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Gruppe organisierter Marxisten 19131230 Resolution über die Beschlüsse des Internationalen Sozialistischen Büros

Gruppe organisierter Marxisten: Resolution über die Beschlüsse des

Internationalen Sozialistischen Büros

[„Proletarskaja Prawda", 17./30. Dezember 1913. Nach Lenin, Sämtliche Werke Band 17, Moskau-Leningrad 1935, S. 848-850]

Wir begrüßen auf das Wärmste den Beschluss der Arbeiter-Internationale über die Notwendigkeit einer vollen und erschöpfenden Aufklärung der wesentlichen und wichtigsten Meinungsverschiedenheiten, die in Russland zwischen den politischen Richtungen in der Arbeiterbewegung bestehen.

Entsprechend dem Vorschlage der Internationale halten wir es unsererseits für notwendig, jene grundlegenden Meinungsverschiedenheiten anzuführen, die nach unserer Meinung die Marxisten und die Liquidatoren in zwei unversöhnliche Lager teilen.

Vor allem erklären wir, dass es sich in den Augen jedes klassenbewussten Arbeiters nicht um die Gründung irgendeines neuen Ganzen, sondern nur um die Befestigung und die volle Neuherstellung der alten Organisation handelt, wie sie sich schon vor mehr als 15 Jahren herausgebildet hatte, mit ihrem alten Programm und ihren wichtigsten taktischen Beschlüssen.

Von dieser marxistischen Organisation haben sich die Liquidatoren abgespalten. Zur Wiederherstellung der Einheit mit ihnen auf dem Gebiete der Arbeit außerhalb der Duma erscheinen als notwendige Bedingungen:

1. Die vollständige und rückhaltlose Anerkennung der „unterirdischen Organisation" (durch die Tat), die bedingungslose Unterordnung unter die Beschlüsse ihrer Zellen und die Verpflichtung, auf keinen Fall diese Beschlüsse in irgendwelchen Presseorganen anzugreifen.

2. Die völlige und vorbehaltlose Anerkennung dessen, dass die Hauptaufgabe der jetzigen Periode die drei Grundforderungen sind, die von der Arbeiterklasse Russlands aufgestellt worden sind, ferner die Durchführung der Arbeit in diesem Geiste und der Verzicht auf eine liberal-reformistische Propaganda, die zur Abkehr von den alten Aufgaben auffordert.

3. Das Rückgängigmachen aller Versuche, das Programm der Marxisten zu ändern (national-kulturelle Autonomie), und die unbedingte Anerkennung des im Jahre 1903 ausgearbeiteten Programms.

4. Die vollständige Unterordnung unter die Beschlüsse der marxistisch organisierten Arbeiter in den mit der Streikbewegung verbundenen Fragen und der Verzicht auf den Kampf gegen das sogenannte „Streikfieber".

5. Die Anerkennung der selbständigen Taktik des Proletariats durch die Tat und der Verzicht auf die Herabsetzung der Aufgaben der Arbeiterklasse im Interesse von Blocks mit den Liberalen.

6. Die Anerkennung dessen, dass in der Frage der Arbeit in den Gewerkschaften die Beschlüsse des Internationalen Sozialistenkongresses zu Stuttgart und des Londoner Kongresses der Marxisten Russlands zu gelten haben.

7. Das Aufgeben des Prinzips des Aufbaus der Arbeiterorganisationen nach dem nationalen Prinzip. Gründung einheitlicher Organisationen in Polen und im nordwestlichen Gebiete. Durchführung der von der Gesamtheit der russischen Marxisten über die Verschmelzung der örtlichen Organisationen mehrfach gefassten Beschlüsse durch den Bund.

Auf dem Gebiete der Arbeit in der Duma erscheinen als Bedingungen der Einheil die folgenden:

I. Die Anerkennung der Tatsache, dass die Fraktion ein dem organisierten Willen des marxistischen Ganzen unbedingt untergeordnetes Organ ist.

II. Zurücknahme aller Verstöße gegen das Programm (national-kulturelle Autonomie, die Aufnahme Jagellos usw.).

III. Verurteilung der spalterischen Handlungsweise der Sieben, die auch von G. V. Plechanow in dem Briefe an das ISB verurteilt worden ist.

Was jene Fraktionen anbelangt, mit denen zwecks Veranstaltung eines gemeinsamen Meinungsaustausches in Verbindung zu treten für das Internationale Sozialistische Büro von Nutzen wäre, fordern wir vor allem, dass an diesem Meinungsaustausch nur und ausschließlich die Vertreter der in Russland bestehenden Arbeiterorganisationen, auf keinen Fall aber Auslandszirkel teilnehmen, die mit der Arbeit in Russland nicht verbunden sind.

Und wir sind ferner der Meinung: 1. entweder sollen nur die Vertreter der zwei in Russland kämpfenden Hauptströmungen, d. h. der Marxisten und der Liquidatoren, eingeladen werden; 2. oder es sollen, wenn die Aufhellung aller Meinungsverschiedenheiten zwischen den Sozialdemokraten in Russland und denen, die sich für solche halten, überhaupt wünschenswert ist, alle Arbeiterorganisationen ohne Ausnahme, die in Russland tätig sind und glauben, der Sozialdemokratie nahezustehen, eingeladen werden. In diesem Falle besteht keine Veranlassung, auch manche linke Narodniki und auch die mit dem Bund konkurrierenden jüdischen Gruppen, die sich für sozialistisch halten, usw., auszuschließen.

Schließlich drücken wir unsere Zuversicht aus, dass die Sozialistische Presse des Auslandes zwecks richtiger Beleuchtung der Meinungsverschiedenheiten unter den russischen Sozialdemokraten den verantwortlichen Vertretern der russischen Organisationen ihre Spalten öffnen wird, die – zum Unterschied von den Emigrantenzirkeln und unverantwortlichen Personen – den ausländischen Genossen eine genaue Vorstellung von der ideologisch-politischen Grundlage der Meinungsverschiedenheiten in der russischen Arbeiterbewegung geben könnten.

Eine Gruppe organisierter Marxisten

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