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Bismarck, Otto von

Bismarck, Otto von (1815-1898): 1848 offener Konterrevolutionär. 1851-1858 preußischer Gesandter am Bundestag in Frankfurt, 1859-1862 Gesandter in Petersburg, 1862 Gesandter in Paris. Im selben Jahre wurde er preußischer Ministerpräsident, mit dem Auftrag, den Konflikt der Krone mit dem Parlament wegen der Militärreform auszutragen. Unter Verfassungsbruch führte er gegen den Willen des Parlaments und ohne genehmigtes Budget die Militärvorlage durch. Bei Antritt seines Amts verkündete er, dass er die Frage der deutschen Einheit mit Blut und Eisen lösen wolle. Sein politisches Ziel war die kleindeutsche Lösung der deutschen Frage: Ausschluss Österreichs aus dem deutschen Bund, Einigung der übrigen Staaten unter preußischer Spitze. Er unternahm es, die Macht der Krone und des preußischen Junkertums zu retten, indem er die wirtschaftspolitischen Forderungen der Bourgeoisie erfüllte, ihr aber den Weg zur politischen Macht versperrte. Gleichzeitig suchte er die junge Arbeiterklasse durch Gewährung des allgemeinen Wahlrechts und gewisse Sozialreformen für sich zu gewinnen und gegen die Bourgeoisie auszuspielen. Er zwang 1866 Österreich und eine Anzahl Mittelstaaten zum Krieg, der mit dem Sieg von Königgrätz endete. Preußen zerschlug den alten Deutschen Bund, annektierte Hannover, Hessen und andere Gebiete und gründete 1867 den Norddeutschen Bund mit einem Reichstag auf Grund des allgemeinen Wahlrechts. Er selber wurde Bundeskanzler. 1870 manövrierte er Frankreich in einem Krieg. Durch die Annexion Elsass-Lothringens schuf er den Zustand des bewaffneten Friedens in Europa. Dadurch wurde das neugeschaffene Deutsche Reich als Militärstaat und damit die Macht des Junkertums gesichert. In der Verfassung wurde ein Scheinkonstitutionalismus mit fast unbeschränkter Gewalt des Reichskanzlers festgelegt. 1883 schloss er mit Österreich und Italien den Dreibund, die Grundlage für die weitere deutsche Außenpolitik. 1878 verhängte er über die Arbeiterklasse das Sozialistengesetz. Als dieser Versuch, die Sozialdemokratie zu vernichten, gescheitert war, wollte er zur Rettung seiner Herrschaft die Arbeiterklasse provozieren und blutig niederschlagen. An diesem Punkt kam der Gegensatz zwischen ihm und dem jungen Wilhelm II., der die Machtstellung des Kanzlers nicht ertragen konnte, zur Entscheidung. 1890 wurde Bismarck entlassen. Innenpolitisch war sein System gescheitert; außenpolitisch hinterließ er das Reich in einer schwierigen Situation, gekettet an das verfallende Österreich. Nach seiner Entlassung diskreditierte Bismarck das neue Regime durch hochverräterische Enthüllungen.

Bismarck (1815–1898) – Entstammt einem märkischen Adelsgeschlecht. 1848 offener Konterrevolutionär. 1851-1858 preußischer Gesandter am Bundestag in Frankfurt, 1859-1862 Gesandter in Petersburg, 1862 Gesandter in Paris. Im selben Jahre wird er preußischer Ministerpräsident, mit dem Auftrag, den Konflikt der Krone mit dem Landtag wegen der Militärreform auszutragen. Unter Verfassungsbruch führt er gegen den Willen des Landtages und ohne genehmigtes Budget die Militärvorlage durch, indem er die hilflose Fortschrittspartei durch Polizeimaßregeln brutalisiert. Bei Antritt seines Amts verkündete er, dass er die Frage der deutschen Einheit mit Blut und Eisen lösen wolle. Sein politisches Ziel war die kleindeutsche Lösung der deutschen Frage: Ausschluss Österreichs aus dem deutschen Bund, Einigung der übrigen Staaten unter preußischer Spitze. Er unternahm es, die Macht der Krone und des preußischen Junkertums zu retten, indem er die wirtschaftspolitischen Forderungen der Bourgeoisie erfüllte, ihr aber den Weg zur politischen Macht versperrte. Gleichzeitig suchte er die junge Arbeiterklasse durch Gewährung des allgemeinen Wahlrechts und gewisse Sozialreformen für sich zu gewinnen und gegen die Bourgeoisie auszuspielen. Zu diesem Zwecke führte er 1864 auch Verhandlungen mit Ferdinand Lassalle, die freilich ergebnislos verliefen, weil einer den anderen als Werkzeug der eigenen Politik zu gebrauchen suchte. Durch eine ränkevolle und entschlossen betriebene Politik zwang er 1866 Österreich und eine Anzahl Mittelstaaten zum Kriege, der mit dem Sieg von Königgrätz endete. Preußen zerschlug den alten Deutschen Bund, annektierte Hannover, Hessen und andere Gebiete und gründete 1867 den Norddeutschen Bund mit einem Reichstag auf Grund des allgemeinen Wahlrechts. Er selber wurde Bundeskanzler. Den Krieg gegen Österreich hatte er führen können, nachdem er Napoleon III. Versprechungen auf die Rheingrenze gemacht und damit die französische Neutralität erkauft hatte. Da er die Versprechungen nicht einlösen durfte war der Krieg mit Frankreich unvermeidlich. Den als Nationalkrieg begonnenen Feldzug von 1870/71 führte er als Eroberungskrieg nach Napoleons Niederlage gegen die französische Republik weiter. Durch die Annexion Elsass-Lothringens schuf er den Zustand des bewaffneten Friedens in Europa. Dadurch wurde das neugeschaffene Deutsche Reich als Militärstaat und damit die Macht des Junkertums gesichert. In der Verfassung wurde ein Scheinkonstitutionalismus mit fast unbeschränkter Gewalt des Reichskanzlers festgelegt. 1883 schloss er mit Österreich und Italien den Dreibund, die Grundlage für die weitere deutsche Außenpolitik. Im Innern war seine Politik wegen des Widerspruchs zwischen tatsächlicher politischer Macht und Entwicklung der Klassen unsicher, sprunghaft und reibungsvoll. 1878 verhängte er über die Arbeiterklasse das Sozialistengesetz. Als dieser Versuch, die Sozialdemokratie zu vernichten, gescheitert war, wollte er zur Rettung seiner Herrschaft die Arbeiterklasse provozieren und blutig niederschlagen. An diesem Punkt kam der Gegensatz zwischen ihm und dem jungen Wilhelm II., der die Machtstellung des Kanzlers nicht ertragen konnte, zur Entscheidung. 1890 wurde Bismarck entlassen. Innenpolitisch war sein System gescheitert; außenpolitisch hinterließ er das Reich in einer schwierigen Situation, gekettet an das verfallende Österreich. Nach seiner Entlassung diskreditierte Bismarck das neue Regime durch hochverräterische Enthüllungen. [Band ?]

Bismarck war der größte Politiker des Hohenzollern-Deutschland in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In der Person Bismarcks handelte das preußische Junkertum als politischer Einiger Deutschlands. Da diese Vereinigung durch den Verlauf der wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands bestimmt war, war Bismarck zugleich der politische Führer der deutschen Bourgeoisie. Unter der direkten Führung Bismarcks verlief die bekannte Reihe militärischer und diplomatischer Konflikte der 60er und frühen 70er Jahre. Auf der Suche nach dem friedlichsten Weg mit den geringsten Erschütterungen, um Deutschland in das Flussbett der bürgerlichen Monarchie zu bringen, führte Bismarck Anfang der siebziger Jahre das allgemeine Wahlrecht ein. Gleichzeitig verband er diesen Weg mit der erbarmungslosen Verfolgung oppositioneller politischer Parteien, sobald sie zu seinen ernsten politischen Feinden werden. Es genügt, auf das berühmte „Ausnahmegesetz gegen die Sozialisten" und den ebenso berühmten Feldzug gegen die Katholiken unter der Flagge des „Kulturkampfes" hinzuweisen. In die gleiche Zeit wie das Ende von Bismarcks politischer Tätigkeit fiel der Zusammenbruch seiner Kampfmethoden. Bis in die 90er Jahre war Bismarck de facto Leiter des Deutschen Reiches. [Trotzki, Sotschinenija 3.2]

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