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Leo Trotzki u.a. 19320918 Protokoll von Besprechungen zu laufenden Fragen der internationalen Linksopposition

Leo Trotzki u.a.: Protokoll von Besprechungen zu laufenden Fragen der internationalen Linksopposition

[Nach dem maschinenschriftlichen Text in Lev Davidovič Trockij / International Left Opposition Archives, inventory number 836, International Institute of Social History, Amsterdam]

Sitzung vom 18. September 1932

Tagesordnung: Konstituierung

Gen. Trotzki: Die Kommission stellt sich zur Aufgabe, in einer Reihe von Besprechungen die laufenden Fragen der Internat. Linksopposition zu behandeln und dem Internat. Sekretariat, insoweit es geht, behilflich zu sein bei der Vorbereitung der internationalen Konferenz. – Es sollen zunächst Vorschläge gemacht werden zur Tagesordnung der Int. Konf. und somit auch über den Inhalt der Vorbereitungsarbeit, über Thesen, Resolutionen und Programmentwürfe.

Gen. Field: Die Int. Konf. hätte vor allem festzulegen die Bedingungen für die Mitgliedschaft der nationalen Sektionen. Die jetzigen Bedingungen sind sehr lose.

Gen. Trotzki: Bedingungen für die einzelnen Mitglieder oder für die Sektionen?

Gen. Field: Beides. – Unter diesen Bedingungen vor allem zu nennen:

1. Wiedergabe der Bedingungen der Komintern einerseits und andererseits eine klare Übersicht unserer Differenzen mit der jetzigen Leitung der Komintern.

2. Die Organisationsprinzipien: – die Frage der Weltrevolution und die des Sozialismus in einem Land.

3. Unsere Beziehung zur Partei, unsere Stellung als Fraktion. – Wie weit können Differenzen in der Fraktion gehen, um dennoch innerhalb der Bewegung zu bleiben?

4. Arbeit der Opposition: Worin bestehen ihre Aufgaben? – Verhältnis von Propaganda und Arbeit unter den Massen, die Erziehung der Kader, – die Vorschläge an die Partei.

Gen Trotzki schlägt zur Konkretisierung vor, dass ein Gen. mit der Beschaffung und Durcharbeitung der 21 Bedingungen und der Beschlüsse der ersten vier Kongresse beauftragt wird.

Unser erster Punkt wird ungefähr so lauten: Die Linksopposition anerkennt die 21 Bedingungen und die fundamentalen, prinzipiellen Beschlüsse der ersten vier Weltkongresse.

Aber das genügt noch nicht. Wir müssen die Beschlüsse, die wir als ausschlaggebend betrachten, aufzählen, denn es gibt auch untergeordnete Beschlüsse, die jetzt nicht mehr in Betracht kommen.

Eine kleine Kommission oder ein einzelner Gen. soll beauftragt werden, die entsprechenden Vorarbeiten zu leisten, die betreffenden Beschlüsse vorzulegen, aufzuzählen und aufzuschreiben, denn diese müssen schon in den Beschluss der int. Konf. hinein.

Beschluss: für diese Arbeit wird einstimmig Gen. Frankel gewählt.

Gen. Trotzki: genau aufgezeichnet müssen ferner werden unsere Differenzen mit den Stalinisten, überhaupt mit dem Epigonen. – In dem von uns jetzt geplanten Text wird es heißen: „Die Kritik der Beschlüsse des 5. und 6. Weltkongresse und der nachherigen Plena" Die Beschlüsse dieser Tagungen sollen zu einer Art Katalog der Fehler der Epigonenleitung zusammengefasst werden.

Beschluss: für diese Arbeit wird einstimmig Gen. Otto [Schuessler] gewählt. Gen. Frankel und Otto bilden eine Kommission zur Bearbeitung der gesamten Weltkongresse usw.

Gen. Trotzki: Ich glaube, es wäre gut, die Fragen an einem bestimmten Beispiel kritisch zu beleuchten, und dieses Beispiel ergibt sich von selbst: Spanien. Wir werden auch in allgemeiner Form präzisieren müssen, aber in Spanien bietet sich uns ein frisches Beispiel, das alle Fragen von Neuem aufgerüttelt hat. Wenn sich die jetzige Lage in Spanien noch lange hinzieht, können wir dort eine nationalen Sektion verlieren.

Unsere Aufgaben: Zuerst die Bearbeitung des programmatischen Teils: die soziale Struktur Spaniens, die Programmentwürfe der Partei und der Linksopposition zu studieren und eigene Vorschläge aufstellen.

Andere Seiten der Frage: die Beschlüsse der spanischen Sektion, ihre Literatur, die hier vorhanden sind, durcharbeiten, beim Vorhandensein von Fragen, die [hier] nicht strittig sind, wie z.B. die Frage des Verhältnisses zur Partei, Fraktion, Arbeit der Fraktion das Falsche an der Tätigkeit der spanischen Sektion herausarbeiten. Das sollte man schon jetzt anfangen und in einem beschleunigten Tempo.

Beschluss: Zur Bearbeitung der spanischen Frage wird einstimmig eine Kommission bestehend aus den Gen. Field, Frank, und Frankel gewählt.

Gen. Trotzki: Es sollen Auszüge aus der Korrespondenz mit der Leitung der spanischen Sektion den Mitgliedern der spanischen und auch der Internat. LO mitgeteilt werden. Man muss aus den spanischen Fehlern und Erfahrungen lernen.

Die spanische Kommission hat 2-3 parallele Arbeiten zu leisten:

1.) die prinzipiellen politischen Fragen,

2.) die internen Fragen und

3.) die persönlich-organisationellen Fragen.

Nachdem wir die Vorbereitungsarbeit geleistet haben, wird unser organisatorischer Vorschlag darauf hinauslaufen müssen, der spanischen Sektion die Einberufung einer neuen nationalen Konferenz vorzuschlagen, dort zu den Vorschlägen des Internat. Sekretariats Stellung zu nehmen. Die Konferenz muss in Anwesenheit von Genossen stattfinden, die vom Internat. Sekretariat delegiert werden.

Die letzte Nummer der Moskauer „Prawda“ veröffentlicht über Spanien einen Artikel von 1, in dem es u.a. heißt:

Nach der Zertrümmerung des Januar-Massenstreiks erklärten die Trotzkisten und andere Renegaten des Kommunismus, dass die Revolution zerschlagen ist und dass eine Verfallsepoche angebrochen sei. Die neuen Wellen seither haben mehrmals bewiesen das Unrecht der Renegaten. Die Leichtigkeit der Liquidierung der Revolte der Generäle bezeugt, dass die Kräfte der Revolution nicht gebrochen sind" usw.

Der Artikel enthält also die Behauptung, dass die spanischen Trotzkisten die Revolution für beendet erklärt hätten. Ähnliches berichtet auch Gen. Weisbord in einem Briefe über Spanien.

Diese Frage kann zum Ausgangspunkt eines Teiles unserer spanischen Arbeit werden. Man kann den Spaniern Fragen stellen usw.

Man muss in dieser Frage sehr scharf unterscheiden. Schwankungen und Krisen treten auch im Verlaufe einer Revolution auf. Diese Frage ist auch in der zweiten spanischen Broschüre, allerdings ungenügend, behandelt und zwar im Gradmesser der russischen Revolution und der Großen Französischen Revolution. Die Russ. Rev. erreichte im Laufe von 8 Monaten ihren Höhepunkt, – die Große Französische Rev. hat Mitte 1789 begonnen und ihren Höhepunkt erst im Jahre 1793 erreicht, d.h., in nahezu vier Jahren. Manche Eigenschaften [von] Spanien stellen dieses vielleicht näher an das alte Frankreich. Jedenfalls ist in der Broschüre die Meinung vertreten, dass es ganz möglich sei, dass sich die spanische Revolution bis zu ihrem Kulminationspunkt einige Jahre entwickeln wird, insbes. weil das spanische Proletariat unvorbereitet ist. Während der Großen Franz. Rev. wurden die Programme und Ziele im Laufe des langen Kampfes ausgearbeitet. Ganz anders in Russland, wo eine revolutionäre Partei Jahrzehnte vorher bestand.

Wenn Gen. Nin nach dem Januar-Massenstreik sagte: „Jetzt sind wir in eine Periode der Depression eingegeben," so besagt das an sich noch gar nichts. Man muss genau den Charakter dieser Depression feststellen.

Die zweite Frage, die aber mehr die Stalinisten betrifft, ist folgende: der bereits erwähnte Prawda-Artikel spricht davon, dass die Positionen der Partei im Allgemeinen richtig waren, fährt dann aber ungefähr fort:

Nicht in allen Gliedern der Partei, nicht in allen Provinzorganisationen in es gelungen, das Gesicht der Kommunist. Partei zum Durchbruch zu bringen und sie den manövrierenden Sozialfaschisten und Republikanern gegenüberzustellen, trotzdem man die Gelegenheit hatte, zu zeigen, dass die Partei nicht nur gegen die Monarchisten, sondern auch gegen die republikanische Regierung kämpft, die die Monarchisten deckt.", usw.

Es hat sich also gezeigt, dass die Partei von den Ereignissen überrascht und dass die ganze Theorie vom Sozialfaschismus zunichte wurde. Die Partei hat sich nicht nur von den Sozialisten sondern auch von den Republikanern nicht abgesondert. Das drückt der Artikel selbst, wenn auch in eine feigen Form, aus; der typische, opportunistische Bankrott der Ultralinken vor der Realität. Für uns ist es von höchster Bedeutung, die Tatsachen zu bekommen und zusammenzustellen. Für uns wird das ein klassisches Beispiel sein.

Will versuchen, auf Grund des Prawda-Artikels, in Form einer Anfrage einen Brief an den Gen. Nin zu schreiben.

Gen. Field: Wir müssen ferner den Inhalt der Plattform der Internat. LO ungefähr festlegen.

Gen. Trotzki: Man wird beginnen müssen mit einer Analyse der jetzigen Weltlage, der Aufstellung der Perspektiven, der strategischen Aufgaben des Proletariats und der daraus sich ergebenden Konsequenzen für die einzelnen Länder.

Gen. Frankel: Den einzelnen nationalen Sektionen soll vom IS vorgeschlagen werden, einen politischen und organisatorischen Bericht einzusenden. Unbedingt notwendig, dass Genosse Trotzki Direktiven für diese Arbeit gibt.

Gen. Trotzki: Diese Direktiven müssen erst in den Besprechungen herausgearbeitet werden. Es ist möglich, jeder Sektion vorzuschlagen eine kurze Skizze der allgemeinen Lage und der Perspektiven.

Gen. Frankel: Es ist wichtig, die Lehren der bisherigen internen Kämpfe zu ziehen. Soll später behandelt werden.

Gen. Field: Die Behandlung der russischen Revolution im Rahmen der permanenten Revolution.

Gen. Trotzki: Gehört mehr oder weniger in den Rahmen der allgemeinen Plattform. Der russ. Plattformentwurf ist noch nicht diskutiert worden. Jetzt gehen die Dinge in Russland sehr schlecht. Die letzten Zeitungen bringen sehr beunruhigende Meldungen, ökonomisch kann es schlechter nicht gehen; alles hat sich jetzt angesammelt.

Gen. Frankel: Wir sollten hier den russ. Plattformentwurf diskutieren.

Gen. Field: Auch die erste Plattform der russischen Opposition.

Gen. Schüssler: Zu behandeln wäre ferner die Losung Vereinigten Sowjetstaaten von Europa und der Sowjetföderation der Balkanstaaten.

Es sollen auch andere Gen. zur Mitarbeit herangezogen werden, z.B. die Gen. Schürer und Neurath. Gen. Schürer über die Frage der Brandlerianer, ihre Wandlungen im Laufe der letzten Jahre im Lichte der Ereignisse und der Zitate.

Gen. Frank: Schlägt vor, die italienische Frage zu behandeln.

Gen. Trotzki: Ein praktischer Vorschlag: Das Internat. Sekr. soll einen „Fonds der Internat. Konferenz" gründen zur Finanzierung [der] einzelnen Delegationen.

In der nächsten Sitzung ist die spanische Frage zu behandeln.

Protokoll der Sitzung vom 23. September 1932

Gen. Field berichtet über „die Probleme der spanischen Revolution und die internationale Linksopposition.

Gen. Field: Die Verhältnisse zwischen der spanischen LO und der internationalen Organisation haben sich sehr schlecht gestaltet, besonders in der letzten Zeit. Um die Krise der spanischen Opposition richtig zu bewerten, muss man beginnen bei der von der spanischen LO gegebenen Einschätzung der Lage im Laufe der Zeit.

In einem Brief vom 2 leugnet Gen. Lacroix die Wichtigkeit der Studentenbewegung und sieht nicht ihre symptomatische Bedeutung.

Gen. Nin spricht sich im Briefe vom 26. Jan. 31 an und für sich gegen den [Wahl]Boykott aus. Wenn jedoch die Republikaner einen Boykott durchführen, müssen die Kommunisten dasselbe tun. Er hat die Aprilrevolution [1931] nicht erwartet und war darauf nicht vorbereitet.

Gen. Trotzki: Er hat die Zwangslage der Bourgeoisie nicht genügend eingeschätzt.

Gen. Field: berichtet weiter über Brief des Gen. Nin vom 7. Dezember 1931, in dem er die Einschätzung der Lage durch LD [Trotzki] nicht teilt. Auf dem gleichen Standpunkt stehen auch die Thesen der Nationalkonferenz. Die jetzige Lage wird als „Depression" bezeichnet (Augustnummer des „Comunismo“).

Gen. Trotzki: Man muss aber feststellen, ob diese Einschätzung vor oder nach dem Aufstande des Generals Sanjurjo gegeben wurde

Gen. Field: Diese Formulierung geht schon bis vorigen Dezember zurück.

Gen. Trotzki: Im Januar erlebte Spanien einen Generalstreik. Vorher war natürlich ein gewisser Aufschwung vorhanden und nach der Unterdrückung eine gewisse Depression.

Gen. Field: Anfang Dezember gab Gen. Nin die Losung auf sporadische Streiks.

Die Frage der faschistischen Gefahr oder der monarchistischen Gegenrevolution ist nicht einmal klar aufgestellt. In den Thesen wird gesagt, was die jetzige Regierung alles tut, was eine faschistische Regierung tun könnte. Das entspricht ungefähr der Einschätzung der deutschen Lage durch die Stalinisten.

Gen. Trotzki: Ist sogar noch schlimmer. In Deutschland werden die Großgrundbesitzer nicht enteignet.

Gen. Field: Diese Einstellung enthält mehr oder minder unbewusst die Theorie vom Sozialfaschismus.
Die Nationalkonferenz stellte zwölf demokratischen Losungen auf, ohne sie in Beziehung zu revolutionären Losungen zu stellen.

(Durchgehende Presse-, Versammlungs- und Streikfreiheit usw. – Abschaffung des Republikschutzgesetzes und der administrativen Verhaftungen. – Abschaffung der Zivilgarde. – Konfiszierung der Kirchengüter, des Großgrundbesitzes ohne Gegenleistung und Verteilung unter die Bauern. – Anerkennung des Selbstbestimmungsrechts Kataloniens bis zur Lostrennung. – Hilfe an Arbeitslose usw. usw.) Diese Losungen sind nicht einmal kommunistisch.

Gen. Trotzki: Warum?

Gen. Field: Weil sie auch in der sozialdemokratischen Plattform stehen.

Gen. Trotzki: Die Sozialdemokraten kämpfen aber nicht dafür.

Gen. Field: Man muss solche Losungen im Zusammenhang mit der Machtergreifung stellen.

In der Frage der Wahlen führte die spanische LO eine Politik des Zickzacks. Über die höchst wichtige Agrarfrage hat sie keine klare Stellung genommen, die Thesen sind selbst 3 Monate nach der Konferenz nicht einmal redigiert worden.

Die Haltung der spanischen LO und besonders die des Gen. Nin gegenüber der Mauringruppe war sehr zweideutig.

Gen. Trotzki: Das Schlimme war nicht der Versuch, innerhalb der Maurin-Gruppe zu arbeiten, das schlimmste war, dass dabei nicht eine selbständige Propaganda durchgeführt und eine selbständige Gruppe geschaffen wurde. Diese Fehler geschahen nicht zufällig, denn anders wäre eine Zusammenarbeit mit Maurin nicht eine Stunde möglich gewesen. Gen. Nin hat sogar seine linksoppositionelle Einstellung verschwiegen, dessen hat ihn Gen. Lacroix angeklagt.

Gen. Field: Genosse Nin hat die Thesen der Mauringruppe redigiert, war aber nicht im ZK. Obwohl er mit Tausenden von Arbeitern der Mauringruppe in Beziehungen gestanden hat, wurde er dennoch von Maurin herausgeworfen und hat keine Arbeiter mitgenommen. Er schreibt nur von „Sympathien".

Gen. Trotzki: Man kann sagen, dass dies ein Beispiel der schlimmsten Form der Einheitsfrontpolitik war, eine Verkuomintangisierung der Politik der Linksopposition. Gen. Nin hat diese Frage als rein persönliche Frage gestellt; er hoffte, Maurin für die LO zu gewinnen. Bei dieser Gelegenheit ist es wichtig, zu unterstreichen, dass die Gen. oft die persönlichen Momente über die politischen stellen. Das ist kleinbürgerlich im konkretesten und schlimmsten Sinne des Wortes.

Gen. Field: Kommen wir zur Frage der letzten Konferenz. Die Thesen wurden vor der Konferenz nicht genügend vorbereitet. Es war keine Gelegenheit für eine internationale Diskussion vorhanden, und wahrscheinlich auch nicht für eine nationale. Die Behandlung der Thesen auf der Konferenz selbst offenbarte einen schlimmen Zustand innerhalb der Organisation. Die wichtigsten Thesen gingen an die einzelnen Gruppen zurück, weil sich keine Einigung erzielen ließ.

Gen. Trotzki: Worüber herrschten Meinungsverschiedenheiten? Das muss man in Erfahrung bringen.

Gen. Field: Es gab z.B. über die Agrarthesen zwei Anschauungen.

1. Man muss das Land unter den Bauern verteilen.

2. Die Verteilung des Landes unter den Bauern ist für die spätere Kollektivierung sehr verderblich. Deshalb keine Verteilung.

Auf der Konferenz selbst kam es zu keinem Beschluss über diese Frage.

Gen. Trotzki: Die Tatsache der zwei Tendenzen ist wichtiger als die Konferenz selbst. Man muss alle Nuancen im Voraus ganz gut einschätzen und eingliedern.

Gen. Field: Das innere Leben der Organisation kommt in der Presse nicht zum Vorschein. Man hat keine Ahnung, ob überhaupt politisch diskutiert wird. Es gibt keine Zeichen einer kollektiven Leitung.

Jetzt besteht eine spanische Leitung überhaupt nicht mehr. Sie ist schon offiziell zusammengebrochen.

Eine der wichtigsten Fragen, die Erziehung der Kader, wird weder in der Korrespondenz behandelt noch in der Presse. Gen. Nin erhofft viel von Vorträgen, persönlich-individueller Korrespondenz und von diplomatischen Beziehungen mit den Leitungen anderer Organisationen.

Beziehungen zur Partei: man kann sagen, dass die spanische LO die Einheit der kommunistischen Partei so versteht wie die Gewerkschaftseinheit, nämlich eine Verbindung aller Tendenzen. Dies kommt in der Korrespondenz und den Thesen zur Konferenz zum Vorschein.

Gen. Trotzki: Gen. Nin schrieb zum Beispiel, dass in Spanien eine Kompartei nicht vorhanden ist, dass jedoch die Mauringruppe eigentlich die Partei ist. Er verneinte auch die Entwicklung des KP in ganz Spanien.

Gen. Field: Im Briefe vom 25. August 1931 fragt Gen. Nin, ob die neuen Elemente, die zur LO stoßen, in die Partei oder in die Maurinföderation geschickt werden sollen. In den Thesen ist die Beurteilung der Partei ganz schwankend, so wird z.B. gesagt: „Das größte Hindernis zur Bildung einer guten Kommunistischen Partei ist die Komintern und in unserem Lande die KP."

Gen. Trotzki: Wird eine Charakterisierung der Partei und der Mauringruppe gegeben?

Gen. Field: Nein.

Gen. Trotzki: Wird die Politik der Partei theoretisch eingeschätzt? Es charakterisiert eine kleinbürgerliche Einstellung, wenn ganz allgemein von der Partei als „Dummköpfen" usw. gesprochen wird. Wird gesagt, warum wir LO sind?

Gen. Field: Das ist in bes. Thesen enthalten.

Gen. Trotzki: Das ist das Wichtigste. Was über die Partei gesagt wird, muss untersucht werden. Man muss von den spanischen Gen. fordern, dass sie die Politik der Partei chronologisch charakterisieren.

Gen. Field: Das tun sie in besonderen Thesen über die Partei.

Gen. Trotzki: Diese Thesen müssen durchgearbeitet werden.

Es ist ganz möglich, dass die Partei in vielen Fällen eine richtige Politik durchführte als unsere Genossen. Wenn wir die Fehler unserer Genossen unterstützen, dann versperren wir uns die Aussichten für die Zukunft.

Gen. Field: Die Frage, „breite" oder „enge" Fraktion ist niemals vom Gen. Nin verstanden worden. Er stellte die Frage, ob die neuen Mitglieder in die Partei oder in die Mauringruppe geschickt werden sollen; schreibt später, dass es richtig ist, dass die neuen Mitglieder der Partei zugeschickt werden sollen. Er glaubt, dass es unmöglich sei, neue Mitglieder direkt in die LO aufzunehmen, denn das würde die Grundlagen einer zweiten Partei bedeuten. Am 3. Dez. 1930 spricht er sich selbst für eine zweite Partei aus; für eine „kommunistische Einheit" gegen die Partei.

Die Thesen selbst sind sehr zweideutig. Am Ende ist eine ganz formelle Verneinung der 2. Partei. Aber dies steht selbst wieder im Widerspruch zur Praxis der spanischen LO. In den Thesen wird die Partei als „Partei des Opportunismus" bezeichnet.

Gen. Trotzki: Über Aventurismus nichts?

Gen. Field: Nicht in diesem Zusammenhang. Es wird gesagt: „Nur die LO kann die Waffe des Proletariats, eine große Partei, schaffen."

In den Provinzen ist die Verwirrung noch größer. – Eine Gruppe in Sevilla gab ein Flugblatt „An die Arbeiter" heraus, das endet: „Es lebe die Einheitsfront auf Basis der CNT. Es lebe die Internat. Linksopposition!" Mit dieser Einstellung offenbart sich die Lage der spanischen LO als die „noch einer" komm. Gruppe in der Art der Mauringruppe, die gegen die Kompartei ist. – Auch in der Behandlung der internationalen Fragen zeigt sich eine auffallende Schwäche der spanischen Sektion.

Gen. Trotzki: In einem der letzten Briefe gibt Gen. Lacroix zu, dass die Politik der spanischen Konferenz eine Politik der zweiten Partei bedeutet und dass er dagegen sei.

Darin liegt auch die Erklärung, warum sich die spanische Sektion einen anderen Namen zulegte.

Gerade um die Frage der zweiten Partei haben wir größeren Auseinandersetzungen gehabt, in Russland mit der Gruppe Sapronow, in Deutschland mit dem Leninbund, in Belgien mit Overstraeten. Alle diese Erfahrungen und Lehren werden von der Spaniern ignoriert. Der Kampf um die Frage der zweiten Partei ging lange Jahre, schuf eine bedeutende Literatur. Gen. Nin war während den Auseinandersetzungen mit der Sapronowgruppe in Russland.

Aber trotz alledem erklären die spanischen Gen.: Wir haben keine Meinungsverschiedenheiten mit der internationalen LO.

Gen. Field: Es gibt keine Anzeichen einer Diskussion über internationale Fragen in den Reihen der spanischen Sektion.

Gen. Trotzki: Es ist notwendig, zu sagen, dass alle Anklagen, die heute Gen. Lacroix gegen die leitenden Gen. der Internationalen LO vorbringt, nichts anderes sind als das Nachplappern dessen, was Rosmer, Landau und Urbahns schon erzählt haben.

Es wurden oft Elemente von der Partei abgestoßen, die sich mit einer revolutionären Disziplin nicht vereinbaren ließen. Diese sind teilweise auch zur LO gekommen, weil sie hofften, hier einen Tummelplatz von Disziplinlosigkeit und aller möglichen und unmöglichen Ideen zu finden. Als aber diese Elemente merkten, dass die LO unbeirrbar ihre revolutionäre Linie verfolgt und dass sie revolutionäre Disziplin fordert, schrien sie, dass die Linke Opposition noch schlimmer sei als die Partei. So offenbarte sich der kleinbürgerliche Charakter.

Gen. Field: Das zeigt sich z.B. in dem Verlangen der spanischen Sektion, dass die Beteiligung an der internationalen Konferenz allen möglichen Splittergruppe ngestattet werden soll.

Gewerkschaftsfrage: Es liegt nur ein Thesenentwurf vor und die Erwiderungen sind skizzenhaft gehalten. Die Formulierungen über die Beziehungen zwischen Partei und Gewerkschaft sind überaus schlecht. Es wird gesagt, dass die Gewerkschaften nicht den Zielen einer Partei dienen sollen. Sie verlangen die Gewerkschaftseinheit innerhalb der CNT. Von der sozialdemokratischen UGT wird nicht gesprochen

Gen. Trotzki: Wie ist das Kräfteverhältnis?

Gen. Frank: CNT.

UGT.

Gen. Frankel: In einem Brief schrieb Gen. Nin, dass in Barcelona die UGT bei einer Aktion die Führung hatte.

Gen. Trotzki: Was nennt man denn „Einheit"? Mit wem?

Existiert jetzt eine rein kommunistische Gewerkschaft? RGO?

Gen. Frank: Nur in Sevilla.

Gen. Field: Die spanischen Gen. gehen sogar so weit, in den politischen Thesen zu sagen, dass es die Anarchisten waren, die am besten die politische Lage verstanden haben. Später aber sagen sie, dass die Anarchisten am meisten zur Erhaltung der demokratischen Illusionen beigetragen haben.

Gen. Trotzki: Es existiert also eine anarchist.-syndikalist. Gewerkschaftszentrale und eine zweite sozialdemokratische. Außerdem gibt es noch kleine lokale Zentralen, die der Kommunisten. Die Anarchisten und die Sozialdemokraten wollen keine Einheit und die Kommunisten eine Einheit unter ihrem Banner. Die LO will die CNT zur Basis der Einheit machen.

Gibt es Berichte über die Arbeit der LO innerhalb der Gewerkschaften?

Gen. Field: Von wirklichen Massenarbeit ist keine Spur vorhanden.

El Sovjet“ berichtet in der Spalte über das innere Leben der Organisation nichts über Gewerkschaftsarbeit.

In dem Gewerkschaftsthesenentwurf ist die Losung einer nationalen proletarischen Versammlung als Gegenstück zum bürgerlichen Parlament enthalten. Das ist eine syndikalistischen Idee.

Gen. Trotzki: Warum?

Gen. Field: Weil es nur als Gewerkschaftsversammlung vorgeschlagen wird.

Gen. Frankel: Maurin verlangte seinerzeit, die Gewerkschaften sollen die Macht übernehmen.

Gen. Trotzki: Das entspricht der katalanischen Tradition: wir brauchen keine Sowjets, wir haben die Gewerkschaften.

Die Losung der spanischen Sektion ist ein Versuch, eine politische Aktion auf gewerkschaftlichem Boden durchzuführen. Warum sollte man nicht versuchen, den Cortes auch andere Organe gegenüberzustellen? Warum sollte man nicht vorschlagen, dass das spanische Proletariat seine Stellung als Klassen bekundet z.B. der Agrarfrage gegenüber? Auf dem Kongress selbst würden dann die verschiedenen Tendenzen um die Lösung der Agrarfrage ringen.

Ich fasse einen solchen Kongress als Kongress der Arbeiterklasse auf.

In einer revolutionären Epoche kann das gute Resultate haben. Dieser Kongress würde natürlich auch der Gewerkschaftseinheit dienen.

Gen. Field: Die Gen. fordern diesen Kongress von den Gewerkschaftszentralen.

Gen. Trotzki: Man sollte vorschlagen, diesen Kongress zu erweitern, aber auch die gewerkschaftliche Basis ist kein Fehler.

Gen. Frankel: Es ist eine komplizierter Apparat zur Schaffung der Gewerkschaftseinheit und der Kongress soll nur diesem Zweck dienen.

Gen. Trotzki: Es ist ganz möglich, dass bei den spanischen Syndikalisten die Idee vorherrschend ist, dass es ganz unmöglich ist, sich mit den sozialdemokratischen Gewerkschaften zu vereinigen, die doch einer Partei dienen. Vielleicht suchen die spanischen Gen. deshalb nach Wegen, um eine Einheit zu ermöglichen.

Gen. Field: Die spanischen Genossen haben gar keine Furcht vor einer syndikalistischen Gefahr. Sie sagen: die Anarchosyndikalisten würden unsere Alliierte und nicht unsere Gegner sein.

Gen Trotzki: Man muss bei dieser Formulierung wissen, ob sie allgemein oder nur für bestimmte Fälle gemeint ist. Auch in Russland haben die Anarchosyndikalisten an der Oktoberrevolution teilgenommen. In Spanien ist jedoch das Kräfteverhältnis gerade umgekehrt und die syndikalist. Gefahr daher stärker. Wenn die spanischen Genossen aber meinen, dass man in den Kämpfen Schulter an Schulter mit den Anarchosyndikalisten gehen kann, so soll man daraus noch keine weiteren Schlüsse ziehen.

Gen Field: verliest ein Zitat, in dem von einer Annäherung großer Teile der Anarchosyndikalisten an die marxistischen Ideologie gesprochen wird.

Gen. Trotzki: Es ist ein unvermeidlicher Prozess, dass in dem Moment, wo die Syndikalisten die Anarchisten von sich abstoßen, sie sich unvermeidlich dem Marxismus nähern.

Gen. Field: Man muss eine Präzisierung dieser Auffassung von den spanischen Gen. verlangen.

Einige Vorschläge: eine neue spanische Konferenz, die gründlich vorbereitet und abgehalten wird unter Teilnahme der Internat. LO.

Auf der Tagesordnung müssen u.a. folgende Fragen stehen: Politische Lage; das Verhältnis zur Partei; Gewerkschaftsarbeit; Organisatorische Fragen innerhalb der spanischen LO.

Es muss von der Leitung ein bestimmter Arbeitsplan für eine bestimmte Zeit im Voraus ausgearbeitet werden unter Berücksichtigung der Schaffung von Fraktionen innerhalb der Partei, der Gewerkschaftsarbeit und der Presse. – Die spanische Sektion muss das internationale Bulletin in spanischer Sprache herausgeben.

Eine statistische Darstellung über 11 Nummern „El Sovjet“ internationale Fragen betreffend:

In den letzten zwei Nummern überhaupt nichts über internationale Angelegenheiten. Jede Nummer hat 20 Spalten, wovon 18 Spalten den rein spanischen Fragen dienen. Im Durchschnitt sind den internationalen Fragen 1½ Spalten pro Nummer eingeräumt, d.h. 7,5%. – Im „Comunismo“ von 350 Seiten 49 Seiten für internationale Fragen, d.h., 14%.

Gen. Trotzki: In der nächsten Sitzung muss die Frage Fraktion oder Partei ausführlich behandelt werden.

Gen. Field: Die Kommission wird eine Art Bibliografie über die einzelnen Fragen vorbereiten.

Gen. Trotzki: Ein günstiger Ausgangspunkt bei der Behandlung dieser Frage ist: 1.) der Beschluss der Konferenz und 2.) die Anerkennung des Gen. Lacroix, dass dieser Beschluss nichts anderes als die Tendenz zu einer zweiten Partei darstellt. Die Frage ist kurz an der Geschichte der Internationalen LO aufzurollen. Es ist eine geschichtlich-politische Frage, eine Frage der Umstände und der Zeit. Von ihr hängt Leben und Tod der LOpp ab.

Ebenso gefährlich ist die Aufstellung eigener Listen in einer Situation, in der man z.B. nicht einmal ein Wochenblatt halten kann.

Sehr wichtig ist ferner, die Kennzeichnung der individuell-psychologischen Art der spanischen Gen., alle Fragen zu behandeln.

Man muss den spanischen Genossen sagen, dass wir sicher sind, dass 99% der spanischen Sektion mit der internationalen LO sind und nicht mit Urbahns, Landau, und den anderen. Aber wir klagen die spanische Leitung an, dass sie alle Fragen nicht klar gestellt hat, sondern sie immer nur als rein persönliche Fragen darstellte. Die spanische Leitung will die Beteiligung Rosmers an der Internat. Konferenz, sie hat sich aber nie über die Haltung Rosmers ausgesprochen. Man muss die politische Fragestellung der persönlich-psychologischen gegenüberstellen.

Gen. Frankel: Man muss die mangelnde Orientierung auf die proletarischen Revolution hervorheben.

Gen. Trotzki: Wenn man Beweise für ihre pessimistische Auffassung hat, muss man den spanischen Genossen sagen: das Verderblichste für eine revolutionäre Organisation ist, einer revolutionären Epoche, einer revolutionären Lage nicht gewachsen zu sein, dass man sie vom minimalistischen Standpunkte aus betrachtet, dass man einer revolutionären Perspektive misstrauisch und skeptisch gegenübersteht. Wir sind weit davon entfernt, eine solche Auffassung den spanischen Gen. zuzuschreiben, aber es gibt eine Reihe Momente, die uns bedenklich erscheinen, wie z.B. die Orientierung auf eine zweite Partei. Wir sind sicher, dass auch in dieser Frage die Mehrheit der spanischen Gen. mit uns sind, aber diese Fragen sind nicht klar innerhalb der spanischen Sektion gestellt worden, und nie im Maßstabe der internationalen Erfahrungen der LO.

Angedeutet sollen auch die Unklarheiten in der Gewerkschaftsfrage in der Stellung zu Sorel usw. werden.

Als Schlussfolgerung soll man ihnen sagen: Wir ziehen optimistische Konsequenzen. Wir sind sicher, dass wir bei politischer und theoretischer Diskussion zu einer Einigung kommen werden und dass die spanischen Gen. diese Fragen auf einer neuen nationalen Konferenz, die gut vorbereitet werden müsste, gründlich behandeln werden.

In der nächsten Sitzung wird die spanische Kommission den Entwurf eines Briefes an die Mitglieder der spanischen Sektion vorlegen.

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