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Helmholtz, Hermann

Helmholtz, Hermann (1821–1894) Einer der größten Naturforscher des 19. Jahrhunderts; äußerst vielseitiger, führender deutscher Physiker und Physiologe; früher Militärarzt, später Professor der Anatomie an der Kunstakademie Berlin, Professor der Physiologie in Königsberg, weiter in gleicher Eigenschaft in Bonn und Heidelberg, endlich, von 1871 ab, Professor der Physik an der Berliner Universität, von 1887 Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in Charlottenburg. H. bereicherte die Naturforschung durch eine große Reihe klassischer Entdeckungen, sowohl auf seinem späteren Hauptarbeitsgebiete, der theoretischen Physik, als auch auf dem Gebiete der Sinnesphysiologie und der Mathematik. Besonderes Interesse gewinnen gegenwärtig H.s Abhandlungen über die Grundlagen der Geometrie, in denen er im Gegensatz zum aprioristischen Standpunkt Kants in der Frage des Ursprungs der geometrischen Axiome die empirische Natur der Grundlagen der Geometrie betont und die Möglichkeit einer an der Erfahrung zu prüfenden nichteuklidischen Theorie des Raumes, einer „physischen Geometrie", verteidigt. In der Frage der Herkunft des Lebens vertrat H. den Standpunkt der Ewigkeit des Lebendigen, dessen Ursprung auf der Erde er sich durch die Übertragung lebendiger Keime von Weltkörper zu Weltkörper erklärte. Zur Beurteilung des Widerstreits materialistischer und Kantscher Gedankengänge in H.s Erkenntnistheorie kommen außer seinen großen Lehrbüchern vor allem folgende Arbeiten in Betracht: „Über die Wechselwirkung der Naturkräfte" (1854), „Über das Sehen des Menschen" (1855), „Über das Verhältnis der Naturwissenschaften zur Gesamtheit der Wissenschaften" (1862), „Über die Tatsachen, die der Geometrie zugrunde liegen" (1868), „Über das Ziel und die Fortschritte der Naturwissenschaft" (1869), „Über den Ursprung und die Bedeutung der geometrischen Axiome" (1870), „Induction und Deduction" (1873), „Die Tatsachen in der Wahrnehmung" (1878), „Zählen und Messen" (1887). Über H. als Physiker und Philosophen vergleiche auch Friedrich Engels' kritische Bemerkungen an verschiedenen Stellen seiner „Naturdialektik" (Marx-Engels-Archiv, Bd. II, Moskau 1925). Weiteren Kreisen bekannt wurde H. durch seine formvollendeten „Vorträge und Reden" (1903). Einige der wichtigsten erkenntnistheoretischen Hauptschriften H.s finden sich in „Hermann von Helmholtz' Schriften zur Erkenntnistheorie", herausgegeben von P. Hertz und M. Schlick (1921). Eine große Biographie H.s verfasste der Mathematiker Leo Königsberger: „Hermann von Helmholtz" (1903).

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