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Ziehen, Theodor

Ziehen, Theodor (geb. 1862) Philosoph, Physiologe und Psychiater; Professor der Philosophie in Halle a. S.; Herausgeber der „Monatsschrift für Psychologie und Neurologie". Eklektischer Idealist, gegenwärtig Hauptvertreter der von der physiologischen Psychologie ausgehenden Immanenzphilosophen und Sensualisten. Z.s Philosophie stellt wohl das Verfahrenste dar, was sich bisher der deutsche Eklektizismus geleistet und bildet gleichzeitig ein markantes Beispiel für den Tiefstand der modernen deutschen Philosophie. Zur Verschleierung seines Eklektizismus erfindet Z. eine Unmenge neuer Namen („Bionomismus", „Gignomene", „Koinade" und was der Ungeheuer mehr sind) und sogar neuer Zeichen, da ihm das Zeichenarsenal der Mathematik bereits zu dürftig erscheint, um sein philosophisches Kauderwelsch mit dem nötigen Rüstzeug zu versehen. Will man dieses philosophische Unikum näher kennzeichnen, so bringt man ihn am besten bei den Solipsisten unter. Z. selbst schreibt über seinen Mischmasch („Erkenntnistheorie", 1913): „Es ist sehr schwer, dieser (d.h. seiner. M.L.) Erkenntnistheorie einen Namen zu geben, oder sie unter eine der herrschenden Richtungen zu subsummieren". Er begnügt sich daher mit der Erklärung, dass seine Philosophie „skeptisch", „positivistisch" (im Sinne von Avenarius und Mach), „sensualistisch", „immanent", „pampsychistisch" (das übliche Wort pan-psychistisch befriedigt unseren großen Reformator nicht) und „idealistisch" sei. Die Grundlage seiner Erkenntnistheorie bilden die „Gignomene" („Werdnisse"), die „Gegebenheiten", die nichts anderes als Empfindungskomplexe, gleichzeitig aber „weder psychisch noch physisch" seien. Hauptschriften: „Psychophysiologische Erkenntnistheorie" (1907), „Leitfaden der physiologischen Psychologie" (1911), „Über die allgemeinen Beziehungen zwischen Gehirn und Seelenleben" (1912), „Erkenntnistheorie auf psychophysiologischer und physikalischer Grundlage" (1913), „Zum gegenwärtigen Stand der Erkenntnistheorie" (1914), „Grundlagen der Psychologie" (1915), „Lehrbuch der Logik auf positivistischer Grundlage" (1920) und „Grundlagen der Naturphilosophie" (1922).

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