III. 7. Die Anwendung von Maschinen in der Landwirtschaft

7. Die Anwendung von Maschinen in der Landwirtschaft

Nach der Reform weist die Entwicklung der landwirtschaftlichen Maschinenfabrikation und Maschinenanwendung vier Perioden aufA. Die erste Periode umfasst die letzten Jahre vor der Reform und die ersten Jahre nach ihr. Die Gutsbesitzer stürzten sich auf den Kauf ausländischer Maschinen, um ohne die „unbezahlte" Arbeit der Leibeigenen auskommen zu können und den Schwierigkeiten der Beschaffung freier Lohnarbeiter zu entgehen. Dieser Versuch musste natürlich fehlschlagen; die Glut erkaltete schnell, und seit 1863/64 sank die Nachfrage nach ausländischen Maschinen. Ende der siebziger Jahre begann die zweite Periode, die bis 1885 anhielt. Diese Periode wird durch ein äußerst regelmäßiges und rasches Wachsen der Maschineneinfuhr aus dem Auslande gekennzeichnet; die inländische Produktion steigt ebenfalls regelmäßig, aber in langsamerem Tempo als die Einfuhr. 1881–1884 wuchs die Einfuhr landwirtschaftlicher Maschinen besonders rasch, was z. T. auf die 1881 erfolgte Aufhebung der zollfreien Einfuhr von Eisen und Eisenguss für den Bedarf der landwirtschaftlichen Maschinenfabriken zurückzuführen ist. Die dritte Periode dauert von 1885 bis Anfang der neunziger Jahre. Die bis dahin zollfrei eingeführten landwirtschaftlichen Maschinen unterliegen jetzt einem Zoll (50 Goldkopeken pro Pud). Die Höhe des Zolls drückt die Maschineneinfuhr enorm herunter, wobei sich unter dem Einfluss der landwirtschaftlichen Krise, deren Anfang gerade in diese Periode fällt, auch die Inlandsproduktion nur langsam entwickelt. Schließlich beginnt mit Anfang der neunziger Jahre offensichtlich eine vierte Periode, in der sich die Einfuhr von landwirtschaftlichen Maschinen wieder hebt und die Produktion dieser Maschinen im Inland besonders rasch steigt.

Nehmen wir statistisches Material zur Illustration dieser Darlegungen. Die durchschnittliche jährliche Einfuhr landwirtschaftlicher Maschinen aus dem Auslande betrug in den Perioden:

Perioden

In tausend Pud

in tausend Rubel

1869–1872

259,4

787,9

1873–1876

556,3

2 283,9

1877–1880

629,5

3 593,7

1881–1884

961,8

6 318

1885–1888

399,5

2 032

1889–1892

509,2

2 596

1893–1896

864,8

4 868

Über die Produktion landwirtschaftlicher Maschinen und Geräte innerhalb Russlands gibt es leider keine so vollständigen und genauen Zahlen. Die Mangelhaftigkeit unserer Fabrikstatistik, die fehlende Trennung zwischen Maschinenproduktion überhaupt und Produktion landwirtschaftlicher Maschinen im besonderen, das Fohlen auch der geringsten festen Regeln über die Abgrenzung der „fabrikmäßigen" und der „kustarmäßigen" Produktion landwirtschaftlicher Maschinen, alles dies beraubt uns der Möglichkeit, ein vollständiges Bild von der Entwicklung des landwirtschaftlichen Maschinenbaues in Russland zu gewinnen. Wenn wir die in den oben genannten Quellen enthaltenen Ziffern kombinieren, so ergibt sich das folgende Bild der Entwicklung des landwirtschaftlichen Maschinenbaues in Russland:

Produktion, Einfuhr und Verbrauch landwirtschaftlicher Maschinen und Geräte (in tausend Rubel)

Jah­re

Produktion

Einfuhr

Verbrauch landwirtschaftlicher Maschinen

in

Russisch-Polen

in drei baltischen Provinzen

in vier südli­chen Steppen-Gouv. (Don­gebiet, Jekate­rinoslaw,Taurien, Cherson)

in den übrigen Gouv. des Europ. Russland

insgesamt in 51 Gouv. des Europ. Russland und Russ.-Polen

1876

646

415

280

988

2329

1628

3957

1879

1088

433

557

1752

3830

4000

7830

1890

498

217

2360

1971

5046

2519

7565

1894

381

314

6183

2567

9445

5194

14639

Aus diesen Zahlen ist ersichtlich, mit welcher Gewalt sich die Verdrängung der primitiven durch die verbesserten landwirtschaftlichen Gerätschaften vollzieht (und damit auch die Verdrängung der primitiven Betriebsformen durch den Kapitalismus). In 18 Jahren stieg die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Maschinen um mehr als das dreieinhalbfache, wobei sich diese Entwicklung hauptsächlich auf Rechnung der Inlandsproduktion vollzog, die um mehr als das Vierfache stieg. Bemerkenswert ist auch die Verlegung des Hauptzentrums dieser Produktion aus den Weichselgebieten und dem Baltikum in das Gebiet der südrussischen Steppengouvernements. Wenn in den siebziger Jahren die westlichen Grenzgebiete das Hauptzentrum des Kapitalismus in der russischen Landwirtschaft gebildet hatten, so begannen in den neunziger Jahren als Bezirke mit landwirtschaftlichem Kapitalismus bereits die rein russischen Gouvernements am stärksten hervorzutretenB.

Obwohl unsere Zahlen den offiziellen (und unseres Wissens einzigen) Erhebungen über die hier untersuchte Frage entnommen sind, so fehlt ihnen doch jede Vollständigkeit und die absolute Vergleichbarkeit für die verschiedenen Jahre. Für die Jahre 1876–1879 liegen Angaben vor, die speziell für die Ausstellung 1882 gesammelt wurden und sich daher durch besondere Vollständigkeit auszeichnen; sie umfassen nicht nur die fabrikmäßige, sondern auch die „kustarmäßige" Produktion landwirtschaftlicher Maschinen; im Durchschnitt zählte man hiernach 1876–1879 im Europäischen Russland einschließlich Russisch-Polen 340 Betriebe, während nach der „Fabrikstatistik" im Europäischen Russland sich nicht mehr als 66 Betriebe mit der Herstellung landwirtschaftlicher Maschinen und Geräte befassten (nach dem „Verzeichnis der Fabriken und Werke" von Orlow, 1879). Die enorme Differenz zwischen diesen Zahlen erklärt sich daraus, dass in die Zahl von 340 Werken neben 100 Werken mit Dampfbetrieb (weniger als ein Drittel) 196 Werke mit Handbetrieb (mehr als die Hälfte) einbegriffen sind; von 340 Betrieben besaßen 236 keine eigene Eisengießerei und bezogen die Gussteile von außerhalb (Hist. stat. Überblick, a. a. O.). Die Angaben für 1890 und 1894 stammen aus der „Zusammenfassung der Angaben über die Fabrikindustrie Russlands", herausgegeben vom Departement für Handel und Manufaktur.C Diese Angaben umfassen nicht einmal die „fabrikmäßige" Produktion landwirtschaftlicher Maschinen und Geräte vollständig. So zählte diese Zusammenfassung 1890 im Europäischen Russland 149, das „Verzeichnis" von Orlow 163 Werke, die landwirtschaftliche Maschinen und Geräte verfertigen; 1894 wurden nach dem ersten Material im Europäischen Russland 164 Werke dieser Art gezählt („Wjestnik Finansow", 1897, Nr. 21, S. 544), nach der „Liste der Fabriken und Werke" 1894/95 dagegen mehr als 173 Werke. Die Kleinproduktion landwirtschaftlicher Maschinen und Geräte durch die „Kustargewerbe" berücksichtigen diese Zahlen überhaupt nicht.D

Es kann deshalb keinem Zweifel unterliegen, dass die Angaben für 1890 und 1894 erheblich hinter den wirklichen Ziffern zurückbleiben; das bestätigen auch die Äußerungen der Spezialisten, nach deren Berechnung Anfang der neunziger Jahre in Russland landwirtschaftliche Maschinen und Geräte im Werte von ungefähr 10 Millionen Rubel („Land- und Forstwirtschaft", S. 359), 1895 aber im Werte von ungefähr 20 Millionen Rubel hergestellt wurden („Wjestnik Finanssow", 1896, Nr. 51).

Gehen wir zu genaueren Zahlen über Arten und Mengen der in Russland hergestellten landwirtschaftlichen Maschinen über. Man schätzt, dass 1876 25.835 Geräte, 1877 29.590, 1878 35.226, 1879 47.892 landwirtschaftliche Maschinen und Geräte hergestellt wurden. Wie weit heute diese Ziffern überschritten werden, ist aus folgenden Angaben zu ersehen. 1879 wurden ungefähr 14 500 Pflüge hergestellt, 1894 dagegen 75 500 („Wjestnik Finanssow", 1897, Nr. 21).

Wenn vor fünf Jahren Maßnahmen zwecks Verbreitung von Pflügen in den Bauernwirtschaften erforderlich schienen, so hat sich heute diese Frage in der Praxis von selbst entschieden. Der Kauf von Pflügen durch die Bauern ist heute kein Wunderding mehr, sondern eine gewöhnliche Erscheinung; Jahr für Jahr erwerben die Bauern Tausende von Pflügen".E

Die große Anzahl der in Russland benutzten primitiven Ackergeräte bietet der Produktion und dem Absatz von Pflügen ein noch weites Betätigungsfeld.F Die fortschreitende Verwendung von Pflügen hat sogar schon die Elektrifizierungsfrage aufgeworfen. Nach Mitteilung der „Torgowo-Promyschlennaja Gaseta" (1902, Nr. 6) hat auf der zweiten elektrotechnischen Tagung „der Bericht von W. A. Rschewski „Elektrizität in der Landwirtschaft" großes Interesse erweckt. Der Berichterstatter illustrierte mit vorzüglich ausgeführten Zeichnungen, wie die Verwendung des Pfluges bei der Feldbestellung in Deutschland mit Hilfe elektrischer Energie erfolgt, und führte dann Zahlen über die Rentabilität dieser Methode aus einem Voranschlag an, den er im Auftrage eines Gutsbesitzers für ein Gut in einem der südlichen Gouvernements aufgestellt hatte. Das Projekt sah die jährliche, teilweise doppelte Aufpflügung von 540 Desjatinen vor; Pflugtiefe 4,5–5 Werschok; Boden reine Schwarzerde. Außer den Pflügen sind im Projekt Arbeitsmaschinen für verschiedene andere Feldarbeiten vorgesehen, ferner Dreschmaschinen und eine Mühle von 25 Pferdekräften bei 2000 Arbeitsstunden im Jahr. Die Kosten der vollständigen Ausrüstung des Gutes einschließlich sechs Werst Oberleitung von 50 qmm Querschnitt berechnete der Berichterstatter auf 41.000 Rubel. Die Beackerung einer Desjatine kostet bei Errichtung der Mühle 7,40 Rubel, ohne Mühle 8,70 Rubel. Es erwies sich, dass bei Ansatz der örtlichen Preise für Arbeitskraft, Vieh usw. im ersten Falle durch die elektrische Bearbeitung eine Ersparnis von 1013 Rubel, im zweiten Falle – bei Wegfall der Mühle und geringerer Verwendung von Energie – eine Ersparnis von 966 Rubel erzielt wird.

In der Fabrikation von Dreschmaschinen und Getreideschwingen ist keine so scharfe Wendung festzustellen; sie hat schon seit längerer Zeit relativ festen Fuß gefasst.G Die „kustarmäßige" Herstellung dieser Geräte hat sogar ihr besonderes Zentrum in Saposchok, Gouvernement Rjasan, mit Nachbardörfern, wo die Dorfbourgeoisie ein schönes Stück Geld aus diesem „Gewerbe" bezogen hat – (vgl. „Berichte und Untersuchungen", Bd. I, S. 208–210). In der Fabrikation von Getreidemähmaschinen ist eine besonders rasche Steigerung zu beobachten. 1879 wurden 180 Stück jährlich produziert; 1893 schätzte man ihren Absatz auf 7–8000 Stück jährlich, 1894/95 auf ungefähr 27.000 Stück. Das Werk von J. Greaves in Berdjansk, Gouvernement Taurien – „die größte Maschinenfabrik dieser Art in Europa" (d. h. für die Produktion von Mähmaschinen, „Wjestnik Finanssow", 1896, Nr. 51) – stellte 1894 insgesamt 4464 Mähmaschinen her. Unter den taurischen Bauern sind die Mähmaschinen bereits derart verbreitet, dass aus der Einbringung fremden Getreides mit Maschinen sogar ein eigener Erwerbszweig entstanden ist.H

Auch für andere weniger verbreitete Gerätschaften sind die Ziffern gleichartig. Sämaschinen werden bereits von dutzenden Werken hergestellt; die vollkommeneren Reihensämaschinen, die 1893 erst von zwei Werken angefertigt wurden („Land- und Forstwirtschaft", S. 360), werden zur Zeit bereits in sieben Werken produziert („Produktivkräfte", I, S. 51) und sind ebenfalls am stärksten in Südrussland verbreitet. Die Maschinenanwendung erstreckt sich auf alle Zweige der Landwirtschaft und auf alle einzelnen Arbeitsverrichtungen; Spezialübersichten berichten über die Verbreitung der Mähmaschinen, Sortiermaschinen, Kornreinigungsmaschinen (Trieure), Getreidedarren, Heupressen, Flachsbrechen usw. Im „Anhang zum landwirtschaftlichen Bericht 1898" („Sewerny Kurjer", 1899, Nr. 32) weist die Semstwoverwaltung des Gouvernements Pskow auf den Zusammenhang hin, der zwischen der Verbreitung von Maschinen, besonders von Flachsbrechen, und dem Übergang vom bedarfswirtschaftlichen zum marktmäßigen Flachsbau besteht. Es wächst die Anzahl der modernen Pflüge. Nach den gemachten Feststellungen fördert auch die Wanderarbeit die vermehrte Anwendung landwirtschaftlicher Maschinen und die Steigerung der Arbeitslöhne. Im Gouvernement Stawropol (ebenda, Nr. 33), wo die Anwendung landwirtschaftlicher Maschinen gleichzeitig mit der Zuwanderung wächst, zählte man 1882 erst 908, 1891–1893 im Durchschnitt 29 275, 1894–1896 im Durchschnitt 54 874, 1895 gegen 64.000 landwirtschaftliche Geräte und Maschinen.

Die zunehmende Maschinenanwendung schafft natürlich auch Nachfrage nach Kraftmaschinen: neben Dampfmaschinen „finden neuerdings auch Petroleummotoren in unserer Landwirtschaft starke Verbreitung" („Produktivkräfte", I, S. 56); ihre Fabrikation haben bereits sieben russische Werke aufgenommen, obwohl der erste Motor dieser Art im Ausland erst vor sieben Jahren erschien. Im Gouvernement Cherson zählte man in den siebziger Jahren nur 134 landwirtschaftliche Lokomobilen („Materialien zur Statistik der Dampfmaschinen im Russischen Reiche", Petersburg 1882), 1881 dagegen ungefähr 500 („Hist.-stat. Überblick", Bd. II, Abschnitt: Landwirtschaftliche Geräte). 1884–1886 waren in drei von sechs Kreisen dieses Gouvernements 435 Dampfmaschinen eingeführt. „Heute (1895) muss man die Zahl dieser Maschinen mindestens auf das Doppelte schätzen" (Tesjakow, „Die landwirtschaftlichen Arbeiter und die Organisation ihrer sanitären Beaufsichtigung im Gouvernement Cherson", Cherson 1896, S. 71). Nach dem „Wjestnik Finanssow" (1897, Nr. 21) werden im Gouvernement Cherson „etwa 1150 Dampfdreschmaschinen gezählt, im Kubangebiet schwankt ihre Zahl ungefähr um dieselbe Ziffer herum usw.… Die Anschaffung von Dampfdreschmaschinen gewinnt neuerdings gewerblichen Charakter Es sind Fälle zu verzeichnen, wo sich eine 5000 Rubel kostende Dampfdreschmaschine in zwei an drei ertragreichen Jahren bezahlt machte und der Unternehmer sofort eine neue unter denselben Bedingungen erwarb. So kann man in keineswegs groß zu nennenden Betrieben des Kubangebietes nicht selten fünf oder sogar zehn Maschinen dieser Art antreffen. Sie sind dort zum notwendigen Zubehör jeder besser eingerichteten Wirtschaft geworden." „Insgesamt sind in Südrussland mehr als 10.000 Lokomobilen für landwirtschaftliche Zwecke im Gebrauch" („Produktivkräfte", IX, S. 151).I

Wenn wir uns erinnern, dass 1875–1878 im ganzen Europäischen Russland in der Landwirtschaft nur 1351 Lokomobilen gezählt wurden, 1901 dagegen nach unvollständigen Ermittlungen (Zusammenfassung der Berichte der Fabrikinspektoren für 1903) 12.091, 1902 14.609, 1903 16.021, 1904 schon 17.287 landwirtschaftliche Lokomobilen, so wird uns klar, eine wie gewaltige Revolution das Kapital in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten in unserer Landwirtschaft hervorgerufen hat. Die größten Dienste für die Beschleunigung dieses Prozesses leisteten die Semstwos. Semstwolager landwirtschaftlicher Maschinen und Gerätschaften bestanden Anfang 1897

bereits in 11 Gouvernements und 203 Kreissemstwoverwaltungen und verfügten über ein Gesamtbetriebskapital von ungefähr 1 Million Rubel" („Wjestnik Finanssow", 1897, Nr. 21).

Im Gouvernement Poltawa stieg der Umsatz der Semstwolager von 22.600 Rubel 1890 auf 94.900 Rubel 1892 und auf 210.100 Rubel 1895. In sechs Jahren wurden 12.600 Pflüge, 500 Getreideschwingen und Sortiermaschinen, 300 Mähmaschinen, 200 Pferdedreschmaschinen abgesetzt.

Die Käufer von Gerätschaften aus den Semstwolagern rekrutieren sich hauptsächlich aus den Kreisen der Kosaken und Bauern; auf sie entfallen 70% aller verkauften Pflüge und Pferdedreschmaschinen. Käufer von Sä- und Mähmaschinen waren hauptsächlich Grundeigentümer und namentlich Großgrundbesitzer mit mehr als 100 Desj. Land" („Wjestnik Finanssow", 1897, Nr. 4).

Nach dem Bericht der Gouvernement-Semstwoverwaltung in Jekaterinoslaw für 1895 verbreiten sich die verbesserten landwirtschaftlichen Geräte äußerst rasch. So zählte man im Kreis Werchnednjeprowsk:



1894

1895

Moderne Pflüge

bei Grundeigentümern

5 220

6 752

bei Bauern

27 271

30 112

Pferdedreschmaschinen

bei Grundeigentümern

131

290

bei Bauern

671

838

(„Wjestnik Finanssow", 1897, Nr. 6.)

Nach den Angaben der Moskauer Gouvernement-Semstwoverwaltung waren 1895 insgesamt 41.210 Pflüge bei 20,2% der Gesamtzahl der Bauern vorhanden („Wjestnik Finanssow", 1896, Nr. 31). Im Gouvernement Twer waren nach einer Sonderzählung von 1896 51 266 Pflüge vorhanden, die sich auf 16,5% der Gesamtzahl der Wirtschaftenden verteilten. Im Kreise Twer gab es 1890 nur 290, 1896 dagegen 5581 Pflüge („Sammlung stat. Daten für das Gouvernement Twer", Bd. XIII, Lief. 2, S. 91 u. 94). Man kann hiernach die Schnelligkeit beurteilen, mit der die Konsolidierung und die Vervollkommnung der Wirtschaft der Bauernbourgeoisie vor sich geht.

A Siehe „Historisch-statistischer Überblick über die russische Industrie", Bd. I, Petersburg 1883 (herausgegeben anlässlich der Ausstellung 1882), Artikel von W. Tschernjajew „Landwirtschaftlicher Maschinenbau". – Auch Bd. II, Petersburg 1886, in Gruppe IX. – „Land- und Forstwirtschaft Russlands" Petersburg 1893 (herausgegeben anlässlich der Ausstellung in Chicago), Aufsatz von W. Tschernjajew „Landwirtschaftliche Gerätschaften und Maschinen". – „Produktivkräfte Russlands", Petersburg 1896 (herausgeg. anlässlich der Ausstellung 1896), Artikel des Herrn Lenin „Landwirtschaftliche Geräte und Maschinen" (Abschn. I). – „Wjestnik Finanssow", 1896, Nr. 51, und 1897, Nr. 21. W. Raspopin im zitierten Artikel. Nur der letztgenannte Artikel stellt die Frage auf den Boden der politischen Ökonomie, alle übrigen sind von agronomischen Spezialisten verfasst.

B Um die Veränderungen der letzten Zeit zu zeigen, bringen wir einige Zahlen aus dem „Jahrbuch für Russland" für die Jahre 1900–1903 (herausgegeben vom Stat. Zentralkomitee, Petersburg 1906). Die Produktion landwirtschaftlicher Maschinen im ganzen Reich wird hier mit 12.058.000 Rubel, die Einfuhr aus dem Ausland 1902 mit 15.240.000 Rubel und 1903 mit 20.615.000 Rubel beziffert.

C Diese Ziffern sind im „Wjestnik Finansow", Jahrg. 1897, Nr. 21, für 4m Zeitraum von 1888 bis 1894 ohne genaue Quellenangabe zusammengestellt.

D Sämtliche Werkstätten, die landwirtschaftliche Gerätschaften verfertigten und reparierten, wurden 1864 auf 64 berechnet, 1871 auf 112, 1874 auf 203, auf 340, 1885 auf 435, 1892 auf 400 und 1895 auf ungefähr 400 („Land-Forstwirtschaft Russlands", S. 358, und „Wjestnik Finanssow", 1896, Nr. 51). Demgegenüber zählte die „Zusammenfassung" 1888–1894 nur 157 bis 217 Werke dieser Art (im Durchschnitt der sieben Jahre 183). Illustrieren wir das Verhältnis der „fabrikmäßigen" und der „kustarmäßigen" Erzeugung landwirtschaftlicher Maschinen an einem Beispiel: im Gouvernement Perm wurden 1894 nur 4 „Werke" mit einer Gesamtproduktion von 28.000 Rubel gezählt, während die Zählung von 1894/95 in diesem Zweige 94 „Kustarbetriebe" mit einer Gesamtproduktion von 50.000 Rubel feststellte, wobei in die Zahl der „Kustarbetriebe" auch solche Betriebe einbezogen wurden, die 6 Lohnarbeiter beschäftigen und mehr als 8.000 Rubel Produktion zu verzeichnen haben („Skizzen über die Lage der Kustargewerbe im Gouvernement Perm", Perm, 1896).

E „Berichte und Untersuchungen über das russische Kustargewerbe", Bd. I, Petersburg 1892, S. 202. Zu gleicher Zeit geht die bäuerliche Produktion von Pflügen infolge der Verdrängung durch die Fabriken zurück.

F„Land- und Forstwirtschaft in Russland", S. 360.

G 1879 wurden etwa 4500, 1894/95 ungefähr 3500 Dreschmaschinen hergestellt. Die letzte Zahl lässt das Kustargewerbe unberücksichtigt.

H 1893 z. B. „boten auf der Uspensker Ökonomie von Falz-Fein (Besitzer von 200.000 Desjatinen) 700 Bauern die Arbeit ihrer Maschinen an; die Hälfte von ihnen ging leer aus, da nur 350 eingestellt wurden" (Schachowskoi, „Landwirtschaftlicher Wandererwerb", Moskau 1896, S. 161). In anderen Steppengouvernements jedoch, namentlich links der Wolga, sind die Mähmaschinen erst schwach verbreitet. Übrigens suchen auch diese Gouvernements m den letzten Jahren aus aller Kraft Neurussland einzuholen. So wurden 1890 auf der Sysran-Wjasma-Eisenbahn 75.000 Pud landwirtschaftliche Maschinen, Lokomobilen und deren Ersatzteile befördert, 1891: 62.000 Pud 1892: 88.000 Pud, 1893: 120.000 Pud und 1894: 212.000 Pud, d. h. die Transporte stiegen in etwa fünf Jahren fast auf das Dreifache. Die Station Ucholowo fertigte 1893 ungefähr 30.000 Pud Ackerbaumaschinen örtlichen Fabrikats ab, 1894 ungefähr 82.000 Pud, während bis einschließlich 1892 der Versand landwirtschaftlicher Maschinen von dieser Station noch nicht 10.000 Pud jährlich erreichte Aus Ucholowo gelangen hauptsächlich Dreschmaschinen zum Versand die in der Ortschaft Konino, im Dorf Smykowo und in der Kreisstadt Saposchok, Gouv. Rjasan, hergestellt werden. In Konino befinden sich drei Eisengießereien deren Besitzer Jermakow, Karew und Golikow hauptsächlich landwirtschaftliche Maschinenteile gießen. Mit der Weiterbearbeitung der Teile und der Maschinenmontage sind fast alle Einwohner von Smykowo und Konino beschäftigt" („Kurzer Überblick über die kommerzielle Tätigkeit der Sysran-Wjasma-Eisenbahn 1894", Lief. IV, Kaluga 1896, S. 62 u. 63). – Interessant an diesem Beispiel ist erstens das enorme Anschwellen der Produktion gerade in den letzten Jahren, in den Jahren niedriger Getreidepreise, und zweitens die Verbindung zwischen „fabrikmäßiger" und „kustarmäßiger" Herstellung. Die kustarmaßige Produktion bildet einfach eine „Außenabteilung" der Fabrik.

I Vgl. Korrespondenz aus dem Kreis Perekop, Taurien, in „Russkije Wjedomosti" vom 19. August 1898 (Nr. 167). „Dank der starken Verbreitung von Mähmaschinen, sowie von Dampf- und Pferdedreschmaschinen unter unsern Landwirten werden die Feldarbeiten äußerst schnell erledigt. Die alte „Dreschwalze" gehört der Vergangenheit an. Der Krimer Landwirt vergrößert Jahr für Jahr in steigendem Maße die Saatfläche, so dass er notgedrungen verbesserte landwirtschaftliche Maschinen und Geräte zu Hilfe nehmen muss. Während man mit Dreschwalzen nicht mehr als 150–200 Pud Korn täglich ausdrischt, drischt eine 10-PS-Dampfdreschmaschine 2000–2500 Pud täglich aus, eine Pferdedreschmaschine 700–800 Pud. Daher steigt Jahr für Jahr die Nachfrage nach Geräten, Sämaschinen und Dreschmaschinen in einem Maße, dass die Werke und Fabriken, wie dies auch im laufenden Jahre wieder der Fall war, ohne Lagerbestände bleiben und die Nachfrage der Landwirte nicht befriedigen können." Zu den wichtigsten Ursachen der Verbreitung verbesserter Gerätschaften gehört das Sinken der Getreidepreise, das die Landwirte zur Senkung der Selbstkosten zwingt.

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