Zum
Unterschied von Polen, wo es fast keine revolutionäre Bewegung auf
dem Lande gab, war in Lettland die Bewegung der Landarbeiter und der
Bauern besonders stark. Sie war gegen die Gutsbesitzer (die
baltischen Barone) gerichtet und ergriff ganz Lettland. In einer
Reihe von Orten war der bewaffnete Aufstand siegreich, die Barone
wurden aus ihren Schlössern verjagt, die Behörden beseitigt und
neue Machtorgane in Gestalt von Dorf- und Bezirkskomitees eingesetzt.
Die zahlreichen von der Regierung ausgesandten militärischen
Strafexpeditionen unterdrückten die revolutionäre Bewegung in
Lettland mit ungewöhnlicher Grausamkeit. Dasselbe Bild wie in
Lettland zeigte sich auch in Estland. [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 3, Anm. 13] Die Eigenart der revolutionären Bewegung in Lettland im Jahre 1905 bestand darin, dass das lettische landwirtschaftliche Proletariat und die landarme Bauernschaft unter der Führung des städtischen Proletariats in den ländlichen Bezirken einen vollständigen Umsturz herbeiführten, die örtlichen Behörden und die Großgrundbesitzer – die baltischen Barone – davon jagten und dass sich dann das ganze Land mit einem dichten Netz von „revolutionären Bezirks-Exekutivkomitees" überzog, welche die Macht ergriffen und eine revolutionäre Verwaltung einrichteten. Das Proletariat in den Städten konnte die Macht nicht ergreifen, da dort die bewaffneten Kräfte der Regierung zu stark waren. [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 3, Anm. 102] |
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