Leo Trotzki: Brief über die Landaugruppe [nach Internationales Bulletin der Kommunistischen Linksopposition, No. 18, August 1932, S. 37 f.] [Das Internationale Sekretariat hat beschlossen, nachstehenden Brief den Mitgliedern der LO durch das IB zur Kenntnis zu geben. Die Redaktion.] Werte Genossen! Ich übersende Ihnen beiliegend zu Ihrer Information zwei Briefe, die mir seitens der Landaugruppe zugekommen sind. Der erste Brief fordert, aus meinen deutschen Broschüren möge die Anzeigung der „Permanenten Revolution" ausgeschaltet werden; unter dieser Bedingung würde die Landaugruppe großmütig die Verbreitung auf sich nehmen. Mit der Gruppe „Permanente Revolution" können diese Leute – man höre nur – sich nicht vereinigen, in Anbetracht deren Opportunismus: „Lenin hat Unversöhnlichkeit gelehrt" usw. Der Vorschlag hatte so abgeschmackten Charakter, dass ich ihn selbstverständlich unbeantwortet ließ. Nach einiger Zeit erhielt ich von der gleichen Gruppe ein zweites Schreiben, wo schon ein „Block“ der Organisationen der Linken Opposition vorgeschlagen wird. Zur „Block“bildung wird eine Konferenz in BerIin vorgeschlagen, es wird uns anheimgestellt, zu dieser Konferenz zwei Vertreter zu bestimmen; die Landaugruppe würde zwei Vertreter von ihrer Seite namhaft machen. Obwohl wir durch zweijährige Praxis diese ideenlose und intrigantenhafte Gruppe zur Genüge kennen, müssen ihre Vorschläge dennoch Erstaunen hervorrufen. Zuerst erklären sie, unsere Organisation sei opportunistisch, und sie könnten daher mit ihr nicht arbeiten, nachdem sie ohne Antwort geblieben sind, beantragen sie einen Block mit der opportunistischen Organisation. Was sie unter „Block" verstehen, ist ihnen gewiss selbst nicht klar. Ein „Block" kann für irgendwelche bestimmte praktische Aktionen geschlossen werden. Sie haben hingegen nicht einen vorübergehenden Block im Auge, sondern eine dauernde Föderation. Die .Arbeit auf dem Föderationsprinzip aufbauen – sogar wenn es sich um eine ernste Gruppe handeln !würde – das widerspricht dem ABC des demokratischen Zentralismus. Sich erst über jede Frage mit der Landaugruppe zu verständigen, wie mit einer Großmacht! Gibt es für die Zusammenarbeit einen gemeinsamen Boden, so muss man von Vereinigung sprechen, Allein gerade die Erfahrung der Zusammenarbeit hat bewiesen, dass ein gemeinsamer Boden nicht vorhanden ist. Trotz unserer allzu duldsamen Haltungsweise, diesen politisch und moralisch zersetzten Elementen gegenüber, hatten sie selbst begriffen, dass für sie kein Platz in unsern Reihen ist. Nun, wo sie sich überzeugen müssen, dass unsere Organisation wächst, während sie als ohnmächtige Gruppe beiseite bleiben, schlagen die Herren einen „Block" vor, eine Föderation der Internationalen Linken mit ihrer „Richtung". Mit andern Worten, sie wollen, wir mögen unserer Organisation einen Apparat der Demoralisierung und Sabotage anschließen. Ich habe selbstverständlich nicht geantwortet und gedenke ihnen auch nicht zu antworten. Die Linke Opposition wäre nicht der Beachtung wert, würde sie nicht gelernt haben aus eigener Erfahrung Gruppen und Menschen einzuschätzen, nicht auf Grund wohlfeiler Formeln, sondern aufgrund der tatsächlichen Arbeit. Ich zweifle nicht, dass sich in den Reihen der Internationalen Opposition kein ernster Revolutionär finden wird, der seine Stimme dazu hergeben wird, in Verhandlungen welcher Art auch immer zu treten mit pleite gegangenen, kleinen Intriganten. Da wir aber neue Sektionen haben, die mit dem Geschehenen wenig vertraut sind, wäre es vielleicht nicht ohne Nutzen, allen Sektionen Schriften der Briefe der Landaugruppe und meinen vorliegenden Brief zur Information einzusenden. Prinkipo, den 6.Mai 1932. L.Trotzki. |
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