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Trotzki und Lenin

Die Bezeichnung „Lenins Knüppel“ erhielt Trotzki im Zusammenhang mit seinem Auftreten auf dem 2. Parteitage in jenen Fragen, in denen alle „Iskristen“ gemeinsam gegen die Anhänger des „Rabotscheje Djelo“ und des Bund auftraten (Frage des Bund, des Parteiprogramms, des Agrarprogramms usw.). In allen jenen Fragen, in denen sich die „Iskristen“ und der ganze Parteitag in eine revolutionäre „Mehrheit“ (Anhänger Lenins) und eine opportunistische „Minderheit“ (Anhänger Martows und Axelrods) teilten, trat Trotzki auf die Seite der „Minderheit“, gegen Lenin (über den 2. Parteitag und den Kampf auf demselben siehe den Artikel „Bericht über den 2. Parteitag der SDAPR“ und seine Reden auf diesem Parteitag). So trat Trotzki für die Martowsche Formulierung des § 1 des Parteistatuts gegen die Leninsche auf, ebenso trat er in der Frage der Zusammensetzung der Redaktion der „Iskra auf die Seite Martows. Ebenso wie diese nahm er auch an der Wahl des ZK und des Parteirates nicht teil. Auf diese Weise verwandelte sich Trotzki schon auf dem 2. Parteitag aus einem „Knüppel Lenins“ in einen Opportunisten, der auf der Seite der Minderheit gegen die Organisationsprinzipien der damals entstehenden bolschewistischen Partei auftrat. Nachdem 2. Parteitag zeigte sich Trotzki, den Lenin einen „heftigen Menschewik" nannte, als einer der aktivsten Teilnehmer und Führer der desorganisatorischen fraktionellen „Arbeit“ der Menschewiki, ihres Kampfes gegen die Partei. In dieser Zeit, im Jahre 1904, trat er, nach dem Erscheinen der Leninschen Arbeit „Ein Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück“ mit einer umfangreichen Broschüre „Unsere politischen Aufgaben" auf, die voller Verleumdungen gegen Lenin und die Bolschewiki war und in der er die opportunistische organisatorische Plattform der Menschewiki jener Zeit entwickelte, die er den Artikeln seines „teuren Lehrers“ Axelrod entlehnte. [...]

Auf dem 5. (Londoner) Parteitag von 1907 erklärte sich Trotzki in seiner Rede zur Frage des Verhältnisses zu den bürgerlichen Parteien mit Rosa Luxemburg solidarisch. Er entwickelte damals auf dem Parteitag seine  [...] Theorie der Permanenten Revolution. [...]

Die Worte Lenins, Trotzki habe sich 1906–1907 „den Bolschewiki genähert“, beziehen sich auf dieselbe Frage des Verhältnisses zu den bürgerlichen Parteien.

Lenin sagte auf dem Londoner Parteitage in seinem Schlussworte über diese Annäherung Trotzkis an die Bolschewiki: „Einige Worte über Trotzki. Ich habe hier nicht die Zeit, mich mit unseren Differenzen mit ihm zu beschäftigen. Ich vermerke nur, dass Trotzki in dem Büchlein „Zur Verteidigung der Partei" öffentlich seine Solidarität mit Kautsky zum Ausdruck gebracht hat, der von der ökonomischen Interessengemeinschaft des Proletariats und der Bauernschaft in der gegenwärtigen Revolution in Russland schrieb. Trotzki hat die Zulässigkeit und die Zweckmäßigkeit des „Linksblocks“ (d. h. der Vereinbarung mit den Sozialrevolutionären und den Trudowiki) „gegen die liberale Bourgeoisie zugegeben. Die Tatsachen genügen für mich, um die Annäherung Trotzkis an unsere Ansichten anzuerkennen. Unabhängig von der Frage der ,permanenten Revolution' [...] „ist hier die Solidarität in den Hauptpunkten der Frage des Verhaltens zu den bürgerlichen Parteien offenkundig“ (Sämtliche Werke, Band XI; Unterstreichungen von uns). Die hier von uns gesperrten Worte Lenins zeigen, dass die Annäherung Trotzkis an die Bolschewiki in den Jahren 1906–1907 keineswegs „Meinungsverschiedenheiten“ der Bolschewiki mit ihm ausschloss, und zwar Meinungsverschiedenheiten in der Hauptfrage der „ununterbrochenen Revolution“ [...]. Nicht genug damit, entwickelte Trotzki gerade 1906 seine Theorie am ausführlichsten in dem Artikel „Ergebnisse und Perspektiven“, den er auch jetzt, wo er im Lager der konterrevolutionären Bourgeoisie steht, für seinen grundlegenden Artikel über die permanente Revolution hält. [...] [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 4, Anm. 97]

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