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Wladimir I. Lenin 19050323 Vorbemerkung zu dem Aufsatz: „Über den Straßenkampf"

Wladimir I. Lenin: Vorbemerkung zu dem Aufsatz: „Über den Straßenkampf.

Ratschläge eines Kommunegenerals"1

[Wperjod" Nr. 11, 10./23. März 1905. Nach Sämtliche Werke, Band 7, 1929, S. 230 f.]

Der vorliegende Aufsatz ist eine Übersetzung aus den Memoiren des berühmten Kämpfers der Pariser Kommune Cluseret. Er gründete seine Erwägungen, wie aus den weiter unten angeführten kurzen biographischen Angaben ersichtlich ist, hauptsächlich, wenn auch nicht ausschließlich, auf die Erfahrung der Pariser Straßenaufstände. Außerdem hatte er speziell eine Revolution des Proletariats gegen alle besitzenden Klassen im Auge, in Russland aber machen wir jetzt in hohem Grade eine Revolution des gesamten Volkes gegen die Regierungsbande durch. Es ist deshalb selbstverständlich, dass die originellen Gedanken Cluserets für den russischen Proletarier lediglich als Material zur selbständigen Durcharbeitung der Erfahrungen der westeuropäischen Genossen, entsprechend unsern Bedingungen, zu dienen haben. Es dürfte nicht überflüssig sein, den Leser kurz mit der nicht uninteressanten Biographie des Autors bekannt zu machen.

Gustave Paul Cluseret wurde am 13. Juni 1823 in Paris geboren. Er besuchte die Militärschule zu Saint-Cyr und verließ sie 1843 als Unterleutnant (sous-lieutenant). Im Jahre 1848 nahm er im Range eines Leutnants energischsten Anteil an der Niederschlagung des Arbeiteraufstandes in Paris (Junitage). Im Verlaufe von sechs Stunden erstürmte er elf Barrikaden und erbeutete drei Fahnen. Für diese „Heldentat" erhielt er den Orden der Ehrenlegion. 1855 machte er als Kapitän den Feldzug in der Krim mit. Darauf nahm er seinen Abschied. Beteiligte sich unter Garibaldi an dem Feldzug für die Befreiung Italiens. 1861 begab er sich nach Amerika und kämpfte im Bürgerkrieg gegen die Sklavenstaaten. Er wurde General und erhielt (nach dem Siege bei Croskeys) das amerikanische Bürgerrecht. Kehrte dann nach Frankreich zurück. 1868 kam er wegen seiner Artikel in der Zeitung „L'Art" ins Gefängnis. Im Gefängnis Sainte-Pélagie knüpfte er Verbindungen mit den Mitgliedern der Internationale an. Wegen scharfer militärischer Kritiken in der Presse wurde er als amerikanischer Bürger aus Frankreich ausgewiesen. Nachdem die Republik proklamiert worden war (4. September 1870), kehrte er nach Paris zurück; beteiligte sich an den Aufstandsversuchen in Lyon und Marseille. Am 3. April 1871 wurde er von der Kommune zum Chef der Kriegsverwaltung ernannt. Am 6. April wurde er zum Mitglied der Kommune gewählt. Wegen Räumung des Forts Issy von der Kommune abgesetzt und verhaftet, von einem Kameradengericht jedoch freigesprochen. Nach der Amnestie 1881 kehrte er nach Frankreich zurück. Er schrieb für die Zeitungen „La Commune" und „La Marseillaise". Wegen Aufreizung der Armee zum Ungehorsam wurde er zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Er flüchtete aus Frankreich. 1888 kandidierte er bei einer Nachwahl zur Deputiertenkammer für die revolutionäre Partei, bekämpfte heftig den Parlamentarismus und die radikale „Clemenceau"-Partei. 1889 im zweiten Wahlkreis Toulon in die Deputiertenkammer gewählt, trat er der sozialistischen Arbeitergruppe bei. Schrieb das Buch „Armee und Demokratie" (1869) und zwei Bände „Memoiren" (1887), die der Kommune gewidmet sind.

1 Die vorliegende Notiz ist eine von Lenin geschriebene redaktionelle Vorbemerkung zu der in Nr. 11 des „Wperjod" veröffentlichten Übersetzung eines Abschnitts aus den Memoiren des Kommunegenerals Cluseret über den Straßenkampf. Die Übersetzung hatte ebenfalls Lenin selbst gemacht. Die Überschrift im „Wperjod" lautete: „Über den Straßenkampf" und als Untertitel: „Ratschläge eines Kommunegenerals".

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