IV. Das deutsche Reich bis zum Ende des Schmalkaldischen Krieges

[IV.] Das deutsche Reich bis zum Ende des Schmalkaldischen Krieges

[1.] Wiedereinsetzung des Herzogs Ulrich von Württemberg

1532: Der erste [Nürnberger) Religionsfrieden. Karl V. hatte [das] Herzogtum Württemberg (dessen Bewohner meistens Protestanten [waren]) trotz [des] Widerspruchs der deutschen Fürsten als Reichslehen erblich seinem Bruder Ferdinand I. überlassen, [und zwar] mit all den Privilegien, die die Kaiser aus [dem] Haus Östreich nie versäumten [ihren] Erbbesitzungen zu erteilen.

1525 [war das Jahr] einer der letzten abenteuerlichen Versuche Ulrichs, sein Land mit Gewalt wiederzuerobern. Erst suchte er den Schutz bei seinem Schwager, [dem] Herzog Heinrich von Braunschweig, zuletzt bei seinem Vetter, [dem] Landgrafen Philipp dem Großmütigen von Hessen, und dieser hat von vornherein durchschaut die autokratischen Pläne des Hauses Habsburg und… [erkannt]1, dass dagegen nur ein Kraut [gewachsen ist] – [das] Schwert.

1526 verwandte sich Philipp (nebst Heinrich von Braunschweig) auf [dem] Reichstag zu Speyer vergeblich [für Ulrich] bei Ferdinand; der wollte Ulrich nicht einmal [ein] Jahrgeld zahlen, wenn er nicht völlig auf seine Ansprüche verzichte. Ulrich [erhielt] darauf von Philipp {das Recht zum}2 Aufenthalt zu Blankenstein an der Lahn [und auch in] Marburg und Kassel. Ulrich wird Protestant. [Die] Württemberger [sind] unzufrieden; in derselben Art, wie das in Spanien geschah, waren sie von Ferdinands Statthalter mit dem Verlust ihrer bürgerlichen Freiheit und von Ferdinand mit dem Verlust der religiösen Freiheiten bedroht. Philipp protestierte stark in den Jahren

1527, 1528, 1529 und erhielt schon 1529, ehe Ferdinand von Karl V. erblich belehnt [worden war], von Ferdinand zu Speyer die Erklärung, „dass er des Herzogtums Württemberg rechter Fürst und Erbherr sei", nachdem Ferdinand schon 1522 erblich insgeheim belehnt [worden war] mit den übrigen deutschen Erblanden der Habsburger; [als am]

5. September 1530 [Ferdinand] öffentlich sowohl mit diesen als [auch] mit Württemberg [belehnt wird], erklärt Philipp: Er werde zu den Waffen greifen. Dazu hatte er den „Schwäbischen Bund" zuerst zu brechen; [er] tat das, [als er] sah, dass der Zweck dieses Bundes, [die] Sicherung des Landfriedens, erreicht [war] durch Philipps Bündnis mit [dem] Bischof von Bamberg und [den] Kurfürsten von Trier, [der] Pfalz und Mainz. In Württemberg förderte die spanische Wirtschaft, wie in Kastilien, den beständigen Hader der Ritter, Prälaten und Bürgerschaften über ihre verschiedenen Standesinteressen; [ein] tüchtiger Bursche [war] aber Christoph, Ulrichs Sohn.

1532, 17 Jahre alt, hatte Christoph Karl V. auf [dem] Türkenzug begleitet, dann [reiste er mit ihm] nach Italien, entschlüpfte ihm dort, als man an die Tiroler Berge gelangte, hielt sich in Bayern und Graubünden versteckt, erließ aus einem Versteck [am]

17. November 1532 [ein] Schreiben über seine Ansprüche an Württemberg an [den] „Schwäbischen Bund", dessen3 Ausschreibung [von] Östreich betrieben [wurde], um [die Existenz des] Bundes zu verlängern.

[Im] September 1533 [wurde der] Bundestag (schwäbischer) zu Augsburg [ab]gehalten. Hier erschien Christoph öffentlich [und] verteidigt seine Ansprüche mit Hilfe von Rechtsgelehrten, die ihm Philipp verschafft [hatte] etc. [Die] Östreicher suchen die Sache zwei Monate hinauszuschieben; das [gerade] wollte Philipp; über dieser Zänkerei verfloss nämlich die zur Verlängerung des Bundes bestimmte Zeit; damit [war] finis des Schwäbischen Bundes erreicht. Ferdinand war in Ungarn, wo die Türken [eingedrungen waren]; die bayrischen Herzöge, Ulrichs Verwandte, versprachen, ruhig zuzusehen; Luther und Melanchthon schauderten vor Philipps Plan [zurück], die Wiedereroberung [Württembergs] auf seine Faust zu unternehmen; Philipp muss allein das Geld zusammen borgen, [er] hat [im]

Frühjahr 1534 ein Heer in Hessen [zusammengebracht]; sein Verbündeter [war] Wilhelm von Fürstenberg im Oberland; ihr vereintes Heer [war] 30.000 bis 36.000 Mann [stark].

Ende April 1534 [stehen] die Verbündeten am Neckar; [am]

13. Mai 1534 bei Lauffen am Neckar schlagen sie völlig das Habsburger Heer unter [dem] Pfalzgrafen Philipp (derselbe, der bei Wiens Belagerung durch Suleiman [dem Kaiser erfolgreich gedient hatte]).

[Am] 29. Juni 1534 [wurden die] Verhandlungen, [die] begonnen [hatten] zu Annaberg unter Vermittlung des Kurfürsten von Sachsen, beendet durch [den] Vertrag von Kadan (in Böhmen); Ulrich erhielt sein Land zurück; aber der Esel von sächsischem Kurfürst ließ in den Vertrag [eine] Klausel einrücken, worin Ulrich sein Land als Afterlehen Östreichs anerkennen muss.

Infolge von Ulrichs und seines Sohnes Rückkehr [wurde] in ganz Württemberg [die] „Reformation" und Säkularisierung [der] geistlichen Stifter [durchgeführt], aber nicht wie im Kurfürstentum Sachsen als Eigentum des Kurfürsten, sondern – hierbei besonders [durch] Osianders [Unterstützung – für die neue Kirche und [der] Rest für allgemein nützliche Zwecke. Karl V. [war] durch diese ganze Affäre und das Auftreten der Fürsten des „Schmalkaldischen Bundes" sehr „erbost".

[2.] Unruhen im Münsterschen

[Im] März 1525 nach [der] Hinrichtung Thomas Münzers [wurden] grausame Verfolgungen – in Deutschland – der Wiedertäufer [durchgeführt]; [sie] fanden Schutz und Anhänger in Westfalen, [in den] Niederlanden [und in] Ostfriesland. [Sie] vermehren sich dorten [und] erregen bald Unruhen in Ostfriesland, Holland und Oberijssel; ganze Schiffe voll Schwärmer [kommen] nach Amsterdam. In allen größeren Städten [griff] die Bürgerschaft zu den Waffen gegen diese „frommen Sozialisten", und Maria von Ungarn, Statthalterin der Niederlande, und der Graf von Hoogstraaten ließen viele hinrichten. [Der] Führer der Partei in Holland, Jan Trypmaker, kam nach Amsterdam, als der Graf von Ostfriesland die von dem Münzerschen Apostel Hofmann in Emden gestiftete Gemeinde auseinandertrieb. Trypmaker gewann großen Anhang in Amsterdam, [wurde aber] verhaftet [und] hingerichtet mit [einer] Anzahl von Anhängern. An seine Stelle trat Jan Matthyszoon, [ein] Bäcker aus Haarlem (seine Anhänger [hat man] benamst Melthioriten); schon von Amsterdam aus hatte er nach allen Ecken Sendlinge seiner Lehre ausgesandt. Nach Friesland gingen Bartholomäus Boekbinder und Dierich Kniper, [sie] gewannen dort unter anderen Obbe Philipp, dessen Schüler Menno Simonszoon später der Stifter der friedlichen Wiedertäufer, der Mennoniten, ward.

[Von] 1530–1540 hatte man in und um Leiden mit den Schwärmern zu kämpfen; ihre Apostel, der Bäcker Jan Matthyszoon und der Schneider Jan Bochold (i. e. Jan von Leiden) [wurden] nach Münster getrieben.

1524–1529: Die in [den] größeren deutschen Städten, den Bischofssitzen, gewöhnlichen Kämpfe (zwischen Bischof und Stadt [einerseits], zwischen Stadtrat und Bürgerschaft andrerseits wegen [des] wechselseitigen Anteils an [der] Verwaltung und Regierung) [waren] während dieser Zeit ziemlich beigelegt.

1529 [wurden sie] neu erweckt durch den von Philipp von Hessen geschickten hessischen Prediger Bernhard Rothmann; auf seiner Seite [standen] Volk und Bürgerschaft, dagegen [war] das Domkapitel; nach langem Streit [wurde im]

Februar 1533 [ein] Vertrag mit [dem] Domkapitel [geschlossen]; diesem blieb die Domkirche, sechs andre Kirchen [wurden] den protestantischen Predigern überlassen.

1534: Schwärme von Wiedertäufern kamen aus den Niederlanden nach Münster (auch aus deutschen Orten Vertriebene); ihre Führer und Apostel [waren] der Bäcker Jan Matthyszoon und der Schneider Jan von Leiden; Rothmann predigte erst gegen sie, tritt [aber] bald zu ihnen über.

1. Februar 1534: Bernhard Knipperdolling, Bürgermeister von Münster, verjagte Adel, Geistliche, alle wohlhabenden Bürger aus der Stadt, ließ [einen] neuen Stadtrat wählen und sich nebst [einem] ähnlichen Fanatiker zum Bürgermeister machen; bald nachher [wurde] Jan von Leiden geistlicher und weltlicher Herrscher; [er] befahl bei Lebensstrafe alles Gold, Silber, Kostbarkeiten, Hausgerätschaften an einen Ort zu bringen, wo die Diakonen sie für den gemeinschaftlichen Gebrauch aller Bewohner des Bergs Zion (so sollte Münster nun heißen) zu verwenden [hatten]. Alle Bücher, Handschriften (sehr alte) [wurden] verbrannt auf [einem] öffentlichen Platz, nur nicht die Bibel. Jan von Leiden [wurde das] Haupt des neuen Zions, neben ihm [walteten] zwölf Richter (nach den Ältesten der zwölf Stämme unter Moses). Endlich ließ sich Leiden [noch] auf Befehl Gottes zum König von Zion krönen [und] nahm alle äußeren Zeichen der Königswürde an.

Enorme Massen von Fanatikern [strömten] nun nach Münster; [sie] befestigten es gut. Franz von Waldeck, Bischof von Münster, führt [ein] Heer gegen sie heran; bei [einem] Ausfall [ist] Matthyszoon von Glück begünstigt; [er] hält sich nun für den Gideon des Münsterschen Zions; ||wird|| aber [im]

Mai 1534, wo er mit dreißig followers qua Gideon ohne Rüstung außer [mit] Spießen auf die Feinde [los]ging, [werden] er und alle except one erschlagen. Nun kommt [der] Goldschmied Johann Tausenschuer aus Warendorf nach Münster [und verkündigt], Gott habe ihm offenbart, Jan von Leiden werde siegend über die ganze Erde ziehen, Könige, Fürsten und Reiche vertilgen und nur das gemeine Volk übriglassen. Damals schon [hatte sich] Jan königlich eingerichtet; Knipperdolling war Statthalter. Rothmann Worthalter, Krechting Kanzler <1725 [erschien das] Buch „Verzeichnis aller Räte, Bedienten und Hofgesinde des wiedertäuferischen Königs Johannes von Leiden">. Auch [einen] Harem von vierzehn Weibern [richtete sich Jan] nach Davids und Salomons Weise [ein]. Damals [wurde] veröffentlicht vom „Worthalter" Rothmann sein Buch „Die Restitution" ([die] Auserwählten [werden] die ganze Welt beherrschen nach [der] Vertilgung der Gottlosen; Luther und der Papst [sind] auf gleiche Weise falsche Propheten etc.); 28 Apostel [wurden] nach andren Städten ausgeschickt, alle [wurden], wo sie hinkamen, hingerichtet, außer Heinrich Dorp.

[Für] Mitte Dezember 1534 [war der] westfälische Kreistag nach Koblenz ausgeschrieben [worden]; dort [fand sich] auch [der] Kurfürst von Sachsen [ein, man] brachte nur [eine] geringe Macht auf. Die Gemäßigten in Münster schickten dem Philipp von Hessen außer der „Restitution" noch [ein] andres Buch „Von der Verborgenheit der Schrift"; den Luther erklärten sie für ärger als den Papst.

April 1535: Ferdinand I. machte ernstliche militärische Anstalten gen Münster-Zion. [Es wurde ein] Reichsbeschluss [gefasst, eine] Steuer von 100.000 Gulden zum Zuge gegen Münster [aufzulegen]. Schwierigkeiten [wurden] gemacht durch protestantische Städte und Stände; aber Philipp von Hessen, weil Ferdinand I. ihm zur Bedingung gemacht [hatte] im Frieden zu Kadan, [einen Teil seines Heeres nach Münster zu schicken], lässt seine Heere unter Siegmund von Boyneburg ins Feld rücken. Nachdem die Belagerten des Bischofs von Münster [die] Aufforderung zur Übergabe der Stadt abgewiesen [haben, werden am]

24. Juni 1535 durch zwei verräterische Bürger einige Hundert Mann heimlich in die Stadt eingelassen; diese öffnen den andern das Tor; [ein] wütender Kampf [entbrennt; es] sollen von beiden Seiten 5000 in [der] Stadt Münster und 8000 davor gefallen sein; endlich – (Rothmann suchte [den] Tod im Kampf) – [der] Rest ergab sich, auch Jan von Leiden und seine Beamten. Schauderhafte Martern [erlitten sie]; ein Jahr lang [wurden] sie herumgeschleppt, bevor [man sie] gemordet hat. Alle Wiedertäufer, [die] im Reiche gefunden [wurden, waren] der Todesstrafe verfallen. Philipp allein weigerte sich, das in seinem Land vollziehn zulassen; [er] verbot es förmlich. Der Halunke Luther wütet dagegen und schreibt an Philipp, er möge sie wenigstens aus seinem Lande jagen, „denn es ist… des teufels samen, und haben wol zum ersten etwas schön Scheins neben mit dem bösen für, doch weil es der liechte teuffel ist, wird zuletzt das ende zu Munster draus"4, und an andrer Stelle auf einen Einwurf Philipps: „Denn ob ich sorgen mocht, der Wolf, so in meinem Stall würget, mocht in andern Ställen mehr würgen, kann ich yhn darumb unverjagt nicht lassen. Ein jeder hüte seines Stalls."5

[3.] Die Häupter des Protestantismus in Deutschland (1536–1542)

1536: Ulrich von Württemberg, die beiden Herzöge Barnim und Philipp von Pommern, Georg und Joachim von Anhalt, die Städte Augsburg, Kempten, Hamburg, Hannover, Minden und Frankfurt [wurden] zu Frankfurt aufgenommen in den Schmalkaldischen Bund. Dieser wurde (überhaupt erstarkt durch die lange Abwesenheit Karls V.) damals auf mehrere Jahre verlängert; [er] erhielt [eine neue] Organisation, [welche eine] große Gewalt in die Hände der beiden Oberhäupter (Kurfürst von Sachsen und Philipp von Hessen) legte [und eine] bedeutende Bundeskasse zu ihrer Verfügung stellte; andrerseits [war] Ferdinand durch die Türken gebunden.

Karl V. [war] grimmig; nach ihm sollte Paul III. [ein] Konzilium [ein] berufen zur Schlichtung des Zwists über die Form der Staatsreligion. [Bei Karl V. erschien eine] Gesandtschaft des Schmalkaldischen Bundes an ihn mit allerlei Beschwerden; er erklärte, [er] werde den Reichs-Vizekanzler Held nach Deutschland schicken, der sich vorher in Wien [mit Ferdinand] bereden solle und dann einer vom Bund nach Schmalkalden zu berufenden Versammlung beiwohnen werde; seitens des Bundes [wurden an Karl V. Beschwerden geschickt; die] Hauptbeschwerde [war] über [das] Reichsregiment und [das] Reichskammergericht, die immer noch furchtbare Dekrete erließen wegen der Säkularisation und der Besitznahme geistlicher Güter (hier [lag] der Hase im Pfeffer), weshalb die protestantischen Stände der Reichsjustiz ihre Anerkennung versagten.

15. Februar 1535: Die (von Karl V. geforderte) Versammlung zu Schmalkalden [war] glänzend besucht. Held sprach sehr erbittert gegen die Protestanten; zugleich berief unterdessen – gegen Karls V. Willen – Paul III. [ein] Konzil nach [der] italienischen Stadt Mantua [ein]; es verweigern die Protestanten die Beschickung desselben und die von Karl V. verlangte Hilfe gegen die Türken.

Gleich drauf schlossen sich Kurfürst Joachim II. von Brandenburg, sein Bruder, [der] Markgraf Johann, und seine Vettern Georg und Albrecht von Franken dem Bunde an; [sie] versprechen im Falle eines Religionskriegs ausdrücklich [ihren] Beistand; [doch] hielten [sie] später nicht Wort. [Am] 10. Juni 1538 [wurde] zu Nürnberg (herbei getrommelt durch Held auf seiner Reise durch Deutschland) [ein] katholischer Gegenbund ([der] „Heilige" oder Heinrichsche [Bund] später benamst) geschlossen von dem Erzbischof von Mainz und [dem von] Salzburg, [den] Herzögen von Bayern, [dem] Herzog Georg von Sachsen [und dem] Herzog Heinrich dem Jüngeren von Braunschweig. 1539: Karl V. bestätigt diesen Gegenbund, gibt 50000 Gulden dazu; doch dann verleugnet er [ihn] aber und desavouiert den Held auf [den] Rat Granvellas. Der Held [wurde] abgesetzt von ihm; Karl V. lässt durch [einen] andern Bevollmächtigten [einen] Vertrag schließen, wonach alles beim Alten zu bleiben [habe] bis zu Karls V. Ankunft in Deutschland. [Im] April 1539 starb [der] Herzog Georg von Sachsen; [es] folgt sein eifrig protestantischer Bruder Heinrich (der Fromme), der sofort durch kursächsische Theologen sein Land reformiert.

1539 trat auch Christian III., König von Dänemark, qua Herzog von Holstein, dem Schmalkaldischen Bund bei.

[Von] 1538–1542 [wurde ein] Schimpfduell, unterstützt von den respektablen fürstlichen Leibtheologen (namentlich auch [von] dem Lümmel Luther), [durchgeführt] zwischen Herzog Heinrich von Braunschweig, Landgraf Philipp von Hessen und [dem] Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen (dem Trunkenbold).

Heinrich von Braunschweig begeht Gewalttätigkeiten an [der] Stadt Braunschweig (infolge der nach und nach von den Kaisern erkauften Privilegien, wie [sie] viele kleine Städte im 16. Jahrhundert [hatten, war Braunschweig] fast [eine] Republik); [Braunschweig] behauptet sich trotzig nach Aufnahme in den Schmalkaldischen Bund gegen den Landesherrn Heinrich; ebenso Goslar, das über das Recht an dem Rammelsberg und dessen Bergwerken völlig mit Heinrich zerfiel. [Das] Reichskammergericht (den Protestanten feindlich) erklärte sich für den Herzog, belegte Goslar mit [der] Reichsacht; Karl V. und Ferdinand I. befehlen zwar, [mit] der Exekution vorläufig zu warten (auf Ansuchen der Protestanten); aber Heinrich (von Braunschweig) greift Goslar an. (Luther hatte gerade in [einer] Schmutzschrift gegen Heinrich für seinen Leibfürsten in der Polemik „den höchsten Gipfel des Fischmarktes erreicht". Das Buch heißt „Gegen Hans Worst", [es ist] das gröbste und ungezogenste Buch des 16. Jahrhunderts.) (Diese fürstliche Schandliteratur [erschien] 1540–1542.) Als nun Heinrich von Braunschweig die Spießer der Stadt Braunschweig bedrängt und Goslar einschließt, wenden sich diese an den Schmalkaldischen Bund.

Juli 1542: (mit [einem] Söldnerheer [von] über 20000 Mann) Philipp von Hessen und [der] Kurfürst von Sachsen besetzen in vier Wochen ganz Braunschweig, richten das ganze Kirchenwesen hier protestantisch ein; Heinrich flüchtet nach Bayern.

24. August 1542: Ferdinand /., [der] mit seinen Gegenbefehlen nichts ausgerichtet [hatte], muss versprechen, den Kurfürsten und den Landgrafen wegen [der] Besetzung des Herzogtums nicht tätlich zu belästigen. [Das] Reichskammergericht erteilt [ein] Erkenntnis zu Heinrichs Gunsten, und zum ersten Mal erklären die zu Schweinfurt versammelten evangelischen Stände, das Kammergericht zu „rekusieren", weil seine Beisitzer „zum höchsten zuwider, parteilich, sorglich, verdächtig und beschwerlich wären". Die Protestanten hatten nun [das] Schwert gezogen und hätten's nicht mehr in die Scheide stecken sollen (nachdem sie [die Autorität des] Reichsregiments und [der] Reichs Justiz schnöd verletzt [hatten]), aber [alles verdarben] Luther und sein Trunkenbold! Andrerseits verweigerte [es] Luthers Trunkenbold – auch nachdem Karl V. Frieden mit Frankreich6 [geschlossen und] daher freie Hand hatte –, Ferdinand I. als römischen König anzuerkennen; zugleich beeinträchtigte er seinen nächsten protestantischen Verwandten, seinen Vetter Herzog Moritz von Sachsen.

1539: Moritzens Vater war [der] Nachfolger seines Bruders Georg geworden (das ganze südliche Sachsen von Leipzig bis zur böhmischen und fränkischen Grenze [wurde von ihm] beherrscht als [dem] Haupt der Albertinischen Linie des sächsischen Hauses); er starb Anfang 1541 [und] hinterließ zwei Söhne (Moritz und August); Moritz erbte das Land; Moritz [war] feindselig seit seinem 16. Jahr dem „Trunkenbold" [gegenüber]. Sein Vater hatte die Diener des Herzogs Georg entfernt und die Verwaltung des Lands ganz überlassen den Beamten und Geistlichen, die der „Trunkenbold" und sein Abgott „Luther" [ihm] empfahlen. Moritz setzte den Christoph Carlowitz, der die Politik seines Großvaters geleitet [hatte], wieder ein [und] weigerte sich, die Verbindung seines Vaters mit dem Schmalkaldischen Bund wieder zu erneuern. Der Kurfürst Johann Friedrich reizte ihn7 durch einseitige Verfügungen, [die er] in [der] Stadt Würzen, gehörig zum Bistum Meißen, [erlassen hatte], welche unter dem gemeinschaftlichen Schutz der sächsischen Fürsten [stand]. [Die] Sache [wurde] damals vermittelt durch Philipp von Hessen, [den] Schwiegervater des Moritz; [ein] andrer Krakeel [entstand] zwischen beiden wegen [des] Bistums Naumburg.

[Am] 1. Januar 1541 wählen die Domherrn von Naumburg, nach [dem] Tode des Bischofs Philipp von Freising, den „milden" Katholiken Julius Pflug, ohne, wie [sie] verpflichtet [sind, die] Anwesenheit eines kurfürstlich-sächsischen Kommissärs abzuwarten; [sie] taten's, um den Säkularisationsbestrebungen des „Trunkenbolds" die geistlichen Güter des Bistums zu entziehn. Der „Trunkenbold" Johann Friedrich verwarf die Wahl, reformierte das ganze Bistum während des Jahres 1541 und ernennt, trotz der Proteste der Domherren,

1542 Luthers Freund (!), den lutherischen Superintendenten von Magdeburg, Nikolaus von Amsdorf, zum Bischof; [er] ließ diesem durch Luther eingesetzten Bischof nur 600 Gulden von den Einkünften des Stifts, verwandte den Rest auf milde Stiftungen, riss die ganze weltliche Verwaltung eigenmächtig an sich, an deren Spitze er einen seiner eignen Beamten stellte. Auf die kaiserlichen Mandate pfeift er. Zu den Gewalttaten des Philipp von Hessen und des Trunkenbolds kommen [noch] hinzu: [der] Übertritt des Pfalzgrafen von Neuburg [zum Protestantismus], trotz der Wut seiner Vettern, der Herzöge von Bayern, [ferner der] Abfall des Kurfürsten von Köln, welcher drohte, [eine] Säkularisation des Erzstifts [nach sich zu ziehen, und der] Protestantismus von Kurpfalz. Über alles dies [waren] der Kaiser Und die katholischen Fürsten ergrimmt; nach der Affäre mit Würzen schloss sich Moritz von Sachsen an Karl V. an, [er] wurde [ein] Freund Ferdinands I. [und] leistet ihm

1542 tapfere Dienste gegen die Türken8

1542–1544: Moritz [zeigt sich] ebenso nützlich [dem] Karl V. in dessen Zug gegen Franz I.9

[4.] Karl V. und die deutschen Protestanten [von] 1540 bis 1541

[Von] März bis September 1540 [hatte sich] Ferdinand bald mit den Türken, bald mit den Protestanten „[herum] gequält"; der von Karl V. abwechselnd anerkannte und verleugnete „Heilige Bund" wollte nichts wissen von [einem] Krieg gegen die Schmalkalder.

Bis September 1540 [war es] nicht [gelungen, eine] Einigkeit zuwege [zu] bringen durch Ferdinand I. wegen [der] Erneuerung des 1532 beschlossenen Nürnberger Friedens.

[Am] 28. Oktober 1540 [wurde ein] „Religionsgesprach" (theologisches Gespräch [zwischen] den beiderseitigen Leibtheologen, an der Spitze Melanchthon einerseits, Eck andrerseits) anberaumt für

Januar 1541 nach Worms. Auf dem hier zu haltenden Reichstag wollte Karl V. [ein] günstiges Urteil von den deutschen Ständen haschen und zwar [über] eine Privataffäre mit dem Herzog Karl von Jülich, Kleve und Geldern. (Dieser Karl [war der] Sohn des Adolf von Geldern, der wegen Verbrechens an [seinem] eignen Vater sein Herzogtum verloren hatte.) Karl war durch die Geldernsche Ritterschaft und namentlich [durch den] Grafen von Meurs10 in sein Erbe wiedereingesetzt [worden; er] war seit Maximilian I. [ein] Verbündeter und [ein] Werkzeug der Franzosen [gewesen und ein] gefürchteter, den Niederländern aufsässiger Räuberhauptmann; Geldern [war der] Hauptsammelplatz aller Vagabunden und Söldlinge zur See und [zu] Land; Karl von Geldern hatte mit ihnen [einen] Teil der Provinz Groningen besetzt [und] machte den Grafen von Meurs [zum] Statthalter dort.

[Von] 1518–1525 [hatten] die Groninger11 [dem Karl von Geldern] ruhig gehorcht; als er [ihnen] aber Steuern auflegen wollte 1528 zum Einfall in Ostfriesland, wurden sie rappelköppig; daher [unternahm er] seinerseits in Groningen und Ommelande verwüstende Einfälle; das verschaffte Karl V. die Herrschaft über Groningen, das sich der [Statthalterin] Maria unterwarf unter [den] selben Bedingungen wie unter dem Herzog; dieser musste Groningen und Friesland aufgeben, weil [er] vom König Franz I. [von Frankreich] verlassen [wurde]. [Die] Städte und Stände von Overijssel und Utrecht – bei [einem] Streit mit [dem] Bischof von Utrecht – hatten sich auch an Karl von Geldern gewandt, ihn mit seinen wilden Banden herbeigerufen, fanden aber ugly customers.

1528: [Der] Bischof von Utrecht schließt mit Karl V. [einen] ähnlichen Vertrag wie die Groninger; [er] überließ an Karl V. und [dessen] Erben alle seine weltlichen Oberhoheitsrechte, wogegen der ihn zu schützen [hatte] im Genuß seiner Pfründen, Einkünfte und geistlichen Rechte.

1529: Im Frieden von Cambray überlässt Franz I. den Karl von Geldern seinem Schicksal; dieser entsagt daher (1529) im Vertrag zu Gorkum12 allen Ansprüchen auf Groningen, und im Falle der Sohnlosigkeit erkennt [er] Karl V. als seinen rechtmäßigen Nachfolger in Geldern und Zutphen an.

1536 nimmt Karl von Geldern wieder am Krieg des [Königs] Franz I. [von Frankreich] (er bezog französisches Jahrgeld) gegen Karl V. teil, muss aber [im]

Dezember 1536 den Vertrag von Gorkum neu bestätigen.

1537 suchte er seine Stände zu bereden, beim gewaltsamen Abreißen der festen Städte Nijmegen, Zutphen, Roermond und Venlo [von Deutschland] ihm behilflich zu sein; [die Stände] verweigern [diese Hilfe]; mit bewaffneter Hand reißen [sie] fast alle Gewalt an sich, schleifen [die] Burgen, worin seine Raubscharen [hausen, und] beschränken ihn auf 40.000 Gulden Einkünfte.

Um den ihm zu Tod verhassten Habsburgern schließlich nicht sein Land zufallen zu lassen, entwarf er

1538 den Plan, es dem Fürsten Wilhelm von Kleve zuzuwenden. (Wilhelm hieß der Reiche; sein Vorfahr Adolf II. besaß nur die Grafschaft Mark; er wurde erst 1347 durch seine Frau Herzog von Kleve. Sein Vater Johann III.: Durch Heirat mit der Erbtochter des Herzogs von Berg, Jülich-Ravensberg erwarb er diese Länder.) Als Karl von Geldern starb [im]

Juli 1538, erwarb Wilhelm der Reiche durch Vertrag zwischen seinem Vater und den Ständen von Geldern den größten Teil der vom Herzog Karl beherrschten Länder.

7540: Als Karl V. Gent bezwungen [hatte] und [ein] neuer Krieg ihm mit Franz I. drohte, bewarben beide Fürsten sich um den „reichen" Wilhelm; Franz I. gewann ihn durch [das] Versprechen [einer] ehelichen Verbindung mit der erst zehnjährigen einzigen Tochter und Erbin des Henri d'Albret; [es] wurden beide „verlobt"; Wilhelm schloss sich eng an Frankreich an, und sein General, der fürchterliche Martin von Rossem, gewinnt Siege über die Kaiserlichen, wodurch aber die tapfere Ritterschaft der deutschen Herzogtümer dem Wilhelm flöten geht. (Übrigens [wurde auch] ausgeführt, was Franz I. schon im Auge [hatte] bei der Verlobung, nämlich Bearn an Frankreich zu binden, indem man die Erbin des französischen Navarra (= Bearn) mit dem ersten Prinzen von Geblüt, Anton von Bourbon-Vendome, vermählt.)

[Die] Verständigung des Protestanten mit [den] Katholiken, die Ferdinand I. wegen seiner bedenklichen Lage in Ungarn mit Johann Zápolyas Tod ernstlich 1539–1540 betrieb, [war] schwierig, weil [die] Fürsten und Städte sich das Kirchengut aneigneten, auch [war] Paul III. dagegen etc.; endlich [wurden sie sich]

Mitte 1540 einig, zu Hagenau [den] Versuch einer freundlichen Einigung zu erneuern, und [am]

16. Juli 1540 [wurde] das theologische Gezänk zu Hagenau, das „Religionsgespräch", eröffnet, aber [am] 28. Juli durch kaiserliches Dekret unterbrochen und [am]

28. Oktober 1540 zur Fortsetzung nach Worms verlegt. Von vornherein [war] nichts erreichbar auch dort: weil 1. die neuen Glieder des Schmalkaldischen Bundes sich nicht der Vorteile des Nürnberger Religionsfrieden erfreuen sollten und [weil] 2. dem Kaiser vorbehalten bleiben sollte die Entscheidung über die Gültigkeit der Urteile der Reichsgerichte in den Prozessen betreffend den Besitz weltlicher Kirchengüter. Zu dem Kongress sandte Karl V. den Granvella; auch [ein] Legat des Papstes kam nach Worms, obgleich die Protestanten schon zu Hagenau gegen die Gegenwart [eines] solchen von vornherein protestiert [hatten].

1540–1541: „Religionsgespräch" auf dem Wormser Reichstag. Statt [am] 28. Oktober 1540 [war der] Beginn der Zänkerei erst [am] 14. Januar 1541; [am]

18. Januar 1541 [wurde ein] Dekret Karls V. [herausgegeben], wonach [das] Wormser Gespräch suspendiert [wurde; es] sollte fortgesetzt werden unter [des] Kaisers eignen Augen zu Regensburg, wohin er erst kam; [am]

28. Januar 1541 [wurde ein] von Speyer datiertes kaiserliches Edikt [erlassen], worin alle in Religionssachen schwebenden Prozesse sistiert, alle erlassenen Urteile, namentlich die Achtserklärung gegen Minden und Goslar, für wirkungslos erklärt [wurden]; das [wurde getan], damit Philipp von Hessen und [der] Kurfürst von Sachsen nicht, wie [sie] beabsichtigten, über Heinrich von Braunschweig herfallen [sollten]; der lutherische papstscheue Johann Friedrich von Sachsen kam nicht nach Regensburg.

[Am] 5. April 1541 [wurde das] „Religionsgespräch" zu Regensburg eröffnet; Karl V. [bestimmte] erneut als Verfechter der katholischen Lehre den Eck, für die evangelische den Melanchthon; [dem] ersteren [waren] Julius Pflug und Johann Gropper zugefügt; dem Melanchthon – Martin Bucer und Johann Pistorius. Karl V. ermächtigte seinen Kanzler Granvella und [den] Pfalzgrafen Friedrich mit [der] oberen Leitung der Verhandlung; Granvella erhielt von Karl V. eine Schrift, später benamst „Das Regensburger Interim", die wahrscheinlich [der] Kurfürst von Brandenburg hatte aufsetzen lassen. Karl V. schloss auf [dem] Reichstag zu Regensburg Verträge mit Philipp von Hessen, weil der ihm gefährlich [war] wegen [seiner] Verbindung mit Frankreich; er schloss auch Verträge mit Heinrich von Braunschweig. Zwischen diesem und Philipp [kam es zu den] ärgerlichsten Szenen in Regensburg. Ibidem [am]

3. Juli 1541 schnauzt Karl V. den Gesandten des Herzogs Wilhelm von Jülich, Kleve etc. in der Fürstenversammlung an, weil der an den französischen Hof gereist [war] und dort [einen] Vertrag mit Frankreich geschlossen [hatte, er] ließ jenen nicht zu Wort kommen, verließ jähzornig den Saal (Jülich [war] protestantisch); am

21. Juli 1541 [begaben sich] sämtliche Fürsten zu Karl V. [und baten diesen], er solle doch wenigstens in einer Rechtssache den Gesandten [des] Herzogs anhören. Abermaliger Wutausbruch des Karl V.

[Am] 22. Mai 1541 [war der] Schluss des Religionsgesprächs; [am] 29. Mai 1541 [erging] die Endentscheidung Caroli V.: Bis auf vier abgemachte Artikel solle alles beim alten bleiben, weitere Religionsverhandlungen [seien] zu verschieben bis auf [eine] allgemeine Versammlung oder aber [bis auf ein] National-Konzil oder, wenn [der] Papst beides verwerfen [sollte, bis] auf [einen] künftigen Reichstag. Schreibe [der] Papst – und [der] Kaiser, der zu ihm reise. – weder die eine noch die andre Sorte [von] Konzilien innerhalb [von] 18 Monaten [aus, so sei] er [bereit,] über [die] Religionsangelegenheit Reichstag zu halten, wozu [der] Papst [ersucht werde] im weiteren einen Legaten zu schicken. Bis dahin [sei der] Nürnberger Religions- und Privatfrieden von allen Seiten unverbrüchlich zu halten.

Notabene: [Der] Trunkenbold Johann Friedrich kam nicht nach Regensburg, weil Luther von des „Teufels" wegen es ihm verboten [hatte].

[5.] Deutschland von 1542 bis 1546

1543: [Der] Reichstag zu Speyer beschließt [die] Aufstellung eines Heeres gegen [die] Türken unter [dem] Kommando des sich selbst dazu untauglich erklärenden Kurfürsten Joachim II. von Brandenburg mit zehn Kriegsräten (aus den zehn Kreisen [des Reiches] erwählt) zur Seite, ohne die er nichts zu beschließen [befugt war]. Als er nach Wien kam, fand er nur wenige Truppen [vor], außer seinen eignen; [er] kehrt elend nach Wien zurück nach „nichts ausrichtender Belagerung" von Pest.

In den ersten Monaten 1544 [fand der] Reichstag zu Speyer [statt]; Karl V. – zu einem Krieg gegen Frankreich – erhielt eine Beisteuer zur Unterhaltung von 4000 Reitern und 20.000 Infanteristen, aber nur für sechs Monate und mit [der] Klausel, den dritten Teil dieser Truppen an Ferdinand I. für den Türkenkrieg abzugeben.

Anfang 1545: Der stets „miserablere" Luther erbitterte Karl V. und die Katholiken durch [die] Schrift „Wider das Papsttum zu Rom vom Teufel gestiftet", während er gleichzeitig seinen „Trunkenbold" Johann Friedrich von allen „Kriegsanstalten" abhält. Im selben Jahr beleidigt das Viech Luther den Landgrafen Philipp <der ihm längst verdächtig [war] wegen [seiner] Verbindung mit Bucer und andren Nicht-Zeloten in seinem Sinn>; [er beleidigt die] Zwinglianer und Calvinisten durch [seine Schrift] „Kurzes Bekenntnis vom heiligen Sakrament des Abendmahls", worin selbst Bucer und Melanchthon der Moderation mit Bezug auf [die] Lehre vom Abendmahl bezichtigt [werden].

1545 schreiten [der] Kurfürst Friedrich II. von der Pfalz ([es] regierte [der] letztere nach [dem] Tod seines Bruders Ludwig) und der alte Erzbischof von Köln ernstlich mit [der] Reformation vor. Moritz selbst, Karls V. Freund, macht [das] Stift Merseburg zu [einem] weltlichen Fürstentum für seinen acht Jahre alten Bruder August.

[Seit] 1525 [ist] Erzbischof von Köln Hermann von Wied, [welcher] versuchte, schon 7536 seinen Klerus zu reformieren; [da] der Regensburger Reichstagsabschied von 1541 den Bischöfen geboten [hatte], die „Gebrechen" in ihren Sprengeln zu reformieren, berief Hermann [im] März 1543 [den] Landtag nach Bonn [ein]: Hier [waren] Geistliche und Domkapitel gegen [die] Reform; dafür [waren jedoch] die andern Stände, [die] Grafen, [die] Ritterschaft, [die] Städte. Auf des Erzbischofs Ersuchen schickt ihm Philipp von Hessen den Pistorius [und] der Kurfürst von Sachsen den „ängstlichen" Melanchthon, um in Verbindung mit Bucer [einen] Reformationsplan vorzulegen, den Erzbischof Hermann im Juni 1543 seinen Ständen vorlegen sollte. [Das] Domkapitel, [der] Magistrat, [die] Geistlichkeit und [die] Universität protestieren gegen Hermann, die Ritterschaft und das Volk und rufen [den] Kaiser an, während ihnen Philipp droht seinerseits.

In dem Frieden von Crepy mit Franz, [im]

September 1544, ließ Karl V. [einen] Artikel einsetzen zu gemeinschaftlicher Ketzerausrottung und Restauration der Einheit der Kirche. [Der] Papst – zweimal nur zum Schein – berief zum dritten Mal für

März 1545 [ein] Konzil nach Trident und Karl V. für [die] selbe Zeit [einen] Reichstag nach Worms [ein], der im März 1545 eröffnet [wurde], wo bei [der] Eröffnung [wegen Erkrankung Karls V.] zugegen [war] Ferdinand I. [Die] Protestanten wollten [hier] nichts von dem Tridenter Konzil wissen, zwei Monate [hin]durch geschieht nichts, aber [im]

Mai 1545 [war] Karl V. selbst auf dem Wormser Reichstag; er schrieb in [einem] kurzen Reichstagsabschied [den] nächsten Reichstag nach Regensburg für 1546 aus.

Karl V. ließ [einen] Prozess gegen Hermann Wied, Erzbischof von Köln, einleiten; [er] erklärt sich für [das] Domkapitel, droht dem Hermann mit Absetzung, ladet ihn sogar – außerhalb des Reichs – nach Brüssel vor, um dort gerichtet zu werden.

1545: Zu Worms entschied Karl V. - da Landgraf Philipp und [der] Kurfürst von Sachsen immer noch das Land Heinrichs von Braunschweig besetzt hielten –, Heinrichs Land solle vorläufig in des Kaisers (also [in] seine) Hand gegeben werden, damit er es [nachher] drei von ihm ernannten Fürsten in Sequester gebe, bis alles geordnet sei. Heinrich – der sogar den Karl V. nach Frankreich begleitet hatte – war ergrimmt, wendet sich an Franz I., der ihm [eine] ganz kleine Summe gab für Soldatenwerbung in Deutschland gegen [den König] Heinrich VIII. [von England]. Heinrich von Braunschweig wirbt damit Landsknechte für sich selbst zur Wiedereroberung seines Landes, er scheint im Land Hadeln <im Gebiet seines Bruders, [des] Erzbischofs von Bremen und Verden>, richtet Unfug [im]

September und Oktober 1545 an, belagert Wolfenbüttel; [die] Bürger widerstehen, bis Philipp von Hessen [ein] Heer aufgestellt [hat]. Karl V. – wegen des Landesfriedensbruchs – belegt seinen erzkatholischen Freund Heinrich mit [der] Reichsacht, erlaubt Moritz, ihn mit Philipp zu „würgen"; mit diesem hat [am]

21. Oktober 1545 Heinrich [ein] Treffen, worin er geschlagen und gefangengenommen [wird] von Philipp; dieser führt ihn und seinen Sohn Karl Viktor mit sich fort.

1546: [Das] Religionsgespräch zu Regensburg führt zu nichts; Karl V. hatte als theologischen Klopffechter mitgenommen den Spanier Malvenda; dieser meets in Regensburg den Spanier Johann Diaz (in Genf evangelisiert), der in Regensburg nebst Bucer eifrig disputierend [auftrat]. Malvenda in Verbindung mit des Kaisers spanischem Beichtvater ließ des Diaz Bruder, Alfons (Advokat zu Rom), kommen; dieser lockt Diaz nach Neuburg, ermordet ihn daselbst durch Banditen (Alfons ist gegenwärtig dabei). Die Mörder mit Alfons fliehen nach Innsbruck zu Ferdinand. [Der] Pfalzgraf Otto Heinrich und [der] Reichsoberrichter, Kurfürst Friedrich, verlangen [die] Auslieferung der Mörder von dem den Mord billigenden Karl V., der erwidert: „Er habe keine Gewalt über seinen Bruder."

[6.] Der Schmalkaldische Krieg

<Die Esel von Schmalkalden! hatten sogar den Erzbischof von Köln fallengelassen und sich bei [der] allgemeinen Versammlung zu Frankfurt [für] ihre Nichtkriegsbereitschaft erklärt.> [Im] Februar 1546 stirbt Luther.

[Am] 5. Juni 1546 eröffnet Karl V. [den] Reichstag zu Regensburg. (Unterwegs hatte Karl V. dreimal vergeblich Philipp von Hessen und [den] Kurfürsten von Sachsen zum Besuch desselben ersucht. Karl hatte drei Heere gerüstet; das eine soll aus Italien nach Bayern dringen, [das] zweite von Böhmen in Sachsen einfallen, [das] dritte am Rhein heraufziehen. [Ein] Vertrag mit [dem] Papst [wird] erst Ende Juni unterschrieben. [Der] Papst verpflichtet sich, außer den 100.000 Dukaten, die er zur Ausrottung der Ketzer bereits zu Venedig deponiert [hat], noch ebenso viel zuzufügen, 10.000 Mann zu stellen [und eine] Steuer auf [den] spanischen Klerus zu bewilligen.)

Sein Kanzler in [der] Rede an die Städtedeputierten schalt die Fürsten, während einesteils dem Grafen Maximilian von Büren der Befehl erteilt [wurde], aus den Niederlanden in Deutschland einzurücken, andrerseits [der] Papst durch [den] Bischof Madruzzi aufgefordert [wurde, den] Marsch seiner Truppen zu beschleunigen.

[Am] 16. Juni 1546 fragten die beschissenen Protestanten den Kaiser, wofür seine Kriegsrüstungen [bestimmt seien. Karl antwortete:] Gegen die Ungehorsamen, die seine Gnade nicht suchten, im Weg [des] Rechtes etc. zu verfahren.

17. Juni: Im Schreiben [an die] dem Schmalkaldischen Bund zugehörigen Städte, besonders Straßburg, Augsburg und Ulm, tritt Karl V. noch drohender auf; er sei bereit, Friedensstörer „mit Gewalt zu ihrer Pflicht zurückzubringen und einige Fürsten zu züchtigen, welche bisher unter dem Schein der Religion alle anderen Stände des Reichs unter sich zu bringen und ihre Güter an sich zu ziehen gesucht, ja selbst die kaiserliche Hoheit und Obrigkeit anzugreifen gewagt hätten"13. An dem nun folgenden Kreuzzug Karls V. gegen die deutschen Ketzer nahm kein katholischer Reichsstand teil, wohl aber die protestantischen Markgrafen Johann und Albrecht von Brandenburg und [der] Herzog Moritz von Sachsen (schon lange spekulierend auf die Kurwürde seines Vetters Johann Friedrich). [Der] Papst, zum Ärger des Kaisers, ließ [eine] Kreuzbulle los: „Schlagt tot!" <[Der] Papst hatte dito gegen Karls ausdrücklichen Befehl [am] 26. August 1545 seinen Bastard Peter Aloysius Farnese durch [eine] Bulle zum Herzog von Parma und Piacenza gemacht und [ihn] in den Besitz dieser Ländereien gesetzt.>

[Am] 13. Juli 1546 machte [der] Papst seinen Vertrag mit [dem] Kaiser über die Ausrottung der Ketzerei bekannt. Schon vorher hatten die Protestanten zwei Heere zusammengebracht; eins [befand sich] an [der] Donau und [am] Lech, das unter zwei ausgezeichneten Feldherren [stand: unter dem] Augsburger Stadthauptmann Sebastian Schärtlin von Burtenbach, anführend die Truppen der oberländischen Städte des Schmalkaldischen Bundes und [das] württembergische Heer unter Hans von Heydeck. Beide [Feldherren] wollten den Kaiser angreifen, [und zwar]

Ende Juli 1546, als auch Philipp von Hessen und [der] Kurfürst von Sachsen [ein Heer von] 18.000 [Mann] Infanterie und 9000 Reitern vereinigt [hatten und] bevor noch Karls V. Heere aus [den] Niederlanden und aus Böhmen eingetroffen [waren]. Aber nischt [geschah]!

Schärtlin [war] durch den schwäbischen Bundesrat paralysiert, außerdem [störte der] stete Zank zwischen Philipp und Johann Friedrich.

[Am] 20. Juli, von Regensburg aus, erklärte Karl V. [den] Kurfürsten von Sachsen und Philipp von Hessen in [die] Acht. August 1546: Karl V. [hat] zu Regensburg nur einige Tausend Mann, als bei Donauwörth sich vereinigen die Truppen Schärtlins und Heydecks mit dem Heer des Kurfürsten und Landgrafen; [die] protestantische Heeresmacht wuchs so auf 50.000 Mann. Doch griffen sie nicht Regensburg an. Karl V. hatte [ein] Lager (festes) bei Landshut bezogen, um die italienischen Truppen abzuwarten. (Der schwäbische Bundesrat hatte schon im Juni des Schärtlin Plan verhindert, die Alpenpässe zu besetzen, um die italienischen Truppen abzuhalten.) Zwölf Tage lagen die Verbündeten – dazu [war] es unmöglich, auch nur sechs Wochen ihr Heer zu erhalten – untätig vor [dem] Lager von Landshut, weil Philipp beständig hadert mit Schärtlin. Karl V. bezieht ein festes Lager bei Ingolstadt; des Papstes Enkel Ottavio Farnese, begleitet von seinem Bruder, dem Kardinal Alexander Farnese, führt 10.500 Mann italienischer Kerntruppen in das kaiserliche Lager, wonach wenige Tage drauf [sich mit ihnen] vereinigten 6000 Spanier unter Philipp von Lannoy, Prinz von Sulmone. [Den] Oberbefehl im kaiserlichen Heer [hatte] Ferdinand von Toledo, Herzog von Alba (der berüchtigte).

Die Schmalkalder zanken sich unterdessen, bis

Mitte September 1546 Maximilian von Büren aus den Niederlanden mit 15.000–20.000 Mann bei Karl anlangt, der nun ruhig abwarten kann, da er Geld hat, die Verbündeten [aber] nicht.

Vor Mitte Oktober 1546 verließ Schärtlin das Bundesheer. Herzog Moritz, unter [dem] Vorwand, des Kaisers Ächtungsdekret (vom 20. Juli 1546) zu vollstrecken, fiel in die sächsischen Kurlande ein und, unterstützt von [den] Böhmen, hat [er] bald ganz Sachsen besetzt, außer Gotha, Eisenach und Weimar.

Mitte November 1546: Karl V. weist Johanns von Brandenburg Vermittlungsversuch ab, weil Philipp von Hessen und [der] Kurfürst von Sachsen nicht „mit ihren eignen Personen, auch mit ihren Hab und Gütern sich in seine Gnad und Ungnad gänzlich ergeben würden". Kurfürst und Landgraf – beschissen – am

24. November 1546 trennen ihre Heere vom oberländischen [Heer]; das seine übergab Philipp dem Kurfürsten, damit er es über Franken nach Hause führe; er selbst [begab sich] zu Ulrich von Württemberg; [der] Kaiser zog durch Schwaben an den Rhein und an diesem herab, während [der] Kurfürst von Sachsen sein Land dem Moritz wieder entriss, [in] dessen Herzogtum wüstete und Leipzig bombardierte; [er] hatte

in den ersten Monaten 1547 nicht nur sein eigenes Land wieder besetzt, sondern auch des Moritz Herzogtum bis auf Leipzig, Dresden und Pirna erobert. Karl V. [befand sich] in Oberdeutschland, wo nach Abzug des einen protestantischen Heers das andre sich zerstreute; [er] besetzt und bestraft eine schwäbische Stadt nach der andern; seine Spanier, Italiener, Wallonen lassen ihre Wut an den Ketzern aus; Karl V. wandte sich dann gegen Ulrich von Württemberg. Siehe weiteres über das hundedemütige Zu-Kreuze-Kriechen der Städte <und Stände> in Schwaben, Elsass, am Rhein, von Ulm und Straßburg bis Frankfurt (p. [267-]26914)- [Der] Kurfürst von der Pfalz erbat demütig Verzeihung [und] erhielt sie. Joachim von Brandenburg hatte sich schon längst für Karl V. erklärt.

Ende Dezember 1546 erhielt Ulrich von Württemberg, der sich arg gedemütigt [hatte], Verzeihung; [er] muss 300000 Dukaten zahlen, [die] Burgen von Schorndorf, Hohen-Asperg und Kirchheim einräumen [und] dem Schmalkaldischen Bund ganz entsagen. (Karl V. war in größter Verlegenheit wegen der den Italienern und Spaniern höchst verderblichen Regen und Sümpfe, außerdem [war er] in solcher Geldnot, dass, wenn die bepissten Landgrafen Philipp und Kurfürst Johann Friedrich nicht so schön das Feld geräumt [hätten], Karl V. es hätte tun müssen. Damals gab Karl V. zu, dass [der] Papst einen deutschen Kurfürsten absetzte; Hermann von Köln musste sich der [im] April 1546 von Rom gegen ihn erlassenen Absetzungsbulle unterwerfen und seinem Koadjutor, Adolf von Schaumburg, das Erzstift überlassen. Die reichen Städte mussten dem Geld mangelnden Karl V. bedeutend blechen und ihr Geschütz abliefern. Nach Zahlung der Brandschatzungen [zog] Karl V. durch Franken und die Oberpfalz nach Eger.

[Im] März 1547 gestattete der alberne Kurfürst Johann Friedrich dem Herzog Moritz einen Waffenstillstand, den der mit seinem Bruder August benutzt, um nach Böhmen zu gehen, wo sie ihre Truppen mit denen von Karl V. und Ferdinand vereinigten. Im selben März hatten die böhmischen Utraquisten15 dem Ferdinand die Heeresfolge verweigert und die Stände von Böhmen ein Heer aufgestellt, um den Karl V. und Ferdinand zu hindern, ihnen ihre „Spanier und Husaren (Ungarn) ins Land zu bringen".

6. April 1547: Die vereinigten Heere fallen in Sachsen ein; schon vorher [waren] von Ferdinand und Karl V. Drohschreiben an die sächsischen Stände [erlassen worden]. [Am] 22. April [stand das] kaiserliche Heer dem sächsischen gegenüber,

das in der Nähe von Meißen lag, auf [dem] linken Ufer der Elbe. 24. April: Treffen bei Mühlberg. Hartnäckiger Widerstand des Kurfürsten Johann Friedrich, [dieser] hat zuletzt nur 400 Reiter, [er wurde] selbst gefangen [und] übergeben an [den] Herzog von Alba, der ihn dem Spanier Alphonse von Vives überließ. In Wittenberg allein [wurde] Widerstand gegen das kaiserliche Heer [geleistet] <dort residierte die Kurfürstin mit den beiden jüngeren Prinzen, während der ältere nach Gotha entkommen [war]>; endlich (zum Schrecken der Kurfürstin hatte Karl V. den Johann Friedrich zum Tod verurteilen lassen) unterschrieb Johann Friedrich die Kapitulation, wodurch [am]

19. Mai 1547 Wittenberg dem Karl V. übergeben [wurde]. Johann Friedrich [musste] (gemäß der Kapitulation) die kurfürstliche Würde in den bisher von ihm beherrschten Ländern an Moritz abtreten und sich an des Kaisers oder seines Sohns (des lieblichen Philipp II. [von Spanien]!) Hof [so lange] aufhalten, als der Kaiser [es für] nötig finde, [er solle das] Kammergericht anerkennen [und] dem, was [der] Kaiser auf [dem] Reichstag verordnen werde, unbedingt Folge leisten etc. Er hat die Freilassung des Markgrafen Albrecht von Brandenburg-Kulmbach (den [die] Wittib Elisabeth, [die] Schwester Philipps von Hessen, [die] Witwe Johanns, des Sohns [von] Georg, auf ihrem Sitz bei Rochlitz besoffen gemacht und dann gefangengenommen [hatte]) anzuerkennen, wogegen [der] Kaiser den Herzog Ernst von Braunschweig, den er zusammen mit Johann Friedrich gefangen [genommen hatte], freigeben werde.

4. Juni: [Am] Tage, an dem er von Wittenberg abzieht, überträgt Karl V. dem Moritz die Kurwürde und das Erzmarschallamt, aber [dieser] wird erst [im]

Februar 1548 zu Augsburg feierlich mit beiden belehnt. [Eine] neue Teilung Sachsens [wird] schon vor Ende Mai gemacht: Der größere und bessere Teil von Sachsen fiel damit an Moritz und [an] seinen Bruder August (die neue Kurlinie), der kleinere und schlechtere Teil an die Nachkommen Johann Friedrichs, nun: die Herzöge von Sachsen.

Philipp von Hessen – dieser Bauernfresser (siehe Bauernkrieg) – spielt eine viel miserablere Rolle als Johann Friedrich. Er und die Stadt Magdeburg hatten sich allein noch nicht unterworfen. Franken, Westfalen und [das] Rheinland wurden von kaiserlichen Truppen durchzogen (nach dem Fiasko des Ulrich) und nahmen teil an Karls V. Fehde gegen Hessen; sogar Nassau-Dillenburg bekämpfte es16; das Stift Naumburg war an Julius Pflug übergeben [worden]; Philipp reist erst zu seinem Schwiegersohn Moritz nach Leipzig, [er] will die demütigenden Bedingungen nicht annehmen, aber auf [der] Rückreise wird ihm angst, [er] kehrt um, um [einen] Fußfall vor [dem] Kaiser [zu] tun, sich auf Gnade und Ungnade [zu] ergeben, [sein] Geschütz ab[zu]liefern, Festungen [zu] öffnen, 150.000 Dukaten [zu] zahlen, Heinrich von Braunschweig wieder ein [zu] setzen; [er] glaubt seine persönliche Freiheit zu sichern durch Urkunden vom Kaiser und den beiden Vermittlern, den Kurfürsten Joachim (Brandenburg) und Moritz. Die Urkunden Karls waren zweideutig, auf Betrug berechnet; die der beiden Kurfürsten enthielten dagegen klar [die Erklärung], dass, falls Philipp von Karl V. festgehalten würde, sie (die beiden Kurfürsten) sich selbst in Hessen stellen und [den] Söhnen sowie der Landesregierung Philipps als Geiseln [zu] seiner Befreiung dienen würden. Philipp schickt später diese Urkunde seinen Söhnen nach Hessen, um sie gegen die beiden Vermittler zu brauchen. Ferdinand und Karl V. kofferten ihn (served him right, this swaggerer and peasants' killer!), als der Esel Philipp, [sich] auf die Urkunden verlassend, [am]

19. Juli 1547 zu Halle vor Karl V. erscheint, vor dem Kaiser kniend Abbitte tut, die der Kanzler in großer Versammlung verliest. Darauf ladet ihn Herzog Alba zur Tafel ein und verkündet ihm nach derselben, dass er „verhaftet" [sei]!

[Am] 20. Juli 1547 wird Philipp [einer] spanischen Wache übergeben und bei [der] Abreise des Kaisers von diesem als Gefangener mit fortgeführt, später [wird er] getrennt von Moritz, der dem kaiserlichen Hoflager folgen musste, und [wird von]

1547–1552 in harter Gefangenschaft [gehalten] und schlecht behandelt (der tapfere peasants' killer, der vor Ingolstadt ausriss!). Doch lässt er17 sich nicht zum Nachgeben in Religionssachen bewegen, [er] wollte auch in der Kapitulation des Tridenter Konzils [die Artikel] nicht annehmen, [die besagten, dass er sich in Religionssachen dem zu fügen habe, was beschlossen wird, und] sich eher „köppen" lassen!

1 Nicht zu entziffern, sinngemäß gebracht. Die Red.

2 Nicht zu entziffern, sinngemäß gebracht. Die Red.

3 Das heißt des Bundestages. Die Red.

4 Hervorhebungen von Marx. Die Red.

5 Siehe Luthers Schreiben an Philipp von Hessen vom 20. November 1538 (enthalten in: „Dr. Martin Luthers Briefe, Sendschreiben und Bedenken herausgegeben von W. M. L. de Wette, 6. Teil, Berlin 1856).

6 Es handelt sich um den Frieden, der nach dem dritten Feldzug Karls V. gegen Frankreich (1536—1538) zustande gekommen war (siehe auch Anmerkung 131).

7 Das heißt den Herzog Moritz von Sachsen. Die Red.

8 Bis 1533 unternahm Suleiman II. fünf Feldzüge gegen Böhmen und Ungarn (Ferdinand I.). Im November 1540 erklärte Suleiman Ferdinand I. erneut den Krieg, der von diesem ohne rühmlichen Erfolg geführt wurde. Der Krieg endete 1545 mit einem fünfjährigen Waffenstillstand.

9 Gemeint ist der vierte Krieg Karls V. gegen Franz I. von Frankreich (1542 bis 1544), der durch den Frieden von Crepi (9.—18. September 1544) abgeschlossen wurde

10 Die französische Form von Mörs. Die Red.

11 Im Manuskript: Grönländer. Die Red.

12 Das heutige Gorinchem. Die Red.

13 Marx zitiert hier die Worte Schlossers. Die Stelle in dem Schreiben Karls V. lautet: „...die sie allein zu einem Deckmantel vnd Beschönung ihres vnbillichen Vornehmens allenthalben fürwenden / Sondern vielmehr / ümb daß sie alle andere Stände des heiligen Reichs / ... / vnter solchem Schein der Religion / vnter sich bringen / vnd sich ihrer Güter mit Gewalt vnterziehen mögen / ... Vnnd ... vnterstehen sie sich gleicher Massen vns / an vnserer Keyserl. Hoheit vnnd Obrigkeit / in mehrerley Wege gantz freventlicher Vermessenheit zu greiffen ... Vnnd sind derhalben ... endlich entschlossen / die bemeldte vnsere vnd des Reichs vngehorsamen / vngetrewen / und widerspännigen Berauber vnnd Zerstörer ... / zu gebührlichen Gehorsam anzuhalten / ..." (zitiert nach Friedrich Hortleder, „Handlungen vnd Außschreiben ... von Rechtsmäßigkeit / Anfang / Fort- vnd endlichen Außgang deß Teutschen Kriegs Keyser Carls des Funnften / wider die Schmalkaldischen Bundoberste/...", Gotha MDCXLV, 2. Kapitel des 3. Buches, S. 246.

14 Die Stelle lautet bei Schlosser: „Die Städte und Stände in Schwaben, im Elsass und am Rhein, von Ulm und Straßburg an bis nach Frankfurt, suchten die Gnade des Kaisers und ließen dessen Truppen in ihre Tore ein; Ulm beugte sich sogar trotz seiner Festungswerke, noch ehe es belagert war, und Frankfurt bot dem Kaiser seine Unterwerfung an, während derselbe noch in Schwaben beschäftigt war. Der Kurfürst von der Pfalz bat demütig um Vergebung dafür, dass er kurz vorher willens gewesen sei, seinen Bundesgenossen und Religionsverwandten einige hundert Reiter zu Hilfe zu schicken. Er erhielt Verzeihung, und die vielen Dienste, welche er bald prunkend, bald erbärmlich darbend dem Kaiser vor seinem Regierungsantritt geleistet hatte, bewirkten, dass er imstande war, auch den Herzog Ulrich von Württemberg mit dem Kaiser zu versöhnen. Joachim von Brandenburg hatte sich schon längst für den Kaiser erklärt. Mit Ulrich ging der Kaiser sehr hart um, und dieser musste jetzt doppelt schwer büßen, da Ferdinand vermöge eines in den Vertrag von Kadan hinterlistiger Weise eingeschobenen Artikels behauptete, dass Württemberg ein östreichisches Afterlehen sei. Ulrich hatte sich nach Hohentwiel geflüchtet, wo er einen drohenden und scheltenden Brief des Kaisers erhielt. Er beantwortete denselben knechtisch kriechend. Wenn der Kaiser, heißt es in Ulrich's Schreiben, seine Gesandten angehört hätte, so würde er gewiss nicht so höchst ungnädig geschrieben haben. Er flehe, heißt es weiter, um Christi willen seine Barmherzigkeit an, dass er über einen armen, unglücklichen Fürsten und über die Seinigen doch keinen harten Beschluss fällen möge. Zu Heilbronn erlangte er Ende Dezember vom Kaiser Vergebung, jedoch unter der Bedingung, dass er dreimal hunderttausend Dukaten zahle, alles von seinen Bundesgenossen zurückgelassene Geschütz ausliefere, zur Versicherung seiner Treue die Burgen von Schorndorf, Hohen-Asperg und Kirchheim einräume und dem Schmalkaldischen Bund gänzlich entsage. Wir glauben, dass der Kaiser diesen Heilbrunner Vertrag besonders in der Absicht Geld zu erhalten so schnell abschloss. Auch war er vorher teils wegen der seinen Italienern und Spaniern sehr verderblichen Regen und Sümpfe in der größten Verlegenheit, teils befand er sich in solcher Geldnot, dass es hieß, wenn der Landgraf und der Kurfürst nicht das Feld geräumt hätten, so würde der Kaiser es haben tun müssen.

Von den Städten flehten Memmingen, Biberach, Ravensburg, Kempten, Isny, Wangen, Lindau und Esslingen den Kaiser schon im Januar fußfällig um Gnade, Augsburg und Straßburg folgten im März. Um dieselbe Zeit gab der Kaiser zu, dass der Papst durch seine Bannbulle einen Kurfürsten absetzte. Hermann von Köln musste sich nämlich der im April 1546 gegen ihn erlassenen Absetzungs-Bulle endlich unterwerfen und seinem Koadjutor, Adolf von Schaumburg, das Erzstift überlassen. Die reicheren Städte mussten dem Kaiser bedeutende Geldsummen entrichten und ihr Geschütz abliefern: Ulm zahlte hunderttausend Dukaten, Frankfurt achtzigtausend, Straßburg dreißigtausend, Augsburg hundertfünfzigtausend. Ihren tapferen Schärtlin mussten die Augsburger trotz ihrer Fürbitten aus der Stadt entfernen; er begab sich nach Konstanz. Als die Brandschatzungen bezahlt waren, zog der Kaiser durch Franken und die Oberpfalz nach Eger, wo er schon am 5. April eintraf."

15 Utraquisten (auch Calixtiner, d.h. die Kelchler genannt) — gemäßigter Flügel der Hussiten, der sich auf die wohlhabenden Städter und auf den Adel stützte. Sie waren vor allem an der Säkularisation und an einer Kirchenreform interessiert. Utraquisten wurden sie genannt, weil sie das Abendmahl sub utraque specie (unter beiderlei Gestalt) forderten.

16 Das heißt Hessen. Die Red.

17 Das heißt der Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen. Die Red.

Kommentare