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Bulgakow, S. N.

Bulgakow, Sergej Nikolajewitsch (geb. 1871) Ökonom und Philosoph. Ursprünglich einer der Vertreter des „legalen" Marxismus, später evolutionierte er in der Richtung zum Idealismus und landete bei der griechisch-orthodoxen Religion. Bereits in der Zeitschrift „Natschalo" („Der Anfang") (1899) und insbesondere in seinem zweibändigen Werk „Des Kapitalismus in der Landwirtschaft" (1900) brach er mit dem Marxismus, stellte sich restlos auf den revisionistischen Standpunkt und suchte die Unhaltbarkeit der Grundthesen der marxistischen Theorie im Allgemeinen und auf dem Gebiet der Agrarverhältnisse im Besonderen zu beweisen. In seinen späteren Arbeiten gelangte er zur Schlussfolgerung, dass es unmöglich sei, auf dem Gebiet der sozialen Wissenschaften irgendeine Prognose aufzustellen, und begann den Sozialismus nicht als eine unumgängliche Entwicklungsetappe der Gesellschaft, sondern als das moralische Ideal des freien menschlichen Willens zu betrachten. 1907 war er Mitglied der II. Reichsduma. Stand der Kadettenpartei nahe, war einer der Führer der nach der Niederlage der Revolution 1905–1907 herrschenden gesellschaftlichen Reaktion. Mitarbeiter des Sammelbuches „Wjechi". Nach der Oktoberrevolution wurde er Geistlicher und monarchistischer Reaktionär. Gegenwärtig in der Emigration. [Band 12]

Russischer Nationalökonom und Philosoph. Anfänglich Marxist mit Vorbehalten, neben P. Struve und P. Tugan-Baranowski einer der Hauptvertreter des sogenannten „legalen Marxismus", der mit Hilfe der Marxschen ökonomischen Theorie für Russland nicht nur die Notwendigkeit kapitalistischer Entwicklung, sondern gleichzeitig auch die Möglichkeit der ewigen Dauer des Kapitalismus zu beweisen suchte, die „Kulturmission" des Kapitalismus pries und die Unterstützung der liberalen Bourgeoisie forderte. In seiner ersten volkswirtschaftlichen Arbeit „Über die Absatzmärkte der kapitalistischen Produktion" (russisch, 1897) trat B. noch als ein Anhänger von Marx auf. Bald darauf, besonders in seinem zweibändigen Hauptwerk „Der Kapitalismus und die Landwirtschaft" (russisch, 1900), brach jedoch B. gänzlich mit dem Marxismus und suchte die Unhaltbarkeit sowohl der allgemeinen Grundlagen der marxistischen Theorie als auch ihrer Anwendung auf die Agrarverhältnisse nachzuweisen. Die Wandlung B.s „Vom Marxismus zum Idealismus" (so betitelt sich eine 1903 erschienene Sammlung seiner Aufsätze) machte indes beim Idealismus nicht halt. B. wandte sich schließlich einem unverhüllten Mystizismus zu. Nach der Niederlage der Revolution von 1905, vom Katzenjammer, der die liberalen Kreise Russlands erfasst hatte, mitgerissen, landete B. zuguterletzt im Kloster. – Nach der Oktoberrevolution verließ B. Russland als Konterrevolutionär. [Band 13]

Nationalökonom und Philosoph, ursprünglich einer der Vertreter des „legalen Marxismus"; in seinen ersten ökonomischen Artikeln und im Buch „Die Märkte bei der kapitalistischen Produktionsweise" (1897) trat er als Marxanhänger auf, dann entwickelte er sich vom Marxismus zum Idealismus und zur rechtgläubigen Kirche. Schon in der Zeitschrift „Natschalo" (1899) und insbesondere in seinem zweibändigen Werk „Kapitalismus und Landwirtschaft" brach Bulgakow mit dem Marxismus und stellte sich vollständig auf den revisionistischen Standpunkt, indem er den Versuch machte, das Irrige aller Grundsätze der marxistischen Theorie, und insbesondere auf dem Gebiete der Agrarfrage, nachzuweisen: Die weitere Entwicklung Bulgakows fand ihren Ausdruck in Artikeln, die in Büchern und Sammelbänden veröffentlicht wurden: „Probleme des Idealismus" (1902), „Vom Marxismus zum Idealismus" (1903) und „Fragen der Religion" (1906). Im Jahre 1907 war Bulgakow Abgeordneter der II. Duma. Er war Mitglied der Partei der Konstitutionellen Demokraten und einer der Führer der Reaktion, die nach der Niederlage der Revolution von 1905 herrschte. Nach der Oktoberrevolution wurde er Geistlicher. Lebt jetzt in der Emigration. [Band 4]

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