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Vergleich der Strömungen der Sozialdemokratie mit Jakobinern und Girondisten

In dem Artikel „An der Schwelle des XX. Jahrhunderts" („Iskra" Nr. 2, Februar 1901) schrieb G. Plechanow, nachdem er darauf hingewiesen hatte, dass das XIX. Jahrhundert ein Jahrhundert der Freiheitsbewegung der Arbeiterklasse gewesen sei, folgendes: „Das XX. Jahrhundert wird die besten radikalsten Bestrebungen des XIX. Jahrhunderts verwirklichen. Aber wie fest wir auch vom Siege des Proletariats überzeugt sind, wie klar wir auch das vor uns stehende große Ziel sehen, so wollen wir doch weder uns selbst noch unsere Leser täuschen. Wir sind durchaus nicht der Ansicht dass ein leichter Sieg unser harrt. Im Gegenteil, wir wissen sehr gut, wie schwer der Weg ist, der vor uns liegt. Auf diesem Weg erwarten uns viele Teilniederlagen und schwere Enttäuschungen. Nicht wenige von denen, die durch gleiche Bestrebungen, wie es scheint, eng miteinander verbunden sind, werden sich trennen. Schon jetzt machen sich in der großen sozialistischen Bewegung zwei verschiedene Richtungen bemerkbar, und vielleicht wird der revolutionäre Kampf des XX. Jahrhunderts dazu führen, was man – mutatis mutandis – einen Bruch des sozialdemokratischen „Berges" mit der sozialdemokratischen „Gironde" nennen könnte.

Die Prognose Plechanows über die Möglichkeit einer Spaltung der beiden Richtungen der Sozialdemokratie hat sich bekanntlich nicht nur in Bezug auf die russische, sondern auch in Bezug auf die internationale Bewegung als vollkommen richtig erwiesen. Plechanow selbst, der die Bildung einer sozialdemokratischen „Gironde", die die Bourgeoisie gegen das Proletariat unterstützt, vorausgesagt hatte, stand letzten Endes nicht im Lager des „Berges".

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