Wladimir I. Lenin: Die Duma-„Sieben" [„Sa Prawdu", Nr. 19, 25. Oktober/7. November 1913 Gez.: W. F. Nach Sämtliche Werke Band 17, Moskau-Leningrad 1935, S. 42-44] Die langen Erklärungen und Betrachtungen der sieben Mitglieder der Reichsduma zur Verteidigung des Liquidatorentums machen einen höchst sonderbaren Eindruck. Die Sieben äußern sich die ganze Zeit ausschließlich über die Dumaarbeit, über die sozialdemokratische Tätigkeit in der Duma! Außerhalb des Taurischen Palais existiert für die Sieben nichts Organisiertes! „Wir haben zu sieben beschlossen, wir mit Jagello haben abgestimmt, wir haben Redner vorgeschickt, wir haben eine Deklaration angenommen" – nur Derartiges ist von den Sieben zu hören. „Wir Dumamitglieder", „wir in der Duma" – sonst wissen und verstehen die Sieben nichts. Die Sieben sind vom Liquidatorentum schon so angesteckt, dass sie das ABC des Marxismus nicht mehr verstehen, Vom marxistischen Standpunkt sollen die Abgeordneten in der Duma nicht ihren Willen durchführen, sondern den Willen der marxistischen Organisation, nicht ihre Beschlüsse, sondern die Beschlüsse der marxistischen Gesamtheit, nicht ihre Taktik, sondern die Taktik dieser Gesamtheit. Es ist ein Schimpf und eine Schande, dass dieses ABC des Marxismus den Dumaabgeordneten erklärt werden muss! Wie weit hat sie das Schwanken in der Richtung zum Liquidatorentum geführt, wenn sie sich entschließen, als Parteilose, als Zerstörer der proletarischen politischen Organisationen aufzutreten! Die liquidatorisch gestimmten Sieben fürchten sich, die Frage, „wo die marxistische Organisation ist", auch nur zu stellen. Darin besteht jedoch der ganze Witz. Das ganze Geschrei über die Einigkeit ist durch und durch Heuchelei, wenn die Frage des einheitlichen Willens, einheitlicher Beschlüsse, einer einheitlichen Taktik der Mehrheit der marxistisch-organisierten, vorgeschrittenen, klassenbewussten Arbeiter Russlands umgangen wird. Die Zeitung „Sa Prawdu" hat schon vor langem darauf hingewiesen, an Hand welcher Tatsachen man über den marxistischen Willen der Mehrheit der Arbeiter urteilen kann (und muss), dem sich nicht zu fügen Spalterei, Desorganisation, Zerstörung bedeutet. Diese Tatsachen sind: 1. die Wahlen der Arbeiterkurie in die IV. Duma; 2. die Geschichte der Arbeiterzeitungen; 3. die Gewerkschaften. In Europa fügt man noch das Wichtigste hinzu: die Zahl der legal in Verzeichnisse eingetragenen Mitglieder einer politischen Partei. Jedermann begreift, dass es in Russland solche Daten nicht geben kann; sie werden teilweise ersetzt durch allgemeine Beschlüsse, die für jeden ehrlichen Arbeiter bindend sind. Die Liquidatoren und die Sieben verlieren darüber, verlieren über die Kennzeichen der marxistischen Organisation, über ihre Beschlüsse, über ihre Taktik kein Wort! Die Liquidatoren und die Sieben wollen die „Einheit", das heißt die Unterordnung der sechs Arbeiterabgeordneten unter die sieben parteilosen, das heißt die Verletzung des Wirkens der marxistischen Gesamtheit. Die Liquidatoren und die Sieben wollen, dass die Dumagruppe der sozialdemokratischen Abgeordneten auf eigene Verantwortung und Gefahr handle, wie es ihr selbst gefällt, ohne und gegen dieses Ganze. Und diese schändliche, desorganisierende Forderung bezeichnen sie als Erfordernis der Einheit. Das Geschrei der Sieben über die Einheit erinnert an eine bekannte Anekdote: die Sieben wollen sich mit den Sechs „vereinigen", wie sich der Mensch mit einem Stück Brot „vereinigt". Er verschluckt es. Die sieben Parteilosen wallen die sechs Marxisten verschlucken und verlangen, dass man das als „Einheit" bezeichne. Die Zerstörung der marxistischen Organisation durch die sieben von der Mehrheit der Arbeiter losgerissenen, durch die sieben liquidatorisch gestimmten Abgeordneten, durch diese Sieben, die vergessen haben, dass sie in der Duma nur die Verkünder des Willens der Mehrheit der Arbeiter sind – das ist es, was die Liquidatoren und die sieben Abgeordneten tun! Die Arbeiterklasse tritt gegen dieses unerhörte desorganisierende Verhalten der sich überhebenden Feinde der Organisation der Arbeiterklasse auf und verlangt entschieden ihre Unterordnung auch in der Dumatätigkeit. |