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Wladimir I. Lenin 19070224 Einige Angaben über die Wahlen in der Arbeiterkurie Südrusslands

Wladimir I. Lenin: Einige Angaben über die Wahlen in der Arbeiterkurie Südrusslands

[Proletarij" Nr. 13 24. (11.) Februar 1907. Nach Sämtliche Werke, Band 10, Wien-Berlin 1930, S. 473-475]

Unsere Aufforderung an alle russischen Sozialdemokraten, die Sammlung von genauen Daten über die Wahlen in der Arbeiterkurie zu organisieren, ist nicht ergebnislos gewesen. Wir haben bereits 93 ausgefüllte Fragebogen erhalten, die wir unter den Petersburger Genossen verteilt hatten. Diese 93 Fragebogen verteilen sich folgendermaßen auf die einzelnen Bezirke: Petersburger Seite 7, Wassiljewskij Ostrow 22, Wiborger Bezirk 18, Moskauer Bezirk 18, Städtischer Bezirk 28. Wir bitten die Genossen, sich mit der Einsendung der übrigen Fragebogen zu beeilen, damit das Material – besonders über die Großbetriebe – vollständig sei. Wir werden dann die Ergebnisse veröffentlichen.

Aus der Provinz haben wir Angaben über 6 Fabriken des Jekaterinoslawer Gouvernements erhalten. Wir wollen diese Daten zu einer kleinen Tabelle gruppieren, um den Genossen zu zeigen, welche Tatsachen für die Partei wichtig sind und welche Schlüsse wir ziehen müssen auf Grund der Erfahrung der ersten Wahlen, die in der Arbeiterkurie nach Parteilisten vorgenommen wurden.

Name des Betriebs

Zahl der

Zahl der Bevoll.

Parteizug. d. gew. Bevoll.

Zahl d.Arb., die sich an d. Abst. beteil. haben

Zahl der Stimmen, die abgegeben wurden für:

Arbeiter

Bolschewiki

Menschewiki

Soz. Rev.

Parteil.

Rechte

Esau-Werke

350

1

Sozial.-M.

130

112

15

3

Lokomotivwerk-

stätte …….

2700


2

Sozial.-M.

800

650

Lokomotivpark…

700

1

Soziald.

230

230

Nägelfabrik…..

700

1

Sozial.-B.

250

250

Röhrenwerk…..

800

1

Sozial.-M.

200

195

5

Brjansker Schienen-

walzwerk ….

435 0

4

Sozialrev.

1100

300

800

Insgesamt in 6 Betrieben ……

9650

10

6 Soziald.

2710

250

2

1257

815

8

4 Soziair.

230


1773

Wir wissen selbstverständlich nicht, wie weit diese Zahlen typisch sind, und wie weit man die Schlüsse, die sich aus ihnen ergeben, auf das ganze Jekaterinoslawer Gouvernement ausdehnen kann. Man muss vollständige Angaben sammeln, um endgültige Schlüsse ziehen zu können.

Einstweilen kann man nur zwei Umstände verzeichnen. Die Wahlbeteiligung der Arbeiter war nicht hoch. Anscheinend ist die sozialdemokratische Arbeit nicht tief genug gegangen, hat die Massen nicht genügend erfasst. Im Allgemeinen hat sich weniger als ein Drittel der Gesamtzahl der Arbeiter an den Wahlen beteiligt. Am niedrigsten war die Wahlbeteiligung im Röhrenwerk: 200 von 850, d. h. weniger als ein Viertel, am höchsten war sie in den Esau-Werken: 130 von 350, d.h. mehr als ein Drittel.

Ein Kampf mit den Sozialrevolutionären fand in zwei Betrieben statt: in den Esau-Werken und im Brjansker Schienenwalzwerk. In diesem haben die Sozialrevolutionäre die Menschewiki besiegt! Der größte Betrieb wählte 4 Sozialrevolutionäre als Bevollmächtigte.

Die ersten (noch sehr unvollständigen) Angaben über den Süden bestätigen also den Schluss, den wir für den Norden gezogen haben: die Sozialrevolutionäre schlagen die Menschewiki, gerade als ob den Opportunisten eine Lehre erteilt werden sollte! Gerade als ob die Leute belehrt werden sollten, die mit unverzeihlichem Leichtsinn die revolutionäre bürgerliche Demokratie von sich abschütteln und der liberal-monarchistischen bürgerlichen Demokratie nachlaufen!

Von der Gesamtzahl der Bevollmächtigten (10) machen die Sozialrevolutionäre 40 Prozent aus, d.h. zwei Fünftel. Die Gesamtzahl von Stimmen jedoch, die für die Sozialrevolutionäre abgegeben wurden, beträgt weniger als ein Drittel, 850 von 2710. Es verlohnt sich festzustellen, dass die Sozialrevolutionäre ungeachtet ihres Sieges in dem größten Betrieb verhältnismäßig weniger Stimmen als Bevollmächtigte erhalten haben Das zeigt, wie unbegründet und unberechtigt die Großsprechereien der Petersburger Sozialrevolutionäre waren, die glauben machen wollten, dass ihre Stimmenzahl verhältnismäßig größer sein müsse als die Zahl ihrer Bevollmächtigten. Ohne zuverlässige Zahlen über das Abstimmungsergebnis in den einzelnen Betrieben darf man solche Behauptungen nicht aufstellen.

Wir wollen hoffen, dass die Genossen in ganz Russland die Sammlung von Angaben nach dem Muster der oben veröffentlichten Tabelle fortsetzen werden, damit die gesamte Partei sich ein klares Bild von den Ergebnissen ihres Kampfes machen und erkennen kann, warum sie in gewissem Sinn eine Niederlage erlitten hat.

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