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Locke, John

Locke, John (1632–1704) Englischer Philosoph, Vertreter des sogenannten Empirismus, der die Erfahrung als ausschließliche Grundlage aller Erkenntnis proklamiert. In seinem „Versuch über den menschlichen Verstand" (1690) wendet L. das Erfahrungsprinzip zur Untersuchung des Erkenntnisproblems an, indem er die Existenz der angeborenen Ideen leugnet und alle Vorstellungen aus den beiden Quellen der äußeren und inneren sinnlichen Empfindung entspringen lässt. Insofern L. die äußeren Empfindungen durch die Einwirkung der Dinge auf uns erklärt, ja sogar die für seine Zeit gewagte Hypothese macht, dass die Materie (nach Ratschluss Gottes) (!) denken könnte, steht er auf dem materialistischen Standpunkte. Insofern er sich von den Ideen der Seelensubstanz und Gottes nicht lossagt, sondern ihnen den Himmel des Glaubens zuweist, ist er Dualist und vorbildlich für die Entwicklung des englischen Theismus. Charakteristisch für die L.sche Erkenntnistheorie ist die Atomisierung des menschlichen Verstandes, indem unsere komplizierten Vorstellungen und Gefühle als aus einfachen Ideen „zusammengelegt" gedacht werden, wobei dieses Mosaik des Bewusstseins nichts anderes als den treuen Spiegel der atomisierten bürgerlichen Welt darstellt. (Marx erklärt gelegentlich, dass L. sogar den bürgerlichen Verstand als menschlichen Normalverstand nachwies.) In seinen sozialpolitischen Ansichten war L. entschiedener Verfechter der Interessen der Bourgeoisie, als Theoretiker des Liberalismus sprach er sich für die konstitutionelle Monarchie, die Toleranz in Gewissensfragen (selbstverständlich mit Ausnahme der Atheisten) usw. aus. Hauptwerke: „Versuch über den menschlichen Verstand", erstmalig erschienen 1690 (neue deutsche Übersetzung in 2 Bänden, Leipzig 1911–1913); „Briefe über Toleranz" (1685–1704).

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