Glossar‎ > ‎

Österreich 1848-1867

Die absolutistische Regierung in Österreich wurde in der Revolution vom 13. März 1848 durch die vereinigten Anstrengungen der Bourgeoisie, der Bauernschaft, des städtischen Kleinbürgertums und des Proletariats gestürzt. Im weiteren Verlauf der Revolution verriet die durch die revolutionäre Energie des Proletariats und der Bauernschaft erschreckte Bourgeoisie die Revolution und schloss einen Kompromiss mit der alten Macht. Innerhalb des Kleinbürgertums zeigte sich in starkem Maße die nationale Feindseligkeit, da Österreich ein Staat mit mehreren Nationen, Deutschen, Tschechen, Ungarn usw., war. Diese nationale Feindschaft ließ das Kleinbürgertum und zum Teil auch das Proletariat in verschiedene nationale Lager zerfallen. Diese Zersplitterung der Kräfte benützte der österreichische Absolutismus, um schon im Juni 1848 die Revolution in Böhmen, im Oktober 1848 (Einnahme Wiens durch Windischgraetz) und dann mit Hilfe russischen Militärs im September 1849 auch die ungarische Revolution niederzuwerfen. In den nächsten zehn Jahren wütete im Lande die Reaktion. Die Niederlage Österreichs im österreichisch-französisch-italienischen Kriege von 1859 rief eine neue gesellschaftliche Bewegung besonders in Ungarn hervor. Die Regierung ließ sich anfangs auf Zugeständnisse ein, als dann aber in den Reihen ihrer Gegner die nationale Zersplitterung sich zeigte, nahm sie ihre Zugeständnisse wieder zurück. Dieser reaktionäre Umschwung vollzog sich Ende 1865. Die Niederlage Österreichs im Kriege mit Preußen im Jahre 1866 machte es der österreichischen Regierung unmöglich, sich dem Ansturm der gesellschaftlichen Kräfte zu widersetzen. Im Dezember 1867 bekam Österreich endlich eine Verfassung, durch welche der bis dahin einheitliche Staat in eine österreichisch-ungarische Doppelmonarchie verwandelt wurde; es wurde die Verantwortlichkeit der Regierung vor dem Parlament festgelegt, die „Unabhängigkeit“ der Gerichte erklärt und eine erweiterte Kontrolle der Bourgeoisie über die Tätigkeit der lokalen Regierungsbehörden durchgeführt. So erreichte die österreichische Bourgeoisie endlich den Zugang zur Regierung. [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 4, Anm. 52]

Kommentare