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Vogt, Karl

Vogt, Carl (1817–1895) deutscher Naturforscher, zusammen mit Büchner und Moleschott Hauptvertreter des vulgären Materialismus. V. spielte in der Burschenschaftsbewegung eine namhafte Rolle; in der Frankfurter Nationalversammlung neben Robert Blum Führer der Linken und einer der kurz vor dem Absterben dieses Parlaments ernannten fünf Reichsregenten. Später wirkte er als Professor der Geologie in Genf, das er im Schweizer Ständerat vertrat. Im Jahre 1859 verfasste er eine Schmähschrift gegen Karl Marx. Auf V.'s Verleumdungen antwortete Marx in seiner berühmten Schrift „Herr Vogt", in der er nicht nur die völlige Haltlosigkeit der Verleumdungen nachwies, sondern auch Vogt als einen Agenten Napoleons III. entlarvte. Die Treffsicherheit dieser aus der literarischen Tätigkeit Vogts gewonnenen Analyse wurde später in schlagender Weise bestätigt. In den nach dem Sturz Napoleons III. von der Regierung der nationalen Verteidigung veröffentlichten Papieren fand sich auch die Quittung über 40.000 Goldfranken, die Vogt im August 1859 aus den Kassen des zweiten Kaiserreiches empfangen hatte. Eine eingehende Darstellung über die Vogt-Affäre und ihre Bedeutung für die Kämpfe der deutschen Emigration gibt Franz Mehring in seiner Marx-Biographie. [Band 7?]

Vogt, Karl (1817–1895) Bekannter deutscher Naturforscher, materialistischer Propagandaschriftsteller und bürgerlicher Politiker der Mitte des 19. Jahrhunderts; Professor zuerst in Gießen, wo er wegen Teilnahme an der bürgerlich-revolutionären Bewegung des Jahres 1848 seines Lehramtes enthoben wurde. 1848 von Gießen in das Vorparlament und in die deutsche Nationalversammlung gewählt, in der er einer der Führer der Linken war. Nachdem das Parlament seinen Sitz nach Stuttgart verlegt hatte, wurde V. an die Stelle des Reichsverwesers in die Reichsregentschaft gewählt. Emigrierte sodann nach der Schweiz und wurde Professor der Geologie und Zoologie in Genf und Mitglied des eidgenössischen Ständerates, später des Nationalrates. V. bildet mit Moleschott und Büchner jenes Trio materialistischer Apostel, das die Richtung des platten, beschränkten mechanischen Materialismus verkörpert. Weiten Kreisen bekannt vor allem durch seine polemische Schrift „Köhlerglaube und Wissenschaft", in der er sich heftig wider die „doppelte Buchführung" des Naturforschers Rudolph Wagner in Göttingen wendet, der Wissenschaft und Bibel zu versöhnen trachtete. Was die Seele und deren Unsterblichkeit betrifft, so schleuderte V. seinem Gegner den später berühmt gewordenen materialistischen Schlager entgegen, wonach sich das Denken zum Gehirn wie die Galle zur Leber und der Harn zur Niere verhalte. Dieser Kampf war damals gleichzeitig ein politischer Kampf des sich in Worten zwar wild gebärdenden, aber in Taten lendenlahmen kleinbürgerlichen Philisterradikalismus wider die verstockte christlich-konservative Junkerreaktion des damaligen preußischen Absolutismus. Von der Philosophie, geschweige denn von Kant und Hegel, besaß V. nicht die blasseste Ahnung. Eine glänzende Charakteristik dieser Sorte von Materialisten findet der Leser im 2. Bande von Mehrings „Geschichte der Deutschen Sozialdemokratie"; vgl. ferner F. Engels „Naturdialektik“ (Marx-Engels-Archiv, 2. Bd., Moskau 1925) und dessen „Ludwig Feuerbach" (Berlin 1927). V. verfasste 1859 eine Schmähschrift gegen Karl Marx, in der er Marx zum Haupt einer Gelderpresserbande erklärt. V. war zu dieser Zeit, mit französischem Golde bestochen, zu einem Soldschreiber Bonapartes geworden, den er als Befreier der unterdrückten Völker pries. Auf V.s Verleumdungen antwortete Marx mit seiner meisterhaften Replik „Herr Vogt" (1860), in der er V.s Anschuldigungen niederschlägt und den Verfasser gleichzeitig als einen Handlanger Bonapartes und einen politischen Intriganten entlarvt. Hauptschriften: „Zoologische Briefe" (1851), „Köhlerglaube und Wissenschaft" (1855) und „Vorlesungen über den Menschen" (1864); Verfasser einer Reihe zoologischer und geologischer Lehrbücher. [Band 13]

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