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Faraday, Michael

Faraday, Michael (1791–1867) Englands erfolgreichster und genialster Experimentator auf dem Gebiete der anorganischen Naturwissenschaften; erst Chemiker, später vor allem Physiker; Professor der Chemie an der Royal Institution in London. F. war der Sohn eines Hufschmieds und ging anfangs zu einem Buchbinder in die Lehre. Er erwarb sich seine wissenschaftlichen Kenntnisse als Autodidakt. Hauptarbeitsgebiet: Elektrizitätslehre; Hauptleistung: Begründung der neueren Elektrizitätslehre. F. eröffnete eine neue Ära in der Elektrizitätslehre durch die Entdeckung der Induktionsströme (1831), die zum Ausgangspunkte der späteren mächtigen Entwicklung der Elektrotechnik wurde.

F. gilt daher mit Recht als der Vater der modernen Dynamomaschine. Aus der Fülle der Entdeckungen F.s seien herausgegriffen: die magnetische Drehung der Polarisationsebene des Lichtes, die grundlegenden Gesetze der Elektrolyse, vor allem das Gesetz, laut welchem die beim Durchgang des elektrischen Stromes in gleichen Zeiten zersetzten bzw. ausgeschiedenen Substanzmengen (bei gleicher Stromstärke) den Äquivalentgewichten der letzteren entsprechen, und der Satz, dass die zersetzende Wirkung des Stromes der Elektrizitätsmenge proportional sei, ferner der Nachweis, dass der Magnetismus eine allgemeine Eigenschaft der Materie sei. Bei seinen elektrolytischen Untersuchungen gelangte F. zur Aufstellung der Ionentheorie, die für die spätere physikalische Chemie von grundlegender Bedeutung wurde. Zu F.s wichtigsten Errungenschaften zählt ferner die Verflüssigung von Chlor, Kohlensäure u. a. Gase, die zu seiner Zeit als permanent galten. F.s größte Leistung jedoch besteht in der Widerlegung der alten Fernwirkungstheorie, d. h. der Theorie der unvermittelten Kraftübertragung, die er durch die Annahme der Existenz eines Zwangszustandes des Zwischenmediums (des Äthers), das die scheinbaren Fernwirkungen vermittele, ersetzte. Dadurch rief F. eine vollkommene Umwälzung in den damaligen Vorstellungen über das Wesen der Elektrizität hervor. F.s Auffassung der Elektrizität liegt die Vorstellung einer Nahewirkung und die Einführung der Vorstellung vom elektromagnetischen Felde, d. h. elektromagnetischer Kraftlinien, die als „wirklich vorhandene Dinge" den Raum erfüllen, zugrunde. Sein Nachweis, dass Elektrizität und Magnetismus lediglich verschiedene Arten ein und derselben Energie seien, gab den Anstoß zur berühmten elektromagnetischen Lichttheorie Maxwells. Hauptwerke: „Experimental Researches in Electricity", die von 1831–1855 in 30 „Series" erschienen (deutsch 1889/91). Wesentliche Stücke daraus findet der Leser in Ostwalds Klassikern. Ferner: „Experimental Researches in Chemistry" (1882). Von F.s meisterhaften populären Schriften verdienen hervorgehoben zu werden: „Die verschiedenen Kräfte der Materie und ihre Beziehungen zueinander" (1873) und „Die Naturgeschichte einer Kerze" (1883). Über F. vgl. auch F. Engels' „Naturdialektik", Marx-Engels-Archiv, Bd. II (Moskau, 1925).

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