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Karl Kautsky 19051206 Carus Sterne, Werden und Vergehen

Karl Kautsky: Carus Sterne, Werden und Vergehen

[Nach „Die Neue Zeit: Wochenschrift der deutschen Sozialdemokratie.“ - 24.1905-1906, 1. Band (1905-1906), Heft 11 (6. Dezember 1905), S. 374]

Eine Entwicklungsgeschichte des Naturganzen in gemeinverständlicher Fassung. Sechste Auflage. Neu bearbeitet von W. Bölsche. Berlin. Brüder Bornträger. In zwei Leinenbänden 25 Mark.

Wir haben die ersten Lieferungen dieses Werkes bereits vor einem Jahre angezeigt („Neue Zeit", XXII,2, Nr. 42). Nun liegt das Werk abgeschlossen vor uns, und es bestätigt vollauf die Erwartungen, die wir auf diese Aufgade gesetzt. Bölsche hat es verstanden, dem Buche alles Veraltete zu nehmen, ohne seinen Charakter zu verändern, ihm alle wichtigen Resultate der neueren Forschung einzuverleiben, ohne dass irgendwo ein Flickwerk merkbar würde. Das Ganze ist völlig einheitlich geblieben.

Der zweite Band behandelt die Entwicklungsgeschichte nicht bloß der Wirbeltiere sondern auch des Menschen. Die letztere hat mit dem Darwinismus allerdings eigentlich wenig zu tun. Die Entwicklungsgeschichte der Tiere und Pflanzen ist die von Organismen, die sich aus Zellen aufbauen. Was uns aber als Entwicklungsgeschichte des Menschen gegeben wird, ist nicht die des menschlichen Organismus, sondern der Gesellschaft, wenn man will, des gesellschaftlichen Organismus, der aber ein Organismus besonderer Art. Dessen Entwicklung genügend darzustellen ohne Kenntnis der wirtschaftlichen Entwicklung ist unmöglich, diese Kenntnis aber ist den darwinistischen Naturforschern fast immer ein Buch mit sieben Siegeln. Das merkt man auch den letzten Kapiteln des vorliegenden Buches an. Hier fehlt die Bloßlegung der Triebkräfte der Entwicklung. Indessen wissen Verfasser und Herausgeber selbst hier so Bedeutendes und Wissenswertes zu sagen, dass man diese Kapitel ebenfalls nicht ohne Frucht liest.

K. K.

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