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Cohen, Hermann

Cohen, Hermann (1842–1918) Neukantianer, Haupt der sogenannten Marburger Schule. C. gehört zu jener Philosophengruppe, die in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts das „Zurück zu Kant" proklamierte, um den Kritizismus als Schutzwall gegen den mit dem Aufschwung der Naturwissenschaften vordringenden Materialismus zu benützen. Die Fortbildung des Kantschen Systems durch C. zeigte jedoch anschaulich, dass jeder Versuch der bürgerlichen Philosophie, die leeren Kantschen Formen mit mehr oder weniger konkretem Inhalt zu erfüllen, sie notwendigerweise in der Richtung der absoluten Spekulation forttreiben muss, wie denn auch die Marburger Schule als Ganzes hilflos zwischen dem „kritischen" und absoluten Idealismus hin-und herpendelt. C. will die Kantsche Philosophie aktualisieren, er setzt das Denken gleich Bewegung, natürlich Bewegung in einem bloß intelligiblen (gedanklichen) Raum, und bei diesen luftigen Konstruktionen mit „gedanklicher Materie" entwickelt er die Infinitesimalrechnung als die (angeblich) rein-idealistische Methode, an der man die Konkretisierung des Gedankens, sozusagen seine Fleischwerdung, wahrnehmen soll. Auf dem Gebiete der eigentlichen idealistischen Praxis (der Ethik usw.) wandelt C. auf Fichteschen Bahnen, um schließlich als liberaler Jude beim monotheistischen Religionsglauben Jehovas zu landen. Hauptwerke: „Kants Theorie der Erfahrung" (1871, 2. Aufl. 1918), „Kants Begründung der Ethik" (1877), „System der Philosophie", 3 Teile (1902–12), „Das Prinzip der Infinitesimalmethode und seine Geschichte" (1883).

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