Übersicht‎ > ‎Personenverzeichnis‎ > ‎

Lange, Friedrich Albert

Lange, Friedrich Albert (1828–1875) Neukantianer, Verfasser der bekannten „Geschichte des Materialismus und Kritik seiner Bedeutung in der Gegenwart". L. gehört zu jener Epigonengruppe der deutschen klassischen Philosophie, die bestürzt über den Krach der absoluten Idee und mehr noch geängstigt durch das Vordringen des naturwissenschaftlichen Materialismus, den Hilfsschrei „Zurück zu Kant" ausstieß. Die Halbheit und Eklektik der Langeschen Ansichten tritt besonders prägnant darin zum Ausdruck, dass er den Kantischen Apriorismus in eine biologisch-physiologische Tatsache unserer „Organisation" umdeutet, im selben Atemzug jedoch das „Ding an sich", d. h. die Außenwelt zu einem „Grenzbegriff" stempelt. Den Materialismus erkennt L. an als Forschungsmethode, verwirft ihn aber als philosophisches System. Sein eigenes Denksystem führt zu einem uneingestandenen Fiktionalismus, der in der Erkenntnistheorie nur Arbeitshypothesen und Symbole („Fiktionen") zulässt und in der Ethik sich auf den phantasievoll-ästhetischen und religiösen „Standpunkt des Ideals" stellt, ohne ihm eine wirklich reale Bedeutung zuzumessen. – L.s sozial-politische Ansichten, formuliert u. a. in der „Arbeiterfrage", stehen unter dem vorwiegenden Einfluss von John St. Mill und bringen den typischen sozial-reformerischen Standpunkt der radikalen Demokratie zum Ausdruck. Hauptwerke: „Geschichte des Materialismus" (1866, 5. Aufl. 1896); „Die Arbeiterfrage" (1865).

Kommentare