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Comte, Auguste

Comte, Auguste (1798–1857) Schöpfer des Positivismus, als charakteristischer Denkrichtung der liberal-demokratischen Bourgeoisie des XIX. Jahrhunderts, und insbesondere der positivistischen Soziologie. Der Positivismus C.s ist ein spezifisch soziales Produkt der „Übergangsepoche" der dreißiger und vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts von der in Agonie liegenden Restauration der Bourbonen, über das Bürgerkönigtum Louis Philipps hinaus, zur Revolution von 1848. Das politische Credo des Positivismus ist „weder Restauration noch Revolution". Die Leitgedanken der Comteschen Philosophie, von dem großen Utopisten Saint-Simon entlehnt, sind die Forderung einer enzyklopädischen Zusammenfassung der Wissenschaften und das sogenannte Gesetz der drei Stadien, wonach der menschliche Geist und die menschliche Gesellschaft durch die drei aufeinanderfolgenden Etappen der Theologie, der Metaphysik und der positivistischen Philosophie hindurchgehen müssen. Die erste und letzte Etappe sind nach C. Zeitalter der Autorität, der Ordnung und Organisation in der Geschichte; das metaphysische Zeitalter ist das des Zweifels, der Kritik, der Revolution und der Kriege. Der Positivismus soll nun, gestützt auf die Grundlegung einer wissenschaftlichen Politik, der Revolution durch allmähliche Umgestaltung der Gesellschaft im Sinne der Ordnung und des Fortschritts ein Ende setzen. In der neuen positiven Ordnung der Gesellschaft sollen die Industriellen die Rolle der Könige und Barone der mittelalterlichen Gesellschaft spielen. Die Erkenntnistheorie C.s ist phänomenalistisch und agnostisch, er verwirft die „metaphysische" Sucht nach dem Absoluten; statt nach Ursachen und Kräften zu forschen, soll sich die Wissenschaft mit der Formulierung von „Gesetzen" begnügen, d. h. von Beziehungen der Ähnlichkeit und Aufeinanderfolge zwischen Phänomenen. In Wirklichkeit ist die Furcht vor dem Absoluten bei C. nichts anderes als Furcht vor der Materie und dem Materialismus. Sein Positivismus enthält alle Elemente und Abarten des späteren (englischen und kontinentalen) Phänomenalismus, ja sogar des amerikanischen Pluralismus, d. h. der Erklärung der Welt aus mehreren, aufeinander nicht zurückführbaren Prinzipien. Auf der letzten Stufe seines Philosophierens, mit der Begründung einer Menschheitsreligion mit Priestern, Kultus, Zeremonien und dgl. Humbug mehr, bewies C. selbst, wie der kritiklose, seichte Positivismus unmittelbar in den Mystizismus umschlägt. Werke u. a.: „Politique positive" (1824), „Cours de philosophie positive" (1830 bis 1842), „Politique positive ou traité de sociologie, instituant la réligion de l'humanité" (1851–54).

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