbahn, in den Fabriken, im Lebensmittelbereich gäbe es keine Zerrüttung.

Nachdem er die Flottille geschaffen hatte, nahm Markin selbst Kampfposten auf ihr ein: zuerst als Oberkommissar, dann als Assistent des Flottillenkommandanten, des Genossen Raskolnikow, führte er unerschrocken die Schiffe in die Schlacht; auf seinem Schiff „Wanja", das später in „Kommunist" umbenannt wurde, kümmerte er sich als aufmerksamer Hausherr um alles. Er hatte Überblick über jedes Geschoss. Er organisierte das Essen, und gleichzeitig ging er selbst nachts zu den Spähern, baute Telefonverbindungen auf und ermutigte die Küstenflanken der Infanterie, entschlossener zu handeln. Unter feindlichem Beschuss war er wie immer: etwas verdrießlich, fest, entschlossen, ehrlicher Soldat der Revolution. Am Vorabend der Einnahme Kasans führte er eine Landungstruppe von 60 Matrosen an. Man versprach ihm die Unterstützung von Infanterieeinheiten; Markins Truppen hielten sich in Erwartung von Infanterieverstärkungen mehr als eine Stunde unter feindlichem Beschuss, entfernten die Befestigungen von schweren Waffen am Ufer und verließen, ohne auf die Infanterie zu warten, den Admiralitätskai, der bereits von allen Seiten von den feindlichen Granaten in Brand gesetzt war. Nikolai Georgiewitsch Markin starb im Kampf auf seinem Dampfer Kommunist. Unter unseren vielen Verlusten ist dies einer der schwersten. Er war in der Partei und in den gesamt-sowjetischen Organisationen relativ wenig bekannt, denn er war kein Journalist oder Redner; aber seine Taten waren heller und ausdrucksstärker als alle Worte. Ich kannte ihn sehr gut in der Arbeit und ich bezeuge, dass Markin einer der Besten in unseren Reihen war. Ich kann nicht glauben, dass er nicht mehr unter uns ist. Leb wohl, treuer guter Freund Markin!

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