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Karl Marx 18421122 Über Schutzzölle

Karl Marx: [Über Schutzzölle1]

[„Rheinische Zeitung" Nr.326 vom 22. November 1842, Beiblatt. Nach Marx Engels Werke, Band 40, Berlin 1985 {bzw. Ergänzungsband. Erster Teil, Berlin 1968}, S. 398]

*) Wir können die historische Argumentation des Herrn Verfassers anerkennen, wir können weiter zugeben, was die Tatsachen reden, dass England seit 4 bis 500 Jahren vorzugsweise viel zum Schutz der Industrie und des Gewerbes getan, ohne dem System der Schutzzölle beistimmen zu müssen. Das Beispiel Englands widerlegt sich selbst, indem gerade in England die verderblichen Konsequenzen eines Systems hervortreten, welches nicht mehr das System unserer Zeit ist, so sehr es den mittelaltrigen Zuständen, die auf die Trennung und nicht auf die Einheit basierten, die jeder besonderen Sphäre einen besonderen Schutz verleihen mussten, weil der allgemeine Schutz, ein vernünftiger Staat und ein vernünftiges System der einzelnen Staaten fehlte, entsprechen mochte. Handel und Gewerbe sollen beschützt werden, aber eben das ist der streitige Punkt, ob Schutzzölle Handel und Gewerbe wahrhaft beschützen? Wir betrachten vielmehr ein solches System als Organisation des Kriegszustandes im Frieden, eines Kriegszustandes, der, zunächst gegen fremde Länder gerichtet, in seiner Ausführung sich notwendig gegen das eigene Land kehrt. Allerdings ist aber ein einzelnes Land, sosehr es das Prinzip der Handelsfreiheit anerkennen mag, durch den Weltzustand überhaupt bedingt, und kann daher diese Frage nur von einem Völkerkongress, aber nicht von einem einzelnen Kabinett entschieden werden.

Die Red. der „Rh.Z."

1 Marx schrieb diese redaktionelle Note zu dem Artikel „Die hannoverschen Industriellen und der Schutzzoll" im Beiblatt der „Rheinischen Zeitung" vom 22. November 1842. In diesem Artikel heißt es u.a.: „Ohne Schutz können weder Handel, noch Fabriken und selbst die Gewerbe bestehen. Um dafür festen Boden zu gewinnen, dürften wir uns auf die Vergangenheit, welche man als die Geschichte bezeichnet, berufen. Im 13., 14:, 15., 16. und noch zum Anfang des 17. Jahrhunderts war Deutschland, industriell und merkantil, das erste Land der zivilisierten Welt … Damals schützte nicht das deutsche Reich, nicht ein Landesheer oder ein Ritter, sondern die Hanse im Norden und der Städtebund im Süden den deutschen Handel. Darum hielten sie eigene Flotten und eigene Landheere zum Schutz des Handels und Verkehrs. Gerade umgekehrt, Kaiser und Reich oder richtiger die Aristokratie und mit ihr die Adelsherrschaft waren bedacht, Handel und Verkehr, Industrie und Gewerbe aus Deutschland gänzlich zu vertreiben, weil Kaufleute und Gewerbtreibende darnach trachteten, politische Rechte in Anspruch zu nehmen. Diesen schnurstracks entgegen sannen der König und das Parlament in England, die Industrie und den Handel aus allen Kräften zu heben."

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