Karl Marx‎ > ‎1842‎ > ‎

Karl Marx 18421117 Ein Korrespondent der „Kölnischen Zeitung” und die „Rheinische Zeitung"

Karl Marx: Ein Korrespondent der „Kölnischen Zeitung”

und die „Rheinische Zeitung"

[Rheinische Zeitung. Nr. 321, 17. November 1842. Nach Marx Engels Gesamtausgabe (MEGA). Erste Abteilung. Werke – Artikel - Entwürfe, Band 1. Berlin 1975, S. 266 f.]

X Köln, 16. Nov. Der rüstigste Verfechter der „Trennung von Stadt und Land" in der „Kölnischen Zeitung" erhebt heute abermals seine polternde Stimme und heute hat er nicht das Land, sondern die „Rheinische Zeitung" zum verherrlichenden Opfer seiner Privatintelligenz und seiner Privatillusionen auserkoren. Wir glauben dem guten Manne, dass ihm das Lesen der Artikel der „Rheinischen Zeitung" über Gemeindeverfassung beim Frühstück den Kopf betäubt und in „überaus verworrene Träume" zurück gestürzt hat. Wir glauben, dass es einem Kenner von Köln und Bickendorf sehr ungelegen kommt, durch den Orient, durch Griechenland, Rom, Germanien, Gallien und Frankreich, und sogar durch Gedanken, die der Routine des praktischen Verkehrs und eng begrenzter Anschauung nothwendig als „Sophistereien" und „dialektische Kunstgriffe" erscheinen, gejagt zu werden. Wir wollen dieser heiteren Selbstgefälligkeit die keineswegs temperierten Artigkeiten, die sie ihren eignen Leistungen zu sagen weiß, nicht übel deuten, denn es liegt im Charakter der Beschränktheit, ihre individuellen Schranken für die Schranken und Säulen der Welt zu halten. Da nun unser guter und humoristischer Freund keine neuen Gründe vorbringt, sondern der Ansicht huldigt, ein Grund, der bei seiner ersten Präsentation abgewiesen und widerlegt worden, könne wie ein zudringlicher Petitionär endlich zum Ziele gelangen, sobald er Beharrlichkeit besitzt, immer von Neuem wiederzukehren; da also unser Freund die Wirkung seiner wohlgesetzten und richtig abgezählten Gründe, den in Bezug auf Zeitungsartikel aufgestellten Prinzipien getreu, nicht von ihnen selbst, sondern von ihrer Wiederholung erwartet, so bleibt Nichts zu tun übrig, als schließlich einige Phantasmagorien, die ihm im „Schlaf" und im „verworrenen Traum" aufgestiegen sein mögen, aus der realen Welt auszuweisen, und so zur Beseitigung des wieder auftauchenden Gespensterglaubens, der bekanntlich seine Träume über die Gegenstände mit den Gegenständen selbst verwechselt, so viel an uns, mitzuwirken. Unsere Somnambule sah im Traum, wie die Bauern von der „Rheinischen Zeitung" in Alarm gesetzt werden, „um mit Schuppen und Hacken gegen die Städte loszuziehen, weil diese tyrannische Absichten im Schilde führten”. Unsere Somnambule wird in den Intervallen des klaren Bewusstseins, sich mit sich selbst darüber zu verständigen haben, dass die „Städte” nicht in der „Kölnischen Zeitung” liegen, dass wir sogar ihre willkürliche Interpretation der städtischen Absichten zurückgewiesen, und dass endlich eine Arbeit, die sogar über den Gesichtskreis eines „Kenners von Köln und Bickendorf" hinaus geht, noch weniger den Bauersmann zu einer Demonstration mit „Schuppen und Hacken”, welche wahrscheinlich als eine Probe der „aus dem praktischen Leben und dem Verkehr” geschöpften „vorurteilsfreien Anschauungen” ihre Rolle spielen, irritieren können. Unsere Somnambule wird es ferner beim Erwachen über allen Zweifel erhaben finden, dass eine Zurechtstellung eines angeblichen „Korrespondenten" der „Kölnischen Zeitung” keine „Entstellung der Wahrheit”, dass die Sollizitation der „Unzufriedenheit” mit der „Kölnischen Zeitung” und das Parteinehmen gegen ihren sinnigen Korrespondenten kein staatswidriges „Regemachen von Unzufriedenheit und Parteiwut” ist, oder lägen etwa nicht nur „die Städte” in der „Kölnischen Zeitung”, sondern wäre auch der Staat selbst in ihr und ihren Mitarbeitern inkorporiert! Unser Freund wird dann zugleich begreifen, dass man den „unbegrenzten Übermut" wagen kann, die schriftstellerischen Produktionen des Zeichens —— zu irritieren, ohne sich „gegen die höchsten Staatsbehörden”, die er nicht nur für seine Meinungen, sondern sogar für seine Argumentationen verantwortlich machen will und die diesen selbstgestellten Bundesgenossen desavouieren möchten, „durch ungebührliche Ausfälle zu vermessen”.

Bei dem jetzigen Stand der deutschen Wissenschaft wird es mehr als eine Umwälzung bewirken, wenn die hohlen Theorien, welche sich als Resultate der Weltgeschichte zu erfassen bemühen und die allgemeinen Gesichtskreise der heutigen Doktrin das herbe Schicksal erfahren sollten, ihr kritisches Maß zu finden in den „vorurteilsfreien”, aus dem bürgerlichen Verkehr und dem praktischen Leben geschöpften Anschauungen des „Kenners von Köln und Bickendorf", der es begreiflich finden wird, dass wir bis zur Epoche dieser Reformation und der mutmaßlichen schriftstellerischen Größe des Zeichens ——, seine jetzigen vereinzelten Bestrebungen für zu fragmentarisch, und er erlaube uns zu sagen, für zu unbedeutend in jeder Hinsicht halten, um durch eine weitere Würdigung den Traum von ihrer Gewichtigkeit zu nähren und großzuziehen.

Kommentare