Wladimir I. Lenin: Brief an das Internationale Sozialistische Büro

[Hektographierte Ausgabe aus dem Jahre 1905 in französischer Sprache. Hier aus dem Französischen übersetzt. Nach Sämtliche Werke, Band 8, 1931, S. 275]

3./16. September 1905

Werter Genosse!

All Ihre Briefe, die sich auf den Vorschlag einer Vermittlung des Internationalen Sozialistischen Büros zur Aussöhnung der beiden Fraktionen unserer Partei beziehen, sind an das Zentralkomitee in Russland gesandt worden. Gegenwärtig kann ich Ihnen mitteilen, dass das Zentralkomitee bereit ist, an der erwähnten Konferenz teilzunehmen, wenn sie nur den Charakter einer Vorberatung trägt. Ich hoffe, dass die Delegierten des Zentralkomitees bald, wahrscheinlich im September, nach Genf oder Berlin kommen werden.

Indessen muss ich Ihnen mitteilen, dass das Zentralkomitee im Begriffe ist, in Russland mit der Organisationskommission, dem Vollzugsorgan der Parteiminderheit, ein Übereinkommen abzuschließen. Die Vorverhandlungen haben bereits stattgefunden, und den beiden Parteien ist es gelungen, über die Summen, die von den ausländischen Organisationen für die russische Revolution abgeführt worden sind, eine Vereinbarung zu treffen. Der Text dieser Vereinbarung ist Ihnen vor zwei Wochen zugesandt worden.

Da die Dauerhaftigkeit der Versöhnung nur durch ein vollkommenes Einverständnis zwischen den Genossen in Russland gewährleistet werden kann, wäre es vielleicht klug, das Ergebnis dieser Verhandlungen abzuwarten, bevor man die Konferenz, von der Sie schreiben, einberuft.

Wladimir Uljanow (N. Lenin)