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Wladimir I. Lenin 19010600 Ein neues Blutbad

Wladimir I. Lenin: Ein neues Blutbad

[„Iskra" Nr. 5, Juni 1901. Nach Sämtliche Werke, Band 4.1, Wien-Berlin 1928, S. 132-138]

Wir leben scheinbar in einem Augenblick, wo der Kurs unserer Arbeiterbewegung wiederum mit unaufhaltsamer Kraft zu jenen verschärften Zusammenstößen führt, die der Regierung und den besitzenden Klassen so großen Schrecken einjagen und die Sozialisten mit Freude und Mut erfüllen. Ja, diese Zusammenstöße freuen uns und erfüllen uns mit neuem Mut, trotz der ungeheuren Zahl von Opfern, die die Repressalien fordern, denn durch ihren Widerstand liefert die Arbeiterklasse den Beweis, dass sie sich mit ihrer Lage nicht abgefunden hat, dass sie nicht Sklave bleiben und sich schweigend der Gewalt und Willkür unterordnen will. Die gegenwärtige Gesellschaftsordnung legt der Arbeiterklasse, immer und unvermeidlich, selbst beim friedlichsten Gang der Dinge, zahllose Opfer auf. Tausende und Zehntausende von Menschen, die ihr ganzes Leben lang arbeiten, um fremden Reichtum zu schaffen, sterben vor Hunger oder an ständiger Unterernährung, werden frühzeitig von Krankheiten hinweggerafft, die die Folge der unerträglichen Arbeitsbedingungen, der elenden Wohnungsverhältnisse, der mangelnden Erholung sind. Und hundertmal verdient den Namen eines Helden, wer es vorzieht, im offenen Kampfe gegen die Verteidiger und Beschützer dieser niederträchtigen Gesellschaftsordnung den Tod zu finden, als den langsamen Tod eines müden, abgehetzten und geduldigen Gauls zu sterben. Wir wollen damit durchaus nicht sagen, dass eine Schlägerei mit der Polizei die beste Form des Kampfes sei. Wir haben im Gegenteil die Arbeiter stets darauf hingewiesen, dass es in ihrem Interesse ist, den Kampf ruhiger und mit größerer Selbstbeherrschung zu führen, sich zu bemühen, jede Unzufriedenheit für die Unterstützung des organisierten Kampfes der revolutionären Partei auszunutzen. Aber die Hauptquelle, die die revolutionäre Sozialdemokratie nährt, ist gerade jener Geist des Protestes in den Arbeitermassen, der infolge der Unterdrückung und der Willkür, denen die Arbeiter ausgesetzt sind, von Zeit zu Zeit in verzweifelten Ausbrüchen zum Ausdruck kommen muss. Diese Ausbrüche wecken die breitesten Schichten der in Elend und Unwissenheit lebenden Arbeiter zu bewusstem Leben, verbreiten in ihnen den Geist des edlen Hasses gegen die Unterdrücker und die Feinde der Freiheit. Und darum zwingt uns die Nachricht von dem Blutbad, das z. B. am 7. Mai im Obuchow-Werk stattgefunden hat, auszurufen: „Der Aufstand der Arbeiter ist niedergeworfen, es lebe der Aufstand der Arbeiter!"

Es gab eine Zeit, und zwar liegt sie verhältnismäßig nicht weit zurück, wo die Arbeiteraufstände seltene Ausnahmen waren und nur durch irgendwelche besonderen Umstände hervorgerufen wurden. Jetzt ist es anders geworden. Vor einigen Jahren haben wir eine Periode des Aufschwungs der Industrie durchgemacht, die Handelsgeschäfte gingen flott vonstatten, die Nachfrage nach Arbeitern war groß. Und trotzdem organisierten die Arbeiter eine Reihe von Streiks und erkämpften sich so bessere Arbeitsbedingungen: die Arbeiter hatten eingesehen, dass sie den Moment nicht versäumen durften, dass sie eben die Zeit ausnutzen mussten, in der die Profite der Fabrikanten besonders hoch waren und man sie darum leichter zu Zugeständnissen zwingen konnte. Aber dem Aufschwung folgte eine Krise: die Fabrikanten werden ihre Waren nicht los, die Profite sinken, die Zahl der Zusammenbrüche wächst, die Betriebe schränken die Produktion ein, entlassen ihre Arbeiter, die in Massen brotlos gemacht und auf das Pflaster geworfen werden. Nun sind die Arbeiter gezwungen, verzweifelt zu kämpfen nicht mehr um eine Verbesserung ihrer Lage, sondern um die Aufrechterhaltung der alten Bedingungen, um die Verringerung der Lasten, die die Fabrikanten ihnen aufbürden. In dieser Weise entwickelt sich die Arbeiterbewegung in die Tiefe und in die Breite: zunächst der Kampf in einzelnen Ausnahmefällen, dann ein zäher und ununterbrochener Kampf während der Belebung der Industrie und des flotten Handels und schließlich ein ebenso ununterbrochener und zäher Kampf zur Zeit der Krise. Wir können jetzt schon sagen, dass die Arbeiterbewegung zu einer bleibenden Erscheinung in unserem Leben geworden ist, dass sie unter allen Bedingungen wachsen wird.

Doch aus der Ablösung des industriellen Aufschwungs durch die Krise werden die Arbeiter nicht nur die Lehre ziehen, dass der geschlossene Kampf für sie zu einer ständigen Notwendigkeit geworden ist. Dieser Wechsel wird auch die schädlichen Illusionen zerstören, die sich in der Blütezeit der Industrie zu bilden begonnen haben. Hie und da war es den Arbeitern verhältnismäßig leicht gelungen, die Unternehmer durch Streiks zu Zugeständnissen zu zwingen, und man begann die Bedeutung dieses „ökonomischen" Kampfes zu übertreiben, man begann zu vergessen, dass es den Gewerkschafts-(Berufs-) Verbänden der Arbeiter und den Streiks im besten Falle nur gelingt, etwas vorteilhaftere Bedingungen für den Verkauf der Ware Arbeitskraft zu erzielen. Berufsverbände und Streiks können nicht helfen, wenn diese „Ware" infolge der Krise keine Nachfrage findet, sie sind außerstande, die Verhältnisse zu ändern, die die Arbeitskraft zur Ware machen und die Massen der Werktätigen zu schwerster Not und Arbeitslosigkeit verurteilen. Um diese Verhältnisse zu ändern, ist der revolutionäre Kampf gegen die gesamte gegenwärtige soziale und politische Ordnung notwendig, und die industrielle Krise wird viele, viele Arbeiter von der Richtigkeit dieser Wahrheit überzeugen.

Wenden wir uns wieder dem Blutbad vom 7. Mai zu. Wir führen weiter unten die uns zur Verfügung stehenden Mitteilungen über die Massenstreiks und die Arbeiterunruhen in Petersburg an1. Hier hingegen wollen wir den Polizeibericht über das Blutbad vom 7. Mai einer Analyse unterziehen2. In letzter Zeit haben wir uns bereits etwas an die Regierungs-( alias Polizei-) Berichte über Streiks, Demonstrationen, Zusammenstöße mit den Truppen gewöhnt; wir verfügen jetzt über ein ziemlich umfassendes Material, um über den Grad der Glaubwürdigkeit solcher Mitteilungen urteilen zu können, wir können manchmal nach dem Rauch der Polizeilüge auf die Flamme der Volksempörung schließen.

Am 7. Mai, – lautet die offizielle Meldung – nach der Mittagspause, stellten in der Obuchowschen Stahlgießerei, im Dorfe Alexandrowsk, an der Schlüsselburger Chaussee, etwa 200 Arbeiter aus verschiedenen Abteilungen des Betriebes die Arbeit ein und erhoben bei einer Aussprache mit dem Oberstleutnant Iwanow, dem stellvertretenden Chef der Fabrik, verschiedene unbegründete Forderungen."

Wenn die Arbeiter die Arbeit eingestellt haben, ohne es zwei Wochen vorher angekündigt zu haben – selbst angenommen, dass die Arbeitseinstellung nicht durch ungesetzliches Vorgehen der Unternehmer hervorgerufen worden ist, wie es oft der Fall zu sein pflegt –, so ist das selbst nach dem russischen Gesetz (das in letzter Zeit systematisch gegen die Arbeiter ergänzt und verschärft wurde) eine einfache polizeiwidrige Handlung, deren Aburteilung dem Friedensrichter unterliegt. Aber die russische Regierung bringt sich in letzter Zeit durch ihre strengen Maßnahmen in eine immer lächerlichere Lage: einerseits werden Gesetze erlassen, die neue Verbrechen festlegen (z. B. willkürliche Arbeitseinstellung oder Beteiligung an Zusammenrottungen, die fremdes Eigentum beschädigen oder sich der bewaffneten Macht gewalttätig widersetzen), die Strafen für Streiks werden erhöht usw. – andererseits schwindet die physische und politische Möglichkeit, diese Gesetze und die in ihnen vorgesehenen Strafen anzuwenden. Es ist physisch unmöglich, Tausende und Zehntausende von Menschen einer Arbeitseinstellung, eines Streiks, einer „Zusammenrottung" wegen zur Verantwortung zu ziehen. Es ist politisch unmöglich, in jedem solchen Fall ein Gerichtsverfahren einzuleiten; denn wie konstruiert auch die Zusammensetzung des Gerichtes sein mag, wie sehr man die Öffentlichkeit auch beschneidet: der Schatten eines Gerichtes wird immer bleiben und natürlich – eines „Gerichtes" nicht über die Arbeiter, sondern über die Regierung. Und nun werden die Kriminalgesetze, die den Zweck hatten, der Regierung den politischen Kampf gegen das Proletariat zu erleichtern (und gleichzeitig den politischen Charakter dieses Kampfes hinter „staatlichen" Erwägungen über die „öffentliche Ordnung" usw. zu verbergen), durch den offenen politischen Kampf, durch offene Zusammenstöße auf der Straße – in den Hintergrund gedrängt. Die „Justiz" wirft die Maske der Unparteilichkeit und der Erhabenheit ab, sie flieht und überlässt das Feld der Polizei, den Gendarmen und Kosaken, die mit Steinen traktiert werden.

In der Tat, man erinnere sich des Hinweises der Regierung auf die „Forderungen" der Arbeiter. Vom Standpunkt des Gesetzes ist die Arbeitseinstellung ein Vergehen, unabhängig davon, welche Forderungen die Arbeiter aufstellen. Aber die Regierung hat eben schon die Möglichkeit verloren, sich auf den Boden des Gesetzes zu stellen, das sie selbst vor kurzem erlassen hat, und sie ist bemüht, die Abrechnung mit „eigenen Mitteln" zu rechtfertigen, indem sie behauptet, die Forderungen der Arbeiter seien unbegründet gewesen. Wer aber war der Richter in dieser Frage? Der Oberstleutnant Iwanow, der stellvertretende Chef des Betriebes, d. h. dieselbe vorgesetzte Behörde, über die die Arbeiter sich beschwerten! Kein Wunder, dass die Arbeiter auf solche Erklärungen der Machthaber mit Steinwürfen antworten!

Als nun die Arbeiter auf die Straße gingen und den Pferdebahnverkehr zum Stehen brachten, da begann bereits eine richtige Schlacht. Die Arbeiter schlugen sich anscheinend mit dem Aufwand ihrer ganzen Kraft, denn zweimal gelang es ihnen, den Angriff der Polizei, der Gendarmen, der berittenen Polizei und der bewaffneten Wache des Betriebes3 zurückzuschlagen, und dies, obgleich die Arbeiter keine anderen Waffen hatten als Steine. Allerdings sind „einige Schüsse" auch aus der Menge gefallen – wenn man dem Polizeibericht Glauben schenken soll –, aber niemand wurde durch diese Schüsse verwundet. Dagegen „hagelte" es Steine, wobei die Arbeiter nicht nur einen zähen Widerstand leisteten, sondern auch Geistesgegenwart an den Tag legten, sich sofort sehr geschickt den Verhältnissen anpassten und die beste Form des Kampfes wählten. Sie besetzten die benachbarten Höfe und überschütteten die zaristischen Baschi-Bosuks mit Steinen, die sie über die Zäune hinweg warfen, so dass sogar nach drei Salven, durch die ein Arbeiter (wirklich nur einer?) getötet und acht (?) verwundet wurden (einer starb am nächsten Tage), der Kampf trotz der Flucht der Menge noch fortgesetzt wurde und die herbeigeholten Kompanien des Omsker Infanterie-Regiments die benachbarten Höfe „von den Arbeitern säubern" mussten.

Die Regierung hat gesiegt. Aber jeder solcher Sieg wird ihre endgültige Niederlage nur beschleunigen. Jede dem Volke gelieferte Schlacht wird die Zahl der empörten und kampfbereiten Arbeiter erhöhen, immer erfahrenere, besser bewaffnete, kühner vorgehende Führer an die Spitze der Arbeiter stellen. Nach welchem Plane die Führer vorzugehen bemüht sein müssen, darüber haben wir unsere Meinung wiederholt geäußert. Schon mehrfach haben wir auf die unbedingte Notwendigkeit einer starken revolutionären Organisation hingewiesen. Aber bei so wichtigen Ereignissen, wie die vom 7. Mai, darf auch folgendes nicht außer acht gelassen werden:

In letzter Zeit ist sehr viel davon die Rede gewesen, dass der Straßenkampf gegen die moderne Armee unmöglich und aussichtslos sei; besonders bestanden darauf jene „kritischen" Neunmalweisen, die den alten Plunder bürgerlicher Gelehrsamkeit für neue Ergebnisse der objektiven Wissenschaft ausgaben und dabei Engels' Worte entstellten, der, und zwar mit Vorbehalten, nur von einer zeitweiligen Taktik der deutschen Sozialdemokraten sprach4. Wir sehen selbst an dem Beispiel eines einzelnen Zusammenstoßes, dass all dies Gerede vollständig sinnlos ist. Der Straßenkampf ist möglich, aussichtslos ist nicht die Lage der Kämpfer, sondern die Lage der Regierung, wenn sie es nicht mehr mit den Arbeitern nur eines Betriebes zu tun hat. Während des Zusammenstoßes am 7. Mai hatten die Arbeiter nichts als Steine, und sie werden sich natürlich durch das Verbot des Statthalters nicht hindern lassen, sich ein nächstes Mal mit anderen Waffen zu versehen. Die Arbeiter waren unvorbereitet und ihre Zahl belief sich nur auf Dreieinhalbtausend, und dennoch haben sie einige Hunderte berittener Polizisten, Gendarmen, Schutzleute und Infanterie zurückgeschlagen. Man denke nur daran, wie schwer es der Polizei gefallen ist, ein einziges Haus, das Haus Nr. 63 an der Schlüsselburger Chaussee, zu stürmen! Wird es ihr nun etwa leicht fallen, nicht zwei, drei Höfe und Häuser, sondern ganze Arbeiterviertel in Petersburg „von den Arbeitern zu säubern?" Wird es, wenn es zum entscheidenden Kampf kommt, nicht notwendig sein, die Häuser und Höfe der Hauptstadt nicht nur von Arbeitern zu „säubern", sondern auch von allen denjenigen, die das niederträchtige Blutbad vom 4. März nicht vergessen haben, die sich mit der Polizeiregierung nicht abgefunden haben, sondern nur eingeschüchtert sind und an die eigenen Kräfte noch nicht glauben.

Genossen! Gebt euch Mühe, die Namen aller am 7. Mai getöteten und verwundeten Arbeiter zu sammeln. Mögen alle Arbeiter der Hauptstadt ihr Andenken ehren und zu einem neuen, entscheidenden Kampf rüsten gegen die Polizeiregierung für die Freiheit des Volkes!

1 Die Korrespondenzen über die Unruhen und Maistreiks in Petersburg sind in Nr. 5 der „Iskra" (Juni 1901) unter dem Titel „Der erste Mai in Russland" (im Teil: „Chronik der Arbeiterbewegung und Briefe aus Fabriken und Betrieben") veröffentlicht worden.

2 Der offizielle Bericht über die Ereignisse vom 7. Mai in den Obuchow-Werken war nicht, wie üblich, im „Regierungsanzeiger" veröffentlicht worden, sondern erschien in den großen Zeitungen (z. B. „Nowoje Wremja") ohne besondere Überschrift, ohne Quellenangabe, nur mit dem Hinweis: „Wir erhielten folgende Meldung" – dann folgte der Text der Mitteilung, den Lenin auszugsweise zitiert. Die „Mitteilung" war den Zeitungen natürlich von der Ochrana zugestellt worden.

3 Apropos. Der Regierungsbericht meldet, dass „die bewaffnete Wache des Betriebes schon in Bereitschaft auf dem Hofe des Betriebes stand," während die Gendarmen, die berittene Polizei und die Schutzleute erst später herbeigerufen wurden. Seit wann und warum hielt man auf dem Hofe des Betriebes eine bewaffnete Wache in Bereitschaft? Vielleicht seit dem 1. Mai? Erwartete man vielleicht eine Arbeiterdemonstration? Wir wissen es nicht, aber es unterliegt keinem Zweifel, dass die Regierung das Tatsachenmaterial über die Ursachen und das Entstehen der Unzufriedenheit und der Empörung der Arbeiter kennt und es verschweigt.

4 Als Engels im Jahre 1895 zum ersten Mal die Marxsche Arbeit „Die Klassenkämpfe in Frankreich von 1840–1850", die aus in der „Neuen Rheinischen Zeitung" veröffentlichten Artikeln von Marx zusammengestellt war, herausgab, schickte er der Marxschen Broschüre eine Einleitung voraus, die das Datum des 6. März 1895 trug. Einige der Engelsschen Formulierungen in dieser Einleitung, die die Taktik der Arbeiterklasse betrafen, boten den Opportunisten einen Vorwand, den Standpunkt von Engels auszulegen als einen Verzicht auf die von Marx proklamierten revolutionären Kampfmethoden des Proletariats, als prinzipielle Ablehnung der Zweckmäßigkeit des bewaffneten Aufstandes und der Barrikadenkämpfe in Staaten, in denen das allgemeine Wahlrecht besteht. Engels protestierte schon damals, wie aus seinem Briefwechsel mit Lafargue und Kautsky hervorgeht, gegen jeden Versuch, seine „Einleitung" im Sinne des Revisionismus und Reformismus auszulegen und den Verfasser der „Einleitung" als friedlichen Verehrer der Gesetzlichkeit quand même (um jeden Preis – Die Red.) hinzustellen. Auf Bestehen des Parteivorstandes der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, der befürchtete, die zu scharfen Äußerungen Engels' könnten die Regierung zu neuen Repressalien gegen die Partei veranlassen, hatte sich Engels bereit erklärt, in seiner Schrift einige Ausdrücke abzuschwächen, und in dieser Fassung sandte er dann das Manuskript dem Parteivorstand für den Druck zu. Ohne Wissen von Engels strich der Parteivorstand aus diesem Manuskript eine Reihe besonders scharfer Formulierungen, wodurch der ursprüngliche Engelssche Text in den wesentlichsten Punkten entstellt wurde und, wie Engels selbst sagte, einen „schändlichen" Eindruck machte. Engels starb kurz darauf, ohne die Veröffentlichung des vollständigen Textes seiner „Einleitung" durchgesetzt zu haben, die deutsche Sozialdemokratie hat es aber nicht für notwendig gehalten, den Willen von Engels zu erfüllen und seine Arbeit in der Fassung zu veröffentlichen, in der der Verfasser sie sehen wollte. Die vom Parteivorstand der deutschen Sozialdemokratie aus der „Einleitung" gestrichenen Zeilen sind erst im Jahre 1924 in der Sowjetrepublik veröffentlicht worden (siehe „Marx-Engels-Archiv", Bd. 1; D. Rjasanow, die „Einleitung" von Engels zu den „Klassenkämpfen in Frankreich").

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