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Wilhelm II.

Wilhelm II. (Friedrich Wilhelm Viktor Albert von Preußen) (1859-1941) war 1888-1918 deutscher Kaiser. Er vertrat eine imperialistische und militaristische Politik und musste in der Novemberrevolution 1918 abdanken und emigrierte in die Niederlande.

Wilhelm II. (geb. 1859) Ehemaliger Kaiser von Deutschland, regierte von 1888–1918. [Band 4]

Letzter deutscher Kaiser und König von Preußen, regierte 1888-1918. Dieser haltlose, prunk- und herrschsüchtige, vom Cäsarenwahn befallene Hohenzoller hat dank der eigenartigen politischen Entwicklung Deutschlands einen starken Einfluss auf die deutschen Geschicke gehabt. Da die deutsche Bourgeoisie aus Furcht vor der Arbeiterklasse auf ihre Revolution verzichtet hatte, blieb Deutschland trotz mächtigster Entfaltung des Kapitalismus ein halb absolutistisch regiertes Land. Der Monarch berief selbstherrlich die Regierung und entschied die Regierungspolitik, das Parlament hatte so geringe Vollmachten, dass sich die tatsächlichen Machtverhältnisse der Klassen nur indirekt in der Politik der Regierung auswirken konnte. War vor ihm Bismarck der Träger des Halbabsolutismus gewesen, so machte er sich zu seinem „eigenen Reichskanzler", er führte ein „persönliches Regiment", gegen welches sich das Parlament zweimal 1908 und 1910 auflehnte, ohne die Kraft zu finden, seinen Willen durchzusetzen und modern-bürgerliche Verhältnisse einzuführen. Die Folge des Widerspruches zwischen Bourgeoisherrschaft und halb absolutistischer, junkerlich-bürokratischer Regierung war eine unklare, sprunghafte Politik. Unter diesem Gottesgnädling, der die Pose und die Knalleffekte liebte und um sich nur Schmeichler duldete, musste dieses Regime notwendig zum Zusammenbruch führen. Im Innern suchte er zunächst in Oppositionsstellung zu dem allmächtigen Kanzler Bismarck eine Art „sozialen Kaisertums" durchzusetzen, wobei natürlich nichts herauskam. Dann machte er sich zum Mundstück der scharfmacherischen Großindustriellen und drohte, die Arbeiterbewegung zu zerschmettern. Das Resultat war nur die Festigung des elenden Polizeisystems. In der Außenpolitik gewagte Vorstöße und schwächliche Rückzüge und dadurch eine viel schärfere Zuspitzung der Gegensätze zu den anderen Mächten, als sie schon durch den imperialistischen Konkurrenzkampf an sich verursacht war. Im Kriege offenbarte sich dann die ganze Morschheit des persönlichen Regiments. Wilhelm II. ließ den Karren laufen und so konnte es nicht fehlen, dass die Entscheidungen schließlich dem robustesten Willen anheimfielen. Das war in diesem Falle der Schleppsäbel Ludendorff. Durch seine Flucht, seine verlogenen Rechtfertigungsversuche, seine Majestätsmätzchen und die echt hohenzollernsche Geldgier hat W. nach seiner Entthronung der Welt zum Überdruss bewiesen, was sie an ihm verloren hat. [Band 20]

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