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Wladimir I. Lenin 19061206 Wie führen die Armawirer Sozialdemokraten die Wahlkampagne?

Wladimir I. Lenin: Wie führen die Armawirer Sozialdemokraten die Wahlkampagne?

[Proletarij" Nr. 8, 6. Dezember (23. November) 1906. Nach Sämtliche Werke, Band 10, Wien-Berlin 1930, S. 234 f.]

Bei den Wahlen zur ersten Duma haben die Armawirer Sozialdemokraten einen Block mit den Kadetten geschlossen. Die „Wolna"1 hat seinerzeit darüber berichtet und die Armawirer scharf gerügt. Aus demselben Anlass hat damals auch das ZK unserer Partei nach Armawir geschrieben und die dortigen Genossen darauf aufmerksam gemacht, dass sie die Weisungen des Vereinigungsparteitags verletzen.

Man darf also annehmen, dass die Armawirer Genossen jetzt aus eigner Erfahrung wissen, was Blocks mit den Kadetten bedeuten. Zumindest propagieren sie in ihrer neuesten Parteiliteratur nicht nur keine Blocks mit den Kadetten, sondern sprechen im Gegenteil, offen und unverhüllt, die ganze Wahrheit über die Kadetten aus. Wir wollen nicht an der literarischen Form der Armawirer Publikationen nörgeln, das wäre kleinlich und oberflächlich. Wir wollen nur die Stellen anführen, die besonders deutlich die Taktik der Armawirer darlegen.

Uns liegt Nr. 1 der Zeitung „Armawirski Proletarij" vom Oktober 1906 vor, die im Verlag des Armawirer Komitees der SDAPR in einer Auflage von 5000 Exemplaren erschienen ist.

Im Leitartikel lesen wir:

Mögen die Kadetten, Kaufleute, Staatsbeamten, Grundbesitzer, Liberalen nach der Pfeife der Regierung tanzen, das Proletariat wird nicht demütig seinen Nacken beugen, wird seinen Kampf nicht einstellen!"

In dem nächsten Artikel, der den Vorbereitungen zu den Wahlen gewidmet ist, heißt es:

Schließt euch zusammen, stimmt ab, nehmt die Duma! Lange genug haben die Herren Kadetten auf den Samtsesseln des Taurischen Palais gesessen. Es ist an der Zeit, dass die Arbeiter mit ihren schwieligen Fäusten diese Schwätzer und Nichtstuer hinausschmeißen!

Beeilt euch, euch einen proletarischen Platz in der Duma zu sichern, um aus der Kadetten-Schwatzbude einen revolutionären Kampfboden zu machen, auf dem der Kampf gegen die Henker des Volkes, den verfluchten Absolutismus ausgefochten wird."

In dem Flugblatt „An die Wähler", das vom November 1906 datiert und in einer Auflage von 3000 Exemplaren erschienen ist, schreibt das Armawirer Komitee:

Das Volk hat begriffen, dass es nur mit Kraft und mit Gewalt das nehmen wird, was ihm der sterbende Absolutismus nicht freiwillig gibt, was ihm die machtlose Kadettenduma nicht gegeben hat… Führen wir unsere Rerolution durch sie, durch diese Duma hindurch, führen wir in Gestalt unserer Abgeordneten die Macht des Volkes in das Taurische Palais ein, lassen wir in der neuen Duma durch die Hände unserer Abgeordneten einen Scheiterhaufen auflodern und fachen wir seine heiße revolutionäre Flamme durch den stürmischen Atem des ganzen proletarischen und revolutionären Russlands an. Auf in die neue Duma!! Auf in die neue Duma!!

Genossen und Bürger! Unsere künftige Duma wird keine Schwarzhundertduma, wird auch keine Kadettenduma sein – sie wird eine proletarische und bäuerliche, sie wird unsere souveräne Duma sein."

Wir wiederholen, es wäre kleinlich, an der Form oder an Einzelheiten dieser Aufrufe zu nörgeln.

Wichtig ist ihr Geist. Wichtig ist die selbständige Politik der Armawirer Sozialdemokraten, die durch das Fegefeuer der Blocks mit den Schwätzern und Nichtstuern gegangen sind.

Hier habt ihr die Hoffnungen auf die Sozialdemokraten, ihr Herren aus der „Rjetsch" und dem „Towarischtsch", aus dem „Wjek" und den „Russkije Wjedomosti"! Hier habt ihr die „Gefahr von links", über die sich die „Rjetsch" vor einigen Tagen verplappert hat!

Auf zum Kampf, alle revolutionären Sozialdemokraten! Auf zum Kampf gegen die Blocks mit den Kadetten! Die Genossen Menschewiki werden ebenso wie die Armawirer durch das Fegefeuer der Blocks mit den Opportunisten der Bourgeoisie hindurchgehen und zur revolutionären Sozialdemokratie zurückkehren.

1 Lenin bezieht sich auf den Artikel: „Den Mitgliedern der SDAPR zur Beachtung! Der erste Versuch (zur Frage der Durchbringung der sozialdemokratischen Kandidaten in die Duma)" in „Wolna" Nr. 14 vom 24. (11.) Mai 1906.

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