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Bruno Bauer 18420316 Brief an Karl Marx

Bruno Bauer: Brief an Karl Marx

in Trier

[Nach Marx Engels Gesamtausgabe (MEGA). Dritte Abteilung. Briefwechsel, Band 1. Berlin 1975, S. 371]

Bonn, 16. März 1842

Lieber Marx!

Als mich schon in der Kölner Zeitung die Nachricht von dem Todesfall erschreckte, so konnte ich doch aus dem Gefühle, das mich dabei ergriff, ahnen, welche Genugtuung es für Dich sein musste, dass Du dem edeln Manne noch die letzten Tage 5 hast erleichtern helfen.

Deiner Braut – vielleicht bist Du es aber nicht einmal, der das Couvert erbricht, – wirst Du mich auch nachher noch einmal, wenn Du erst nachher diese Zeilen siehst, empfehlen.

Von Allgemeinen Angelegenheiten erfahre ich, da ich Niemand sehe, Nichts außer dem, was die Zeitungen sagen.

Nur das kann ich Dir melden, wenn Dir Ruge nicht geschrieben hat, dass die Sachen sich sehr schnell entwickeln und das Verbot der Jahrbücher – aber sprich mit Niemandem davon – täglich zu erwarten ist. Die Jahrbücher sind tot und es muss eine neue Ära in dieser Angelegenheit beginnen. Die Anecdota sind notwendig und müssen fortgesetzt werden, aber sie können nicht allein die Sache machen. Es bedarf neuer Formen und Mittel und Wege. Schon der Titel Anecdota, der aber treffend ist und wiederum Ruges Takt beweist, zeigt das Interimistische an. Doch kein Mensch kann bestimmen, wie lange das Interimistikum dauert. Die Ereignisse, die aber noch bevorstehen, müssen es lehren.

Da nun einmal meine Suspension entschieden ist, so werde ich bei der ersten besten Gelegenheit, oder sobald ich etwas Offizielles erhalten habe, Bonn verlassen und mich nach Berlin oder einen Ort begeben, wo ich meinen Prozess besser führen kann als hier. Ich werde mich nach Osten begeben, nicht um mich zu orientieren, denn das kann man auch ohne solche Reise, sondern um zu sehen, ob es möglich ist, Andere Leute zu orientieren.

Dein

Bauer

Bonn

d. 16/3.42.

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