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Leo Trotzki 19390101 Brief an James P. Cannon

Leo Trotzki: Brief an James P. Cannon

1. Januar 1939

[Eigene Übersetzung nach dem englischen Text, dort unter dem Titel „A GPU Stool Pigeon in Paris“ Ein GPU-Lockspitzel in Paris, verglichen mit der französischen Übersetzung, dort unter dem Titel „Un Agent du G.P.U. dans nos rangs ?“, Ein GPU-Agent in unseren Reihen]

Äußerst vertraulich, äußerst wichtig und äußerst dringend – Ich habe äußerst wichtige Informationen von einer Quelle erhalten, die nicht identifiziert ist, aber behauptet, mit hochrangigen GPU-Agenten in Kontakt zu stehen, wonach ein langjähriger Mitarbeiter der Bjulleten Opposizsii angeblich ein Spitzel ist: Mark. Dieser Lockspitzel arbeitete bis 1938 und arbeitet vielleicht noch im Institut von Nikolajewski. Er ist derjenige, der angeblich das Archiv in diesem Institut gestohlen hat. Sein Alter: 32 bis 35 Jahre. Nationalität: Jüdisch, aus dem russischen Teil Polens. Schreibt gut auf Russisch. Trägt eine Brille. Hat eine Frau und ein sehr kleines Kind. Dieser Lockspitzel hat keine revolutionäre Vergangenheit. Deshalb ist das Vertrauen in ihn erstaunlich. Darüber hinaus war er vor fast vier Jahren in Paris Mitglied der Gesellschaft für die Repatriierung russischer Emigranten. Er war sogar in dieser Organisation ein Spitzel. Dieser Lockspitzel trifft sich regelmäßig mit Vertretern der sowjetischen Botschaft in Paris. Der Informant ist sicher, dass es sehr einfach wäre, diesen Lockspitzel zu beschatten, um seine Beziehungen zur Botschaft zu bestätigen. Das ist die Mitteilung. Was die Quelle betrifft, so sind zwei Versionen gleichermaßen möglich: (1) es ist ein ängstlicher Freund; (2) es ist die GPU, der die Demoralisierung in unseren Reihen verbreiten will. Beide Hypothesen sollten untersucht und ausgewertet werden. Es ist absolut notwendig, die Beschattung in diskreter und effektiver Weise zu organisieren. Es scheint mir, dass Nikolajewski ins Spiel gebracht werden muss. Es sollte eine Kommission aus drei Personen geschaffen werden: Rosmer, Gérard, Nikolajewski, plus zwei oder drei junge Menschen getrennt und absolut geheim, für die Aufgabe der Beschattung. Wenn die Informationen bestätigt werden, muss die Möglichkeit geschaffen werden, ihn bei der französischen Polizei als Räuber des Archivs unter Bedingungen zu denunzieren, die seine Flucht nicht zulassen. Teilen Sie diese Informationen Rosmer unverzüglich mit. Der beste Weg wäre durch Cannon, wenn er nicht schon [nach Europa] gegangen ist oder Shachtman, wenn er gehen sollte. Finden Sie selbst einen Weg. Bestätigen Sie den Empfang sofort.

Grüße Van [Leo Trotzki]

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