Resolution zur Frage der Russischen Revolution. Der IV. Weltkongress der Kommunistischen Internationale spricht dem schaffenden Volk Sowjetrusslands tiefsten Dank und höchste Bewunderung dafür aus, dass es im revolutionären Kampfe nicht nur die Staatsmacht erobert und die Diktatur des Proletariats aufgerichtet hat, sondern die Errungenschaften der Revolution bis heute siegreich gegen alle Feinde im Innern und von außen verteidigte. Es hat sich damit unsterbliches Verdienst für die Befreiung der Ausgebeuteten, der Unterdrückten aller Länder erworben. Der IV. Weltkongress stellt mit größter Genugtuung fest, dass der erste Arbeiterstaat der Welt, den die proletarische Revolution geschaffen hat, in fünf Jahren seines Bestehens trotz gehäufter, außerordentlichster Schwierigkeiten und Gefahren seine Lebens- und Entwicklungskraft vollauf bewiesen hat. Der Sowjetstaat ist aus den Schrecken des Bürgerkriegs befestigt hervorgegangen. Er hat dank dem unübertroffenen Heldenmut der Roten Armee die von der Weltbourgeoisie ausgerüstete und unterstützte militärische Gegenrevolution an allen Fronten niedergeworfen. Er hat politisch alle Versuche der kapitalistischen Staaten zurückgeschlagen, ihn durch diplomatische Kniffe und wirtschaftliche Macht zur Preisgabe des proletarischen Inhalts, des kommunistischen Ziels der Revolution zu zwingen: zur Anerkennung des Rechts des Privateigentums auf die gesellschaftlichen Produktionsmittel, zum Verzicht auf die Nationalisierung der Industrie. Unerschütterlich hat er gegen den Ansturm der Weltbourgeoisie die Grundbedingung der proletarischen Befreiung verteidigt: das Gesellschaftseigentum an den Produktionsmitteln. Er bewahrte die Arbeiter und Bauern der Sowjetrepublik davor, durch Übernahme einer riesigen nationalen Schuldenlast zu Kolonialhörigen der Kapitalisten aller möglichen Länder herabgedrückt zu werden. Der IV. Weltkongress der Kommunistischen Internationale stellt fest, dass Sowjetrussland, der Proletarierstaat, seit er nicht mehr gezwungen ist, mit Waffengewalt seine Existenz verteidigen zu müssen, mit beispielloser Energie daran gegangen ist, die Wirtschaft der Republik aufzubauen und zu entwickeln, den Blick unverwandt auf die Umwälzung zum Kommunismus gerichtet. Die einzelnen Etappen und Maßnahmen zu diesem Ziel, die Übergangsperiode der sogenannten neuen Politik sind Auswirkungen einerseits der in Russland gegebenen besonderen objektiven und subjektiven geschichtlichen Bedingungen, andererseits des langsamen Entwicklungstempos der Weltrevolution und der Isolierung der Räterepublik inmitten kapitalistischer Staaten. Trotz der dadurch geschaffenen ungeheuren Schwierigkeiten kann der Arbeiterstaat entschieden Fortschritte im wirtschaftlichen Aufbau verzeichnen. Wie die russischen Proletarier für die Arbeiter der ganzen Welt bei der Eroberung und Verteidigung der politischen Macht und der Aufrichtung der proletarischen Diktatur höchstes Lehrgeld gezahlt haben, so sind sie es auch, die sich suchend und versuchend unter schweren Opfern mit den Problemen und Aufgaben der Übergangszeit vorn Kapitalismus zum Kommunismus auseinandersetzen müssen. Sowjetrussland ist und bleibt die reichste Fundgrube geschichtlicher revolutionärer Erkenntnis für das Weltproletariat. Der IV. Weltkongress stellt mit Befriedigung fest, dass Sowjetrusslands Politik die wichtigste Vorbedingung für den Aufbau und die Entwicklung zur kommunistischen Gesellschaft gesichert und befestigt hat: Nämlich die Sowjetmacht, die Sowjetordnung, d. h. die Diktatur des Proletariats. Denn diese Diktatur allein wirft alle bürgerlichen, kapitalistischen Widerstände gegen die volle Emanzipation der Arbeiter nieder und verbürgt damit die vollständige Überwindung des Kapitalismus und freie Bahn für die Verwirklichung des Kommunismus. Der IV. Weltkongress stellt des weiteren den entscheidenden ruhmreichen Anteil fest, den die zielklare, kühne Haltung der Kommunistischen Partei Russlands, als führende Klassenpartei des Proletariats, daran hat, dass dieses, unterstützt von den Bauern, die Staatsgewalt zu erobern und zu behaupten vermochte. Die ideologische und organisatorische Geschlossenheit und starke Disziplin der Partei hat den Massen revolutionäre Ziel- und Wegsicherheit gegeben, ihre Entschlossenheit und Opferwilligkeit zum höchsten, hingebungsvollen Heroismus entflammt und einen unzerstörbaren organischen Zusammenhang zwischen Führung und Aktivität der Massen geschaffen. Der IV. Weltkongress mahnt die Proletarier aller Länder daran, dass die proletarische Revolution nie innerhalb eines einzigen Landes vollständig siegen kam, dass sie vielmehr international, als Weltrevolution siegen muss. Sowjetrusslands Arbeit und Kampf für seine Existenz, für die Errungenschaften der Revolution ist der Kampf für die Befreiung der Proletarier, der Unterdrückten und Ausgebeuteten der ganzen Welt aus Ketten und Knechtschaft. Die russischen Proletarier haben ihre Pflicht als revolutionäre Vorkämpfer des Weltproletariats überreich getan. Das Weltproletariat muss endlich die seinige tun. In allen Ländern müssen die Arbeiter, die Enterbten und Versklavten moralisch, wirtschaftlich und politisch aktivste Solidarität mit Sowjetrussland bekunden. Nicht bloß die internationale Solidarität, ihr ureigenes Interesse fordert, dass sie zu diesem Zweck den schärfsten Kampf gegen die Bourgeoisie und den kapitalistischen Staat aufnehmen. Ihre Losung muss in jedem Lande sein: Hände weg von Sowjetrussland! Rechtliche Anerkennung Sowjetrusslands! Tatkräftige Unterstützung jeder Art für den wirtschaftlichen Aufbau Sowjetrusslands! Jede Stärkung Sowjetrusslands bedeutet eine Schwächung der Weltbourgeoisie. Sowjetrusslands fünfjähriges Bestehen ist der schwerste, nicht zu verwindende Schlag, den der Weltkapitalismus bis nun erhalten hat. Der IV. Weltkongress ruft die Proletarier aller noch kapitalistischen Länder auf, angefeuert durch Sowjetrusslands Beispiel, zum Todesstoß wider den Kapitalismus auszuholen, ihre Macht aufzubieten für die Weltrevolution. |
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